Ich glaube einfach nicht, was ich hier in dem Thread lese ...
#MeToo: Der Mann und die Frau und die Machtfrage
- Jörn Budesheim
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Das ist die richtige Frage an der richtigen Stelle. Dass es eine solche Ungleichheit gibt, sozusagen eine Umkehrung der argumentativen Bringschuld, liegt nicht an den Frauen. Dass es unter Frauen solche gibt, die ganz bewusst und gezielt lügen, weil sie sich Presse und Geld erhoffen, das ist unbestritten der Fall, aber das ist nicht der Grund für dieses Phänomen der latenten Anzweiflung.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 15. Jan 2018, 08:31Wie kommt das? Ist das nicht eine seltsame Verkehrung der Blickrichtung?
Ich denke, wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass es noch nicht allzu lange her ist, dass Frauen, und mehrheitlich Frauen, als Hexen verbrannt wurden. Es ist noch etwas weniger lange her, dass Frauen in Europa innerhalb der Ehe zum Beischlaf gezwungen werden durften, und es wurde in gewissen Schweizer Kantonen das Frauenstimm- und wahlrecht erst vor wenigen Jahrzehnten eingeführt. Lohngleichheit ist in grossen Teilen der Gesellschaft nicht Realität, und das im Jahr 2018!
Wir sollten uns das in Erinnerung rufen, wenn wir beurteilen wollen, was wir hier besprechen: die Frau war, für Jahrtausende, die Geknechtete und die Rechtlose. Dass wir heute eine metoo-Debatte führen, ist sehr wichtig und richtig, aber wir sollten nicht so tun, als kämpften wir hier eine letzte Schlacht gegen den männlichen Despotismus, es ist eine der ersten wirklichen Schlachten für die wahre Gleichberechtigung. Was mit den feministischen Emanzipationsbewegungen angefangen hat, das findet jetzt hier unter anderem mit metoo eine gute Fortsetzung, aber wir stehen noch immer am Anfang der Auflösung tief eingeprägter Unterdrückung.
Wir sollten uns das als Männer einfach kurz vor Augen führen, wenn wir das glänzende Schwert der Gerechtigkeit gegen die vermeintlichen Lügnerinnen erheben, denn wir waren noch nicht die edlen Helden, für die wir uns gerne halten.
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Alle lächeln in derselben Sprache.
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Das mag sicher richtig sein, aber man sollte doch ob dem Schutzgedanken für die nur angeschwärzten Schafe nicht vergessen, dass es in erster Linie um die schwarzen Schafen geht.
Die Solidarisierung muss primär mit der Mehrheit der Frauen stattfinden, die unter der Respektlosigkeit und dem Missbrauch leiden, und sekundär mit der Minderheit der Männer, die allenfalls Opfer von Verleumdungen wurden. Die Empörung gilt jedem Unrecht, gewiss, aber zunächst dem grösseren an der Zahl.
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Alle lächeln in derselben Sprache.
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Über folgendes kann ich berichten, kein Betriebsgeheimnis.
Wir sind im Dezember 14 in ein neues Bürogebäude gezogen. So ein typischer Bau mit großer Fensterfront zur Straße, auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Wohngebäude, unten Büros.
So im Sommer trug sich folgendes zu:
Auf einem der kleinen Balkons des Gebäudes gegenüber stand auf einmal ein Mann, nackt, der sich so stellte, dass ihn auch alle sehen konnten, und holte sich einen runter. Das machte er dann regelmäßig, er hatte rausbekommen, dass bei uns hauptsächlich Frauen arbeiten. Er hat das vorher auch schon gemacht.
Die Nachbarschaft wusste das alles, sein Benehmen gegenüber den weiblichen Angestellten der Tankstelle nebenan, war zudem widerlich, was ihm mal eine Ohrfeige einbrachte. Es tat nur keiner was. Alle regten sich auf, keiner machte was. Bis wir kamen.
Mein Chef war auf 180 zig. Wir müssen Anzeige erstatten, Polizei angerufen, die Daten der Vorfälle notiert, wir als Firma die Anzeige erstatten hätte nichts gebracht. Eine Kollegin hat dann die Anzeige erstattet. Der Typ war so dumm, dass er es zweimal gemacht hatte, als mein Chef es sah. Dann hat mein Chef auch Anzeige erstattet. Es gab einen Prozess, Geldstrafe- mein Chef war empört nur Geldstrafe- aber jetzt ist Ruhe.
Jahrelang hatte keiner was unternommen, die Frauen nicht, die Männer nicht.
Warum?
Wir sind im Dezember 14 in ein neues Bürogebäude gezogen. So ein typischer Bau mit großer Fensterfront zur Straße, auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Wohngebäude, unten Büros.
So im Sommer trug sich folgendes zu:
Auf einem der kleinen Balkons des Gebäudes gegenüber stand auf einmal ein Mann, nackt, der sich so stellte, dass ihn auch alle sehen konnten, und holte sich einen runter. Das machte er dann regelmäßig, er hatte rausbekommen, dass bei uns hauptsächlich Frauen arbeiten. Er hat das vorher auch schon gemacht.
Die Nachbarschaft wusste das alles, sein Benehmen gegenüber den weiblichen Angestellten der Tankstelle nebenan, war zudem widerlich, was ihm mal eine Ohrfeige einbrachte. Es tat nur keiner was. Alle regten sich auf, keiner machte was. Bis wir kamen.
Mein Chef war auf 180 zig. Wir müssen Anzeige erstatten, Polizei angerufen, die Daten der Vorfälle notiert, wir als Firma die Anzeige erstatten hätte nichts gebracht. Eine Kollegin hat dann die Anzeige erstattet. Der Typ war so dumm, dass er es zweimal gemacht hatte, als mein Chef es sah. Dann hat mein Chef auch Anzeige erstattet. Es gab einen Prozess, Geldstrafe- mein Chef war empört nur Geldstrafe- aber jetzt ist Ruhe.
Jahrelang hatte keiner was unternommen, die Frauen nicht, die Männer nicht.
Warum?
Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe
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Ich verstehe nicht so ganz worauf Du hinaus willst. Diese Fälle, von denen nicht berichtet wird, daran sind genau die Schuld, die davon nicht berichten !Stefanie hat geschrieben : ↑Mo 15. Jan 2018, 20:16Du relativierst.
Was ist mit den ganzen Fällen, über die nicht berichtet wird, in denen die Männer das getan haben, was ihnen vorgeworfen wurde. Werden die ignoriert, zählen die nicht? Zählt die Mehrheit und aus Angst schweigende Mehrheit der Frauen nicht?
Macht dieser eine Prozess die anderen, vielen Fälle, auch die "kleinen" alltäglichen unsäglichen "sog. Anmachen" weniger fies, perfide und widerlich?
Wollt ihr Mehrheit der Männer das alles?
Das war übrigens auch meine erste Kritik zu dem Thema.. hat leider keiner verstanden.
Denn wenn davon berichtet wird, gehen die Täte (sofern sie es wirklich getan haben eben auch hinter Gitter oder ähnliches). Du tust ja gerade so als würden Sexualstraftäter in unserer Gesellschaft subventioniert. Ist das jetzt der ganz neue Feminismus?
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An der Tat sind die Täter schuld.. ich denke mal das wird hier niemand anders sehen. Aber an dem Verschwiegen.. wer wird daran wohl die Schuld tragen? Ich vielleicht, der das Ganze aus der Ferne analysiert? Die Männer, die als böse Verschwörung die Frauen unterdrücken wollen? Oder vielleicht doch jene Frauen, die eben nicht beim Anblick der Besetzungscouch Zweifel bekommen haben?
Welche Medien? Tatsache ist doch, dass sich mit einem mal immer mehr Frauen und auch Männer spontan dazu entscheiden über etwas zu berichten, worüber sie lange Zeit geschwiegen haben.. die Medien stürzen sich wohl eher auf solche Sachen, als dass sie das ihrem zahlenden Publikum verschweigen wollen.
- Jörn Budesheim
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@iselilja Seit der #MeToo-Teil hier startete versuchst du aus den Opfern die Täter zu machen. Das ist unglaublich.
@Tosa Inu hat das Problem, welches hier gesellschaftlich besteht schon in adäquater Weise auf den Punkt gebracht. Wenn Sportler sich dopen, dann zwar auch, weil ein perfides System genau das von ihnen erwartet, aber eben auch, weil sie diese Perfidität für sich selbst akzeptiert haben. Sich dann später als Opfer hinstellen zu wollen, ist nur dann angebracht, wenn ihnen gegen ihren Willen, Dope verabreicht wurde. In Analogie zur metoo Debatte kämen hier als konkrete Fälle von Vergewaltigung in Betracht. Ich denke aber mal, dass das Gross der Beschuldigungen nicht dieser Natur ist.
Tja Jörn.. und Du versuchst wie alle anderen, aus bisher nur Angeklagten (wobei in manchen Fällen nicht mal das der Fall ist) bereits rechtskräftig verurteile Straftäter zu machen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 15. Jan 2018, 21:39@iselilja Seit der #MeToo-Teil hier startete versuchst du aus den Opfern die Täter zu machen. Das ist unglaublich.
Wer hier mit seltsamen Prämissen operiert ist ja wohl offensichtlich. Aber verleumde ruhig weiter.. ich bleibe da lieber auf jener Seite, die abwartet, bevor sie vorverurteilt.
In allen Medien und Foren versuchen Männer (nicht alle) diese Me too Bewegung zuerst zu relativieren und wenn dann Zustimmung kommt, sie als obsolet zu erklären. Ich weiss nicht, was sich die Deneuve gedacht hat. Da kann man nur den KOpf schütteln.
Als damals Strauss Kahn in NY verhaftet wurde, wurde klar, dass gerade in Frankreich Übergriffe sehr häufig sind, aber keiner es wagt etwas zu sagen.
Als damals Strauss Kahn in NY verhaftet wurde, wurde klar, dass gerade in Frankreich Übergriffe sehr häufig sind, aber keiner es wagt etwas zu sagen.
Jeder Mensch hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten!
Was zumindest ich als Mann nicht will, ist ungefragt mit etwa 3.800.000.000 anderen Männern in einen Topf geworfen zu werden.
Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob das Mannsein auf wahnsinnig viele Eigenschaften Rückschlüsse zulässt, die ich mit all meinen Geschlechtsgenossen gemein habe.
Warum bspw. sollte ich irgendeine Form von Missbrauch gutheißen und was bitte, soll das mit meinem Mannsein zu tun haben?
Das ist einfach purer Sexismus und wenn der in die eine Richtung nicht gut ist, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass er in die andere auch nicht gut ist.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Tosa Inu, dass Du nicht mit allen Männern in einen Topf geworfen werden willst, verstehe ich gut. Aber tut das denn jemand?Tosa Inu hat geschrieben : ↑Mo 15. Jan 2018, 22:35Was zumindest ich als Mann nicht will, ist ungefragt mit etwa 3.800.000.000 anderen Männern in einen Topf geworfen zu werden.
Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob das Mannsein auf wahnsinnig viele Eigenschaften Rückschlüsse zulässt, die ich mit all meinen Geschlechtsgenossen gemein habe.
Warum bspw. sollte ich irgendeine Form von Missbrauch gutheißen und was bitte, soll das mit meinem Mannsein zu tun haben?
Das ist einfach purer Sexismus und wenn der in die eine Richtung nicht gut ist, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass er in die andere auch nicht gut ist.
Im übrigen hält sich mein Mitgefühl für Männer in Grenzen. Zuviel haben sie uns Frauen die letzten 2000 Jahre angetan. Da inteerssiert mich ein wenig
Missverständnis nicht.
Jeder Mensch hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten!
Geradezu notorisch und zwar immer dann und dort, wo pauschalierend von Männern oder mit jeweils steigendem Nachdruck vom weißen, westlichen Mann, hetero und am besten noch religiös und kapitalistisch die Rede ist. Da ich einige der Kriterien erfülle, finde ich das nicht nur komisch, auch wenn es mir größtenteils egal ist.
Jou, wir verstehn uns. Es geht doch nichts über Revanchismus.
„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)
Das ist in diesen Zusammenhang nicht wichtig.
Jeder Mensch hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten!
Sicher. Nur sollte die Abgrenzung, bzw. die Distanzierung von Männern, die sich mehr als nur daneben benehmen, dadurch erfolgen, dass die Opfer an den Pranger gestellt werden, oder die Motive der Opfer hinterfragt werden? Anstatt auch als Mann aufzustehen, und die Männer zurechtzuweisen, die sich "daneben" benehmen?tosa inu
Was zumindest ich als Mann nicht will, ist ungefragt mit etwa 3.800.000.000 anderen Männern in einen Topf geworfen zu werden.
Im Weinstein Skandal, wo waren da die Männer? Die männlichen Superstars der Szene, still waren sie, haben ebenfalls nichts gesagt.
Steht auf und macht den Mund gegen die Männer auf, die sich so benehmen, und zwar auch bei den alltäglichen Belästigungen, die Frau so ausgesetzt ist.
Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe
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