Consul hat geschrieben : ↑Mi 29. Okt 2025, 18:04Armstrong war kein doxastischer Agnostiker oder Apistiker (griech. pistis = Glaube), der neutral bleibt und weder an die Existenz noch an die Nichtexistenz von Göttern glaubt, sondern ein positiver Atheist & epistemischer Agnostiker, der an die Nichtexistenz von Göttern glaubt, aber nicht behauptet zu wissen, dass Götter nicht existieren.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 29. Okt 2025, 17:37Das macht aus Glauben und Nicht-Glauben aber irgendwie symmetrische Positionen, und das schmeckt mir nicht. Warum sollte ich Agnostiker sein, wenn ich keinerlei Gründe sehe, die für die Existenz eines Gottes sprechen? (Man könnte hier auch sagen, dass die Beweislast bei den Gläubigen liegt, aber auf der anderen Seite scheint die Frage nach der Beweislast irgendwie absurd zu sein.)
Mir ist zwar bewusst, dass die agnostische Haltung intellektuell wahrscheinlich die angemessenere ist, aber ich kann sie nicht mit ganzem Herzen einnehmen. Das Einzige, was mich etwas mit ihr etwas versöhnt, ist, dass es in meinem Bekanntenkreis einige gläubige Menschen gibt …
"Let the adherents of this phase of irreligion call themselves, not agnostics, signifying their lack of knowledge, but apistics, signifying their lack of belief; and let them call their system, not agnosticism, but apisticism."
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"Die Anhänger dieser Phase der Irreligiosität sollen sich nicht Agnostiker nennen, um ihren Mangel an Wissen auszudrücken, sondern Apistiker, um ihren Mangel an Glauben auszudrücken; und sie sollen ihr System nicht Agnostizismus, sondern Apistizismus nennen."
(Rishell, Charles Wesley. The Foundations of the Christian Faith. New York: Eaton & Mains, 1899. p. 62)
Der positive Atheismus oder (theoretische) Antitheismus ist gerechtfertigt, (1) wenn es gute Gründe gibt, die gegen den Theismus sprechen, und keine guten Gründe, die dafür sprechen; oder (2) wenn es sowohl gute Gründe gibt, die gegen den Theismus sprechen, als auch gute Gründe, die dafür sprechen, wobei Erstere die Letzteren (stark) überwiegen.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 29. Okt 2025, 18:36Ich kann jetzt nicht erkennen, wie die Einführung dieser Epizyklen auf meine Argumente reagiert. (Ich habe eher das Gefühl, dass meine Ausführungen weiträumig umfahren wurden.) Wie genau lautet die Antwort auf meine Position in einfacher Sprache ohne Volapück?![]()
Der positive Atheismus oder (theoretische) Antitheismus ist nicht gerechtfertigt, (1) wenn es keine guten Gründe gibt, die gegen den Theismus sprechen, aber gute Gründe, die dafür sprechen; oder (2) wenn es weder gute Gründe gibt, die gegen den Theismus sprechen, noch gute Gründe, die dafür sprechen; oder (3) wenn es sowohl gute Gründe gibt, die gegen den Theismus sprechen, als auch gute Gründe, die dafür sprechen, wobei die Gründe dagegen bzw. dafür einander in ihrer Stärke aufheben; oder (4) wenn es sowohl gute Gründe gibt, die gegen den Theismus sprechen, als auch gute Gründe, die dafür sprechen, wobei die Gründe dafür die Gründe dagegen (stark) überwiegen.
In diesem Zusammenhang ist die Erwähnung grundlegender begrifflicher Unterscheidungen vonnöten:
Fußnote:"Negativer Atheismus: Abwesenheit des Glaubens an einen Gott oder mehrere Götter. Enger gefasst: die Abwesenheit des Glaubens an den theistischen Gott."
"Positiver Atheismus: Unglaube an einen Gott oder mehrere Götter. Enger gefasst: Unglaube an den theistischen Gott."
"Annullierungsagnostizismus [cancellation agnosticism]: die Ansicht, dass die Argumente für und gegen den Glauben an Gott gleich stark sind und sich gegenseitig aufheben."
"Skeptischer Agnostizismus [skeptical agnosticism]: die Ablehnung sowohl des Glaubens als auch des Unglaubens an Gott, weil es keine guten Argumente für oder gegen einen solchen Glauben gibt."
[Google Translate mit Änderungen meinerseits]
(Martin, Michael, ed. The Cambridge Companion to Atheism. Cambridge: Cambridge University Press, 2007. pp. xvi-xviii)
Mit Unglaube (disbelief) an das Dasein Gottes/von Göttern meint Martin nicht den reinen Nichtglauben daran, sondern den Gegenglauben, d.i. den Glauben an das Gegenteil, den gegenteiligen, entgegengesetzten Glauben = den Glauben an das Nichtdasein Gottes/von Göttern
Fußnote:"Der negative Atheismus im weiteren Sinne besteht in der Abwesenheit des Glaubens an irgendeinen Gott oder Götter, nicht nur der Abwesenheit des Glaubens an einen persönlichen theistischen Gott. Der negative Atheismus im engeren Sinne besteht in der Abwesenheit des Glaubens an einen theistischen Gott. Der positive Atheismus im weiteren Sinne besteht wiederum im Unglauben an alle Götter, während der positive Atheismus im engeren Sinne den Unglauben an einen theistischen Gott bezeichnet. Um den positiven Atheismus im engeren Sinne erfolgreich zu verteidigen, müssen zwei Aufgaben erfüllt sein: Erstens müssen die Gründe für den Glauben an einen theistischen Gott widerlegt werden; mit anderen Worten, der negative Atheismus im engeren Sinne muss begründet werden. Zweitens müssen Gründe für den Unglauben an den theistischen Gott angeführt werden.
…
Der Agnostizismus, der Standpunkt, weder an die Existenz noch an die Nichtexistenz Gottes zu glauben, wird oft dem Atheismus gegenübergestellt. Diese gängige Gegenüberstellung von Agnostizismus und Atheismus ist jedoch irreführend. Agnostizismus und positiver Atheismus sind tatsächlich unvereinbar: Wenn der Atheismus wahr ist, ist der Agnostizismus falsch und umgekehrt. Der Agnostizismus ist aber mit dem negativem Atheismus vereinbar, da er diesen impliziert. Da Agnostiker nicht an Gott glauben, sind sie per Definition negative Atheisten. Das heißt aber nicht, dass der negative Atheismus den Agnostizismus impliziert. Ein negativer Atheist kann an die Nichtexistenz Gottes glauben, muss es aber nicht.
An anderer Stelle habe ich die Hauptargumente für den Agnostizismus analysiert. Hier werde ich untersuchen, worum es zwischen dem positivem Atheismus und dem Agnostizismus geht. Man könnte annehmen, dass ein Agnostiker bezweifelt, dass es gute Gründe gibt, während ein Atheist dies nicht tut. Das ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit. Der Unterschied zwischen diesen Positionen lässt sich erklären. Ein Agnostiker könnte der Ansicht sein, dass es gute Gründe für den Glauben an die Nichtexistenz Gottes gibt, aber ebenso gute Gründe, die für seine Existenz sprechen. Diese gegensätzlichen Gründe würden sich gegenseitig aufheben, sodass kein insgesamt positiver Grund für den Glauben oder Unglauben übrig bliebe.
Die Ansicht, dass es weder gute Gründe für die Existenz Gottes noch gute Gründe für seine Nichtexistenz gibt, nennen wir skeptischen Agnostizismus [skeptical agnosticism]; die Ansicht, dass es gleichermaßen gute Gründe für den Theismus und den Atheismus gibt, die sich gegenseitig aufheben, nennen wir Annullierungsagnostizismus [cancellation agnosticism].
Argumente, die sowohl den negativen als auch den positiven Atheismus begründen sollen, widerlegen sowohl den skeptischen Agnostizismus als auch den Annullierungsagnostizismus. Der Nachweis des Gerechtfertigtseins des negativen Atheismus untergräbt den Annullierungsagnostizismus, da er voraussetzt, dass sowohl der Atheismus als auch der Theismus gute, sich gegenseitig aufhebende Gründe haben; und der negative Atheismus impliziert, dass es keine guten Gründe für den theistischen Glauben gibt. Darüber hinaus widerlegen Argumente, die gute Gründe für den Glauben an Gott aufzeigen, den skeptischen Agnostizismus. Gründe für die Nichtexistenz Gottes untergraben den skeptischen Agnostizismus, da dieser davon ausgeht, dass es weder für den Atheismus noch für den Theismus gute Gründe gibt."
[Google Translate mit Änderungen meinerseits]
(Martin, Michael, ed. The Cambridge Companion to Atheism. Cambridge: Cambridge University Press, 2007. pp. 2-3)
Was Martin Agnostizismus nennt, entspricht dem, was ich doxastischen Agnostizismus oder Apistizismus nenne. Das ist der neutrale Standpunkt im Sinn einer Glaubens-/Urteilsenthaltung. – Der epistemische Agnostizismus besteht dagegen im Verzicht auf Wissens- oder (objektive) Gewissheitsansprüche, sodass er (im Gegensatz zum doxastischen Agnostizismus) mit dem Theismus/Antitheismus vereinbar ist. Denn man kann glauben, dass es (keine) Götter gibt, ohne behaupten zu müssen, dass man wisse, oder dass es objektiv gewiss sei, dass es (keine) Götter gibt.
Was Martin skeptischen Agnostizismus (skeptical agnosticism) nennt, bezeichnet Theodor Drange als Null-Daten-Agnostizismus (zero-data agnosticism); und was Martin Annullierungsagnostizismus (cancellation agnosticism) nennt, bezeichnet Drange als Daten-vs.-Daten-Agnostizismus (data-vs.-data agnosticism).