#MeToo: Der Mann und die Frau und die Machtfrage

Dieser Teil des Forums befaßt sich mit politischen, sozialen und historischen Aspekten der aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten.
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Jörn Budesheim
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So 14. Jan 2018, 18:19

Heftig. Offensichtlich hat sich nicht nur Harvey Weinstein so "ein perfides System" aufgebaut hat, um sich seine Opfer gefügig zu machen und dann auch zu missbrauchen. Der Vorschlag an die Opfer, einfach "Nein" zu sagen, wirkt auf mich vor diesem Hintergrund etwas ... wie soll man sagen? naiv oder weltfremd?




Tosa Inu
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So 14. Jan 2018, 18:35

Ottington hat geschrieben :
So 14. Jan 2018, 12:22
Ich bewege mich viel in feministischen bubbles und ich habe bis auf einzelne Ausnahmen praktisch nie sowas gelesen. Cis-Männer sind nicht schuld an ihrer gesellschaftliches Position. Maximal, wenn sie sie ausnutzen bzw. nichts dagegen tun.
Schon die Terminologie der Cis-Genderung finde ich äußerst problematisch, weil sie ein Unreflektiertsein a priori unterstellt.

Ich habe es a mehreren Stellen in der online Ausgabe des Freitag gelesen, aber ich weiß nicht, ob ich diese Diskusson noch mal führen möchte.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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So 14. Jan 2018, 19:15

Ottington hat geschrieben :
So 14. Jan 2018, 12:22
Cis-Männer
Ich hab zwei oder drei Zeichnungen mit Cis-Männern gemacht, hier ist eine davon.

Bild




Tosa Inu
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So 14. Jan 2018, 19:43

„CisGenderung, CisFrau, CisMann/CisTyp, cisgegendert:
‚Ich habe meine eigene Wahrnehmung, Frau zu sein, noch nie infrage gestellt. Ich habe sie noch nie infrage stellen müssen – alle sehen und sprechen mich so an. Und das war mein ganzes Leben lang so und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es anders sein könnte. Ich fühle mich richtig damit – das ist doch einfach so.‘ Eine Person, die so denkt und handelt, nennen wir CisFrau; sie ist cisgegendert. Das ist ein Privileg, da sie in viele soziale Normen hineinpasst und diese nicht infrage stellen muss. In einer sexistischen Gesellschaft macht es einen Unterschied, CisFrau oder CisMann/Typ zu sein. Überhaupt darüber nachdenken zu können, CisFrau oder CisMann/Typ zu sein, kann selbst Ausdruck dafür sein, weiß und ableisiert zu sein – denn dann spielen andere Diskriminierungsformen eine ganz andere Rolle für Selbst- und Außenwahrnehmungen.
Warum wird beispielsweise Kindern von Anfang an beigebracht, dass Mama immer frauisiert ist und bleibt und Papa immer typisiert ist und bleibt?
Aus: hornscheidt, lann: feministische w_orte: ein lern-, denk- und handlungsbuch zu sprache und diskriminierung, gender studies und feministischer linguistik. Frankfurt a. M.: Brandes & Apsel, 2012, S. 113-130.“
(Quelle: http://feministisch-sprachhandeln.org/glossar/ )



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Mo 15. Jan 2018, 07:03

Tommy hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 00:53
Wenn wir von Kindesmissbrauch reden ist es das tatsächlich.
Wenn ich lese, dass Weinstein ein perfides System, einen komplexen Missbrauchs-Mechanismus aufgebaut hat, dann glaube ich, dass das vermutlich auch für seine Opfer gilt.




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iselilja
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Mo 15. Jan 2018, 07:44

Tommy hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 00:53
Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 14. Jan 2018, 18:19
Heftig. Offensichtlich hat sich nicht nur Harvey Weinstein so "ein perfides System" aufgebaut hat, um sich seine Opfer gefügig zu machen und dann auch zu missbrauchen. Der Vorschlag an die Opfer, einfach "Nein" zu sagen, wirkt auf mich vor diesem Hintergrund etwas ... wie soll man sagen? naiv oder weltfremd?
Wenn wir von Kindesmissbrauch reden ist es das tatsächlich. Denn Kinder wissen ja gar nicht was mit ihnen geschieht. Sie durchblicken das System ja gar nicht.
Andersrum scheint dieses System aber auch immer eine Art "offenes Geheimnis" gewesen zu sein.
Liest man sich den Wikipedia-Artikel über den Weinstein-Skandal durch hat man den Eindruck, dass das alles schon sehr lange bekannt ist.
Was hat sich nun also geändert?
Offenbar fangen die Leute langsam an "Nein" zu sagen.
Die Frage die ich mir stelle ist, wieso erst jetzt?
Zumal aus dem Wikipedia-Artikel auch hervorgeht, dass sich das alles noch zu einem "Kachelmann-Phänomen" entwickeln könnte, solange kein Gericht Weinstein verurteilt hat. Er selbst jedenfalls bestreitet die Vorwürfe in 5 Fällen. Allerdings ist mir nicht klar, wie aktuell der Artikel ist.




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iselilja
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Mo 15. Jan 2018, 08:26

Dass es Frauen gibt, die ihre Sexualität als ein legitimes Mittel zur Erreichung von womöglich zu hoch gesteckten Zielen betrachten, ist ja nun sicherlich kein Geheimnis. Zumal das sicherlich nicht nur für Frauen gilt. Als mit solchen Menschen Kompromittierter ist man echt am Arsch, wenn man das zu spät erkennt. Ob man nun Dozent oder Produzent ist, spielt dabei keine Rolle. Aus missglückten Versuchen sich einen Vorteil zu erschleichen, kann ganz schnell ein Unglück werden, zumal es die Sache noch erschwert, wenn sich diejenigen hinter einem Mantel der Rechtschaffenheit verstecken.

Mein Vorschlag wäre in solchen Fällen immer abzuwarten, bis die Schuld oder Unschuld erwiesen ist. Naja, in medialen Bereichen reicht eben auch das Vorurteil, um Menschen, die evtl. nichts gemacht haben, aus der Bildfläche verschwinden zu lassen. Das Dumme ist nun, wenn es tatsächlich so ist, wird den eigentlichen Opfern auch nichts mehr von ihrem bisherigen Leben zurückgegeben.


Der wütende und empörte Mob übernimmt hier die Rolle der gesellschaftlichen Selbstjustiz.




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Jörn Budesheim
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Mo 15. Jan 2018, 08:31

Was mich bei der Diskussion im Allgemeinen und nicht nur in diesem Thread im Besonderen erstaunt, ist folgendes: Wir haben hier ein Reihe von skrupellosen Tätern und ihre Opfer. Dass es viele Fälle von Übergriffen gab, steht wohl außer Zweifel, auch wenn es bei einzelnen Fällen offene Fragen gibt. Wie kommt es, dass in Anbetracht dieser eindeutigen Sachlage so viele "Fragen" (die oft wie Anschuldigungen daher kommen) in die Richtung der Opfer und nicht in die Richtung der Täter gehen:

Warum habt ihr nicht einfach "Nein" gesagt? Warum kommt ihr erst jetzt damit heraus? Wusstet ihr nicht vorher, was euch blüht? Ihr setzt euren Körper doch ohnehin als Verkaufsinstrument ein, wieso jetzt darüber Beschwerde führen? Übertreibt ihr nicht maßlos? Wie viele von euch sind wohl Trittbrettfahrer? Wollt ihr Sex überhaupt verbieten?

Wie kommt das? Ist das nicht eine seltsame Verkehrung der Blickrichtung?




Tosa Inu
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Mo 15. Jan 2018, 10:24

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 08:31
Was mich bei der Diskussion im Allgemeinen und nicht nur in diesem Thread im Besonderen erstaunt, ist folgendes: Wir haben hier ein Reihe von skrupellosen Tätern und ihre Opfer.
Aus linken Kreisen hört man immer wieder (wenn auch bevorzugt, wenn es sich im Personen oder Gruppen dreht, die selbst eher links sind oder zum Kreis ihrer selbsternannten Schutzbefohlenen gehören), dass man erst und nun dann Täter ist, wenn jemand rechtskäftig verurteilt ist. Bis dahin gilt für jeden Menschen die Unschuldsvermutung.

Ist jemand verurteilt, gilt die Schuld als erwiesen.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 08:31
Wie kommt das? Ist das nicht eine seltsame Verkehrung der Blickrichtung?
Zum einen gib es einen unberechtigten Reflex, der Art 'selbst Schuld, wer einen Minirock anzieht'.
Zum anderen gibt es eine berechtigte Skepsis (über die eigene Bücher verfasst wurden), was die Glaubwürdigkeit bestimmter Opfer angeht.
Da gibt es die vielfältigsten Verwicklungen und das Thema eignet sich m.E. überhaupt nicht für eine populistische Herangehensweise, der Art, dass man doch weiß, wie es ist. Nicht für den Einzelfall, es soll auch Priester geben, die keine kleinen Jungs befingern.
Wenn man meint, man wisse x in der Art, dass bestimmte gesellschaftliche Strukturen, Missbrauch und Fehlverhalten der einen oder andere Art begünstigen, sollte man diese Strukturen ändern. Daran besteht m.E. nicht nur kein Interesse, sondern es wird sogar aktiv behindert. Aus verschiedenen Gründen ist investigatiiver Journalismus eher zu einem kleinen Kick im Alltag geworden und dann man macht weiter wie bisher, nicht etwa nur die primär Verantwortlichen, sondern alle, auch die, die das in der Doku eben noch ganz entsetzlich fanden, sich dann aber nach 20 Minuten schon langweilten und umschalteten. Es ist dann schnell auch mal gut und nervt, im bunten Reigen der Skandale und Skandälchen, in dem sogar noch die Opfer gut performen müssen.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Mo 15. Jan 2018, 12:30

In manchen Einzelfällen wird sich dies zeigen, in anderen das. Vor Gericht kommen nur diese 'Einzelfälle' und man wird versuchen die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Mir ging es aber nicht um die konkreten Fälle und konkrete Namen. Denn dass da alles in allem vieles im Argen liegt, gelinde gesagt, steht doch wohl schon jetzt außer Zweifel. Dennoch richten sich viele Blicke auf die Frauen und es werden ihnen Fragen gestellt, die für mich vor dem ungeheuerlichen Hintergrund unverhältnismäßig wirken. Warum geraten in vielen Diskussionszusammenhängen plötzlich die Opfer (mit) in ein Zwielicht?

Es ist doch nicht richtig, wenn eine Frau Opfer so eines perfiden Mechanismus wird und man ihr dann sagt: Na, das konntest du doch vorher wissen. Zudem: In Richtung der Opfer sagt man: Das wusste doch jeder, dass es so ist. In Richtung der Täter sagt man: Wir wissen ja gar nicht, was da vorgefallen ist.

Das finde ich seltsam.




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Jörn Budesheim
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Mo 15. Jan 2018, 13:11

Tommy hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 13:03
Der Punkt den Du nicht siehst ist aber der, dass es eben oft genug auch Fälle gab, wo die Opfer eigentlich die Täter sind.
Das ist in der Vergangenheit sicher schon vorgekommen. Und bei der Vielzahl der Fälle kann es auch "Trittbrettfahrerinnen" geben. Aber das erklärt und rechtfertigt nicht, den unverhältnismäßigen Wechsel in der Blickrichtung, der ja auch oft mit Generalisierungen einher geht.




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Mo 15. Jan 2018, 13:12

Die Vorstellung, dass ein Mann durch Falschanschuldigungen Opfer einer Frau werden könnte, scheint viele Männer zu beunruhigen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas tatsächlich passiert, ist verschwindend gering und steht in keinem Verhältnis zu den begangenen Taten. Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann selbst Opfer sexualisierter Gewalt wird, ist um ein Vielfaches höher, als durch eine Frau falsch der Vergewaltigung bezichtigt zu werden.

Außerdem gehen Frauen bei den gegebenen Machtstrukturen immer noch ein enormes Risiko ein, wenn sie mit Beschuldigungen dieser Art in die Öffentlichkeit gehen. Denn andere Produzenten werden keine große Lust auf Frauen haben, die Probleme machen. Und wenn man bedenkt, dass sich diese Anschuldigen schwer beweisen lassen und man den Frauen vieler Orts sehr viel Misstrauen entgegen bringt ;-) , bleiben machtvolle Täter frei und unbestraft. Hier dürfte #MeToo für die betroffenen Frauen eher schädlich/gefährlich sein, als dass sie was davon hätten. Und wenn wir die Filmbranche mal verlassen, haben wir immer noch die Mehrheit der "einfachen" Frauen, die keinen Rückhalt aus der Gesellschaft bekommen und alleine dastehen. Wenn da ein gewalttätiger Freund angeklagt und nicht verurteilt werden kann, geht es bei vielen Frauen um mehr als nur den Job.




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Mo 15. Jan 2018, 14:35

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 12:30
Denn dass da alles in allem vieles im Argen liegt, gelinde gesagt, steht doch wohl schon jetzt außer Zweifel.
Das ist eben die Frage, ob sich ggf. nun die Zeiten ändern und das was früher vielleicht klammheimlich unter 'weiß man doch' lief anders bewertet wird.
Schon vor Jahren hat jemand der sich um Opferschutz bei Sexualstraften gekümmert hat, gesagt, er würde angesichts dessen, was Frauen bei einer Vergewaltigung im Rahmen einer Befragung und etwaigen Gerichtsherhandlung blüht, seiner eigenen Tochter im etwaigen Fall von einer Anzeige abraten.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 12:30
Dennoch richten sich viele Blicke auf die Frauen und es werden ihnen Fragen gestellt, die für mich vor dem ungeheuerlichen Hintergrund unverhältnismäßig wirken. Warum geraten in vielen Diskussionszusammenhängen plötzlich die Opfer (mit) in ein Zwielicht?
Weil es zur Wahrheit gehört, dass es auch Trittbrettfahrerinnen und verlogene und psychisch kranke Frauen gibt. Wo ist das Problem?
Ende der 90er war es Mode dezente Verdächtigungen über den Kindesvater die in Richtung sexuellem Kindesmissbrauch gingen, in Sorgerechts-, Besuchsrechtsfragen anzurbingen, danach wurde vor Gericht nachgebessert.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 12:30
Es ist doch nicht richtig, wenn eine Frau Opfer so eines perfiden Mechanismus wird und man ihr dann sagt: Na, das konntest du doch vorher wissen. Zudem: In Richtung der Opfer sagt man: Das wusste doch jeder, dass es so ist. In Richtung der Täter sagt man: Wir wissen ja gar nicht, was da vorgefallen ist.

Das finde ich seltsam.
Dass vermeintliche Täter von nichts wissen wollen, ist juristisch ihr gutes Recht und wenig verwunderlich.
Wer Spitzensport machen will und dann verwundert feststellt, dass es Doping gibt, naja ...
Nahezu alle Milieus kennen ihre Schweinerein und ungeschriebenen Gesetze, längst nicht alles sind reine Klischees. Das gilt für die Schauspielerei in Hollywood, im Theater, die Modelszene, den Sport, die Bundeswehr, die Polizei, die Medizin, die Wissenschaft, die Politik, Kirche, Schulen, Ernergiewirtschaft, Fleischwirtschaft, Agrarwirtschaft; Müllwirtschaft ... und viele andere mehr. Nie gehört, dass da ziemlich oft, ziemlich viel schief läuft? Nie gehört, dass in einigen dieser Systeme mafiöse Strukturen bekannt und unter der Hand geduldet sind? (Schlecht behandelte Arbeitssklaven aus Osteuropa in der Fleischmafia in diesem europäischen Land, dessen Name mir jetzt nicht einfallen will, fängt glaube ich mit D an.) Hast Du nie gelesen, wie mit welchen politischen Systemen VW verglichen wurde? Was bei DIscountern abläuft? Wie reales Mietrecht aussieht? ...

Ob das nun System hat oder ob es vereinzelte schwarze Schafe gibt, die ein System für sich ausnutzen, kannn ich nicht sagen, ich vermute da ist jede Branche leicht anders und es gibt wahrscheinlich den Wunsch einiger, ihr System halbwegs rein zu halten und andere Bereich in denen Doppelmoral und Korruption institutionell eingepreist sind.

Ist halt die andere Seite der Medaille, deren polierte gerne als beste aller jemals existierenden Welten verkauft wird. Vollbeschäftigung, Lebenserwartung demnächst bei 100, Hipp hipp, Hurra. Gleichzeitig liegt da "alles in allem vieles im Argen". Da Ambivalenzen gewöhnlich schwer toleriert werden können, blüht das regressive Geschäft des Populismus. Alles eindeutig: Freund oder Feind, gut oder böse, für uns oder gegen uns.
Zuletzt geändert von Tosa Inu am Mo 15. Jan 2018, 15:04, insgesamt 1-mal geändert.



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Mo 15. Jan 2018, 15:02

Ottington hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 13:12
Die Vorstellung, dass ein Mann durch Falschanschuldigungen Opfer einer Frau werden könnte, scheint viele Männer zu beunruhigen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas tatsächlich passiert, ist verschwindend gering und steht in keinem Verhältnis zu den begangenen Taten.
Das ist nicht so richtig beruhigend, vor allem wenn man einer dieser 'Fälle' ist. Ist so wie mit Terror, der Herzinfarkt ist wahrscheinlicher, aber es macht was mit einem.
Zumal mal als falsch Beschuldigter, dass man sozial tot ist. Wie Edathy, rechtlich nicht vorbestraft, ob er in der Gemüseabteilung des Discounters noch eingestellt wird, ist sehr fraglich.
Ottington hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 13:12
Ich weiß nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann selbst Opfer sexualisierter Gewalt wird, ist um ein Vielfaches höher, als durch eine Frau falsch der Vergewaltigung bezichtigt zu werden.
Ottington, Zahlen beruhigen nicht und ein Unrecht wiegt ein anderes nicht auf, es verdoppelt nur das Leid.
Ottington hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 13:12
Außerdem gehen Frauen bei den gegebenen Machtstrukturen immer noch ein enormes Risiko ein, wenn sie mit Beschuldigungen dieser Art in die Öffentlichkeit gehen. Denn andere Produzenten werden keine große Lust auf Frauen haben, die Probleme machen.
Wieso denn das? Wieso sollten die sich nicht solidarisieren? Weil sie Männer sind? Gibt es ein gutes und ein böses Geschlecht? :shock:
Ottington hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 13:12
Und wenn man bedenkt, dass sich diese Anschuldigen schwer beweisen lassen und man den Frauen vieler Orts sehr viel Misstrauen entgegen bringt ;-) , bleiben machtvolle Täter frei und unbestraft.
Allerdings haben auch völlig aus der Luft gegriffene Verdächtigungen den realen Nachteil, dass immer was hängen bleibt.
Professionelle Rufmörder wissen das und nutzen es.
Ottington hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 13:12
Hier dürfte #MeToo für die betroffenen Frauen eher schädlich/gefährlich sein, als dass sie was davon hätten. Und wenn wir die Filmbranche mal verlassen, haben wir immer noch die Mehrheit der "einfachen" Frauen, die keinen Rückhalt aus der Gesellschaft bekommen und alleine dastehen. Wenn da ein gewalttätiger Freund angeklagt und nicht verurteilt werden kann, geht es bei vielen Frauen um mehr als nur den Job.
Das geht allen Gewaltopfern so.

Wie wäre es damit: Nicht Männer oder Frauen, Schwarze oder Weiße, Arme oder Reiche, Religiöse oder Atheisten sind das Problem, sondern es muss in jedem Einzelfall geschaut werden, wie wir die Aggression des Menschen in konstruktive oder mindestens erträgliche Bahnen lenken können? Das kann Edukation, Systemveränderungen, Psychotherapie, Stellenbesetzungen nach anderen Eignungskritieren, Stärkung der Moral, Reflexion und so weiter bedeuten.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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iselilja
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Mo 15. Jan 2018, 19:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 08:31
Was mich bei der Diskussion im Allgemeinen und nicht nur in diesem Thread im Besonderen erstaunt, ist folgendes: Wir haben hier ein Reihe von skrupellosen Tätern und ihre Opfer. Dass es viele Fälle von Übergriffen gab, steht wohl außer Zweifel, auch wenn es bei einzelnen Fällen offene Fragen gibt. Wie kommt es, dass in Anbetracht dieser eindeutigen Sachlage so viele "Fragen" (die oft wie Anschuldigungen daher kommen) in die Richtung der Opfer und nicht in die Richtung der Täter gehen:

Warum habt ihr nicht einfach "Nein" gesagt? Warum kommt ihr erst jetzt damit heraus? Wusstet ihr nicht vorher, was euch blüht? Ihr setzt euren Körper doch ohnehin als Verkaufsinstrument ein, wieso jetzt darüber Beschwerde führen? Übertreibt ihr nicht maßlos? Wie viele von euch sind wohl Trittbrettfahrer? Wollt ihr Sex überhaupt verbieten?

Wie kommt das? Ist das nicht eine seltsame Verkehrung der Blickrichtung?
Tja, das ist eine gute Frage.. und die Antwort darauf kann man sich evtl. so verdeutlichen. Wenn die Sachlage so klar wäre, wie die meinst, dass sie es ist, warum hat es dann so eine Debatte überhaupt ausgelöst? Wenn doch jedem klar sein müsste, wie man das verstehen und bewerten soll. :-)

Offenbar ist die Debatte nun ein Ausdruck davon, dass es offensichtlich nicht so einfach ist, wie Du dir es vorstellst.




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Stefanie
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Mo 15. Jan 2018, 20:01

Die Hälfte der Weltbevölkerung ist weiblich.
In Abstufungen haben Frauen null Rechte, null Anerkennung, erfahren Gewalt, sexualierte gewalt etc., erleben null Respekt, bis hin zur Situation in den westlichen Industrieländern, auch hier in abgestufter Form.
Es ist keineswegs so, dass die weibliche Hälfte der Weltbevölkerung der anderen männlichen Hälfte gleich gestellt ist. Auch nicht bei uns.
Es liegt auch im Interesse der Männer, dass sich des ändert. Es liegt in unser allem Interesse. Die meetoo Kampagne reicht weit über Hollywood hinaus, sie spiegelt die auch bei uns noch geltenden Machtverhältnisse wieder, verstaubte Rollenbilder usw. in vielen Bereichen unserer Gesellschaft wieder.
Eine Änderung der Verhältnisse geht nicht ohne die Männer, sie können bewirken, dass es weniger schwarzen Schafe gibt, in dem sie bei den Männern ansetzen, und nicht versuchen, die ganze Sache zu relativieren.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Stefanie
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Mo 15. Jan 2018, 20:05

Es ist einfach. Respekt, Verantwortung, und ehrlich gesagt, auch mal den Frauen richtig zuhören, was sie so von den alltäglichen Erlebnissen mit einigen Männern so erzählen, von der Unsicherheit, der Angst, dem Druck, usw.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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iselilja
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Mo 15. Jan 2018, 20:05

Stefanie hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 20:01
Die Hälfte der Weltbevölkerung ist weiblich.
In Abstufungen haben Frauen null Rechte, null Anerkennung, erfahren Gewalt, sexualierte gewalt etc., erleben null Respekt, bis hin zur Situation in den westlichen Industrieländern, auch hier in abgestufter Form.
Es ist keineswegs so, dass die weibliche Hälfte der Weltbevölkerung der anderen männlichen Hälfte gleich gestellt ist. Auch nicht bei uns.
Es liegt auch im Interesse der Männer, dass sich des ändert. Es liegt in unser allem Interesse. Die meetoo Kampagne reicht weit über Hollywood hinaus, sie spiegelt die auch bei uns noch geltenden Machtverhältnisse wieder, verstaubte Rollenbilder usw. in vielen Bereichen unserer Gesellschaft wieder.
Eine Änderung der Verhältnisse geht nicht ohne die Männer, sie können bewirken, dass es weniger schwarzen Schafe gibt, in dem sie bei den Männern ansetzen, und nicht versuchen, die ganze Sache zu relativieren.
Ich stehe da ganz auf Deiner Seite @Stefanie.. nur will man doch auch erst einmal wissen welches Schaf das Schwarze ist. Erinnerst Du dich noch an den Fall Kachelmann? Er wurde frei gesprochen, was für mich bedeutet, dass er im Namen des Volkes als unschuldig gilt. Tatsächlich wurde ihm aber alle Reputation aberkannt. Ist es das, was Dir vorschwebt?




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Stefanie
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Mo 15. Jan 2018, 20:16

Du relativierst.
Was ist mit den ganzen Fällen, über die nicht berichtet wird, in denen die Männer das getan haben, was ihnen vorgeworfen wurde. Werden die ignoriert, zählen die nicht? Zählt die Mehrheit und aus Angst schweigende Mehrheit der Frauen nicht?
Macht dieser eine Prozess die anderen, vielen Fälle, auch die "kleinen" alltäglichen unsäglichen "sog. Anmachen" weniger fies, perfide und widerlich?

Wollt ihr Mehrheit der Männer das alles?



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Mo 15. Jan 2018, 20:17

iselilja hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 20:05
Ich stehe da ganz auf Deiner Seite @Stefanie
iselilja hat geschrieben :
Mo 15. Jan 2018, 20:05
Erinnerst Du dich noch an den Fall Kachelmann? Er wurde frei gesprochen, was für mich bedeutet, dass er im Namen des Volkes als unschuldig gilt. Tatsächlich wurde ihm aber alle Reputation aberkannt. Ist es das, was Dir vorschwebt?
Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll. Ich bin fassungslos.




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