In meiner Lehrzeit sagte mir einmal mein damaliger Chef: "Andrea, wenn du etwas verstehen und lernen möchtest, solltest du zuhören können!"Nauplios hat geschrieben : ↑Sa 30. Jul 2022, 17:59Die Vorstellung, daß die Rezeption der Quellen die Quellen der Rezeption schafft führt auf den Gedanken der Ursprünglichkeit, auf den einer Ursprungsquelle, aus der heraus die erste Rezeption erfolgt.
"Eine Betrachtungsweise wie die hier vorzuschlagende sucht nicht historisch oder philologisch zu klären, was 'der Mythos' ursprünglich oder in einer bestimmten Phase unserer Geschichte bzw. Vorgeschichte gewesen sein mag; vielmehr wird er als immer schon in Rezeption übergegangen verstanden. Wenn man meint, eine solche Betrachtungsweise sei sekundär und daher auch von sekundärem Interesse, so geht man von einem Unterschied zwischen dem Objekt und seinen Verständnisweisen aus, den die Naturwissenschaften verbindlich gemacht haben, in denen jedes Resultat über einen Gegenstand seine Vorgänger verdrängt und einem 'nur noch' historischen Interesse überliefert. Als Gegenstand der Geisteswissenschaften haben die wirkenden Werke keinen Vorrang vor den Resultaten ihrer Wirkung, weil und sofern es keine besondere Dignität ihres Ursprunges - zum Beispiel in einer Metaphysik der Kunst als originärer Hervorbringung, sei es mithilfe der Musen, der Magie oder der Inspiration, sei es durch das Genie selbst - mehr gibt. Produktion und Rezeption sind äquivalent, sofern die Rezeption sich zu artikulieren vermochte. Um so etwas wie die 'Rückgewinnung des verlorenen Sinnes' geht es gerade nicht. (...) Das Ursprüngliche bleibt Hypothese, deren einzige Verifikationsbasis die Rezeption ist. (...) Die Antithese von schöpferischer Ursprünglichkeit und hermeneutischer Nachläufigkeit ist unbrauchbar ..." (Hans Blumenberg; Wirklichkeitsbegriff und Wirkungspotential des Mythos; in: "Terror und Spiel"; S. 28)
In die Dimension des Ursprungs können wir nicht zurück. Selbst wenn wir es könnten, wäre dort nichts zu holen, was uns einen "eigentlichen Sinn" erschließen lassen würde. Immer schon sind wir - auch dort, wo wir produzieren - in Rezeption eingebettet. Das ist eigentlich Rezeptionsästhetik in nuce.
Er sagte es nicht etwa, weil ich ihm ins Wort viel.
Er wollte mir vielmehr die Wichtigkeit aufzeigen, dass wenn man jemanden vor sich hat, der sich auf einem Gebiet besser auskennt oder der Erfahrungen gesammelt hat, demjenigen sollte man zuhören können.
Sich selbst zurückzunehmen fällt nicht immer leicht, doch es lohnt sich, denn der Fokus verändert sich.
Daher habe ich derzeit meinen Schwerpunkt auf das Lesen gelegt. Ich lese gerne bei euch mit!
Ich finde "Geschichte" selbst interessant, ihr einfach zuhören und sie wahrzunehmen ohne sie zu bewerten.
Manchmal entsteht dann wie bei einem Mosaik ein Bild.