Was ist Gesellschaft.

Ursprünglich in der praktischen Philosophie beheimatet sind Theorien der Gesellschaft heute weitgehend von der Soziologie aufgegriffen worden.
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Jörn Budesheim
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Do 30. Nov 2023, 21:00

bpb hat geschrieben : Ein weiterer Teil der Arbeiten lässt sich einem intersektionalen Paradigma zuordnen, gemäß dem untersucht wird, inwiefern eine durch Herrschaft und Unterdrückung geprägte Mensch-Tier-Beziehung in direktem Zusammenhang mit innermenschlichen Ausgrenzungsprozessen und Gewaltpraktiken steht. Den Autorinnen und Autoren zufolge verlaufen diese zum einen auf einer symbolischen Ebene, beispielsweise innerhalb von Diskursen, Ideologien, Metaphern und Differenzkonstruktionen, zum anderen auf einer materiellen Ebene, innerhalb derer beispielsweise Gewalt- und Ausbeutungspraktiken gegen Tiere und Menschen ineinandergreifen oder aufeinander folgen. So untersucht Marjorie Spiegel die Verbindungen zwischen Sklaverei und Tierausbeutung ...




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Jörn Budesheim
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Do 30. Nov 2023, 21:03

Stefanie hat geschrieben :
Do 30. Nov 2023, 20:59
Gibt es auch eine Studie darüber, welche Tiere in der Lage sind, eine Beziehung auf der Grundlage der gegenseitigen Anerkennung als ein Wesen mit Subjektqualität (Du-Evidenz) aufzubauen?
Das kann ich dir natürlich nicht sagen, ich habe sehr, sehr wenig darüber gelesen. Vor ein paar Jahren, bevor ich Vegetarier wurde, habe ich ein paar Bücher über Tierethik gelesen. Über die Frage, ob Tiere zur Gesellschaft gehören, habe ich ehrlich gesagt noch nicht wirklich nachgedacht, bis das hier aufgetaucht ist.




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Quk
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Do 30. Nov 2023, 22:06

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 30. Nov 2023, 18:53
... Biologen sagen uns ganz klar, dass es keine Rassen gibt.
Biologen sagen uns ganz klar, dass es keine Rassen gibt in der Biologie. Sie definieren "Rasse" über eine genetische Prozentzahl. Was über einer Zahl x läge, wäre ein Rassenunterschied; was darunter liege, sei eine gemeinsame Rasse und insofern sei der Rassebegriff überflüssig.

In der deutschen Politik gab es bis vor kurzem den Rassebegriff in unserem Grundgesetz. Eine parlamentarische Mehrheit hat dann aus nichtbiologischen Gründen beschlossen, es habe keine Rasse mehr zu geben.

Diejenigen, vor allem jene im extrem rechten Bereich, definieren Rasse unter anderem über die Hautfarbe. Farbe ist so ein frei gewählter Parameter wie jene genetische Prozentzahl bei den Biologen.

Rasse war meiner Beobachtung nach in verschiedenen Fächern ein Begriff: Biologie, Politik, Medizin usw. -- Nur: Anders als im englischen ("race"), hat die deutschsprachige politische Korrektur den Begriff wegen seines bösartigen Potentials inzwischen quasi umbenannt in "Ethnie".

Mit "Ethnie" darf auch wieder über die Vielfalt gesprochen werden. Sie wird sogar gefordert. Sie heißt Diversität. Modehäuser zeigen jetzt Models in allerlei Braun- und Schwarztönen. Im Filmgeschäft wird jetzt darauf geachtet, dass die Rollenbesetzung bunt ist (was ich begrüße, weil ich Buntes mag).

Die Nazis haben irgendetwas pseudowissenschaftliches gefaselt, um verschiedene Hautfarben rassistisch einzuteilen. Mein Angriffspunkt sind diese Rassisten. Ich kann denen doch nicht sagen, schaut her, eure vermeintliche Wissenschaft stimmt nicht; Biologen sagen so und so. Dann sagen die Nazis, diese Hautfarbe ist schwarz und diese ist gelb, und dieser Unterschied sei ein Rassen-Unterschied. Ich meine, das ist doch beliebig definierbar -- in Biologie, Politik und im Nazi-Vereinsheim. Fakt ist, es gibt verschiedene Ethnien. Sie haben verschiedene Hautfarben. Und dass dies auch heutzutage ein Fakt ist, sieht man daran, dass es Diversitätsbeauftragte gibt, die prüfen, dass möglichst verschiedene Hautfarben vertreten sind in bestimmten Arbeitsfeldern und so weiter. Rasse heißt jetzt Ethnie, und es wäre heute fatal zu sagen, es gäbe nur eine Ethnie, beziehungsweise es gäbe keine Ethnie -- das wäre dann auch wiederum faschistische Gleichschaltung.

Also um jetzt wieder aufs "deskriptive und normative" zu kommen: Erstens sehe ich im Rasse-Beispiel keine klare universale Beschreibung, aus der ein Sollen gewonnen werden könnte. Zweitens könnte man hier, wenn dies tatsächlich klar universal wäre, einen naturalistischen Fehlschluss vorwerfen.




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Stefanie
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Do 30. Nov 2023, 22:25

Sorry, kleine Korrektur. Rasse steht immer noch im Grundgesetz. Es gibt keine Einigkeit darüber, durch welche Formulierung weiterhin gewährleistet wird, dass der Schutz vor Rassismus bestehen bleibt. Das zeigt das Dilemma. Allein dass ich hier Rassismus schreibe, damit alle wissen was gemeint ist.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Quk
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Fr 1. Dez 2023, 12:08

Da habe ich wohl was verwechselt. Ich erinnere mich an eine Bundestags-Debatte und es schien eine Mehrheit zu geben, und dachte, die Sache wäre nun in Kürze durch.

https://www.tagesschau.de/inland/innenp ... e-100.html




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Stefanie
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Fr 1. Dez 2023, 12:35

Die Mehrheit dafür, "Rasse" herauszunehmen, ist durchaus vorhanden. Nur wie und wie die neue Formulierung lauten soll... darüber gibt es keine Einigkeit. Es braucht ja auch eine 2/3 Drittel Mehrheit.



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Stefanie
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Fr 1. Dez 2023, 22:29

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 30. Nov 2023, 21:00
bpb hat geschrieben : Ein weiterer Teil der Arbeiten lässt sich einem intersektionalen Paradigma zuordnen, gemäß dem untersucht wird, inwiefern eine durch Herrschaft und Unterdrückung geprägte Mensch-Tier-Beziehung in direktem Zusammenhang mit innermenschlichen Ausgrenzungsprozessen und Gewaltpraktiken steht. Den Autorinnen und Autoren zufolge verlaufen diese zum einen auf einer symbolischen Ebene, beispielsweise innerhalb von Diskursen, Ideologien, Metaphern und Differenzkonstruktionen, zum anderen auf einer materiellen Ebene, innerhalb derer beispielsweise Gewalt- und Ausbeutungspraktiken gegen Tiere und Menschen ineinandergreifen oder aufeinander folgen. So untersucht Marjorie Spiegel die Verbindungen zwischen Sklaverei und Tierausbeutung ...
Die Kurzfassung wäre demnach die Aussage, wer Menschen schlecht behandelt, behandelt auch Tiere schlecht?



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