Wachsende AfD kann die Demokratie abschaffen

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Stefanie
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Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Di 19. Mär 2024, 21:25

Herr Würth hat eine Wahlempfehlung an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesprochen. Erstaunlich in Deutschland.man kann übrigens auch Belegschaft schreiben.
https://www.swr.de/swraktuell/reinhold- ... e-100.html
Der Schraubenkönig aus dem Kochertal, Reinhold Würth, hat seinen 25.000 Mitarbeitenden einen Brief geschrieben. Auf fünf Seiten macht er sich Gedanken über die politische Lage im Land. Die Ampelregierung beschreibt er als einen durcheinanderrennenden Hühnerhaufen, der ein Land regiere, in dem immerhin niemand hungern oder frieren müsse. Die Bürger des Landes könnten „ein eher freiheitliches Leben leben“, hätten „einen guten oder mindestens angemessenen Arbeitsplatz“ und selbst für Urlaub sei viel Geld vorhanden.

Nicht blendend, aber auch nicht dramatisch hierzulande, so lässt sich die Analyse des bundesweit bekannten Unternehmers Würth aus Künzelsau verstehen. Umso mehr appelliert er an seine Mitarbeitenden, nicht die AfD zu wählen. "Bloß wegen ein bisschen Spaß an der Freude Rabatz zu machen und aus Unmut über die Ampelregierung die AfD zu wählen, ist einfach zu wenig", schreibt er wörtlich. Der AfD attestiert er, „mindestens eine Demokratur oder gar eine Diktatur einführen“ zu wollen. Den Protesten gegen Rechtsextremismus schließe er sich „voll“ an. Seine „Empfehlung“ ist es, am Grundgesetz, der Meinungsfreiheit und der Vielfalt der demokratischen Parteien festzuhalten.
(...)
Wer es allerdings nicht so mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung hat, ist die angesprochene AfD.

Es versteht sich von selbst, dass sie von Würths Appell nicht begeistert ist. Das kann man ihr meines Erachtens nicht verübeln. Für den Fraktionsvorsitzenden im baden-württembergischen Landtag, Anton Baron, ist er jedoch nichts weniger als Teil einer „Hetzkampagne gegen die AfD“, mit der Würth eine „rote Linie überschritten“ habe – kleiner geht’s bei der AfD offensichtlich nicht. Baron spricht in diesem Zusammenhang von „Denk- und Sprachverboten“ und behauptet, die Demos gegen Rechts seien – na klar – antidemokratisch.
In meinen Augen zeigt sich hier einmal mehr, was Meinungsfreiheit für die AfD heißt: Freiheit nur für die eigene Meinung – denn alle anderen sind eben nur antidemokratische Hetze. Den besten Beleg, dass der Schraubkönig aus dem Kochertal mit seiner Einschätzung der AfD so falsch nicht liegt, liefert die AfD selbst.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Stefanie
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Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Do 18. Apr 2024, 20:19

Adorno hatte 1967 in Wien einen Vortrag mit dem Titel "Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“ gehalten . Zur damaligen Zeit hatte die NPD wieder Zulauf. Der Vortrag ist mittlerweile, nach über 50 Jahren, auch als Buch erschienen.
Wer Zeit hat, kann sich diesen Vortrag auch hier anhören: https://youtu.be/rtRsFPI8E5U?si=_bDPy8P9aBXYOtNS

Es gibt auch kürzere Texte dazu
https://weyrother.net/2020/05/30/drei-g ... -w-adorno/

Oder auch: wieder Herr Scobel.
https://youtu.be/hFOgVDuO7_M?si=Jc-N8TC9ksvJ139J

Liest man sich das alles durch, muss man zu der Erkenntnis kommen, es hat sich zwischen 1945 und 1967 nicht viel geändert. Und auch nicht zwischen 1967 bis heute. Die Vorgehensweise der Rechten hat sich nicht wesentlich geändert. Jetzt kommen noch die sozialen Medien dazu. Trübe Aussichten.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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