#MeToo: Der Mann und die Frau und die Machtfrage

Dieser Teil des Forums befaßt sich mit politischen, sozialen und historischen Aspekten der aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten.
Tosa Inu
Beiträge: 2300
Registriert: Mo 31. Jul 2017, 19:42
Kontaktdaten:

Mi 31. Jan 2018, 16:54

Dann erklär mir doch bitte ganz einfach, wo die Grenzen liegen, da ja alles so absolut klar ist, aber es selbst auf mehrfache Nachfrage niemand hinbekommt, das was absolut klar ist, klar hinzuschreiben:

Wo liegen sie?
Für wen?
Wer bestimmt das?
Gelten diese Grenzen für beide Geschlechter?
Müssen die Grenzen aktiv zuvor erfragt werden?
Wie und wann sollte ein Übertreten geahndet werden?



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Rosita
Beiträge: 271
Registriert: Sa 30. Dez 2017, 00:23
Wohnort: Spanien

Mi 31. Jan 2018, 19:01

Tosa Inu hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 16:54
Dann erklär mir doch bitte ganz einfach, wo die Grenzen liegen, da ja alles so absolut klar ist, aber es selbst auf mehrfache Nachfrage niemand hinbekommt, das was absolut klar ist, klar hinzuschreiben:

Wo liegen sie?
Für wen?
Wer bestimmt das?
Gelten diese Grenzen für beide Geschlechter?
Müssen die Grenzen aktiv zuvor erfragt werden?
Wie und wann sollte ein Übertreten geahndet werden?


Wo liegen die Grenzen?
Da die Übergriffe von Männern so massiv sind, sollte keine Frau bewusst angefasst werden. Wenn Dir das zu radikal ist, dann bedanke Dich bei Deinen Geschlechtsgenossen, die durch ihre Handlungen ein entspanntes Miteinander unmöglich machen.

Für wen?
Für Frauen selbstverständlich, da sie es sind, die in der überwältigen Mehrheit, davon betroffen sind!
Solltest Du der Meinung sein, dass auch Männer Schutz bedürfen, dann müssen sich Männer eine Vereinbarung erstreiten, so wie es Frauen machen mussten. Vermutlich gibt es das aber schon.

Wer das bestimmt?
Ganz schön ignorant.
Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass man niemand bedrängt und betatscht? Das ist respektlos.
Ich hab mal gegoogelt und es fiel mir auf, dass in vielen Ländern Gesetze gegen Übergriffe von Frauen vorbereitet werden. Natürlich wird man vermutlich nicht verurteilt, wenn man eine Frau am Arm packt um ein Gespräch zu erzwingen, erwünscht ist es trotzdem nicht.

Müssen Grenzen aktiv erfragt werden?
Das ist doch Quatsch. Natürlich nicht. Ich habe hier schon mehrfach gesagt, das es mir hauptsächlich um den Umgang im Beruf, Büro oder auf Dienstreisen geht. Ich finde es sehr unprofessionell, dort ständig mit persönlichen Gefühlen oder sexuellen Vorstellungen konfrontiert zu werden.

Im privaten kann man einer Person seine Meinung sagen und dann notfalls denjenigen meiden.
Das geht natürlich im Job nicht.

Wann es geahndet wird,
steht im Gewaltschutzgesetz und die Anfänge der Übergriffe, die nicht strafbar sind sollten einfach aus Repekt unterlassen werden.

Alles andere zwischenmenschliche kann im privaten Bereich geklärt werden.

Ich weiss, dass Tommy und Deine Argumentation beinhaltet, dass es manche Frauen gefällt, wenn sie umworben werden und es gut finden, wenn es zu körperlichen Annäherungen im Job kommt.

Die Mehrheit der Frauen wollen es aber nicht. Wie ich das beweisen kann. Garnicht, aber wenn man sich aufmerksam und umfachreich informiert, dann stösst man überall auf Beweise genau darüber.

Ausserdem habe ich 12 Jahre als Betriebsrätin in einer grossen Firma gearbeitet. Dort erlebt man das wirkliche Geschehen. Viele Firmen haben inzwischen Betriebsvereinbarungen die Übergriffe gegen Frauen regeln.



Jeder Mensch hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten!

Tosa Inu
Beiträge: 2300
Registriert: Mo 31. Jul 2017, 19:42
Kontaktdaten:

Mi 31. Jan 2018, 19:47

Das sind ja dannn wenigstens mal klare Aussagen, zu denen man Stellung beziehen kann.
Rosita hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 19:01
Wo liegen die Grenzen?
Da die Übergriffe von Männern so massiv sind, sollte keine Frau bewusst angefasst werden. Wenn Dir das zu radikal ist, dann bedanke Dich bei Deinen Geschlechtsgenossen, die durch ihre Handlungen ein entspanntes Miteinander unmöglich machen.
Halte ich praktisch betrachtet für undurchführbar. Was macht man im Gedränge, was macht ein Arzt, was tun, bei einem Notfall, wer unterscheidet was Zufall ist und Vorrsatz, usw.[/quote]
Rosita hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 19:01
Für wen?
Für Frauen selbstverständlich, da sie es sind, die in der überwältigen Mehrheit, davon betroffen sind!
Solltest Du der Meinung sein, dass auch Männer Schutz bedürfen, dann müssen sich Männer eine Vereinbarung erstreiten, so wie es Frauen machen mussten. Vermutlich gibt es das aber schon.
Ist sexistisch, lehne ich ab.
Rosita hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 19:01
Wer das bestimmt?
Ganz schön ignorant.
Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass man niemand bedrängt und betatscht? Das ist respektlos.
Ich hab mal gegoogelt und es fiel mir auf, dass in vielen Ländern Gesetze gegen Übergriffe von Frauen vorbereitet werden. Natürlich wird man vermutlich nicht verurteilt, wenn man eine Frau am Arm packt um ein Gespräch zu erzwingen, erwünscht ist es trotzdem nicht.
Du hast die Frage nicht bentwortet.
Ich sehe zwischen bewusstem anfassen und betatschen einen gehörigen Unterschied. Du offensichtlich nicht, das unterscheidet uns dann.
Rosita hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 19:01
Müssen Grenzen aktiv erfragt werden?
Das ist doch Quatsch. Natürlich nicht. Ich habe hier schon mehrfach gesagt, das es mir hauptsächlich um den Umgang im Beruf, Büro oder auf Dienstreisen geht. Ich finde es sehr unprofessionell, dort ständig mit persönlichen Gefühlen oder sexuellen Vorstellungen konfrontiert zu werden.
Das kann ich natürlich verstehen, aber das schränkt Deine obige Aussage ja dann auf diesen Bereich ein, oder?

Rosita hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 19:01
Im privaten kann man einer Person seine Meinung sagen und dann notfalls denjenigen meiden.
Das geht natürlich im Job nicht.

Wann es geahndet wird, steht im Gewaltschutzgesetz und die Anfänge der Übergriffe, die nicht strafbar sind sollten einfach aus Repekt unterlassen werden.

Alles andere zwischenmenschliche kann im privaten Bereich geklärt werden.

Ich weiss, dass Tommy und Deine Argumentation beinhaltet, dass es manche Frauen gefällt, wenn sie umworben werden und es gut finden, wenn es zu körperlichen Annäherungen im Job kommt.

Die Mehrheit der Frauen wollen es aber nicht. Wie ich das beweisen kann. Garnicht, aber wenn man sich aufmerksam und umfachreich informiert, dann stösst man überall auf Beweise genau darüber.

Ausserdem habe ich 12 Jahre als Betriebsrätin in einer grossen Firma gearbeitet. Dort erlebt man das wirkliche Geschehen. Viele Firmen haben inzwischen Betriebsvereinbarungen die Übergriffe gegen Frauen regeln.
Ja, ich glaube, dass die Palette dessen was Frauen gefällt und missfällt, breiter ist, was Du hier darstellst. Ich habe keinen Zweifel daran, dass es übergriffige Männer gibt und Frauen, die sich davon eingeschüchtert fühlen und sich aus irgendwelchen Gründen nicht selbst schützen können. Ich bin auch nicht glücklich über diese Situaton, noch würde ich das als Lappalie wegwischen wollen.
Ich warne nur vor einem Klima des wechselseitgen Misstrauens, von dem beide Seiten nichts haben. Deine Vorschläge sehe ich da eher nicht als sonderlich konstruktiv an.

Und nein, Du hast keinen privilegierten Blick auf die Wirklichkeit, das ist ein dicker Irrtum von Dir. Ärzte sehen nur Kranke, Anwälte nur Straftäter, ADAC Leute Menschen mit kaputten Autos und als Betriebsrätin wirst Du sicher die schwierigen Fälle Deiner Branche kennen. Die Welt der Geschäftsleute auf Messen ist nun auch nicht der absolute Normalfall, der menschlichen Begegnung.

Mich würde es freuen, wenn die #metoo Debatte tatsächlich etwas ändert und sinnigerweise sollte man an die appellieren, deren Verhalten problematisch ist, nur wird es so sein wie immer. Diejenigen, die einsichtig sind, sind jene, die sowieso respektvoll mit Frauen umgehen, ich vermute mal kühn, doch die deutliche Mehrheit der Männer. Die Problemfälle erreicht man mit dem Appell zur Reflexion nicht, das war denen vorher egal, es wird ihnen auch nachher egal sein.
Je eskalierender die Debatte geführt wird, umso schlimmer, deutlich, aber besonnen und vor allem ausdauernd müssen Themen behandelt werden, die man als wichtig erachtet. Vielleicht müssen ja einige vorpreschen und laut sein, aber mich hast Du nicht überzeugt, weil Du zu m.E. das Maß verlierst. Das wirst Du anders sehen, ist dann halt so.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7168
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Mi 31. Jan 2018, 20:11

Ist Betatschen eine unbewusste Handlung?



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Tosa Inu
Beiträge: 2300
Registriert: Mo 31. Jul 2017, 19:42
Kontaktdaten:

Mi 31. Jan 2018, 21:16

Ich hingegen bin der Ansicht, dass ich in mehr oder weniger neutraler Weise und nicht vorverurteilend oder unhöflich meine Meinung gesagt habe. Das ist ja nun das mindeste, was man in einer Diskussion tun können muss.

Wenn Du willst können wir uns zukünftig ignorieren, da ich mit Deinem Diskussionsstil auch wenig anfangen kann, das ist eben manchmal so und Du müsstest dann nicht das Forum verlassen. Ich hätte kein Problem damit und würde dann einfach nicht auf das eingehen, was Du schreibst, auch nicht 'über Bande'.

Ansonsten, nix für ungut.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Tosa Inu
Beiträge: 2300
Registriert: Mo 31. Jul 2017, 19:42
Kontaktdaten:

Mi 31. Jan 2018, 21:35

Stefanie hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 20:11
Ist Betatschen eine unbewusste Handlung?
Nein, auf keinen Fall.

Aber zum Leben gehört in einem gewissen Umfang immer auch Berührung, auch zwischen den Geschlechtern, nicht jede Berührung hat eine sexuelle Konnotation. Manche Menschen kommunizieren körperlicher, als andere, die legen (auch Frauen) einem bspw. eine Hand auf den Arm. Da ich berufsbedingt mit sehr vielen verschiedenen Menschen zu tun habe, überwiegend Frauen, kenne ich da auch diverse Unterschiede. Der Grad der Körperlichkeit ist dabei auch bei Frauen extrem gemischt mit einem sehr breiten Spektrum.

Bewusste Berührung als Grenze, wäre nun nicht so meine, aber es spielt natürlich eine Rolle in welcher Branche man tätig ist. Bei Rechtsanwälten und Fitnesstrainern gibt es da sicher völlig anderen Startbedingungen und nach meine Empfinden spielt der Gesamtkontext eine Rolle und für den hat man in der Regel ein Gespür, wenn man nicht aus Stein ist.

Wer da die Grenzen übertritt sollte darauf hingewiesen werden, ich schätze mal, dass das bei den meisten zieht, dass man gegen notorische Grabscher, bei denen das auch alles nur "Zufall" oder "doch nicht so gemeint" sein wird vehementer zur Wehr setzt und ein anderes öffentliches Klima herrscht, finde ich richtig und angemessen. Von weiterreichenden Formen der Übergriffigkeit brauchen wir nicht zu reden, die will glaube ich auch niemand schönreden.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7168
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Mi 31. Jan 2018, 22:08

Natürlich hat nicht jede Berührung eine sexuellen Konnotation. Beim Arzt z.B. das geht ja meistens nicht anders. Aber auch hier sollte vom Arzt oder Ärztin so gehandelt werden, dass in einer Situation, in der eine Person im gewissen Sinne "nackt" ist, der private Bereich respektiert wird. Gilt auch und gerade in der Pflege.

Im beruflichen Alltag unter Kollegen und Kolleginnen geht es um die Arbeit. Es wird sich oft geziest, man ist Kollege/in und nicht eng befreundet. Hier hat eine sexuelle Konnotation nichts zu suchen. Was dann privat passiert, ist was anderes.

Ich kenne Fitnesstrainer, die beim zeigen und erklären einer neuen Übung oder wenn sie was zu korrigieren finden, vorher in einem dezenten Nebensatz sagen, ich muss jetzt mal kurz an deine Schultern oder den Rücken anfassen etc. Das machen die Trainerinnen wie die Trainer, egal ob ein Mann oder eine Frau gerade vor ihnen steht. Natürlich muss da auch mal berührt werden, die Art und Weise ist entscheidend. Das ist respektvoll und höflich.

Es gibt im Standard-Tanz eine Regel, die lautet: Das ist mein Bereich, das ist Dein Bereich. Auf das alltägliche Leben übertragen, beachten viele diese Regel nicht, gerade bei professionellen Beziehungen wie auf der Arbeit.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Tosa Inu
Beiträge: 2300
Registriert: Mo 31. Jul 2017, 19:42
Kontaktdaten:

Mi 31. Jan 2018, 22:23

Stefanie hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 22:08
Es gibt im Standard-Tanz eine Regel, die lautet: Das ist mein Bereich, das ist Dein Bereich. Auf das alltägliche Leben übertragen, beachten viele diese Regel nicht, gerade bei professionellen Beziehungen wie auf der Arbeit.
Bei euch auch nicht?



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 1. Feb 2018, 06:22

Der Mann, die Frau und die Macht-Frage: Die Formel 1 schafft die Gridgirls ab.

http://www.spiegel.de/sport/formel1/for ... 90760.html




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 1. Feb 2018, 06:36

Stefanie hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 20:11
Ist Betatschen eine unbewusste Handlung?
Ich denke, das ist möglich. Ich schätze, dass viele Muster, nach denen man handelt, nicht mehr völlig bewusst sind. Der Habitus, die Üblichkeiten, das Gewöhnliche wirken still. Dazu können auch Berührungen zählen. Die Philosophin Susan Neiman hat das in dem Interview zu metoo am Beispiel der Nähe ausbuchstabiert. Ihr war aufgefallen, dass viele Männer sich ihr viel stärker nähern als anderen Männern. Nun können Annäherungen fließend sein, das kann von einen geringeren Distanz bis zur leichten Berührung reichen. Und je nach kulturellen oder sonstigen Kontext, ist hier auch denkbar, dass Betatschen mehr oder weniger automatisch funktioniert.

Freiheit hieße hier, dass man sich solcher Muster und Asymmetrien bewusst wird und sie gegen selbstbestimmte Formen austauscht.




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7168
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Do 1. Feb 2018, 08:20

Tosa Inu hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 22:23
Stefanie hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 22:08
Es gibt im Standard-Tanz eine Regel, die lautet: Das ist mein Bereich, das ist Dein Bereich. Auf das alltägliche Leben übertragen, beachten viele diese Regel nicht, gerade bei professionellen Beziehungen wie auf der Arbeit.
Bei euch auch nicht?
In einem Unternehmen mit derzeit ca. 550 Mitarbeitenden ist das so, obwohl die Verteilung der Beschäftigten nach Geschlechtern so ist, dass zwei drittel der Beschäftigten Frauen sind, und auch in den Führungspositionen die Frauen überdurchschnittlich vertreten sind. Trotzdem ist die Behandlung des Themas ziemlich verbesserungswürdig.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7168
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Do 1. Feb 2018, 08:25

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 1. Feb 2018, 06:36
Stefanie hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 20:11
Ist Betatschen eine unbewusste Handlung?
Ich denke, das ist möglich. Ich schätze, dass viele Muster, nach denen man handelt, nicht mehr völlig bewusst sind. Der Habitus, die Üblichkeiten, das Gewöhnliche wirken still. Dazu können auch Berührungen zählen. Die Philosophin Susan Neiman hat das in dem Interview zu metoo am Beispiel der Nähe ausbuchstabiert. Ihr war aufgefallen, dass viele Männer sich ihr viel stärker nähern als anderen Männern. Nun können Annäherungen fließend sein, das kann von einen geringeren Distanz bis zur leichten Berührung reichen. Und je nach kulturellen oder sonstigen Kontext, ist hier auch denkbar, dass Betatschen mehr oder weniger automatisch funktioniert.

Freiheit hieße hier, dass man sich solcher Muster und Asymmetrien bewusst wird und sie gegen selbstbestimmte Formen austauscht.
O.k. so gesehen ist das möglich.
Ich habe bewusste und unbewusste Handlung enger gesehen. Alles was jemand bei vollen Bewusstsein macht, ist eine bewusste Handlung. Er oder sie weiß, was sie oder er gerade macht. Die Beurteilung der Handlung, ob sie angemessen war oder nicht, ist dann die nächste Frage. Inwieweit bestimmte, bekannte, eingeübte, erlernte oder als übliche angesehen Handlungsmuster, eine Handlung zu einer unbewussten Handlung machen können, bin ich mir nicht sicher. Ist eine automatisierte Handlung nicht mehr bewusst?



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 1. Feb 2018, 08:38

Stefanie hat geschrieben :
Do 1. Feb 2018, 08:25
Ist eine automatisierte Handlung nicht mehr bewusst?
Vieles, was sich einspielt hat, läuft sozusagen "halb bewusst", schätze ich. Dass man auf einen "Gute Morgen" Gruß automatisch ebenso mit "Guten Morgen" antwortet, ist vielleicht ein unproblematisches Beispiel. Das ist ja nicht wirklich un- oder gar unterbewusst, aber irgendwie "unterschwellig", eingeschliffen, automatisch - das merkt man gar nicht mehr in einem gewissen Sinn. Auf solche Automatismen kann man seine Aufmerksamkeit lenken und sie, wenn nötig, korrigieren. Manchmal braucht es dazu einen Anstups :-) Vielleicht, wenn ein/e nette/r Kollege/in einem erzählt, dass man sich gegenüber Mitarbeitern, die in der Hierarchie niedriger stehen, anders verhält als gegenüber "Vorgesetzten". Vielleicht öffnet einem die meToo-Debatte so einen Handlungsspielraum. Manche fragwürdigen Handlungen sind so habitualisiert, dass sie einem selbst gar nicht mehr auffallen. Dazu vielleicht noch mal ein Satz aus dem Interview mit Susan Neiman.

Susan Neiman: ... Vielleicht sage ich noch ein Wort. Wie es weitergeht, das wir wissen es nicht. Ich habe gesagt, ich bin überhaupt keine Prophetin. Okay, Männer, die vergewaltigen, das ist ein Verbrechen. Aber es gibt eine Hierarchie, die man beachten sollte. Wenn ich mich als Frau und Feministin ändern kann in Bezug auf solche Fälle, dann muss es auch einen Platz geben für Männer, die sagen: Hey, das habe ich mal gemacht. Das gehörte so zur Kultur, dass ich das selber gar nicht gemerkt habe. Ich entschuldige mich dafür und ich möchte es in der Zukunft anders machen, ohne dass sie sofort ihre Stelle verlieren. Das finde ich extrem wichtig. Und wir stehen da ein bisschen auf der Kippe.




Tosa Inu
Beiträge: 2300
Registriert: Mo 31. Jul 2017, 19:42
Kontaktdaten:

Do 1. Feb 2018, 09:42

Stefanie hat geschrieben :
Do 1. Feb 2018, 08:20
Tosa Inu hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 22:23
Stefanie hat geschrieben :
Mi 31. Jan 2018, 22:08
Es gibt im Standard-Tanz eine Regel, die lautet: Das ist mein Bereich, das ist Dein Bereich. Auf das alltägliche Leben übertragen, beachten viele diese Regel nicht, gerade bei professionellen Beziehungen wie auf der Arbeit.
Bei euch auch nicht?
In einem Unternehmen mit derzeit ca. 550 Mitarbeitenden ist das so, obwohl die Verteilung der Beschäftigten nach Geschlechtern so ist, dass zwei drittel der Beschäftigten Frauen sind, und auch in den Führungspositionen die Frauen überdurchschnittlich vertreten sind. Trotzdem ist die Behandlung des Themas ziemlich verbesserungswürdig.
Die Besetzung der Führungspositionen sind ja was anderes, ich finde irritierend, dass das Thema so oszilliert.
Ist es nun eines der asymmetrischer Arbeits- oder Machtverhätnisse oder ein gesamtgesellschaftiches? Frage ich so mit Blick auf die Gesamtsituation.
Wie soll man klären, was vorgefallen ist, wenn keine Grenzen definiert sind? Was ist mit dem Mann der bei einer Kollegin 'ganz zufällig' immer wieder an den Busen berührt und sich jedesmal entschuldigt? Was ist, wenn Frauen anzüglich werden? Ich erlebe das genau so wie Tommy, auch Frauen können da ganz schön vom Leder zehen. Was tun gegen falsche Verdächtigungen/Anschuldigungen? Es gilt ja immer noch die Unschuldsvermutung, bis das Gegenteil bewiesen ist.
Und wie soll nun die Bermerkung älterer Männer, man könne ein Dirndl ja auch gut ausfüllen, nun geahndet werden?
Vergewaltigung und onanierend und durch den Raum zu laufen, ist ja auch jetzt schon strafbar.

Wie kann man die Befragung von Opfern so gestalten, dass sie nicht retraumatisiert werden, falls sie ein Trauma erlitten haben? Rein praktisch ist das insofern wohl weniger ein Problem, da wir alle ohnehin flächendeckend ausspioniert werden und irgendein Haushaltsgerät zukünftig immer mithört und/oder filmt. Vielleicht müssen wir uns ja auch dort einfach an den Videobeweis gewöhnen.
Ich habe von einem Psychotherapeuten gehört. der - wohl zu unrecht - des sexuellen Übergriffs bezichtigt wurde und seit dem jede Sitzung auf Video aufnimmt, aber können wir das wollen?



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Tosa Inu
Beiträge: 2300
Registriert: Mo 31. Jul 2017, 19:42
Kontaktdaten:

Do 1. Feb 2018, 09:49

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 1. Feb 2018, 06:22
Der Mann, die Frau und die Macht-Frage: Die Formel 1 schafft die Gridgirls ab.

http://www.spiegel.de/sport/formel1/for ... 90760.html
Der Playboy hat ja auch schon Konsequenzen gezogen.
Konsequenterweise müsste man auch das Privatfernsehen abschaffen, Hip Hop und Rap verbieten und die Pornos im Internet.
Pflaster auf Massenblutungen zu kleben, hat sich nicht als effektiv erwiesen, das ist ein wenig so wie der politische Appell an die freiwillige Selbstkontrolle der Wirtschaft. Warum sind wir ständig und überall nach dem selben Muster unterwegs? Sündenböcke suchen, symbolische Gesten anbringen, aber bitte nichts wirklich ändern?



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 1. Feb 2018, 10:03

Inwiefern ist das keine wirkliche Änderung? Das verstehe ich nicht.




Tosa Inu
Beiträge: 2300
Registriert: Mo 31. Jul 2017, 19:42
Kontaktdaten:

Do 1. Feb 2018, 11:17

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 1. Feb 2018, 10:03
Inwiefern ist das keine wirkliche Änderung? Das verstehe ich nicht.
Weil das Klima allgemeiner Regression, von dem sowohl der neurechte Wunsch zurück in die 1950er zu gehen, als auch die "keine Regeln"-Attitüde vermeintlich progressiver Kreise (Tenor: man muss den Realitäten ins Auge sehen) nicht symbolpoliisch zu lösen ist.

Das "Wir haben verstanden" ist schon längt zum Marketinggag geworden, in einer Zeit der Oberfläche und der großen Gefühle wird das allerdings nicht begriffen und soll es auch ncht begriffen werden. Dann ist man Spielverdeber. Richtig toll ist nur die große Geste: der nächste Hashtag, der nächste Button an der Jacke, das Brandenburger Tor in pink anleuchten und beteuern, dass wir jetzt alle zusammenstehen müssen. Bis die nächste Sau durchs Dorf gejagt wird. Kennste noch TTIP? Wie hieß noch mal das auf dem Parkplatz totgeprügelte Mädchen, das wir nie vergessen werden? Das geht seit Jahren so und es wird so weiter gehen, wenn die große Geste und die gebrochene Stimme weiter den Alltag regieren.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 1. Feb 2018, 11:27

Die Formel 1 schafft die Gridgirls allerdings tatsächlich ab. Das ist keineswegs bloß symbolisch. Damit wird das Problem von "Mann, Frau und der Machtfrage" zwar nicht global gelöst. Aber das kann eh niemand allein für sich schaffen und es ist ein guter Schritt, insbesondere wenn andere Schritte folgen. Mit diesen Gridgirls verschwindet ja auch ein Bild aus den Medien, das geeignet ist den Status Quo zu festigen.




Tosa Inu
Beiträge: 2300
Registriert: Mo 31. Jul 2017, 19:42
Kontaktdaten:

Do 1. Feb 2018, 11:49

Ja, 100 kleine Schritte sind auch ein großer, der Idee kann ich durchaus etwas abgewinnen, man sollte nur nicht die Gesamtrechnung vergessen.
Soll heißen, es kommen auch Faktoren hinzu.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23266
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 1. Feb 2018, 13:42

Tommy hat geschrieben :
Do 1. Feb 2018, 13:40
An diese Erklärung gewöhnen wir uns jetzt ja immer mehr.
IM Prinzip gibt es keine schuldigen Frauen. Nur schuldige Männer.
Außer dir hat jedoch keiner diese Erklärung im Angebot :-)




Antworten