Gibt es eine Demokratie ohne Kapitalismus?

Ursprünglich in der praktischen Philosophie beheimatet sind Theorien der Gesellschaft heute weitgehend von der Soziologie aufgegriffen worden.
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Tarvoc
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Mo 20. Nov 2017, 22:33

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 20. Nov 2017, 19:25
Tut mir leid, dass ich mich für andere Dinge interessiere als du.
Das wäre nicht das Problem. Das Problem ist, dass die Dinge, für die du dich interessierst, weder zum Thema noch zur Diskussion irgendwas beitragen.



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Stefanie
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Do 23. Nov 2017, 21:30

Zurück zur Ausgangsfrage.

Diese beiden Texte habe ich dazu gefunden. Ich glaube die hatten wir noch nicht.
Vielleicht ergeben diese einen neuen Impuls.
In dem zweiten Artikel wird erwähnt, dass der Kapitalismus nicht unbedingt die Demokratie braucht, aber einen Rechtsstaat. Da frage ich mich, wie kann ein Rechtsstaat auf Dauer ohne Demokratie funktionieren.



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Tarvoc
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Do 23. Nov 2017, 22:54

Stefanie hat geschrieben :
Do 23. Nov 2017, 21:30
In dem zweiten Artikel wird erwähnt, dass der Kapitalismus nicht unbedingt die Demokratie braucht, aber einen Rechtsstaat.
Gut - man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass die meisten Drittweltstaaten "gar nicht wirklich kapitalistisch sind", obwohl sie in den kapitalistischen Weltmarkt nicht nur eingebunden sind, sondern ihm sogar noch sehr viel mehr ausgeliefert sind als die Demokratien der ersten Welt. Ich persönlich halte diesen Standpunkt allerdings für unehrlich. Oder vielleicht ist damit sowas gemeint wie: Der kapitalistische Weltmarkt ist darauf angewiesen, dass es zumindest irgendwo in seinem Einflussbereich funktionierende Rechtsstaaten gibt. Das mag womöglich sogar stimmen, wäre aber eine sehr schwache Voraussetzung.

Andererseits spezifiziert der Artikel ja, dass mit "Rechtsstaatlichkeit" hier nur die Anerkennung von Privateigentum und die Vertragsfreiheit gegeben sind. In diesem Sinne ist allerdings auch China ein Rechtsstaat. Aber halt - eine weitere Voraussetzung soll "Gleichheit" sein, nämlich "Gleichheit von Recht und Gleichheit der menschlichen Würde". Dafür, dass der Kapitalismus diese beiden Dinge braucht, hätte ich aber dann gerne ein Argument gehört. Empirische Gegenbeispiele fallen mir jedenfalls relativ schnell ein - aber dann ist die Frage, ob der Autor sie als "kapitalistisch" bezeichnen würde, bzw. mit welchen Argumenten er dies nicht täte.



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Jörn Budesheim
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Fr 24. Nov 2017, 05:30

Stefanie hat geschrieben :
Do 23. Nov 2017, 21:30
Diese beiden Texte habe ich dazu gefunden.
Rainer Hank hat geschrieben : Die Antwort hängt sehr stark von normativen Aprioris ab und dem akademischen Pfad, in dem man groß wurde und arbeitet.
Danke für die Recherche. Ich hoffe ich finde am Wochenende Zeit, sie mir zu Gemüte zu führen :) beim ersten schnellen Lesen fand ich beide sehr interessant.




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Stefanie
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Sa 25. Nov 2017, 19:01

Tarvoc:
Aber halt - eine weitere Voraussetzung soll "Gleichheit" sein, nämlich "Gleichheit von Recht und Gleichheit der menschlichen Würde".
In dem Artikel- Schader Stiftung- steht genau "Und, abermals, Gleichheit. Aber nicht Ergebnisgleichheit, sondern Gleichheit vor dem Recht und Gleichheit der menschlichen Würde."
Es ist nicht die Ergebnisgleichheit gemeint. Also nicht, dass alle das gleich verdienen, oder dass alle die gleiche Stellung haben. Das ist wohl nicht gemeint.
Ich verstehe es ähnlich wie bei uns der Sozialstaat. Sozialstaat bedeutet u.a., dass nicht alle das gleiche verdienen, alle die gleiche Stellung in einer Hirarchie haben müssen, sondern dass der Staat das Existenzminimum (und damit die Würde und die Gleichheit) zu sichern hat (über die Höhe wird gestritten, ich finde die Hartz IV Sätze zu niedrig, gerade bei Kindern) und dass der Staat dafür zu sorgen hat, dass alle die gleiche Chancen haben müssen. (auch da hapert es noch, sprich es könnte besser sein).

Das Beispiel Indien finde ich bezeichnend. Indien ist eine Demokratie. So weit so gut, aber eine, in denen die meisten Menschen im Vergleich zu anderen Demokratien sehr wenig verdienen. Hier scheint es daran zu liegen, dass die Demokratie keine Voraussetzungen schafft, damit das geändert werden kann. Es gibt in vielen Bereichen wohl keine Gleichheit. Das Kastensystem und die Stellung der Frau. Es dürfte bekannt sein, wenn viele Gruppen der Bevölkerung davon ausgeschlossen werden, an der Gesellschaft wirtschaftlich zu partizipieren, es nicht funktioniert mit einer funktionierenden Wirtschaft und damit einer Steigerung der Lebensqualität. Ich beziehe mich hier insbesondere auf die Stellung der Frau. Hier hat es die Demokratie in der Hand, Rahmenbedingungen zu schaffen, die diese Ungleichheit bezogen auf die Teilhabe abschafft.
Die Demokratie hat es auch in der Hand, kapitalistische Auswüchse zu verhindern und einzustellen.
Die Demokratie hat meiner Meinung nach die größere Macht. Sie hat die Möglichkeiten die Lebensbedingungen zu verbessern, und damit Auswüchse zu verhindern, ohne dass gleich die Wirtschaft zum erliegen.
Insofern sind es schon Rivalen, aber die Demokratie hat die stärkeren Karten, wenn sie diese ausspielt. Und da liegt wohl die Schwierigkeit, diese Karte auszuspielen.

In China gibt es deswegen keine großen Proteste, weil diese systematisch unterdrückt werden. Auch wird dem wirtschaftlichen Fortschritt so viel mehr an Gewicht zugemessen, dass sich alles andere unterzuordnen hat. Umweltverschmutzung, keine Freiheit, keine Demokratie. Erst dann, wenn es wie bei der Babynahrung der Fall war, die Wut der Bürger zu groß wurde, schritt der Staat ein.



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Tarvoc
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So 26. Nov 2017, 23:48

Ziemlich interessanter Artikel aus der New York Times: https://www.nytimes.com/2017/11/20/opin ... risis.html



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Stefanie
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Mo 27. Nov 2017, 09:46

Danke für den Link. Nur leider reicht mein Englisch nicht aus, um diesen Text so zu verstehen, dass ich auf diesen antworten kann.



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Tarvoc
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Mo 27. Nov 2017, 20:00

(Übersetzung von mir.)
Die Klimakrise? Es ist der Kapitalismus, idiot!

Selbst gelegentliche Leser der News wissen, dass unsere Welt im Jahr 2100 vermutlich sehr anders aussehen wird als heute - und nicht in einem guten Sinne.

Ein kürzlicher Meinungsbeitrag beinhaltete das folgende Zitat des Paläoklimatologen Lee Kump: "Die Rate, mit der wir heute CO2 in die Atmosphäre blasen, ist unseren besten Schätzungen zufolge zehnmal höher als im Spätperm."

Der Spätperm ist eine vor-Dinosaurier-Ära des Massensterbens, die 90 Prozent des Lebens in den Ozeanen und 75 Prozent auf dem Land tötete. Er wird auch als das Große Sterben bezeichnet. Obwohl diejenigen, die über Umweltveränderungen schreiben, gerne Notizen über falsche Personalisierung hinzufügen - "Meine Kinder werden x Jahre alt sein, wenn die Katastrophe y geschieht" - gibt es dennoch kaum eine gute Art, das Bewusstsein an Tatsachen dieser Größenordnung anzupassen.

Wie auch immer, die Ursache der Katastrophe, die wir allen Indikationen nach bereits durchleben, sollte klarer sein. Es ist nicht das Resultat eines Versagens der Individuen, die moralisierenden Verengungen "grünen" Bewusstseins zu adoptieren, und es ist ein Zeichen dafür, wie weit wir noch zu gehen haben, dass einige immer noch glauben, wiederbenutzbare Einkaufstüten und Kompostierungen (welche für sich völlig richtig sind) seien bereits ein Ausweg aus diesem Schlamassel.

Auch die Betrügereien einzelner unmoralischer Unternehmen sind nicht die Hauptursache: Wir gefallen uns darin, den Volkswagen-Diesel-Skandal herauszugreifen, but Volkswagen ist nur einer von vielen Autoherstellern die "absichtlich lockere Emissionsteste umgehen". Noch fällt die Last der Umgehung sozialdemokratischer Reformen und internationaler Kooperation zu: Selbst bevor die Vereinigten Staaten aus dem Paris-Abkommen ausstiegen, waren wir wir bereits auf dem Weg zu einem Temperaturanstieg von 7.2 Grad Fahrenheit (knapp 4 Grad Celsius) bis 2100, "eine Temperatur, die in der Vergangenheit kein Eis an den Polen bedeutete".

Der wirkliche Verantwortliche der Klimakrise ist nicht irgendeine partkuläre Form der Konsumption, Produktion oder Regulation, sondern vielmehr die gesamte Art und Weise, wie wir global produzieren, nämlich für Profit statt für Nachhaltigkeit. Solange diese Ordnung existiert, wird die Krise weitergehen, und - angesichts ihrer progressiven Natur - sich verschlimmern. Aber unsere Augen vor einem scheinbar renitenten Problem zu verschließen macht es nicht weniger zum Problem. Es sollte ganz klar gesagt werden: Es ist der Kapitalismus, der dafür verantwortlich ist.

Wie eine immer größer werdende Nummer von Umweltschutzgruppen betonen, heißt es heute Systemveränderung oder Zusammenbruch. Von einem politischen Standpunkt hat sich hier etwas Interessantes ereignet: Zum ersten Mal in der Geschichte hat der Klimawandel den Klassenkampf in eine Angelegenheit verwandelt, die keine Angelegenheit zwischen den Klassen mehr ist.

Es gibt viele Gründe, warum wir so normalerweise nicht über Klimawandel sprechen. Die Reichen halten an dem Ihren fest. Gekaufte Politiker und die Staatsgewalt sind auf ihrer Seite. Öko-Apartheid wird noch nicht als tatsächliche Apartheid gesehen. Die Menschen haben jeden Tag mit jeder Menge Dingen zu tun, und sie wollen ihre kostbare Freizeit nicht mit oft langweiligen politischen Treffen vergeuden. So traurig es ist, das zu sagen: Diese Trägheit ergibt genug Sinn.

Eine der häufigsten Überzeugungen bezüglich dieses Problems besteht darin, dass es von weitverbreiteter Ignoranz verursacht wird - oder sogar "Dummheit" - und dass seine Lösung im Gegenteil liegt: Intelligenz. Diese Überzeugung findet ihren sauberen Ausdruck in progressiver Opposition zu Donald Trump und seiner Regierung. Trumpwähler werden oft dafür kritisiert, unintelligent zu sein, gegen ihre objektiven Interessen zu stimmen. Trump selbst wird regelmäßig als unintelligent dargestellt.

Die Grundidee dieser Überzeugung ist, dass, wenn die Wähler nur intelligent wären, sie für eine intelligente Person stimmen würden, die auf intelligente Leute hört, und sich alles zum Besten wenden würde. Das ist eine der Grundlagen liberaler Einbildungskraft. Was sich hier wiederspiegelt, ist die begriffsstutzige Überzeugung, dass die populistische Welle sich einfach irrt, dass sie es irgendwie falsch verstanden hat - was den Effekt hat, die wirkliche und gerechtfertigte Unzufriedenheit mit den vergangenen 40 Jahren Neoliberalismus zu verschleiern. Auch darin wiedergespiegelt ist die weitverbreitete Ansicht, welche nicht nur auf eine Seite des politischen Spektrums beschränkt ist, dass unsere größten Probleme im Wesentlichen technische Probleme sind, und dass die Lösung in der Ermächtigung intelligenter Menschen liegt. Die Aura um Elon Musk ist ein Beispiel für diese Art zu denken.

Das Problem mit dieser generellen Ansicht, dass Intelligenz uns alle retten wird, besteht darin, dass es beinhaltet, für die Fehlschläge der kapitalistischen Gesellschaft dumme Leute ("sie") verantwortlich zu machen, welche, wie diese Logik behauptet, von angeblich klugen Leuten ("uns") ersetzt werden müssten. Dies ist eine spektakuläre Wahnvorstellung.

Wenn ein Unternehmen eine Entscheidung trifft, die zum Beispiel zerstörerisch für die Umwelt ist, so geschieht dies nicht, weil schlechte oder unintelligente Menschen das Kommando haben: Direktoren haben üblicherweise eine treuhänderische Verpflichtung, die die schwarzen Zahlen zu ihrer einzigen Priorität macht. Sie erfüllen eine Funktion, und wenn sie dies nicht tun, können andere ihren Platz übernehmen. Wenn etwas schief läuft - das bedeutet, wenn etwas die Profitmargen gefährdet - können sie als Sündenböcke herhalten, und jede dumme oder gefährliche Entscheidung, die sie treffen, resultiert daraus, dass sie Repräsentanten (personifications) des Kapitals sind.

Die Behauptung lautet natürlich nicht, dass unintelligente Menschen nicht unintelligente Dinge tun, sondern dass die überwältigende Unintelligenz, die daran beteiligt ist, die Maschinen der Produktion am Laufen zu halten, obwohl sie den Planeten zunehmend unbewohnbar machen, nicht einzelnen Individuen zugeordnet werden kann. Das System als Ganzes ist das Problem, und jedes Mal, wenn wir unbeholfene Idioten herausgreifen, um sie zu beklagen, oder unverbrauchte Genies, um sie zu ehren, ist eine verpasste Gelegenheit, die Notwendigkeit strukturellen Wandels klar zu sehen.

Anders gesagt, die Hoffnung, dass wir intelligente Menschen zu Positionen ermächtigen können, in denen sie den perfekten Satz Regulationen entwerfen können, oder dass wir uns auf Wissenschaftler verlassen können, das CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und Quellen erneuerbarer Energien zu entwickeln, dient als Deckmantel für die simple Tatsache, dass die Aufgabe, den Planeten zu retten, politisch und nicht technisch ist. Wir haben eine sehr viel bessere Chance, es über das 22. Jahrhundert hinaus zu schaffen, wenn Umweltregulationen von einem Team von Leuten ohne formale Ausbildung in einer demokratisch-sozialistischen Gesellschaft entwickelt werden, als wenn sie von einem Team der höchstgeachteten wissenschaftlichen Gestirne in einer kapitalistischen Gesellschaft entwickelt werden. Die Intelligenz der klügsten Köpfe um uns hat keine Chance gegen die ungezügelte Idiotie des Kapitalismus.

Seit Jahrhunderten in der Defensive, sind Sozialisten äußerst bewandert darin geworden, auf Einwände von Leuten zu antworten, denen selbst die einfachsten Lebensfunktionen ohne die Motivationskraft des Kapitals nur schwer reduzierbar scheinen. Wir haben es hier mit echten Problemen zu tun, Problemen, die mit der Undurchsichtigkeit der Gesellschaftlichkeit zu tun haben, wie Bini Adamczaks Buch "Kommunismus für Kinder" spielerhaft erklärt. Aber die Bürde der Rechtfertigung sollte nicht mehr jenen zufallen, die eine neue Alternative anbieten. Denn für jeden, der sich wirklich mit der Klimakrise auseinandergesetzt hat, ist es der Kapitalismus, der der Rechtfertigung bedarf, nicht das Projekt seiner Überwindung. Und seien Sie nicht überrascht, oder in die Irre geführt, wenn seine Verteidiger auf das unermüdliche Arbeiten intelligenter Menschen hinweisen.



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Mo 27. Nov 2017, 22:40

Danke für die Übersetzung. Jetzt bin ich aber zu geschafft, um darauf einzugehen.



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Ich hab' Zeit. :)



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Di 28. Nov 2017, 15:56

Hier ist nochmal ein anderer Ansatz: Antikapitalistisch, aber nicht marxistisch, mit historischen, ökonomischen und physikalischen Argumenten:

http://blog.therules.org/the-real-story ... -creation/

Leider ist der Artikel in einem recht komplexen Wissenschaftsenglisch verfasst. Ich könnte es zwar ziemlich sicher übersetzen, werde aber vor nächster Woche nicht mehr dazu kommen. Falls jemand anders hier die englische Sprache gut genug beherrscht, kann er das aber gerne für mich übernehmen, wenn er möchte.



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Di 28. Nov 2017, 17:47

Am Handy poppte eine Google App auf, die übersetzt. Nun ja, das ist doch etwas wirr, was da rauskamen. Ich warte dann doch lieber auf eine richtige Übersetzung.



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Stefanie
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Di 28. Nov 2017, 20:09

Zu dem Times Artikel.

In vielen Aussagen, widerspreche ich dem Artikel nicht groß, wenn es darum geht, woran es scheitert, dass die Klimapolitik nicht richtig in die Gänge kommt: Wirtschaftliche Interessen. Wobei ich dazu auch die wirtschaftlichen Interessen des Einzelnen zähle. (Mal abgesehen von den doch hier und da auftauchenden Pauschalierungen, wie korrupte Politiker und die gewählte Sprache, die Bemerkung kann ich mir nicht verkneifen.)
aus dem Times Artikel:
Von einem politischen Standpunkt hat sich hier etwas Interessantes ereignet: Zum ersten Mal in der Geschichte hat der Klimawandel den Klassenkampf in eine Angelegenheit verwandelt, die keine Angelegenheit zwischen den Klassen mehr ist.
Das ist doch mal nicht schlecht. Gemein könnte man sagen, dass der Klimawandel und die dadurch verursachte Bedrohung das geschafft hat, was der Sozialismus in der Praxis- basierend auf Marx und Engels- nicht geschafft hat. Die Aufhebung der Klassen.

Aus dem Artikel kann man herauslesen, dass demokratischen Strukturen das Problem haben, was in dem Artikel der Schader Stiftung so beschrieben wird:
Aus dem Link Demokratie und Kapitalismus Schader Stiftung:
Wenn Demokratie und Kapitalismus also so unabhängig voneinander sind, wo ist das Problem? Antwort: Wie meistens, beim Geld. Demokratische Staaten kommen mit Agenten des Kapitalismus in Berührung, wenn es um die Finanzierung ihrer Ausgaben geht. Das bedingt ihre wechselseitige Abhängigkeit. Wer in diesem Prozess mehr in Bedrängnis kommt, ist strittig. Mein Eindruck: Die ökonomische Politökonomie fürchtet eher, der Kapitalismus könnte Schaden nehmen. Die politologische Politökonomie fürchtet eher, der Demokratie nehme Schaden. Es kommt darauf an, wie man die Machtverhältnisse deutet.

Ich habe eine inhaltliche Frage zu dem Times Artikel:
Wir haben eine sehr viel bessere Chance, es über das 22. Jahrhundert hinaus zu schaffen, wenn Umweltregulationen von einem Team von Leuten ohne formale Ausbildung in einer demokratisch-sozialistischen Gesellschaft entwickelt werden, als wenn sie von einem Team der höchstgeachteten wissenschaftlichen Gestirne in einer kapitalistischen Gesellschaft entwickelt werden. Die Intelligenz der klügsten Köpfe um uns hat keine Chance gegen die ungezügelte Idiotie des Kapitalismus.
Wie ist das konkret gemeint? Was ist mit formale Ausbildung gemeint? Ist damit gemeint, dass egal welche Qualifikationen, was für Ideen, diese alle scheitern, wenn es den Kapitalismus nicht gäbe?



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novon
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Di 28. Nov 2017, 22:50

Transscript by deepl.com:
19 Gedanken zu "The REAL Story of Wealth Creation" (Die wahre Geschichte der Vermögensbildung)

Viele Leute sprechen über die Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum. Es wird routinemäßig als "Silberkugel" dargestellt, um alle großen Probleme der Welt zu lösen. Wollen Sie den Hunger in der Welt beenden? Wirtschaftswachstum. Die Welt von Massenarmut befreien? Wirtschaftswachstum. Die globale Erwärmung bekämpfen und die Umwelt schützen? Wirtschaftswachstum.

Diese reflexartige Reaktion ist in politischen Kreisen so tief verwurzelt, dass sie das einzige Angebot ist, das von den #United Nations Sustainable Development Goals (UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung) unterbreitet wird. Nach mehreren Jahren der Diskussion und Debatte ist das Beste, was sie tun können, zu sagen, dass wir die bösen Probleme des 21. Jahrhunderts mit "inklusive Wirtschaftswachstum" lösen werden.

Das Mantra des Wirtschaftswachstums wiederholt sich so oft, dass ansonsten hochintelligente und gut ausgebildete Menschen auf der ganzen Welt es wie ein Naturgesetz behandeln. Doch versteckt unter dem Furnier des Vertrauens lauert ein peinliches Geheimnis - fast niemand weiß, was Wirtschaftswachstum verursacht! Es ist zu einem Glauben geworden, der nicht in Frage gestellt werden darf, zu einem der großen Dogmen unserer Zeit. Fragen Sie einfach jeden CEO, Staatsoberhaupt oder Repräsentanten der Vereinten Nationen, woher der Reichtum kommt, und sie werden Ihnen keine klare Antwort geben können.

Man hört sie sagen, dass der Reichtum von "Innovation" und "freiem Unternehmertum" kommt. Oder dass es in der harten Arbeit von Unternehmern auftaucht, die "Arbeitsplätze schaffen" und neue "Produkte und Dienstleistungen" auf den Markt bringen. Aber das sagt nicht aus, woher der Reichtum kommt. Es ist, als würde man jemanden fragen, woher die Farbe Blau in der Atmosphäre kommt, und ihn sagen lassen, dass sie vom Himmel kommt. Das ist keine Erklärung, sondern ein Ersatz für echtes Wissen, dem es an Klarheit über die beteiligten physikalischen Mechanismen mangelt. (Anmerkung: Eine richtige Antwort wäre, dass die Farbe Blau von der Beugung der Sonnenstrahlung kommt, da sie mit Luftmolekülen interagiert, die selektiv Sonnenenergie absorbieren, streuen und reflektieren, und zwar auf eine Weise, die sehr empfindlich auf Wellenlängen des Lichts reagiert - wie sie in der Sensorik- und Wahrnehmungsschaltung des menschlichen Sehsystems in unserem Gehirn berechnet wird.

Man könnte sich fragen, warum es keine bessere physikalische Antwort auf die Frage des Wirtschaftswachstums von Mitgliedern des #economics-Berufs gibt? Die kurze Antwort ist, dass ein religiöses Dogma die Kontrolle über die offizielle Geschichte der Ökonomie hat. Diejenigen Ökonomen, die ihre Arbeit wie echte Wissenschaftler angehen (ja, es gibt sie!), sind nicht diejenigen, die die Wirtschaftspolitik die meiste Zeit leiten. Stattdessen sind es moralisch motivierte Ideologen, die die Weltanschauung des#Neoliberalismus vertreten, die routinemäßig das Sagen haben. Und ihre Geschichte der Schaffung von #wealth ist wie ein Eimer mit Löchern darin. Überprüfen Sie es, auch nur kurz, und Sie werden sehen, dass es kein Wasser enthält.

Die neoliberale Geschichte der Vermögensbildung geht so:

Einst war die Welt voller ungenutzter Ressourcen. Kluge Geschäftsleute kamen vorbei und fanden Wege, diese Ressourcen aufzuwerten, indem sie sie für den Einsatz in industriellen Prozessen extrahierten. Dank der unsichtbaren Hand ungehinderter Märkte (Regierungen klein genug halten, um in einer Badewanne zu ertrinken und nur Regelungen zuzulassen, die das Horten von Vermögen durch die Inhaber von Finanzkapital unterstützen), schafft dieser "Mehrwert" Wohlstand in Form von steigendem BIP und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Alles, was Sie tun müssen, ist, den Reichtum von den Superreichen "herunterrieseln" zu lassen, während sie immer größere Mengen an #Geld anhäufen. piepsen

Diese Geschichte wird uns allen bekannt sein. Wir haben gehört, dass es so oft von gewählten Amtsträgern und sprechenden Köpfen in den Medien wiederholt wurde, dass es das Aussehen und das Gefühl der Wahrheit hat, was Stephen Colbert als "Wahrheit" bezeichnen würde. Aber beachten Sie, wie diese Geschichte TATSÄCHLICH SAGT, wie Reichtum geschaffen wird. Alles, was es tut, ist zu beschreiben, wie Geld von den Reichen aufgestapelt wird - diejenigen, die Geld haben, investieren es auf eine Weise, die sie noch mehr Geld macht.

Es ist eine kreisförmige Logik ohne Fundament. Oder, um die Metapher noch einmal zu verwenden, ein undichter Eimer, der Wasser zu halten scheint, bis wir versuchen, etwas hineinzustecken und voila! Wir bekommen einen feuchten, tropfenden Schlamassel auf dem Boden.

Wenn die Standardnarrative uns nicht sagt, woher der Reichtum wirklich kommt, wo müssen wir dann nach einer vernünftigen wissenschaftlichen Antwort suchen? Wir müssen zwei Dinge betrachten: (1) Die tatsächliche Physik der Wirtschaftssysteme und (2) die Funktionsweise der Armutsentstehung.
Die aktuelle Physik der Wirtschaftssysteme

Nehmen Sie irgendein einführendes Physik-Lehrbuch und Sie werden die grundlegendste Sache finden, die jeder Physiker weiß, dass Energie und Masse niemals erschaffen oder zerstört werden. Energie und Materie tanzen ständig hin und her im Raum-Zeit-Kontinuum, das das gesamte materielle Material im Universum ausmacht.

Die Dinge werden am Ausgangspunkt des Universums unscharf, wenn unsere mathematische Fähigkeit, das Geschehene zu beschreiben, gegen die Mauer der Unwissenheit prallt. Wir haben einfach nicht die Werkzeuge, um weiter zu sondieren. Aber soweit wir wissen, hat es, sobald der Urknall die Dinge in Bewegung gesetzt hat, noch nie einen Moment gegeben, in dem Masse/Energie erschaffen oder zerstört wurde. Dieses fundamentale Naturgesetz spielt sich in Wirtschaftssystemen ab, die notwendigerweise Teil der natürlichen Welt sind. (Haben Sie schon mal eine Wirtschaft gesehen, die es nicht war?)

Wirtschaftssysteme können keinen Reichtum "schaffen", der gegen die Gesetze der Physik verstößt. Sie kann nur Masse und Energie aufnehmen und ihre Anordnung in Raum und Zeit - die Quintessenz der Definition von Information - verändern, indem sie Produktionssysteme durch kooperative menschliche Aktivitäten aufbaut. So offenkundig dies auch sein mag, die vom Neoliberalismus angebotene Geschichte der Schaffung von Reichtum lässt die Tatsache außer Acht, dass wertvolles Material dank viereinhalb Milliarden Jahren planetarischer und (und 3,8 Milliarden Jahren biologischer) Evolution auf der Erde bereits "informationsreich" war.

Die Physik der Wirtschaftssysteme verlangt, dass wir eine grundlegende Wahrheit anerkennen, dass Reichtum aus der natürlichen Welt entspringt. Es ist Teil der Natur. Und doch, so wie die oben beschriebene Neoliberale Geschichte beginnt, gibt es eine vermeintliche Trennung der Märkte von der natürlichen Umwelt.

Ihre Geschichte von der Schaffung von Reichtum täuscht vor, dass die Natur keinen Wert hatte, bevor sie durch industrielle Aktivitäten zu Geld gemacht wurde. Und deshalb haben sie keine feste Grundlage, um über die Ursprünge des Reichtums zu sprechen - die Annahme, dass Reichtum "erscheint", wenn geschäftliche Aktivitäten ausgeführt werden, bedeutet, dass sie die wirkliche Handlung verpassen, die in den vorher existierenden Ökosystemen von Informationen stattfindet, die durch physische und biologische Evolution entstanden sind.

Konkret gesagt, der Grund, warum wir eine große fette Null in die Zahlenspalte unserer Tabellenkalkulationen für den Preis der Natur setzen, liegt darin, dass man davon ausgeht, dass sie wertlos ist. Es macht die Buchhaltungsbücher nicht, weil das religiöse Dogma des Neoliberalismus diese physische Wahrheit als einen seiner Kernüberzeugungen ablehnt.
Wie funktioniert die Armutsbekämpfung?

An dieser Stelle der Diskussion können wir sehen, dass der Reichtum bereits in Form von natürlichen Lebensräumen vorhanden war, die es dem Menschen ermöglichten, sich als Wirtschaftswesen zu verhalten. Dies wird deutlich, wenn wir die Kehrseite der Schaffung von Wohlstand in modernen Volkswirtschaften betrachten, wo die Schaffung von Armut die Hortung von Wohlstand in kapitalistischen Systemen ermöglicht.

Was meine ich mit "Armutsentstehung"? Meine Mitarbeiter und ich haben einen längeren Artikel darüber für Fast Company geschrieben (lesen Sie ihn hier). Kurz gesagt, es kann so beschrieben werden:

Armut entsteht, wenn der politische Ausdruck eines Wirtschaftssystems (für die Produktion und Zuweisung materieller Informationen) einigen Menschen die Quellen des Reichtums wegnimmt und sie in die Hände anderer Menschen überträgt, wobei sich die Formen (wie die Umwandlung von Masse in Energie) häufig ändern. piepsen

Ein konkretes Beispiel ist die Enclosure Movement of 17th Century Britain.

Englische Common Lands wurden aufgrund von Gesetzen, die vom britischen Parlament verabschiedet wurden, zwangsprivatisiert.

Es war eine Zeit, in der Bauern gewaltsam von ihrem Land vertrieben wurden, wo sie seit Generationen Subsistenzwirtschaft betrieben. Wohlhabende Kaufleute und Aristokraten begannen eine systematische Kampagne zur Privatisierung der landgestützten Gemeingüter und zur Vertreibung der Bauern von ihrem Land, das sie in Schafställe für die hochprofitable Wollindustrie verwandelten. Dies wurde als die "Klausur"-Bewegung bekannt, und Historiker betrachten sie als die Geburt des #Kapitalismus, wie wir ihn heute kennen.

Millionen von Menschen wurden gewaltsam vertrieben, was zu einer gewaltigen humanitären Krise führte. Zum ersten Mal in der englischen Geschichte wurde das Wort "poverty" verwendet, um die Massen von Menschen zu beschreiben, die buchstäblich keine Möglichkeit hatten, zu überleben. Sie strömten in Städte wie London und kratzten ihren Lebensunterhalt in weitläufigen Slums aus - Futter für Dickens düsterste Romane.

In diesem Beispiel können wir sehen, wie die Aristokratie "Reichtum schuf", indem sie das gemeinsame Eigentum an Land in die neue Form der privat gehaltenen Grundbesitzurkunden übertrug. Die Bauern wurden von den Mitteln für den Anbau ihrer eigenen Lebensmittel getrennt und zu Lohnarbeitern, die auf dem Land arbeiteten, um Miete zu zahlen - mit der damit einhergehenden Geldbewegung von Händlern zu Landbesitzern, während sie immer größere Mengen an finanziellem Reichtum anhäuften.

Der gleiche Prozess lässt sich auch an anderen Orten beobachten, an denen Massenarmut während des Industriezeitalters "auftauchte" - durch die koloniale Eroberung durch das Britische Empire in Indien, Sklaverei, gefolgt von Ressourcenraub auf dem afrikanischen Kontinent, und von der CIA unterstützte Militärdiktatoren in lateinamerikanischen Ländern, die "geschäftsfreundliche" Praktiken für ausländische Investoren einführten. Wir haben unsere gegenwärtige Verteilung des Reichtums auf der ganzen Welt dank einer langen Geschichte des Kolonialismus durch westliche Imperien, gefolgt vom Wirtschaftsimperialismus in den postkolonialen Mustern der wirtschaftlichen Entwicklung, die darauf folgten.

Der Westen ist reich, weil er Ressourcen aus anderen Teilen der Welt mitgenommen hat. Und die Spitzenverdiener in allen Nationen haben ihr Vermögen angesammelt, indem sie es aus der produktiven Arbeit der Arbeiter in ihren eigenen Ländern herausgeholt haben (und indem sie "Freihandelsabkommen" erzwungen haben, die den Marktwettbewerb dazu nutzten, die Löhne auf den zunehmend globalen Arbeitsmärkten zu unterdrücken).

Keine Geschichte über die Schaffung von Wohlstand ist vollständig ohne eine entsprechende Geschichte über die Schaffung von Armut. Dies hat in den physikalischen Wissenschaften ein Analogon - die sogenannte Entropie (das Maß der Unordnung in der räumlichen oder zeitlichen Anordnung der Energie). Nun, da wir wissen, wie wir die Erkenntnisse der Physik in eine auf Informationen basierende Beschreibung übersetzen können, sollte es uns nicht überraschen, dass die Verteilung des Reichtums eine Art Information an sich ist.

Wo Ordnung in einem Wirtschaftssystem herrscht, muss dementsprechend auch irgendwo anders im System ein Maß an Unordnung vorhanden sein... wie die Physiker sagen würden, ist jeder thermodynamische Prozess mit einer Zunahme der Entropie verbunden. Auch unter idealen Umständen kann es nur so bleiben. Entropie geht nie unter.
Die wahre Geschichte der Vermögensbildung

Jetzt sind wir in der Lage, die wahre Geschichte der Vermögensbildung zu erzählen. Wir wissen, dass Reichtum physisch ist, den Naturgesetzen unterworfen ist und je nachdem, wie er in Raum und Zeit angeordnet ist, steigt oder fällt. Das sagt uns, dass Reichtum eine Art Information ist, die den Sozialsystemen innewohnt.

Diese Bilder zeigen die "Informationskomplexität" zweier Länder im Wandel der Zeit - gemessen an der Vielfalt der Produkte, die jedes Land herstellen konnte. Quelle: Observatorium für wirtschaftliche Komplexität

Die Definition von Reichtum geht ungefähr so:

Reichtum ist eine produktive Kapazität eines jeden natürlichen Ökosystems, das auf der Grundlage der räumlichen und zeitlichen Anordnung von Materie und Energie aufsteigt oder fällt. Es handelt sich also um eine Art "Informationskomplexität", die mit einem geeigneten Instrumentarium gemessen werden kann. Es unterliegt physikalischen Gesetzen - insbesondere dem Gesetz zur Erhaltung der Masse/Energie und dem Zweiten Gesetz der Thermodynamik über die Natur der Entropie. Reichtum, der durch die Übertragung von Produktionskapazitäten von einer Personengruppe geschaffen wird, wird entsprechend Armut für jede andere Personengruppe schaffen, die durch den Prozess ihrer Produktionskapazität beraubt wird. Jede Art von Wirtschaftswachstum in der realen Welt wird diesen Zwängen unterworfen sein. piepsen

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir die physische Natur des Reichtums verstehen, damit wir uns Wirtschaftssysteme vorstellen und aufbauen können, die in der Lage sind, (1) die chronische Ungleichheit in der Welt zu verringern, (2) den inhärenten Wert der Natur als Grundbaustein für jedes Wirtschaftssystem anzuerkennen und (3) den"Designraum" aller möglichen Wirtschaftssysteme zu erforschen, um diejenigen zu finden, die am besten für die planetarische Nachhaltigkeit geeignet sind.

Was wir von diesem Kommentar wegnehmen können, sind die folgenden:

Wirtschaftswachstum ist ein Prozess der Veränderung des Informationsgehaltes menschlicher Systeme - die zwangsläufig durch die Naturgesetze eingeschränkt sind.
Die Schaffung von Reichtum ist ontologisch an die Schaffung von Armut als Ausdruck des physischen Konzepts der Entropie in sozialen Systemen gebunden. Jedes Wirtschaftssystem, das die Hortung des Reichtums für einige erhöht, wird entsprechend andere davon abhalten, auf Reichtum zuzugreifen.
Wirtschaftliche Entwicklung ist grundsätzlich ein Prozess der Entwicklung der sozialen Komplexität von Informationen. Einige Konfigurationen von Wissen, Fertigkeiten und gebauten Strukturen werden zu wirtschaftlichem Erfolg führen. Andere wiederum führen zu einer wirtschaftlichen Dysfunktion.
Die Ideologie hat die Wissenschaft in der Wirtschaftspolitik zu lange übertrumpft. Es ist an der Zeit, die Glaubwürdigkeit der wissenschaftlichen Beratung wiederherzustellen und die Dogmen zu zerstreuen, die die Wirtschaft weiterhin plagen.

Ich hoffe, dass dieser Aufsatz zusätzliche Klarheit in die Diskussionen bringt, die Sie über die Zukunft der wirtschaftlichen Entwicklung führen könnten. Wir werden nicht zu planetarischem Gedeihen mit unbestrittenen, dogmatischen und unwissenschaftlichen Überzeugungen über Wirtschaftswachstum gelangen.

Jetzt ist es an der Zeit, die Wissenschaft des glaubwürdigen ökonomischen Denkens vollständig zu erforschen und das Beste aus diesem Wissen auf die großen Herausforderungen anzuwenden, mit denen die Menschheit konfrontiert ist.

(jetzt mal lesen... *g)




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novon
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Di 28. Nov 2017, 23:06

So nach dem ersten Überfliegen: Wohlstand, Vermögen und Reichtum werden in Eins geschmissen, dem Neoliberalismus angekreidet und als solches in Toto pauschal abgelehnt, wenn nicht verteufelt. (Allgemeinen) Wohlstand hielte ich allerdings für anzustreben, darum bleibe ich ein wenig zerrissen zurück... (Ökonomisches Wachstum steht doch in der Regel inflationären Tendenzen entgegen, oder...?)




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Tarvoc
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Mi 29. Nov 2017, 11:49

Stefanie hat geschrieben :
Di 28. Nov 2017, 20:09
In vielen Aussagen, widerspreche ich dem Artikel nicht groß, wenn es darum geht, woran es scheitert, dass die Klimapolitik nicht richtig in die Gänge kommt: Wirtschaftliche Interessen. Wobei ich dazu auch die wirtschaftlichen Interessen des Einzelnen zähle.
Die Sache ist doch die, dass der Einzelne wirtschaftliche Interessen nicht aus eigener Willkür hat, sondern weil er eine bestimmte ökonomische Funktion ausübt. Weichen seine Handlungen von diesen Interessen ab, wird er eben ersetzt. U.A. gerade deshalb hat es eben keinen Sinn, auf den Einzelnen zu sehen und dabei die Verhältnisse aus dem Blick zu verlieren, in denen er steht.
Stefanie hat geschrieben :
Di 28. Nov 2017, 20:09
Das ist doch mal nicht schlecht. Gemein könnte man sagen, dass der Klimawandel und die dadurch verursachte Bedrohung das geschafft hat, was der Sozialismus in der Praxis- basierend auf Marx und Engels- nicht geschafft hat. Die Aufhebung der Klassen.
Nicht ganz. Vielleicht meinst du das Richtige, aber das scheint mir unsauber formuliert. Eine vom Klimawandel bedrohte Gesellschaft ist ja noch nicht schon durch diese Bedrohung klassenlos - andernfalls würde der Klimawandel sich von selbst abschaffen. Was der Artikel sagt, ist, dass durch den Klimawandel der Klassenkampf keine Angelegenheit mehr ist, die vom Klassenstandpunkt abhängt. Das heißt, die Überwindung der Klassen wird zu einer gemeinsamen Aufgabe aller Klassen, und zwar deshalb, weil die einzige Alternative eine Klimakatastrophe ist.
Stefanie hat geschrieben :
Di 28. Nov 2017, 20:09
Ist damit gemeint, dass egal welche Qualifikationen, was für Ideen, diese alle scheitern, wenn es den Kapitalismus nicht gäbe?
Äh, wie? Umgekehrt. Sie scheitern, weil es den Kapitalismus gibt. Die Köpfe die sich Klimaregulierungsmaßnahmen ausdenken, können noch so schlau sein, aber diese Maßnahmen werden nicht greifen, wenn die Unternehmen, die sich nach ihnen richten sollen, profitorientiert wirtschaften, weil sie immer nach Wegen suchen werden, diese Regulierungen zu umgehen oder (genügend Kapital vorausgesetzt, um politisch Einfluss zu nehmen) schlicht wieder aufzuheben, wenn es Profit für sie bringt.



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Tarvoc
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Mi 29. Nov 2017, 11:54

novon hat geschrieben :
Di 28. Nov 2017, 23:06
So nach dem ersten Überfliegen: Wohlstand, Vermögen und Reichtum werden in Eins geschmissen, dem Neoliberalismus angekreidet und als solches in Toto pauschal abgelehnt, wenn nicht verteufelt. (Allgemeinen) Wohlstand hielte ich allerdings für anzustreben, darum bleibe ich ein wenig zerrissen zurück...
Ich auch. U.A. auch aus diesem Grund, aber nicht nur. Ich habe mich bisher nur wenig mit der dort verwendeten Werttheorie beschäftigt. Diese bestimmt ja den Wert einer Ware über die aufgewendete Energie anstatt über die notwendige Arbeitszeit (wie der Marxismus) oder überhaupt nicht (wie die Neoklassik). Das Charmante daran ist, dass hier versucht wird, die Ökonomie tatsächlich auf streng naturwissenschaftliche Füße zu stellen, und dass diese Herangehensweise Implikationen für Umwelt- und Energiefragen hat. Das Problem, das ich allerdings bei diesem Ansatz sehe, ist, dass oft verschiedenartige ökonomische Kategorien durcheinandergeworfen werden, um den Bezug zur Physik überhaupt erst herzustellen, und dass der dort verwendete Wertbegriff mir persönlich idealistisch erscheint (d.h. er beschreibt und erklärt nicht einfach, wie Wertbildung auf Märkten tatsächlich stattfindet, sondern beinhaltet normative Komponenten). Eventuell müssten marxistische Ökonomen mit diesen Leuten mal in einen Diskurs treten, um zu sehen, ob sich eine gemeinsame, schärfere Begrifflichkeit entwickeln lässt. Ich werd' das mal einigen Leuten vorschlagen in nächster Zeit...



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Stefanie
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Mi 29. Nov 2017, 17:41

Ähm, mir sind da in dem einen Satz, meine Frage am Schluss, doch zu viele Wörter in der falschen Reihenfolge rausgerutscht und noch schlimmer, jetzt erst gemerkt. Sorry. Wie peinlich. Es war so gemeint, wir tarvoc es dann darstellte.



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Stefanie
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Mi 6. Dez 2017, 21:11

Ein aktuelles Beispiel: Siemens und die Kraftwerk Sparte.
Das Geschäft läuft nicht mehr, auch wegen der Energiewende.
Stellt man sich jetzt vor, dass Kohlekraftwerke still gelegt werden müssen, wegen dem Klimawandel, wird es in dieser Sparte und in den damit verbundenen Sparten deutlich weniger Arbeitsplätze geben. Das ist klar.
Diese Energiesparten am Leben erhalten, wegen der Arbeitsplätze, kann nicht die Lösung sein.
Also wie soll es umgesetzt werden? Ohne das Menschen ohne Job da stehen.



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Tarvoc
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Do 7. Dez 2017, 16:15

Stefanie hat geschrieben :
Mi 6. Dez 2017, 21:11
Also wie soll es umgesetzt werden? Ohne das Menschen ohne Job da stehen.
Es geht hier ja um zweierlei. Erstens darum, sicherzustellen, dass die Menschen nicht ohne Auskommen dastehen, d.h. dass ihr Lebenserhalt sichergestellt ist. Und zweitens darum, dass diese Menschen die Möglichkeit zur Betätigung bekommen. Anders als linke Anti-Work-Populisten und BGE-Enthusiasten erkennen die meisten Sozialisten normalerweise an, dass Arbeit im Leben eines Menschen auch ein positiver, z.B. strukturierender Faktor sein kann, in dem ein Mensch seine eigenen Fähigkeiten realisiert. Dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass dies zwei verschiedene Aufgaben sind.

Im Kapitalismus sind Auskommen und abhängige Arbeit (also ein "Job") für die meisten Menschen direkt miteinander verbunden. Wer nicht über Kapital in nennenswertem Maße verfügt, muss seinen Lebensunterhalt durch Lohnarbeit verdienen (oder sich auf soziale Netze verlassen, so diese denn existieren, aber das ist aus einer ganzen Reihe von Gründen suboptimal). Hier kann man dann darüber reden, soziale Sicherungen einzurichten, um den Leuten über die Zeit ohne Arbeit hinwegzuhelfen, aber auch darüber, Umschulungsmöglichkeiten zu bieten - was natürlich alles Geld kostet. Aber das alles sind Überlegungen innerhalb der Logik des Kapitalismus. D.h. man geht davon aus, dass das Privateigentum an den Produktionsmitteln, die profitorientierte Produktion und die Lohnarbeit nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden. Wären die Produktionsmittel vergesellschaftet und die Produktion demokratisch und bedarfsorientiert orientiert (= Sozialismus), so wäre es von Anfang an sehr viel leichter, ihren Bedarf während ihrer untätigen Zeit abzufangen, und sie wären gleichzeitig sehr viel freier, sich nach neuen Tätigkeitsbereichen umzusehen. Insgesamt ist es leichter für eine Gesellschaft, einen Produktionszweig ganz stillzulegen und durch einen anderen zu ersetzen, wenn sich dieser nicht in Privatbesitz befindet, sondern vergesellschaftet ist. Im Kapitalismus muss man darauf warten und hoffen, dass der entsprechende Produktionszweig auf dem Markt versagt - aber dafür besteht gerade im Bereich Energie nicht wirklich eine Garantie - oder man muss die Privateigentümer dazu zwingen (was unter sonstiger Beibehaltung des Kapitalismus aus vielerlei Gründen schwierig ist). Ist der Produktionszweig hingegen vergesellschaftet, so kann man seine Stillegung demokratisch beschließen und gemeinsam einen Plan erarbeiten, wie man für die dort Beschäftigten die Zeit überbrückt - und Privateigentümer und ihre Lobbies funken dabei trivialerweise auch nicht mehr dazwischen.



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