Ist der Kapitalismus noch angemessen?

Ursprünglich in der praktischen Philosophie beheimatet sind Theorien der Gesellschaft heute weitgehend von der Soziologie aufgegriffen worden.
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Tangens Alpha
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Fr 15. Nov 2019, 13:39

Man kann vom Kapitalistischen System (KS) halten, was man will, aber zwei Punkte dürften m.e. unbestritten bzw. unbestreitbar sein:

1. Bislang war keine andere Gesellschaftsformation in der Lage, in so kurzer Zeit durch beschleunigte Expansion von Entwicklungen einen so immensen Reichtum auch in Form von Gütern & Dienstleistungen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen herzustellen.

2. Bislang war keine andere Gesellschaftsformation in der Lage, in so kurzer Zeit durch beschleunigte Expansion von Entwicklungen so umfangreiche Umweltzerstörung, Artensterben und psychische & physische Belastung der Menschen hervorzurufen.

Die Dynamik des Kapitalismus wird durch eine exponentielle (eine immer schneller steigende) Wachstumsrate gesteuert. Systeme, die exponentiell wachsen, sind systemzerstörend: Viren, Krebszellen und eben auch das KS, wie man an den regelmäßigen „Konjunktureinbrüchen“ sieht, in denen Konkurrenzkapital bewusst vernichtet wird. Das KS ist also systemimmanent destruktiv.

Worauf beruht die ökonomische & destruktive Potenz des KS? Im Wesentlichen auf den folgenden Faktoren (nach meiner Kenntnis):
a) Freie, auf dem Markt vorfindliche ausgebildete Arbeitskräfte
b) Freies, auf dem Markt vorfindliches Kapital (Geld, Maschinen, Rohstoffe)
c) Juristisches Eigentumsrecht an den Produktionsmitteln
d) Freier Markt für die Waren und freier Zugang für die Absorber (Konsumenten)
d) Freie Konkurrenz der Unternehmer

Mechanismus:
a) und b) schaffen die ökonomischen Werte in Form von Waren, hierin steckt auch der Anteil, der später zum Profit des Unternehmers wird; c) garantiert, dass das Produkt und der Profit Eigentum des Unternehmers bleibt; d) ist erforderlich, um die Warenbestände zu absorbieren, also um die Produkte zu verkaufen um den darin steckenden Profit zu realisieren; d) treibendes Element dieses Mechanismus ist die freie Konkurrenz und der Zwang zur Realisierung von Profit (Rentabilität).

Die Frage ist, ob Argument 1) ausreicht, um 2) zu akzeptieren oder auszugleichen?
Kann man alles mit dem Hinweis „Uns geht es so gut wie nie?“ rechtfertigen? Ich behaupte, der Kapitalismus ist inhuman!

Vllt. ist das KS - historisch betrachtet – auch nur eine vergängliche Periode im geschichtlichen Wandel der gesellschaftlichen Dynamik, was vielen nicht schmecken will, aber auch im Mittelalter dachte man, der Feudalstaat sein gottgegeben und ewig; was dem Mittelalter sein Feudalsystem, das ist der Moderne sein KS und dies sei naturgegeben und ewig …



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Jörn Budesheim
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Sa 16. Nov 2019, 10:05

Wir haben in diesem Forum vor ziemlich genau zwei Jahren mal darüber diskutiert, ob es einen inneren Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Demokratie gibt. viewtopic.php?t=224




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Tangens Alpha
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Sa 16. Nov 2019, 11:52

Ich möchte noch ein Zitat von H. Sana hinterherschieben:

"Da die zentrale Motorik der kapitalistischen Gesellschaft in der Vermehrung des Konsums liegt, wird der Mensch ununterbrochen angepeitscht, sich darin aktiv zu beteiligen, ihn als die letzte Motivation seines Daseins zu akzeptieren. Er wird pausenlos angetrieben, Auto zu fahren, Hobbies nachzugehen, Industrieausstellungen und Sportveranstaltungen zu besuchen, rund um den Globus zu reisen, auf die Mode zu achten und vor allem zu kaufen, immer wieder zu kaufen, bis er sich ... zu einem Virtuosen im Umgang mit Nichtigkeiten verwandelt " (Helenio Sana, Dialektik der menschlichen Emanzipation, S 133)



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Jörn Budesheim
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Sa 16. Nov 2019, 14:40

Ich war heute kurz in einer kleinen Stadt, die im Wesentlichen geprägt ist von einer riesigen Fabrik. Die Optik stammt noch weitestgehend aus den 70er Jahren und das Menschenbild, was ich in der Architektur und Stadtplanung zeigt ist: Arbeiten, Einkaufen, Freizeit, Urlaub machen. Alles wirkt mehr oder weniger wie eine Simulation von Leben.

Das ist der hässliche Teil. Auf der anderen Seite gibt es in vielen Städten natürlich auch ein erstaunliches Kulturangebot: neben den "institutionellen Anbietern" (Theater, Kunsthallen, Museen,...) gibt es oft auch ein buntes Angebot freier Initiativen: freie Gallerien, freie Tanz Theater, freie Theater und vergleichbares.

Auf der anderen Seite reicht es natürlich nicht, zu sehen, wie es uns hier geht. Die Globalisierung kennt schließlich viele Verlierer.




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iselilja
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Mi 24. Mär 2021, 20:20

Es gibt in der Frage ein Problem, was damit zusammenhängt, was wir unter Kapitalismus überhaupt verstehen wollen. Die Betonung liegt hier tatsächlich auf wollen.

Betrachten wir die bisherige geistes- oder wirtschaftswissenschaftliche Haltung dazu, wird uns auffallen, dass Kapitalismus untrennbar mit Marktwirtschaft in Verbindung gesehen wird. Tatsächlich ist aber das eine nicht das andere.

Nach meiner bisherigen Einschätzung würde ich Kapitalismus als eine Vergewaltigung der eigentlichen Marktwirtschaft verstehen wollen. Kapitalismus fördert stets das Maximum, nie aber ein menschliches Optimum.




sokrates_is_alive
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Fr 26. Mär 2021, 09:05

Definition Kapitalismus im Cambridge Dictonary im Original:
"an economic, political, and social system in which property, business, and industry are privately owned,
directed towards making the greatest possible profits for successful organizations and people"
Also im Klartext: Profitmaximierung für Privatpersonen und Firmen.
Das versuchte man spätestens seit Bismarck aus verschiedensten Motiven irgendwie abzufedern:
- Bismarcks Sozialgesetzgebung, um die Arbeiterbewegung in Schach zu halten;
- die Weimarer Republik mit Verankerung sozialer Grundrechte in der Verfassung, Arbeitslosenversicherung ...;
- Bundesrepublik: Soziale Marktwirtschaft, Sozialgesetzgebung, Art. 14GG "Eigentum verpflichtet".

Alle diese Konstruktionen haben jedoch nie das Recht auf Privateigentum in Frage gestellt. Hat das der Marxismus?
Marx/ Engels haben nie persönliches Eigentum - also Dinge, welche für die private Lebensführung nötig sind (Kleidung, Möbel, Wohnung, Auto) -
kritisiert und bekämpft, aber die Anhäufung von Produktionsmittel und Profiten, die nur durch die Abschöpfung der Arbeitsleistung vieler erfolgen
kann. Platt ausgedrückt: Ein Taxiunternehmer mit einem Taxi ist nicht Gegenstand der Kritik, ein Taxiunternehmer mit 100 Taxis und Fahrern schon.
Kapitalismus funktioniert über den Besitz von Produktionsmittel (und zunehmend Daten, die für eigene Produktion genutzt werden), setzt fortlaufenden
Konsum voraus und muss politisch sicherstellen, dass die Anhäufung von Produktionsmitteln und Kapital so gering wie möglich beeinflusst wird.
Häufig wird angeführt, dass sich das Pro-Kopf-Einkommen dank unseres Systems z.B. von 20.024€ in 1991 auf 41.213€ in 2020
(Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten ... -pro-kopf/)
gesteigert hat und damit gleichzeitig behauptet, dass damit alle Gewinner sind. Bereits das Pro-Kopf-Eigentum in verschiedenen Städten und Regionen
bringt das Bild zum Bröckeln:
München: 29.685 Euro
Stuttgart: 25.012 Euro
Hamburg: 24.421 Euro
Leipzig: 17.770 Euro
Gelsenkirchen: 16.203 Euro
(https://www.arbeitsrechte.de/pro-kopf-e ... chiedlich/ Daten aus 2019).
Diese Durchschnittswerte sagen nämlich allesamt nichts über die Verteilung aus. Wenn man allerdings die Vermögensverteilung unseres
Systems betrachtet, ergibt sich folgendes Bild: 1% besitzt 35% (von früher 22%) des Gesamtvermögens, weitere 9% 32% und 90% die übrigen 33%.
(https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-07/ ... gleichheit).
Daher meine Antwort auf die Frage nach der Angemessenheit des Kapitalismus: In dieser Ausprägung "Nein" und es besteht dringender Korrekturbedarf.



"Der Teufel ist ein Optimist. Er glaubt, er könnte die Menschen schlechter machen." (nach Karl Kraus) :roll:

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iselilja
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Fr 26. Mär 2021, 15:02

sokrates_is_alive hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 09:05

Daher meine Antwort auf die Frage nach der Angemessenheit des Kapitalismus: In dieser Ausprägung "Nein" und es besteht dringender Korrekturbedarf.
Leichter gesagt als getan.. denn wo müsste denn die Korrektur anfangen? Es gibt viele Leute, die meinen, man müsse einfach bessere Gesetze machen und dadurch eine derartige Anhäufung verhindern. Moralisch hört sich das alles auch ganz gut an. Aber warum scheitert das mit Sicherheit?

Ganz einfach, weil die Korrektur beim Menschen selbst anfangen müsste. Der "niedere" Mensch wird immer wieder dafür sorgen, dass das aristokratische Prinzip sich etablieren kann. Man könnte fast sagen, es ist ein Naturgesetz, das die Natur des Menschen offenbart. Der Mensch glaubt eben schönen Versprechungen eher als den Tatsachen ins Auge zu sehen. Und solange Menschen für wertlose Produkte horrende Summen bezahlen, werden Menschen, die den Plunder verkaufen reicher. So ist das. Man könnte nun sagen: na dann muss man eben die Menschen besser aufklären. Hat man im Sozialismus versucht. Menschen (als Masse) lassen sich nicht aufklären, wenn es Götzen gibt, die sie anbeten können. ;-)




Burkart
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Fr 26. Mär 2021, 15:55

iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 15:02
sokrates_is_alive hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 09:05

Daher meine Antwort auf die Frage nach der Angemessenheit des Kapitalismus: In dieser Ausprägung "Nein" und es besteht dringender Korrekturbedarf.
Leichter gesagt als getan.. denn wo müsste denn die Korrektur anfangen?
Wie wäre es einfach mit einen vernünftigen Eigentums- und auch besseren Erbschaftssteuer?
Und z.B. gerne auch einfach mal mit einer Transaktionssteuer?
Es gibt viele Leute, die meinen, man müsse einfach bessere Gesetze machen und dadurch eine derartige Anhäufung verhindern.
Obige Steuern wären ein guter Anfang.
Moralisch hört sich das alles auch ganz gut an. Aber warum scheitert das mit Sicherheit?
Mit Sicherheit? Nein bzw. nur dann, wenn es alle Menschen auch glauben und sich deshalb alles gefallen lassen.
Ganz einfach, weil die Korrektur beim Menschen selbst anfangen müsste. Der "niedere" Mensch wird immer wieder dafür sorgen, dass das aristokratische Prinzip sich etablieren kann.
Man könnte fast sagen, es ist ein Naturgesetz, das die Natur des Menschen offenbart.
Ich halte es eher für ein Vorurteil bzw. eines, was uns gerne immer wieder gedanklich eingepflanzt werden soll.
Der Mensch glaubt eben schönen Versprechungen eher als den Tatsachen ins Auge zu sehen.
*Der* Mensch sicherlich nicht, nur der zu wenig denkende oder zu wenig (korrekt) informierte Mensch.
Und solange Menschen für wertlose Produkte horrende Summen bezahlen, werden Menschen, die den Plunder verkaufen reicher. So ist das. Man könnte nun sagen: na dann muss man eben die Menschen besser aufklären. Hat man im Sozialismus versucht. Menschen (als Masse) lassen sich nicht aufklären, wenn es Götzen gibt, die sie anbeten können. ;-)
Als ob ein erster Versuch eines Sozialismus ihn zur Ewigkeit verdammen würde... Die Demokratie in Athen war auch vor rund 2000 Jahren, dann kam Rom etc. - und nun haben wir eine recht erfolgreiche Demokratie.
By the way: Welche Götzen sollen es im Sozialismus denn gewesen sein? War es nicht vielmehr der Druck von oben (wenige Herrschende mit Stasi u.ä.) und außen (Kapitalismus-Konkurrenz), der ihn sich nicht richtig hat entfalten lassen?



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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iselilja
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Fr 26. Mär 2021, 16:06

Burkart hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 15:55

Wie wäre es einfach mit einen vernünftigen Eigentums- und auch besseren Erbschaftssteuer?
Und z.B. gerne auch einfach mal mit einer Transaktionssteuer?
Es gibt viele Wege @Burkart.. nur keiner davon führt ans Ziel. :-)

Es heißt ja auch nicht umsonst Aristos, weil das Bessere eben in jeder Hinsicht besser ist, und demzufolge Wege finden wird, sich durchzusetzen. Egal welche Gesetze man auch schafft, sie werden früher oder später umgangen - und das sogar auf multiple Weise. Die Verquickung von Wirtschaft und Politik ist in kapitalistischen Systemen basal. Es werden also am Ende sowieso immer nur die Gesetze geschaffen, die der Aristokratie nutzen. Der Pöbel merkt davon garnichts. Der Pöbel glaubt an Demokratie - und das ist vielleicht auch ganz gut so.




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Jörn Budesheim
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iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 16:06
Der Pöbel
Was für eine Ausdrucksweise!




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iselilja
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Fr 26. Mär 2021, 18:26

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 18:13
iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 16:06
Der Pöbel
Was für eine Ausdrucksweise!
Ja. Das ist die Ausdrucksweise der Aristokraten. :-) Heute sprechen wir zwar nicht mehr von Aristokratie, weil wir damit i.d.R. erbmonarchische Strukturen verbinden, aber an der Systematik hat sich m.E. nichts geändert. Es gibt Menschen mit viel Macht/Einfluss/Geld/Ressourcen/Bildung etc. Und dann gibt es eine Gesellschaft, in deren Mitte derart mächtige Menschen leben, die so ziemlich alles in der Gesellschaft bestimmen.

Diese Macht basiert heute nicht mehr auf Adelstiteln, sondern auf - wie @sokrates_is_alive es nannte - Besitz an Produktionsmitteln. Was im Grunde eine Marxsche Begrifflichkeit ist. Dass es aber nicht nur auf die Produktionsmittel ankommt, habe ich kurz versucht zu schildern.
Zuletzt geändert von iselilja am Fr 26. Mär 2021, 18:44, insgesamt 1-mal geändert.




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iselilja
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Fr 26. Mär 2021, 18:38

Burkart hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 15:55

By the way: Welche Götzen sollen es im Sozialismus denn gewesen sein? War es nicht vielmehr der Druck von oben (wenige Herrschende mit Stasi u.ä.) und außen (Kapitalismus-Konkurrenz), der ihn sich nicht richtig hat entfalten lassen?
Nein. Und das hat man in der Zeit um 1990 sehr deutlich erkennen können. Die sog. Wende fing an als ein Protest, der nach Veränderungen schrie. Nach etwa einemJahr nur, lautete der Schrei (wörtlich) wir wollen die D-Mark. :-) Man will eben das, was man für gut oder besser hält, selbst dann, wenn man garnicht weiß, was damit alles verbunden ist. Das ist mit Götzen gemeint.




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Fr 26. Mär 2021, 20:39

iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 18:38
Burkart hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 15:55

By the way: Welche Götzen sollen es im Sozialismus denn gewesen sein? War es nicht vielmehr der Druck von oben (wenige Herrschende mit Stasi u.ä.) und außen (Kapitalismus-Konkurrenz), der ihn sich nicht richtig hat entfalten lassen?
Nein. Und das hat man in der Zeit um 1990 sehr deutlich erkennen können. Die sog. Wende fing an als ein Protest, der nach Veränderungen schrie. Nach etwa einemJahr nur, lautete der Schrei (wörtlich) wir wollen die D-Mark. :-) Man will eben das, was man für gut oder besser hält, selbst dann, wenn man garnicht weiß, was damit alles verbunden ist. Das ist mit Götzen gemeint.
Ach so, du meinst einfach die D-Mark, also die zu groß gewordene Kapitalismus-Konkurrenz.
Klar, solange man das Geld regieren und gar sich die Arm-Reich-Schere weiter öffnen lässt, ist es ja kein Wunder, dass man nicht einfach freiwillig untergehen will.
Deshalb wäre ja eine Angleichung sinnvoll, also was gefällt dir nicht an einer faireren Besteuerung?



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Fr 26. Mär 2021, 20:43

Burkart hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 20:39
iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 18:38
Burkart hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 15:55

By the way: Welche Götzen sollen es im Sozialismus denn gewesen sein? War es nicht vielmehr der Druck von oben (wenige Herrschende mit Stasi u.ä.) und außen (Kapitalismus-Konkurrenz), der ihn sich nicht richtig hat entfalten lassen?
Nein. Und das hat man in der Zeit um 1990 sehr deutlich erkennen können. Die sog. Wende fing an als ein Protest, der nach Veränderungen schrie. Nach etwa einemJahr nur, lautete der Schrei (wörtlich) wir wollen die D-Mark. :-) Man will eben das, was man für gut oder besser hält, selbst dann, wenn man garnicht weiß, was damit alles verbunden ist. Das ist mit Götzen gemeint.
Ach so, du meinst einfach die D-Mark, also die zu groß gewordene Kapitalismus-Konkurrenz.
Klar, solange man das Geld regieren und gar sich die Arm-Reich-Schere weiter öffnen lässt, ist es ja kein Wunder, dass man nicht einfach freiwillig untergehen will.
Deshalb wäre ja eine Angleichung sinnvoll, also was gefällt dir nicht an einer faireren Besteuerung?
Weil eine solche Besteuerung nichts bringt. Sie wird entweder umgangen - so wie das bisher immer der Fall war. Oder das Kapital wandert ab in leichter zu kontrollierendes Ausland (wo Korruption noch gewertschätzt wird :-) ). Kapitalisten sind nicht deshalb reich, weil sie mehr geben als nehmen. Und sie halten auch kein Gleichgewicht - Gleichgewicht ist Gift für das Kapital. Das sind alles Erfahrungswerte mehrerer Jahrhunderte.




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iselilja
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Fr 26. Mär 2021, 21:00

Es ist eigentlich ganz einfach.

Da gibt es die "einfache Bevölkerung", die nicht viel hat, aber immerhin noch genug um nicht zu verrecken. Daneben gibt es all die hoffnungslosen Fälle, die von der Gesellschaft selbst bereits abgeschrieben sind (HartzIV etc). Dann gibt es die etwas Wohlhabenderen, die wenigstens ein paar Krümel vom Tisch der Ultrareichen lecken dürfen. Und dann gibt es eben jene 1%, die einfach alles haben - und damit meine ich nicht nur alles Materielle.


So.

Nun glaubt aber die einfache Bevölkerung, dass - obwohl ihr alle Mittel fehlen - sie die 1% kontrollieren kann. Womit denn? Ins Gewissen reden? ;-)




Burkart
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Fr 26. Mär 2021, 21:50

iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 21:00
Es ist eigentlich ganz einfach.

Da gibt es die "einfache Bevölkerung", die nicht viel hat, aber immerhin noch genug um nicht zu verrecken. Daneben gibt es all die hoffnungslosen Fälle, die von der Gesellschaft selbst bereits abgeschrieben sind (HartzIV etc). Dann gibt es die etwas Wohlhabenderen, die wenigstens ein paar Krümel vom Tisch der Ultrareichen lecken dürfen. Und dann gibt es eben jene 1%, die einfach alles haben - und damit meine ich nicht nur alles Materielle.


So.

Nun glaubt aber die einfache Bevölkerung, dass - obwohl ihr alle Mittel fehlen - sie die 1% kontrollieren kann. Womit denn? Ins Gewissen reden? ;-)
Meinst du im Ernst, dass das "Gott gegeben" und unveränderlich ist? Fehlt dir die Phantasie für eine fairere Gesellschaft? Oder hat du nur schon aufgegeben?
Klar, dass sich das nicht von heute auf morgen umstellen lässt, aber genau deswegen bedarf es eben kleine Schritte wie verschiedene Steuern.
Geldflucht wie überhaupt Kaptalismus könnte bekämpft werden, wenn man es denn wollte (die Berliner mit ihren Mietenbegrenzungen versuchen es damit wenigstens), aber leider scheint das nicht gewünscht zu sein in Köpfen von vielen Politikern und vor allem den entsprechenden Lobbyisten usw.



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iselilja
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Fr 26. Mär 2021, 21:55

Burkart hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 21:50
iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 21:00
Es ist eigentlich ganz einfach.

Da gibt es die "einfache Bevölkerung", die nicht viel hat, aber immerhin noch genug um nicht zu verrecken. Daneben gibt es all die hoffnungslosen Fälle, die von der Gesellschaft selbst bereits abgeschrieben sind (HartzIV etc). Dann gibt es die etwas Wohlhabenderen, die wenigstens ein paar Krümel vom Tisch der Ultrareichen lecken dürfen. Und dann gibt es eben jene 1%, die einfach alles haben - und damit meine ich nicht nur alles Materielle.


So.

Nun glaubt aber die einfache Bevölkerung, dass - obwohl ihr alle Mittel fehlen - sie die 1% kontrollieren kann. Womit denn? Ins Gewissen reden? ;-)
Meinst du im Ernst, dass das "Gott gegeben" und unveränderlich ist? Fehlt dir die Phantasie für eine fairere Gesellschaft? Oder hat du nur schon aufgegeben?
Klar, dass sich das nicht von heute auf morgen umstellen lässt, aber genau deswegen bedarf es eben kleine Schritte wie verschiedene Steuern.
Und Geldflucht könnte auch bekämpft werden, wenn man es denn wollte, aber leider scheint das nicht gewünscht zu sein in Köpfen von vielen Politikern und vor allem den entsprechenden Lobbyisten usw.

Nein nein.. das missinterpretierst Du gerade. Das ist kein Abfinden damit und noch weniger ein Plädoyer für gewachsene Machtstrukturen. Es gibt natürlich Wege, dem etwas entgegenzusetzen.

Wie soll ich es am besten erklären... wenn Du gegen jemanden Schach spielst und (immerzu) verlierst, wird es nichts nützen die Regeln zu ändern, denn es wären wieder nur gleiche Regeln für beide. Und wenn der andere tatsächlich besser ist, wirst Du wieder verlieren. Der Weg das zu beenden, ist, ein anderes Spiel vorzuschlagen. :-) Oder eben einfach nicht mehr mitspielen. Spielverderber sein!




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Fr 26. Mär 2021, 22:35

iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 21:55
Burkart hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 21:50
iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 21:00
Es ist eigentlich ganz einfach.

Da gibt es die "einfache Bevölkerung", die nicht viel hat, aber immerhin noch genug um nicht zu verrecken. Daneben gibt es all die hoffnungslosen Fälle, die von der Gesellschaft selbst bereits abgeschrieben sind (HartzIV etc). Dann gibt es die etwas Wohlhabenderen, die wenigstens ein paar Krümel vom Tisch der Ultrareichen lecken dürfen. Und dann gibt es eben jene 1%, die einfach alles haben - und damit meine ich nicht nur alles Materielle.


So.

Nun glaubt aber die einfache Bevölkerung, dass - obwohl ihr alle Mittel fehlen - sie die 1% kontrollieren kann. Womit denn? Ins Gewissen reden? ;-)
Meinst du im Ernst, dass das "Gott gegeben" und unveränderlich ist? Fehlt dir die Phantasie für eine fairere Gesellschaft? Oder hat du nur schon aufgegeben?
Klar, dass sich das nicht von heute auf morgen umstellen lässt, aber genau deswegen bedarf es eben kleine Schritte wie verschiedene Steuern.
Und Geldflucht könnte auch bekämpft werden, wenn man es denn wollte, aber leider scheint das nicht gewünscht zu sein in Köpfen von vielen Politikern und vor allem den entsprechenden Lobbyisten usw.

Nein nein.. das missinterpretierst Du gerade. Das ist kein Abfinden damit und noch weniger ein Plädoyer für gewachsene Machtstrukturen. Es gibt natürlich Wege, dem etwas entgegenzusetzen.

Wie soll ich es am besten erklären... wenn Du gegen jemanden Schach spielst und (immerzu) verlierst, wird es nichts nützen die Regeln zu ändern, denn es wären wieder nur gleiche Regeln für beide. Und wenn der andere tatsächlich besser ist, wirst Du wieder verlieren. Der Weg das zu beenden, ist, ein anderes Spiel vorzuschlagen. :-) Oder eben einfach nicht mehr mitspielen. Spielverderber sein!
Wenn das so einfach wäre... welches Spiel willst du denn spielen mit welchen Regeln?
Willst du z.B. aus unserem kapitalistischen Spiel aussteigen? Wo käme dann z.B. deine Altersversorgung her (ohne Kinder ggf. insbesondere)?



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Fr 26. Mär 2021, 22:42

Burkart hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 22:35
iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 21:55
Burkart hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 21:50

Meinst du im Ernst, dass das "Gott gegeben" und unveränderlich ist? Fehlt dir die Phantasie für eine fairere Gesellschaft? Oder hat du nur schon aufgegeben?
Klar, dass sich das nicht von heute auf morgen umstellen lässt, aber genau deswegen bedarf es eben kleine Schritte wie verschiedene Steuern.
Und Geldflucht könnte auch bekämpft werden, wenn man es denn wollte, aber leider scheint das nicht gewünscht zu sein in Köpfen von vielen Politikern und vor allem den entsprechenden Lobbyisten usw.

Nein nein.. das missinterpretierst Du gerade. Das ist kein Abfinden damit und noch weniger ein Plädoyer für gewachsene Machtstrukturen. Es gibt natürlich Wege, dem etwas entgegenzusetzen.

Wie soll ich es am besten erklären... wenn Du gegen jemanden Schach spielst und (immerzu) verlierst, wird es nichts nützen die Regeln zu ändern, denn es wären wieder nur gleiche Regeln für beide. Und wenn der andere tatsächlich besser ist, wirst Du wieder verlieren. Der Weg das zu beenden, ist, ein anderes Spiel vorzuschlagen. :-) Oder eben einfach nicht mehr mitspielen. Spielverderber sein!
Wenn das so einfach wäre... welches Spiel willst du denn spielen mit welchen Regeln?
Willst du z.B. aus unserem kapitalistischen Spiel aussteigen? Wo käme dann z.B. deine Altersversorgung her (ohne Kinder ggf. insbesondere)?
Tja.. dann stelle ich doch einfach mal die Frage zurück: fehlt die Phantasie sich eine bessere Welt zu denken? ;-) Gibt es tatsächlich nirgends auf der Erde noch Menschen die anders leben. Wollen wir wirklich so weiter leben wie bisher, mit immerzu oberflächlichen Korrekturen unseres ansonsten stumpfen Daseins? Arbeiten tagein tagaus, so als wäre das der Grund, warum wir auf die Welt kamen.. der Sinn unseres Lebens. Die Welt könnte doch viel besser sein.




Burkart
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iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 22:42
Burkart hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 22:35
iselilja hat geschrieben :
Fr 26. Mär 2021, 21:55



Nein nein.. das missinterpretierst Du gerade. Das ist kein Abfinden damit und noch weniger ein Plädoyer für gewachsene Machtstrukturen. Es gibt natürlich Wege, dem etwas entgegenzusetzen.

Wie soll ich es am besten erklären... wenn Du gegen jemanden Schach spielst und (immerzu) verlierst, wird es nichts nützen die Regeln zu ändern, denn es wären wieder nur gleiche Regeln für beide. Und wenn der andere tatsächlich besser ist, wirst Du wieder verlieren. Der Weg das zu beenden, ist, ein anderes Spiel vorzuschlagen. :-) Oder eben einfach nicht mehr mitspielen. Spielverderber sein!
Wenn das so einfach wäre... welches Spiel willst du denn spielen mit welchen Regeln?
Willst du z.B. aus unserem kapitalistischen Spiel aussteigen? Wo käme dann z.B. deine Altersversorgung her (ohne Kinder ggf. insbesondere)?
Tja.. dann stelle ich doch einfach mal die Frage zurück: fehlt die Phantasie sich eine bessere Welt zu denken? ;-) Gibt es tatsächlich nirgends auf der Erde noch Menschen die anders leben. Wollen wir wirklich so weiter leben wie bisher, mit immerzu oberflächlichen Korrekturen unseres ansonsten stumpfen Daseins? Arbeiten tagein tagaus, so als wäre das der Grund, warum wir auf die Welt kamen.. der Sinn unseres Lebens. Die Welt könnte doch viel besser sein.
Gegenfrage zur Vermeidung von Antworten auf Fragen... na ja...
"Bessere Welt" ist natürlich subjektiv; ich möchte z.B. kein Ureinwohner Australiens sein, du denn?
Arbeiten nicht tagein tagaus, aber ohne geht es doch auch nicht (außer als Hartzer o.ä. oder Faul-Reicher oder natürlich verdienter Rentner), oder wie stellst du es dir vor?



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