Manifest der lebendigen Ordnung

Ursprünglich in der praktischen Philosophie beheimatet sind Theorien der Gesellschaft heute weitgehend von der Soziologie aufgegriffen worden.
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Flame
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Di 4. Nov 2025, 09:34

Manifest der lebendigen Ordnung

(Ein Gegenentwurf zu Marx und Markt)

1. Ursprung

Nicht der Kampf der Klassen,
nicht die Macht des Kapitals,
sondern das Maß des Lebendigen ist der wahre Motor der Geschichte.
Alles, was lebt, sucht Gleichgewicht – nicht Sieg.
Die Zukunft gehört nicht den Besitzern oder den Planern,
sondern denen, die hüten, was trägt.

2. Das Maß des Werts

Wert ist kein Preis und kein Rechtstitel.
Wert ist Beziehung.
Er entsteht dort, wo Tun, Sinn und Wirkung sich berühren.
Kein System darf den Menschen auf Nutzen reduzieren –
und keine Utopie darf ihn zum Werkzeug der Idee machen.
Wert ist unverrechenbar – und darum heilig.

3. Freiheit und Verantwortung

Freiheit ohne Verantwortung verödet.
Verantwortung ohne Freiheit erstickt.
Beide gehören zusammen wie Ein- und Ausatmen.
Nur wer frei ist, kann wahrhaft geben.
Nur wer Verantwortung trägt, kann frei bestehen.

4. Eigentum und Gemeinschaft

Eigentum ist erlaubt –
solange es nicht trennt, sondern trägt.
Gemeinschaft ist heilig –
solange sie nicht zwingt, sondern verbindet.
Besitz verpflichtet nicht nur,
er verwandelt sich durch Pflege in Vertrauen.
Teilen ist kein Verzicht,
sondern eine Erweiterung des Selbst.

5. Arbeit und Sinn

Arbeit ist keine Ware – sie ist Beziehung.
Ihr Sinn liegt nicht im Ertrag,
sondern in der Resonanz zwischen Können, Welt und Seele.
Eine Gesellschaft ist krank,
wenn Arbeit trennt, was zusammengehört: Mensch, Stoff und Sinn.
Gesund ist, was nährt – auch geistig.

6. Wachstum und Maß

Wachstum ist nicht falsch – nur Maßlosigkeit ist krank.
Nicht Quantität entscheidet, sondern Qualität der Bewegung.
Ein Baum wächst nicht endlos –
er reift, verdichtet und trägt Frucht.
So soll auch Wirtschaft leben:
nicht als Wettlauf, sondern als Rhythmus.

7. Macht und Vertrauen

Macht, die sich nicht selbst begrenzt,
zerstört, was sie zu schützen vorgibt.
Vertrauen, das sich nicht prüfen lässt,
verfällt zur Naivität.
Zwischen beiden liegt das Prinzip der wachsamen Vernunft:
Nur, was sich im Licht bewährt, darf führen.

8. Gesetz der Zirkulation

Was gegeben wird, kehrt verwandelt zurück.
Stillstand verarmt – Bewegung belebt.
Kapital ist kein Besitz,
sondern eine Form von fließendem Vertrauen.
Je stärker der Fluss, desto gesünder das Ganze.
Sparen ist kein Horten,
sondern Atemholen zwischen zwei Pulsen.

9. Ziel der Gesellschaft

Nicht Gleichheit, nicht Überlegenheit,
sondern Stimmigkeit.
Eine Ordnung, in der Vielfalt nicht bedroht, sondern trägt.
In der das Ganze nicht unterdrückt, sondern erhebt.
In der der Mensch nicht Mittel ist,
sondern Mit-Schöpfer einer lebendigen Balance.

10. Schlussformel

Weder Staat noch Markt sollen herrschen –
sondern das Bewusstsein des Maßes.
Denn was wir Ordnung nennen,
ist nichts anderes als Beziehung im Gleichgewicht.
Wahrer Fortschritt misst sich nicht an Gewinn,
sondern an der Tiefe, mit der das Leben antwortet.


Ich schätze, ihr seid noch nicht so weit.
Aber eure Kinder werden es lieben. :)



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You only stopped pretending you had it."

Nick Nickless
Beiträge: 36
Registriert: So 2. Okt 2022, 15:10

Mi 5. Nov 2025, 13:21

Flame, man möchte dir ja in allem Recht geben mit deinem Glauben an die Einheit, das Gleichgewicht, den Kreislauf, die Versöhnung, das Ein- und Ausatmen, usw. das in der Tat wesentlich die Lebendigkeit ausmacht, aber noch mehr das Geistige definiert. Aber es sind halt eben immer nur Wortdrechseleien, womit du die Einheit darstellen und den krassen Gegensatz in der Sache überbrücken willst, nach dem Begriff derselben wird nicht gefragt, - wenn auch die Begriffe fehlen, so stellt doch ein Wort zur rechten Zeit sich ein.

So ist das halt auch nur eine Variante jenes reflektierten Übermuts des letzten Menschen und seines »Einstmals war alle Welt irre«, der glaubt, er nun aber hätte er das Glück erfunden, sich aber in Wahrheit in die Gegensätzlichkeit, die du völlig zu Recht ansprichst und die nur Dekadenz ist, verloren hat (z. B. in den Gegensatz von Vergangenheit und Zukunft, wie dies dann bei dir erscheint). Aber gerade deshalb ist heute mit bloßem Kramen in Worten und Deklamationen und Manifesten nichts mehr auszurichten. Freiheit, in seinem unmittelbaren Sinn, ist nun mal der unendliche Gegensatz zu aller Verantwortung, zu aller Pflicht, so wie Eigentum und Gemeinschaft auch, die Spatzen pfeifen es heute von allen Dächern. Dem ist mit der bloßen Versicherung des Gegenteils oder der Analogie zum Ein-/Atmen nicht beizukommen, und mit Nützlichkeitsargumenten (»Nur der kann bestehen …«) schon gar nicht. - Geschweige denn, dass solches Versichern dann auch immer hoffnungslos abstrakt bleibt; nichts Konkretes folgt daraus nicht, da braucht es dann wieder ein neues Versichern, dem dann jeder sein eigenes Versichern entgegensetzen kann.

Auch mit Maßhalteappellen ist nicht getan; der Mensch erkennt das Maß nur, indem er es überschreitet, das ist schon der Grundgedanke der klassischen Tragödie. Das, was du willst, ist nicht nur der Grundgedanke des Christentums, eben die Versöhnung, sondern das hat auch die Philosophie schon tausendmal tiefer erwogen und sollte deshalb nicht einfach beiseitegelassen und ignoriert werden, - wohlgemerkt, die wirkliche Philosophie, die Metaphysik/Logik, die nach dem Begriff, dem logon didonai fragt, nach der Idee der Vernunft, und nicht das haltlose Versichern und Geschichtenerzählen, das da als Reklame-Zukost auf Youtube herumwabert, wo dann jeder Friseur seine eigene »Philosophie« hat.

Wie gesagt, die Tendenz ist bei dir durchaus besser als bei so vielen heute, die schlicht in der Reflexion (die eo ipso maßlos ist) in den Gegensatz, die reine Wesentlichkeit, das reine Ich, die abstrakte Freiheit, Eigentum, usw. verknöchert sind, oder eben auch im Gegenteil, in der zweiten Reflexion aus dieser ersten wieder heraus, - aber die Arbeit des bestimmten Begriffs sich ersparen und das alles nur aus dem hohlen Bauch lukubrieren zu wollen, das ist einfach zu wenig.




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Flame
Beiträge: 186
Registriert: Mo 20. Nov 2023, 17:05

Mi 5. Nov 2025, 14:26

Nick Nickless hat geschrieben :
Mi 5. Nov 2025, 13:21
Flame, man möchte dir ja in allem Recht geben mit deinem Glauben an die Einheit, das Gleichgewicht, den Kreislauf, die Versöhnung, das Ein- und Ausatmen, usw. das in der Tat wesentlich die Lebendigkeit ausmacht, aber noch mehr das Geistige definiert. Aber es sind halt eben immer nur Wortdrechseleien, womit du die Einheit darstellen und den krassen Gegensatz in der Sache überbrücken willst, nach dem Begriff derselben wird nicht gefragt, - wenn auch die Begriffe fehlen, so stellt doch ein Wort zur rechten Zeit sich ein.

So ist das halt auch nur eine Variante jenes reflektierten Übermuts des letzten Menschen und seines »Einstmals war alle Welt irre«, der glaubt, er nun aber hätte er das Glück erfunden, sich aber in Wahrheit in die Gegensätzlichkeit, die du völlig zu Recht ansprichst und die nur Dekadenz ist, verloren hat (z. B. in den Gegensatz von Vergangenheit und Zukunft, wie dies dann bei dir erscheint). Aber gerade deshalb ist heute mit bloßem Kramen in Worten und Deklamationen und Manifesten nichts mehr auszurichten. Freiheit, in seinem unmittelbaren Sinn, ist nun mal der unendliche Gegensatz zu aller Verantwortung, zu aller Pflicht, so wie Eigentum und Gemeinschaft auch, die Spatzen pfeifen es heute von allen Dächern. Dem ist mit der bloßen Versicherung des Gegenteils oder der Analogie zum Ein-/Atmen nicht beizukommen, und mit Nützlichkeitsargumenten (»Nur der kann bestehen …«) schon gar nicht. - Geschweige denn, dass solches Versichern dann auch immer hoffnungslos abstrakt bleibt; nichts Konkretes folgt daraus nicht, da braucht es dann wieder ein neues Versichern, dem dann jeder sein eigenes Versichern entgegensetzen kann.

Auch mit Maßhalteappellen ist nicht getan; der Mensch erkennt das Maß nur, indem er es überschreitet, das ist schon der Grundgedanke der klassischen Tragödie. Das, was du willst, ist nicht nur der Grundgedanke des Christentums, eben die Versöhnung, sondern das hat auch die Philosophie schon tausendmal tiefer erwogen und sollte deshalb nicht einfach beiseitegelassen und ignoriert werden, - wohlgemerkt, die wirkliche Philosophie, die Metaphysik/Logik, die nach dem Begriff, dem logon didonai fragt, nach der Idee der Vernunft, und nicht das haltlose Versichern und Geschichtenerzählen, das da als Reklame-Zukost auf Youtube herumwabert, wo dann jeder Friseur seine eigene »Philosophie« hat.

Wie gesagt, die Tendenz ist bei dir durchaus besser als bei so vielen heute, die schlicht in der Reflexion (die eo ipso maßlos ist) in den Gegensatz, die reine Wesentlichkeit, das reine Ich, die abstrakte Freiheit, Eigentum, usw. verknöchert sind, oder eben auch im Gegenteil, in der zweiten Reflexion aus dieser ersten wieder heraus, - aber die Arbeit des bestimmten Begriffs sich ersparen und das alles nur aus dem hohlen Bauch lukubrieren zu wollen, das ist einfach zu wenig.
Danke Nick, dass du so reflektiert meinen Beitrag kommentiert hast.
Genauso stelle ich mir eine gesunde Kommunikation vor.
Gegenseitiger Respekt, konstruktive Kritik, würdevoll ohne plumpe Abwertungen
oder gar Beleidigungen. Eben das gesunde Maß wahren. :) Mehr oder weniger :)
Nun, mag sein, dass man dieses und jenes schon 1000 mal gehört hat.
Aber es in einem verständlichen, möglichst einfachen Kontext rüberzubringen,
ist die eigentliche Herausforderung. Ich habe mich lange mit KI beschäftigt und habe versucht ihr zu vermitteln,
nach meinen Vorstellungen und Werten und eigenen Erfahrungen einen Text zu generieren, der möglichst viele Menschen
erreichen kann, relativ unabhängig vom aktuellen Bildungsstand.
Ich möchte vielleicht einfach nur vermitteln,
was die wenigsten von uns in ihrem Leben vermittelt bekommen haben.
Ich wünsche mir so sehr eine gerechtere Gesellschaft, ein lebendiges Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen,
keine Alleinherrschaft über Wissen und Werte.
Aber vielleicht bin ich ja nur naiv. Was aber an sich nichts Falsches ist.
Ich mache jedenfalls solange damit weiter, bis ich an meine absolute Grenze stoße.
Aufgeben ist keine Option. :)



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