herbert clemens hat geschrieben : ↑ Mo 9. Apr 2018, 13:50
Ich habe doch deutlich gesagt,dass ich den Gedankengang Tetens nachvollziehen kann, Ich allerdings mit der Begrifflichkeit „blinde Naturgesetze“ Probleme habe.
Der Umstand, dass du mit der Begrifflichkeit "blinde Naturgesetze" Probleme hast, wie du selbst sagst, zeigt jedoch womöglich, dass du den Gedankengang Tetens eben doch nicht nachvollziehen kannst. Es ist nämlich wichtig zu begreifen, welche Herausforderungen dieser Begriff darstellt.
herbert clemens hat geschrieben : ↑ Mo 9. Apr 2018, 13:50
Spannender finde ich ja mehr vom atheistischen Antinaturalismus zu erfahren.
An dieser Stelle zeigt sich nämlich, dass diese Dinge zwingend zusammenhängen. Dass die Naturgesetze im gewöhnlichen Gebrauch des Begriffes blind sind, das heißt ja auch, dass sie nicht in die Zukunft blicken. Naturgesetze haben kein Ziel vor Augen. Das grundlegende naturwissenschaftliche und damit naturalistische Paradigma ist, dass man die Natur nicht teleologisch bestimmt. Das was "da draußen" passiert, passiert ohne jeden Plan und Ziel.
Diese naturalistische Metaphysik kritisiert Thomas Nagel in seinem Buch Geist und Kosmos. Er vertritt dort die Ansicht, dass ohne einen teleologischen Aspekt die Entstehung geistigen Lebens unbegreiflich bleiben muss. Das heißt ohne ein Verständnis, warum die Idee der Blindheit der Naturgesetze eine solche Herausforderung ist, kommt man gar nicht weiter beim Verstehen dieser Positionen.
Thomas Nagel will diese teleologischen Aspekte jedoch stark machen, ohne einen Schöpfer annehmen zu müssen. Was Nagel und Tetens also nach meinem bisherigen Verständnis offenbar trennt, ist die Frage, wie man die Welt konzipieren muss, damit man die Naturgesetze gewissermaßen als "sehend" verstehen kann. Was beide jedoch verbindet, ist eine gewisse Nähe zu Formen des objektiven Idealismus.