Gibt es eine Demokratie ohne Kapitalismus?

Ursprünglich in der praktischen Philosophie beheimatet sind Theorien der Gesellschaft heute weitgehend von der Soziologie aufgegriffen worden.
herbert clemens
Beiträge: 343
Registriert: Di 22. Aug 2017, 14:06

Mi 14. Mär 2018, 08:50

ein wenig quer ergänzend folgender Link
https://perspective-daily.de/article/48 ... sions-3660




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23424
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Mi 14. Mär 2018, 09:19

offtopic: ich folge manchmal auch blinden Links, aber nicht immer :-)




herbert clemens
Beiträge: 343
Registriert: Di 22. Aug 2017, 14:06

Di 27. Mär 2018, 15:49

Gegen eine Marktwirtschaft mit Berücksichtigung sozialer Ziele und grundlegenden Arbeiterrechten und adäguaten Löhnen (statt Kapitalismus) habe ich jetzt keine Einwände gelesen.
Ob die Digitalisierung unter sozialen Zwecken nicht viele Möglichkeiten schaffen könnte, wäre für mich eine praxisnahe Ergänzung der bisherigen Fragestellung, Wenn amazon nicht aufgrund vom Zwang (?) zur Gewinnmaximierung Dumpinglöhne ihren Mitarbeitern zahlte, würde es zeigen, wie viel ein planvoller Markt vermag.
Nun wende ich mich der Religionsphiosophie zu. Und Tschüss.




Benutzeravatar
Friederike
Beiträge: 4950
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 07:48

Di 27. Mär 2018, 18:24

herbert clemens hat geschrieben :
Di 27. Mär 2018, 15:49
Nun wende ich mich der Religionsphiosophie zu. Und Tschüss.
O bitte @Herbert, wir haben zwar noch kein Wort miteinander gewechselt, aber wenn Du mir den zitierten Satz übersetzen würdest ... ist es ein verärgerter Abschied von den Gesprächsteilnehmerinnen oder vom Thema, oder bist Du gar nicht verärgert und möchtest Dich schlicht einem Thema zuwenden, das von Mißlichkeiten des Alltags und der Politik befreit für Deine Entspannung sorgen könnte? Ich bin nur neugierig.




herbert clemens
Beiträge: 343
Registriert: Di 22. Aug 2017, 14:06

Do 29. Mär 2018, 09:36

Nein, ich bin nicht verärgert. (Manchmal hätte ich mir weiter führende Gesprächsangebote gewünscht, aber es ist kein einfaches Thema.) Ich nehme mir aufgrund meines Lebens in der realen Wirklichkeit nur begrenzte Zeit. Und widme mich dann in diesem Dialog-Zusammenhang hauptsächlich nur einem Thema und komme auch nicht täglich dazu. Das geht so weit, dass ich andere Themen, wie die „Gretchenfrage“, vorher noch nicht einmal wahrgenommen habe.
Religion ist für mich kein Thema, das für Entspannung sorgen soll, aber es ist sicher ein Grundlagenthema, von dem aus man die Misslichkeiten des heutigen Kapitalismus mit anderen (geweiteten (?)) Augen anschauen kann. Pointiert zum Beispiel: Gott ist die Liebe. Der Zweck des Wirtschaftens ist die Sorge für die Bedürfnisbefriedigungen aller Menschen.
Also jetzt wende ich mich erst einmal der „Religion“ zu, um dann mit Abstand weiter zu untersuchen, wie mit moralischer Phantasie auch „Amazon“ für eine liebevollere Welt sorgen kann.




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7267
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

So 1. Dez 2019, 16:45

Es kann sich der Eindruck aufdrängen, dass ein Kapitalismus ohne Demokratie möglich ist. Wie in China und Russland. Der sog. Autoritäre Kapitalismus. Die Annahme, Demokratie und Kapitalismus bedingen sich gegenseitig, ist angesichts der Politik in China am wackeln.
Kein Wandel durch Handel

Die internationale Verflechtung hat keineswegs zur Demokratisierung von Mächten wie China und Russland geführt. Vielmehr setzen sie ihren ökonomischen Einfluss ein, um gegen westliche Demokratien in die Offensive zu gehen.

Unter den heutigen weltpolitischen Kräfteverhältnissen sind aus wirtschaftsethischen jedoch existenzielle sicherheitspolitische Fragen geworden. Das zur ökonomischen Weltmacht aufgestiegene, von der kommunistischen Diktatur gleichgeschaltete China setzt nun seinerseits wirtschaftliche Macht ein, um die westlichen Demokratien politisch unter Kontrolle zu bringen.

Die Maxime, nach der Wirtschaftsbeziehungen – unter dem Motto: „Wandel durch Handel“ – zur Aufweichung autoritärer Regime beitragen, hat sich endgültig überlebt. Die internationale Verflechtung hat nicht zu einer Demokratisierung von Mächten wie China und Russland geführt.
Im Gegenteil, ökonomische Kraft und Einfluss setzen sie dazu ein, um ihre Herrschaftssysteme zu perfektionieren und gegen die westlichen Demokratien in die Offensive zu gehen. Die jüngsten Signale, die von der Bundesregierung gesendet werden, weisen indes nicht darauf hin, dass sie die epochale Dimension dieser Herausforderung verstanden hätte. D

https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... andel.html
Noch einige Zitate, ebenfalls aus der welt: https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... obern.html
Auf der einen Seite: die Symbiose aus Marktwirtschaft und Demokratie. Auf der anderen Seite: autoritärer Kapitalismus. Amerika und China streiten nicht um Möbel, Metalle oder Soja, sie streiten um die Frage, welche gesellschaftliche Ordnung im 21. Jahrhundert mehr Erfolg verspricht.

China scheint etwas Unerhörtes zu beweisen: dass Demokratie und ökonomischer Erfolg nicht untrennbar miteinander verknüpft sind. Eine verheerende Botschaft. Warum, so könnten sich viele Regierungen in Afrika und Südamerika fragen, sollten wir politische Reformen anstoßen? Es geht doch auch so. Diktatur und Wohlstand schließen sich offenbar nicht aus. Verleitet China andere zu diesem Denken, dann bedeutet das für die Freiheit in der weniger entwickelten Welt nichts Gutes.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Antworten