@Quk
Ich möchte das Thema doch nicht so in der Luft hängen lassen.
Diese Allaussagen, also Pauschalierungen, alle über einen Kamm scheren, Vorurteile und Stereotypen sind nicht gut. Ich denke, hier sind wir uns einig. Aus eigener Erfahrung bin ich übrigens nicht davor gefeilt, doch mal in Stereotypen und Klischees zu denken.
Es gibt Diskriminierungen und Benachteilungen aufgrund Geschlecht, Herkunft, Alter usw. Benachteiligungen und Diskriminierungen geschehen auch aufgrund dieser Pauschalierungen und Vorurteile. Alle Menschen mit Behinderungen sind körperlich nicht leistungsfähig und sind zudem andauernd krank, was ein der Gründe ist, warum sie auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind.
Und dann gibt es noch den Rassismus. Rassistische Handlungen richten sich gegen Menschen mit nicht weißer Hautfarbe.
Nicht jede Benachteiligung und Diskriminierung ist Rassismus. Vor allem dann nicht, wenn Benachteiligungen Menschen mit weißer Hautfarbe treffen. Natürlich werden auch weiße Menschen diskrimiert, aufgrund Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion und was weiß ich noch. Nur nicht wegen der Hautfarbe weiß. Noch ein Beispiel:
Privilegien beziehen sich auch auf gesellschaftliche Gruppen und soziale Strukturen. Oftmals kommt daher das Merkmal Herkunft ins Spiel. Herkunft meint auch die soziale Herkunft, also aus welche sozialen Schicht kommt jemand. Weiße Kinder aus den sog. Arbeiterfamilien oder aus Familien mit Hartz IV Bezug erhalten deutlich weniger eine Empfehlung für das Gymnasium als Kinder aus Akademikerfamilien. Das ist eine Diskriminierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, in denen aufgrund von Vorurteilen allen dieser Gruppe bestimmte Fähigkeiten abgesprochen werden. Durchaus eine Allaussage. Das ist kein Rassismus, denn es erfolgt nicht aufgrund der Hautfarbe eine Diskriminierung, sondern aufgrund der Herkunft.
Deine Bestrebungen, Pauschalierungen zu bekämpfen und auflösen, führt meiner Meinung dazu, dass alles wieder gleich im negativen Sinne wird. Jede Diskriminierung und Benachteiligung ist Rassismus. Auch eine Allaussage. Es wird nicht differenziert, warum jemand in der konkreten individuellen Situation diskriminiert wird. Und die vorhandenen Machstrukturen werden nicht berücksichtigt. Jede Situation wird identisch behandelt und kann deshallb dem individuellen Leid nicht gerecht werden. Pauschalierungen sollen weg, und dabei wird dann alles gleich gezogen. Mehrfachdiskriminierungen gehen unter, so viele allaussgen kann es nicht geben,
Ist doch irgendwie ein Paradox. Oder etwa nicht.
Quk hat geschrieben : ↑ Sa 9. Dez 2023, 18:46
Stefanie, meiner Kenntis nach gibt es stellenweise auch Rassismus gegen Weiße -- meist in Gebieten, wo Weiße eine Minderheit sind. In Bonn ist das nicht der Fall.
Es gibt keinen Rassismus gegen Menschen mit weißer Hautfarbe.
Gewaltausbrüche gegen weiße Menschen gibt es vereinzelt in afrikanischen Ländern mit einer Kolonialgeschichte. Die in diesem Zusammenhang erworbene Macht und Privilegien der Weißen ist nicht verschwunden, nur weil diese Länder jetzt eigenständig sind. Die Mehrheit der schwarzen Bevölkerung lebt in Armut und die Wut richtet sich gegen diejenigen, die diese Strukturen erschaffen und erhalten. Das ist kein Rassismus. Gewalt ja, aber kein Rassismus. Es ist doch nicht gleichzusetzen mit dem Alltagsrassismus, den viele Menschen ausgesetzt sind.
Dein Satz relativiert Rassismus gegen Menschen mit nicht weißer Hautfarbe.
Dieses Relativieren muss zwangsläufig erfolgen, wenn alle Allaussagen rassistisch sind. Es gibt bei Allaussagen keine Differenzierungen und dann entsteht die Situation, dass diese sich gegenseitig relativieren. Das kann es ja nicht sein. Oder?
Wir haben bald 2024. Die Aufhebung der Rassentrennung in den USA ist noch nicht lange her 1964, Südafrika war noch später dran als die USA, die Beendigung der Kolonialgeschichte in Afrika war erst nach dem 2. Weltkrieg. Das ist eine kurze Zeit im Verhältnis zu den Jahrhunderten der Unterdrückung mit Rassismus. Es ist doch logisch, dass dies weiter wirkt.
Tja. Ich bin noch etwas ratlos, gebe ich zu.