Alethos hat geschrieben : ↑ Mo 30. Nov 2020, 20:14
Dass diese Toleranz nicht immer gelingt und es manchmal besser ist, die Maus zu fangen, bevor sie uns den Käse wegschnappt, das liegt auf der Hand. Die Frage ist: Müssen wir sie totschlagen mit einer perfiden Mäusefalle oder fangen wir sie ein, um sie dort auf dem Feld wieder frei zu lassen? Vergiften wir die Schnecken, oder löken wir sie von ‚unserem‘ Salat weg? Erschlagen wir die Biene, oder legen wir ihr ein Stück Ananas auf die Seite, damit sie sich abseits von unserem Revier an ihm weiden kann?
Sicher. Warum nicht. An der Stelle sind dann Ideen gefragt wie man Millionen von Insekten, Nagern und anderen Tieren von unserer tausende von Hektar umfassenden Ernteflächen fernhält.
Wenn Du da Ideen hast wende Dich an das Landwirtschaftsministerium in Deinem Land.
Ich denke, dass in ökologischen Systemen nicht nur das Recht des Stärkeren gelten muss
Was heißt "muss"? Es gibt es einfach. Als Überlebensstrategie. Genauso wie es Massenvermehrung, Intelligenz, Solidarität und vieles mehr als Überlebensstrategien gibt.
Tiere zu töten, um sie zu essen, das ist vielleicht evolutionär gesehen ganz okay und gut fundiert - aus der Optik eines intelligenten Wesens ist es aber nicht das Klügere. Lebewesen zu töten, um sich zu ernähren, das ist wohl natürlich gewordenes Selbstverständis und so gesehen entspringt es einer ökolgischen Tradition, aber es ist nicht klüger, das weniger Kluge zu tun, wenn es Alternativen gibt, die klüger wären.
Das ist kein einfaches Selbstverständis. Wer sich wirklich für Tiere interessiert,.. also wirklich... nicht nur in Form einer Ideologie.... der wird auch erkennen, dass Tiere nicht nur friedliche Pflanzenfresser sind, dass es viele Tierarten gar nicht gäbe, wenn diese sich nicht von anderen Tieren ernähren würden.
Warum soll ein Prinzip schlecht sein, das Leben hervorbringt? Denn das tut es. Fressen und Gefressenwerden ist nicht nur sinnloses, primitives Töten.
Es ist auch Basis für die Artenvielfalt auf unserem Planeten. Vom kleinsten Einzeller bis hin zum hochkomplexen Löwen.
Ich bin kein Vegetarierer, aber gerade, dass ich keiner bin, zeigt mir, dass ich fehlbar bin, denn wir müssen doch sehen, dass Tiere zu töten einfach falscher ist, als sie am Leben zu lassen.
Warum? Einfach so finde ich das nicht einsichtig. Die Begründung ist hier wichtig. Derer gibt es natürlich viele, aber die haben die Probleme die ich hier schon angesprochen habe.
Töten ist falsch per se, das heisst, es spielt keine Rolle, zu welchem Zweck und mit welcher Begründung auch immer wir töten: Es bleibt falsch.
Also das geht mir ein wenig zu weit.
Ich denke so pauschal können wir das nicht formulieren.
Wenn mich ein Löwe angreift, ich würde mich sicherlich wehren und ich würde ihn töten, wenn ich müsste, um mich zu schützen. Selbstverteidigung. Aber ich hätte mit seiner Tötung deshalb nichts Richtiges gemacht, sondern nur etwas Unvermeidliches. Aber nicht alles, was wir tun, ist unvermeidlich. Wir haben oftmals Alternativen, die wir gar nicht prüfen, weil wir es nicht müssen. Wir hinterfragen nicht, ob es richtig ist, ein Kuhkalb zu töten, damit wir es fein filetiert geniessen können, wir lassen es einfach mit Blick auf unsere Stellung in der Nahrungskette geschehen: „Brutal ist halt die Natur (für den, der auf dem Teller liegt).“ Ja, aber genau da sollten wir uns doch wenigstens die Mühe machen zu fragen, ob die Natur alles ist, was es gibt, oder ob es nicht auch Ebenen des Rechts und der Moral gibt, in denen Fairness und Gerechtigkeit eine Rolle spielen. Und ob wir, mit unseren grossen Gehirnen in den Bäuchen nicht eben diejenigen sein sollten, die weiter blicken als auf die blosse Naturseite der Dinge, auf Atomkerne und Sterne am Rande des Universums, auf Evolutionstheorien und andere Wissenschaften, sondern ob wir vielleicht ab und zu auch in uns hineinhören sollten. Manchmal müssen wir auf unser Herz hören, das in den Kulleraugen des Kuhkalbs glänzt, weil dort das moralische Gesetz in uns zurückstrahlt.
Alles gute Fragen. Was mir fehlt ist die Frage nach der Rolle des Menschen im Ökösystem.
Mir ist schon oft aufgefallen, dass in der Tierrechtsethik eine gewissen Schizophrenie vorherrscht. Die eine habe ich schon erwähnt. Die andere besteht darin auf der einen Seite dem Menschen keine Sonderrechte zusprechen zu wollen, ihn aber gleichzeitig aufgrund seiner mentalen Fähigkeiten (wir können unser Handeln überdenken) als etwas "Besonderes" vom Tier zu unterscheidendes anzusehen.
Das Ergebnis: Wir sind zu allem verpflichtet, aber zu nichts berechtigt.
Ich halte diese Schizophrenie für Quatsch.
Wir stehen nicht irgendwie draussen. Moral kann auch anerkennen, dass wir Teil des Ökosystems sind. Wir sind einer von vielen Räubern und damit Teil eines seit Jahrmillionen perfekt funktionierenden Naturprinzips. Wir leisten, wenn wir den Hasen essen den selben Beitrag für dieses Ökosystem wie der Fuchs. Und wer würde denn absprechen, dass der Fuchs als Räuber wichtig ist?
Also nein, ich denke nicht, dass es falsch ist Tiere zum Zwecke der Ernährung zu töten. Wir nehmen uns da kein Sonderrecht raus, sondern sind ein Teil eines Prinzips das unglaublich erfolgreich ist.
Worauf wir aber achten müssen ist, dass wir dieses Prinzip nicht überstrapazieren. Dass wir es nicht übertreiben. Denn auf der anderen Seite des Gleichgewichts kippt die Waage wenn die Räuber maßlos werden.
Tiere werden einfach maßlos, und die Natur reguliert die Räuber dann aufgrund ihres Funktionsprinzips (Balance: Vermehren sich die Räuber, Reduzieren sich die Beutetiere, das reduziert die Räuber und begünstigt die Beutetiere usw).
Wir hingegen erkennen dieses Prinzip und müssen nicht blind ins Verderben rennen. Wir können uns zügeln. Auch ohne ein wichtiges, elementares Naturprinzip zu verteufeln.