Wachsende AfD kann die Demokratie abschaffen
Es geht nicht darum, irgendwelche Zahlen infragezustellen oder auf sie zu verzichten, sondern in der Politik geht es darum, Zahlen immer so darzustellen, dass sie zu den eigenen Prämissen passen.
Nehmen wir an, am 1.1.2023 seien 1.000 Menschen ausreisepflichtig gewesen. Im Lauf des Jahres werden 50 erfolgreich abgeschoben. Im nächsten Jahr ist man besser und schafft 75. Das ist aus Sicht der Regierung dann ein Erfolg, denn die Zahl wurde um 50% gesteigert. Das ist eine Tatsache, und diese Tatsache wird eben als ein Leistung verkauft.
Nun kann man auch eine andere Tatsache mit Zahlen belegen. Dass nämlich zum 1.1.2025 die Zahl der Ausreisepflichtigen bei 1.200 lag, also 20% über dem Wert von 2023, weil parallel zu den Abschiebungen natürlich weitere nicht anerkannte Asylbewerber dazugekommen sind. Auf diese Zahl werden nun die Gegner der Regierung verweisen. Auch hier hat man es mit einer Tatsache zu tun.
In jedem Bereich der Politik kann man mit Werten dieser Art operieren. Das ist dort, wo es um stark normativ aufgeladene Themen geht, der angesprochene rationale Schwanz, der mit dem emotionalen, seine Werturteile verteidigenden Hund wackelt. Man kann dabei auch die schönsten assoziativen Kombinationen anbringen, etwa „die AfD hat sich in der Zeit der aktuellen Regierung verdoppelt.“ Das ist vom Zahlenwert her unbestreitbar, enthält aber wiederum auch etliche verschwiegene Prämissen.
Moralen sind vom Anspruch her universalistisch angelegt. Das gilt für den Christen, für den Muslim, für den Hindu, für den Kosmopoliten, den Humanisten, den Nationalisten, den Marxisten, für alle Gläubigen, die an eine objektive Moral glauben. Und für fast alles lassen sich schon ohne Lüge und alternative Fakten die richtigen Zahlen finden, die die subjektiven Präferenzen stützen. Es sind diese subjektive Präferenzen, die ausschlaggebend sind für das, was Menschen politisch bevorzugen. Weshalb Harari (Nexus) richtig anmerkt, dass man den Wahlgrundsatz der Gleichheit auf Basis der Rationalität des Wählers nicht durchhalten könne. Was auf alle und nicht bloß ausgewählte Menschengruppen gemünzt ist. Die Rationalität in diesem Bereich ist eine Schimäre.
So sieht das aus im Politischen. Am Ende möchte praktisch jeder in seiner subjektiven Blase bleiben. Reinheitsgebote gibt es nicht nur beim Bier.
Nehmen wir an, am 1.1.2023 seien 1.000 Menschen ausreisepflichtig gewesen. Im Lauf des Jahres werden 50 erfolgreich abgeschoben. Im nächsten Jahr ist man besser und schafft 75. Das ist aus Sicht der Regierung dann ein Erfolg, denn die Zahl wurde um 50% gesteigert. Das ist eine Tatsache, und diese Tatsache wird eben als ein Leistung verkauft.
Nun kann man auch eine andere Tatsache mit Zahlen belegen. Dass nämlich zum 1.1.2025 die Zahl der Ausreisepflichtigen bei 1.200 lag, also 20% über dem Wert von 2023, weil parallel zu den Abschiebungen natürlich weitere nicht anerkannte Asylbewerber dazugekommen sind. Auf diese Zahl werden nun die Gegner der Regierung verweisen. Auch hier hat man es mit einer Tatsache zu tun.
In jedem Bereich der Politik kann man mit Werten dieser Art operieren. Das ist dort, wo es um stark normativ aufgeladene Themen geht, der angesprochene rationale Schwanz, der mit dem emotionalen, seine Werturteile verteidigenden Hund wackelt. Man kann dabei auch die schönsten assoziativen Kombinationen anbringen, etwa „die AfD hat sich in der Zeit der aktuellen Regierung verdoppelt.“ Das ist vom Zahlenwert her unbestreitbar, enthält aber wiederum auch etliche verschwiegene Prämissen.
Moralen sind vom Anspruch her universalistisch angelegt. Das gilt für den Christen, für den Muslim, für den Hindu, für den Kosmopoliten, den Humanisten, den Nationalisten, den Marxisten, für alle Gläubigen, die an eine objektive Moral glauben. Und für fast alles lassen sich schon ohne Lüge und alternative Fakten die richtigen Zahlen finden, die die subjektiven Präferenzen stützen. Es sind diese subjektive Präferenzen, die ausschlaggebend sind für das, was Menschen politisch bevorzugen. Weshalb Harari (Nexus) richtig anmerkt, dass man den Wahlgrundsatz der Gleichheit auf Basis der Rationalität des Wählers nicht durchhalten könne. Was auf alle und nicht bloß ausgewählte Menschengruppen gemünzt ist. Die Rationalität in diesem Bereich ist eine Schimäre.
So sieht das aus im Politischen. Am Ende möchte praktisch jeder in seiner subjektiven Blase bleiben. Reinheitsgebote gibt es nicht nur beim Bier.
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Weil von @Wolfgang Endemann hier des Öfteren darauf bezogen, wohlgemerkt im Unterschied zur Doppelmoral. Die ich im Gegensatz zur Moral, nicht nur bloß von ihrem Anspruch her, sondern im wahrsten Sinne des Wortes, für universalistisch angelegt halten würde.Pragmatix hat geschrieben : ↑Di 4. Feb 2025, 12:31
Moralen sind vom Anspruch her universalistisch angelegt. Das gilt für den Christen, für den Muslim, für den Hindu, für den Kosmopoliten, den Humanisten, den Nationalisten, den Marxisten, für alle Gläubigen, die an eine objektive Moral glauben. Und für fast alles lassen sich schon ohne Lüge und alternative Fakten die richtigen Zahlen finden, die die subjektiven Präferenzen stützen. Es sind diese subjektive Präferenzen, die ausschlaggebend sind für das, was Menschen politisch bevorzugen. Weshalb Harari (Nexus) richtig anmerkt, dass man den Wahlgrundsatz der Gleichheit auf Basis der Rationalität des Wählers nicht durchhalten könne. Was auf alle und nicht bloß ausgewählte Menschengruppen gemünzt ist. Die Rationalität in diesem Bereich ist eine Schimäre.
So sieht das aus im Politischen. Am Ende möchte praktisch jeder in seiner subjektiven Blase bleiben. Reinheitsgebote gibt es nicht nur beim Bier.
In diesem Spannungsfeld von Moral und Doppelmoral würde ich übrigens dieses bewusste verzerrt und falsch darstellen von Beiträgen anderer verorten wollen. Andere, die sich als solches im Konflikt mit der Blase des jeweils anderen befinden. Demnach Philosophie so gehen sollte, dass ein jeder akzeptieren sollte, dass sowohl das Reinheitsgebot der Blase Moral, als auch das Reinheitsgebot der Blase Doppelmoral ihre Berechtigung hat. So wie ich dazu Neige moralische Beiträge bewusst verzerrt und falsch darzustellen, nehme ich mich da nicht aus. Nur macht es mir die Wirklichkeit dessen, was ich erlebe manchmal auch allzu leicht mit der Doppelmoral im Speziellen meinem Reinheitsgebot zu folgen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 3. Feb 2025, 19:27Für manche Parteien - denken wir an die AfD, denken wir an Trump - ist Lügen zu einem ganz normalen Mittel der Politik geworden. Soll es hier im Forum auch ein Mittel der Philosophie werden? Ist es richtig, die Beiträge der anderen bewusst verzerrt und falsch darzustellen? Geht so wirklich Philosophie?
Beispiel
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)
Da hätten wir zum Einem eine Partei, die sich vor diesem Hintergrund christlich hält und zum Anderem eine Migrationspolitik verfolgt, die eben genau das auschließt. Etwas, was man zumindest so, der AfD nicht vorwerfen kann. "Gut" möglich das sie eben deshalb, weil aller Doppelmoral gänzlich unverdächtig, wächst und tatsächlich von daher die Demokratie abschaffen kann.dailyverses.net hat geschrieben :
52 Bibelverse über Nächste
"Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. Es ist kein anderes Gebot größer als diese"
Markus 12:31
Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig.
1 Petrus 3:8
Niemand suche das Seine, sondern was dem andern dient.
1 Korinther 10:24
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Vielleicht noch ein Wort über Ängste: Ein Artikel des ZDF vom September 2024 ist überschrieben mit:
"Aufstieg der AfD löst bei Mehrheit Ängste aus".
Weiter heißt es: "Extreme Positionen der AfD lösen in der Bevölkerung Ablehnung, aber auch Angst aus. [...] Demnach lehnen 28,9 Prozent der AfD-Anhänger die "Remigrations"-Pläne der Partei ab. In der Gesamtbevölkerung sind es dagegen rund 85 Prozent. Bei knapp 60 Prozent aller Befragten lösen die Vertreibungspläne für Nichtdeutsche den Studienergebnissen zufolge Ängste aus." [...] "Eine klare Mehrheit der Befragten stuft die AfD demnach als demokratiefeindlich (72,4 Prozent), rassistisch (80 Prozent) und extremistisch (76,9 Prozent) ein. [...] Diese Einschätzungen seien weitgehend unabhängig von Faktoren wie Herkunft oder politischer Einstellung."
Für die Studie wurden deutschlandweit im März 2024 3.000 Personen befragt. Quelle
"Aufstieg der AfD löst bei Mehrheit Ängste aus".
Weiter heißt es: "Extreme Positionen der AfD lösen in der Bevölkerung Ablehnung, aber auch Angst aus. [...] Demnach lehnen 28,9 Prozent der AfD-Anhänger die "Remigrations"-Pläne der Partei ab. In der Gesamtbevölkerung sind es dagegen rund 85 Prozent. Bei knapp 60 Prozent aller Befragten lösen die Vertreibungspläne für Nichtdeutsche den Studienergebnissen zufolge Ängste aus." [...] "Eine klare Mehrheit der Befragten stuft die AfD demnach als demokratiefeindlich (72,4 Prozent), rassistisch (80 Prozent) und extremistisch (76,9 Prozent) ein. [...] Diese Einschätzungen seien weitgehend unabhängig von Faktoren wie Herkunft oder politischer Einstellung."
Für die Studie wurden deutschlandweit im März 2024 3.000 Personen befragt. Quelle
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Es gibt zahlreiche Studien zu den Kommunikationsstrategien der AfD. Ich hab 24 einschlägige Quellen zusammengetragen und mir mithilfe von NotebookLM eine Zusammenfassung ausgeben lassen:
- Kalkulierte Provokation: Die AfD setzt gezielt auf Provokationen, um mediale Aufmerksamkeit zu erlangen und Reaktionen im öffentlichen Diskurs hervorzurufen. Dies geschieht oft durch Tabubrüche und die Verwendung von Begriffen, die bewusst kontrovers sind. Ein Beispiel hierfür ist die "Vogelschiss"-Äußerung von Alexander Gauland, mit der er die NS-Zeit relativierte.
- Delegitimierung der etablierten Medien: Die AfD diffamiert unabhängige Medien als "Systempresse" oder "Lügenpresse" und versucht so, deren Glaubwürdigkeit zu untergraben. Gleichzeitig nutzt die Partei diese Medien als Bühne für ihre Inszenierungen, um ihre Botschaften zu verbreiten.
- Etablierung eigener Medienkanäle: Um die volle Kontrolle über ihre Botschaften zu haben, hat die AfD ein Netzwerk aus eigenen Kanälen in den sozialen Medien aufgebaut. Sie nutzt Plattformen wie Instagram, TikTok, Twitter, YouTube, Facebook und Telegram, um direkt und ungefiltert mit ihren Anhängern zu kommunizieren.
- Ausbildung einer kollektiven Identität: Die AfD versucht, ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb ihrer Anhängerschaft zu erzeugen, indem sie sich als "Wir" gegenüber den "Anderen" positioniert. Zu den "Anderen" gehören unter anderem Migranten, die Medien, die Regierung und andere demokratische Parteien.
- Extreme Polarisierung: Die AfD zielt auf eine extreme Polarisierung des öffentlichen Diskurses ab. Dies geschieht durch die konfrontative Gegenüberstellung von "Wir gegen die anderen" und die Zuspitzung von Themen. Beispielsweise wird der Klimaschutz als Bedrohung für den vermeintlich typisch deutschen Lebensstil dargestellt.
- Normalisierung durch Wiederholung und Umdeutung von Begriffen: Die AfD wiederholt bestimmte Begriffe so lange, bis sie sich normalisieren und ihre ursprüngliche Skandalträchtigkeit verlieren. Zudem werden historisch belastete Begriffe umgedeutet und mit neuen Inhalten versehen.
- Nutzung von Angst, Hass und Desinformation: Die AfD verbreitet gezielt Angst, Hass und Empörung, um Zustimmung für ihre rechtsextremen Ideen zu gewinnen. Sie nutzt Desinformation und Verschwörungsmythen, um das Vertrauen in etablierte Medien, Wissenschaft und demokratische Parteien zu erschüttern.
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Selbst Gegner der AfD unterstützen die Partei manchmal, ohne es zu wollen. Wie funktioniert das? Die AfD schafft es viel zu oft, die Themen zu setzen, die dann von anderen aufgegriffen werden. Dadurch erhalten ihre Positionen nicht nur Aufmerksamkeit, sie erscheinen vielen in ihrer einseitigen Darstellung als die wirklich dringenden Probleme.
Wir sollten uns nicht von der AfD treiben lassen. Statt auf ihre Themen und Begriffe einzugehen, gilt es, meines Erachtens eigene Akzente zu setzen und die politische Debatte nicht nach den Regeln der Rechtsaußen zu führen.
- Aus einem Strategiepapier der AfD von 2017: „Es ist wichtiger, den Finger in die Wunde der Altparteien zu legen, als sich in einer Expertendiskussion um Lösungsvorschläge zu verheddern. […] Konzentration auf Eingängiges geht vor Vollständigkeit, harte und provokante Slogans sind wichtiger als lange, um Differenzierung bemühte Sätze, die es allen recht machen wollen“. Die AfD setzt Tabubrüche also gezielt ein und kalkuliert mit der Aufmerksamkeit, die sie dadurch erlangt. So heißt es: „Die AfD muss […] ganz bewusst und ganz gezielt immer wieder politisch inkorrekt sein“. Quelle
Wir sollten uns nicht von der AfD treiben lassen. Statt auf ihre Themen und Begriffe einzugehen, gilt es, meines Erachtens eigene Akzente zu setzen und die politische Debatte nicht nach den Regeln der Rechtsaußen zu führen.
Ausbildung einer kollektiven Identität: Die AfD versucht, ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb ihrer Anhängerschaft zu erzeugen, indem sie sich als "Wir" gegenüber den "Anderen" positioniert.
Jede "Gruppe" ist dann eine Gruppe, wenn es ihr gelingt, ein solches kollektives "Wir" auszubilden. Darauf wird auch im zweiten Satz appellativ gesetzt, wo "wir" uns als ein solches "Wir" gegenüber den "Anderen" (der AfD) positionieren sollen. Damit wären die Mitglieder dieses "Wir" aber schon das, was zu sein sie vermeiden möchten: Getriebene in einem reinen Freund-Feind-Spiel. Eine solche Gruppe Getriebener führt die Debatte responsiv nach den Regeln der Anderen, die eigenen Akzente bestimmen sich nur noch nach denen des Feindes. Nach diesem Muster haben die Demokraten in den USA ihren Wahlkampf geführt und sind krachend untergegangen damit.Wir sollten uns nicht von der AfD treiben lassen.
Also ich habe nichts gegen Gruppen und Gruppensysteme. Ich selber bin im Prinzip in einer Gruppe, welche ihrerseits gegen die AfD-Gruppe argumentiert; ich tue dies nicht, weil die AfD-Gruppe eine Gruppe ist, sondern weil ich deren Inhalt nicht mag. Relevant für mich sind nur Inhalte.
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Die Inhalte nicht zu mögen bedarf in diesem Fall keiner weiteren Begründung. Sie passen nicht zu dir und deinem Weltbild, wie sie beispielsweise auch nicht zu meinem passen. Aber unsere Ablehnungsgründe können dabei völlig unterschiedlicher Art sein. Ich ziehe aus meiner Ablehnung nicht den Schluss, gemeinsam mit allen, die die AfD ablehnen, eine Wir-fähige Gruppe zu bilden. Soweit ich die Positionen hier begriffen habe, sehe ich sehr unterschiedliche Ablehnungsgründe.Quk hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 09:40Also ich habe nichts gegen Gruppen und Gruppensysteme. Ich selber bin im Prinzip in einer Gruppe, welche ihrerseits gegen die AfD-Gruppe argumentiert; ich tue dies nicht, weil die AfD-Gruppe eine Gruppe ist, sondern weil ich deren Inhalt nicht mag. Relevant für mich sind nur Inhalte.
Dein Appell lautete: Wir sollten uns nicht ...Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 09:35Sind wir hier im Forum eine solche einheitliche Gruppe? Wäre mir noch nicht aufgefallen.
Gleichzeitig äußerst du Wolfgang Endemann gegenüber Zweifel, ob das hier das richtige Forum für ihn sei. Das zusammengenommen deutet stark darauf hin, dass "Einheitlichkeit" gewünscht ist. Da nun aber seine Ablehnung andere Gründe hat als deine oder meine, und da wir wiederum alle drei politisch offensichtlich etwas völlig anderes anstreben, bliebe als Einheitlichkeit nur das reine Negativum übrig. Und Gruppen, die ihre Identität nur über Negatives, also Feindschaft gegenüber Anderen stiften, setzen immer nur auf negative Emotionen. Das hat einerseits die AfD stark gemacht, und es hat die Anderen, die darauf in gleicher Weise reagieren, immer weiter geschwächt. Eben weil sie reine Getriebene sind.
Es ist wie beim Amoralismus, der sich zwanghaft mit Moral beschäftigt und ganz und gar auf sie fixiert ist, oder wie bei der Keuschheit der Kirche, wo deren Vertreter pausenlos über Sex reden. Das als negativ Postulierte bleibt der ausschließliche Bezugspunkt. Das geht aus meiner Sicht nicht gut aus.
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Hier noch mal das Zitat von mir im korrekten Zusammenhang:
Nicht jede Gruppe ist eine "Wir gegen die anderen" Gruppe, welche die Anderen anfeindet, wie es die AfD tut.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 07:50
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Das ist nur fast richtig. Es geschah nicht gleichzeitig, sondern in einem speziellen Zusammenhang. Den Grund für meine Zweifel habe ich angegeben. Es ging darum, dass Wolfgang unbegründete und einseitige Tatsachenbehauptungen hier gepostet hat und es "ein bisschen befremdlich" fand, dass ich diese mit recherchierten Quellen hinterfragt habe.
Deine letzten beiden Beiträge basieren im Übrigen darauf, dass du die Zusammenhänge verkürzt darstellst.
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Das kann man auf ganz verschiedene Arten und Weisen tun. Ich war beispielsweise sehr lange Mitglied in einem Schachclub. Das kollektive "Wir" entstand durch die Vereinszugehörigkeit und das Schachspiel. Es gab auch "Ihrs" zum Beispiel bei Mannschaftskämpfen, die trotz des martialischen Ausdrucks "Mannschaftskampf" regelmäßig in gemeinschaftlicher und geselliger Atmosphäre stattfanden ohne jedes "Freund-Feind-Spiel".
Wolfgang Endemann ist zwar für mich ein politischer und philosophischer Gegner, aber kein Feind. Für alles, was ich an seinen Positionen kritisiere, liefere ich stets Argumente. Wer aber - wie er - allein schon die Infragestellung und Überprüfung von Tatsachenbehauptungen "ein bisschen befremdlich" findet, muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, dass er damit den Boden des rationalen Austausches zu verlassen droht. Insbesondere dann, wenn die Infragestellung und Überprüfung ergibt, dass seine Behauptungen zumindest sehr einseitig waren, vorsichtig formuliert. (Weiter oben gibt es den gesamten Zusammenhang auch ausführlicher.) Außerdem hat er meine berechtigte Infragestellung seiner Behauptungen in den Zusammenhang mit der Leugnung des Holocaust gebracht, das ist schon ziemlich heftig, finde ich.
Anders als du mich zitiert hast, habe ich folgendes darauf geantwortet: Wenn für Dich die Frage, ob das, was Du hier behauptest, auch wahr ist, "ein bisschen befremdlich" ist, dann bist Du meines Erachtens ein bisschen im falschen Forum.
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Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 07:50Es gibt zahlreiche Studien zu den Kommunikationsstrategien der AfD. Ich hab 24 einschlägige Quellen zusammengetragen und mir mithilfe von NotebookLM eine Zusammenfassung ausgeben lassen:
- Kalkulierte Provokation: Die AfD setzt gezielt auf Provokationen, um mediale Aufmerksamkeit zu erlangen und Reaktionen im öffentlichen Diskurs hervorzurufen. Dies geschieht oft durch Tabubrüche und die Verwendung von Begriffen, die bewusst kontrovers sind. Ein Beispiel hierfür ist die "Vogelschiss"-Äußerung von Alexander Gauland, mit der er die NS-Zeit relativierte.
- Delegitimierung der etablierten Medien: Die AfD diffamiert unabhängige Medien als "Systempresse" oder "Lügenpresse" und versucht so, deren Glaubwürdigkeit zu untergraben. Gleichzeitig nutzt die Partei diese Medien als Bühne für ihre Inszenierungen, um ihre Botschaften zu verbreiten.
- Etablierung eigener Medienkanäle: Um die volle Kontrolle über ihre Botschaften zu haben, hat die AfD ein Netzwerk aus eigenen Kanälen in den sozialen Medien aufgebaut. Sie nutzt Plattformen wie Instagram, TikTok, Twitter, YouTube, Facebook und Telegram, um direkt und ungefiltert mit ihren Anhängern zu kommunizieren.
- Ausbildung einer kollektiven Identität: Die AfD versucht, ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb ihrer Anhängerschaft zu erzeugen, indem sie sich als "Wir" gegenüber den "Anderen" positioniert. Zu den "Anderen" gehören unter anderem Migranten, die Medien, die Regierung und andere demokratische Parteien.
- Extreme Polarisierung: Die AfD zielt auf eine extreme Polarisierung des öffentlichen Diskurses ab. Dies geschieht durch die konfrontative Gegenüberstellung von "Wir gegen die anderen" und die Zuspitzung von Themen. Beispielsweise wird der Klimaschutz als Bedrohung für den vermeintlich typisch deutschen Lebensstil dargestellt.
- Normalisierung durch Wiederholung und Umdeutung von Begriffen: Die AfD wiederholt bestimmte Begriffe so lange, bis sie sich normalisieren und ihre ursprüngliche Skandalträchtigkeit verlieren. Zudem werden historisch belastete Begriffe umgedeutet und mit neuen Inhalten versehen.
- Nutzung von Angst, Hass und Desinformation: Die AfD verbreitet gezielt Angst, Hass und Empörung, um Zustimmung für ihre rechtsextremen Ideen zu gewinnen. Sie nutzt Desinformation und Verschwörungsmythen, um das Vertrauen in etablierte Medien, Wissenschaft und demokratische Parteien zu erschüttern.
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Ein bißchen ot, andrerseits auch der richtige Ort, weil das Threadthema ein neuralgischer Punkt ist, an dem ein Konflikt nicht mehr zu übersehen ist.
Mit Bedauern erkläre ich hiermit meinen Ausstieg aus diesem Forum, mit Bedauern, weil ich mich mit einigen Foristen gerne ausgetauscht habe. Man kann mich kritisieren, mir alles berechtigte und unberechtigte vorwerfen. Aber wenn ich hier zensiert werde, ich gebe zu, mein letzter Kommentar, der nicht angenommen wurde, war schon unfreundlich, aber weniger verzerrend als der Verzerrungsvorwurf mir gegenüber, wenn also das, was von mir als Argument vorgebracht wird, hier unter moralische Quarantäne gestellt wird, ist dies für mich kein Ort mehr (und sollte für kritische Leute auch nicht sein), an dem ein freier Meinungsaustausch, eine freie geistige Kommunikation möglich ist.
Ich wünsche trotzdem (vor allem den geschätzten Gesprächspartnern) alles Gute, daß dieses Forum nicht zu einem Hetzforum wird und sich noch mehr verengt, leider ist das der Zeitgeist, der ja nicht ewig weht.
Mit Bedauern erkläre ich hiermit meinen Ausstieg aus diesem Forum, mit Bedauern, weil ich mich mit einigen Foristen gerne ausgetauscht habe. Man kann mich kritisieren, mir alles berechtigte und unberechtigte vorwerfen. Aber wenn ich hier zensiert werde, ich gebe zu, mein letzter Kommentar, der nicht angenommen wurde, war schon unfreundlich, aber weniger verzerrend als der Verzerrungsvorwurf mir gegenüber, wenn also das, was von mir als Argument vorgebracht wird, hier unter moralische Quarantäne gestellt wird, ist dies für mich kein Ort mehr (und sollte für kritische Leute auch nicht sein), an dem ein freier Meinungsaustausch, eine freie geistige Kommunikation möglich ist.
Ich wünsche trotzdem (vor allem den geschätzten Gesprächspartnern) alles Gute, daß dieses Forum nicht zu einem Hetzforum wird und sich noch mehr verengt, leider ist das der Zeitgeist, der ja nicht ewig weht.
Das finde ich jetzt aber sehr schade. Wie wärs mit einer kleinen Dampfablass-Pause statt eines endgültigen Ausstiegs?Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 11:16Mit Bedauern erkläre ich hiermit meinen Ausstieg aus diesem Forum ...
Das ist richtig. Aber wer die letzten Jahre die Politik verfolgt hat, wird gesehen haben, dass genau dies der Fall war. Siehe auch den amerikanischen Wahlkampf, wo alles auf die Anti-Karte gesetzt worden war.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 10:14Hier noch mal das Zitat von mir im korrekten Zusammenhang:
Nicht jede Gruppe ist eine "Wir gegen die anderen" Gruppe, welche die Anderen anfeindet, wie es die AfD tut.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 07:50
- Ausbildung einer kollektiven Identität: Die AfD versucht, ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb ihrer Anhängerschaft zu erzeugen, indem sie sich als "Wir" gegenüber den "Anderen" positioniert. Zu den "Anderen" gehören unter anderem Migranten, die Medien, die Regierung und andere demokratische Parteien.
- Extreme Polarisierung: Die AfD zielt auf eine extreme Polarisierung des öffentlichen Diskurses ab. Dies geschieht durch die konfrontative Gegenüberstellung von "Wir gegen die anderen" und die Zuspitzung von Themen. Beispielsweise wird der Klimaschutz als Bedrohung für den vermeintlich typisch deutschen Lebensstil dargestellt.
Dass die AfD auf etwas abzielt, bedeutet nicht, dass die anderen es nicht täten, so wenig wie es ein Einwand gegen die These ist, dass alle Parteien nur noch im Modus der Getriebenen agieren. Zu viele Politikentwürfe (siehe etwa die "Brandmauer") sind reine Anti-Entwürfe. Das "Anti" ist der Kern aller Inhalte geworden, ablesbar an unzähligen Vokabeln wie etwa "die demokratischen Parteien", eine Floskel, die nur vor dem Hintergrund von Vokabeln wie "Systemparteien" verständlich ist. Was der Begriff aber verdeckt, ist die Tatsache, dass man damit mindestens implizit die eigene Macht sichern möchte und alle Kritik Gefahr läuft, delegitimiert zu werden. Und genau diese Machtkritik ist oder war, wenn ich ihn richtig verstanden habe, auch Wolfgang Endemanns Intention, dem die bloße moralisch gestützte Anti-Haltung zu wenig zu sein scheint.
Zuletzt geändert von Pragmatix am Mi 5. Feb 2025, 12:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Man kann meinen Kommentar doch noch einstellen, dann bin ich wieder da. Ich bin auch nicht nachtrragend. Aber das moralische Zensieren akzeptiere ich nicht.Quk hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 11:23Das finde ich jetzt aber sehr schade. Wie wärs mit einer kleinen Dampfablass-Pause statt eines endgültigen Ausstiegs?Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 11:16Mit Bedauern erkläre ich hiermit meinen Ausstieg aus diesem Forum ...
Ja, es ist wichtig, dass man Konsequenzen zieht, denn die ideologischen Verhaltensauffälligkeiten nehmen zu (nicht nur hier).Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 12:10Aber das moralische Zensieren akzeptiere ich nicht.
Die "Ignorieren"-Funktion musst du in Bezug auf die Administratoren selbst umsetzen

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@Pragmatix wofür oder wogegen argumentierst du eigentlich? In dem Faden geht es um die AfD, das zur Erinnerung.
Steht doch zuletzt in # 87831 unmissverständlich zu lesen ebenso wie in allen anderen Beiträgen. Ich beobachte, was geschieht rund um das Phänomen der AfD und kommentiere das. Ich halte die Debatten um die Partei in keiner Weise für rational, sondern für ein rein emotionales Unterfangen. 12 Jahre läuft diese Diskussion nun, die Partei wird sich bei der kommenden Wahl dann ungefähr vervierfacht haben. Es scheint also, als hätten alle eine starke Meinung zur AfD aber kein Angebot an deren Wähler, das die Partei zum Verschwinden bringen würde. Warum das so ist, darauf suche ich Antworten. Die von dir eingestellte Liste, darauf habe ich hingewiesen, gibt in den meisten Punkten das wieder, was jede Partei macht, die selbst nicht an der Macht beteiligt ist. Auf den entsprechenden Selbstwiderspruch habe ich hingewiesen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 5. Feb 2025, 13:56@Pragmatix wofür oder wogegen argumentierst du eigentlich? In dem Faden geht es um die AfD, das zur Erinnerung.
Ich teile Wolfgang Endemanns offensichtlich agonal ausgerichteten (marxistischen) Politikansatz nicht. Aber er bietet wenigstens ansatzweise mehr als einen rein moralischen Analyseansatz und macht ein Angebot an die Wähler, das auf anderen Prämissen basiert als diejenigen, die der liberalen Demokratie als der aktuellen Form der Demokratie zugrundeliegen. Er und auch Körper, wenn ich das richtig lese, setzen also im Unterschied zu dir zwar ebenfalls nicht auf die AfD, folgen aber auch nicht deinen Prämissen, bei denen, wie ich meine, eben der rationale Schwanz mit dem emotionalen Hund wedelt, wie meine Metapher lautete.