wikipedia hat geschrieben : Weinstein-Skandal
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weinstein-Skandal
Beim Weinstein-Skandal im Oktober 2017 berichteten The New York Times und The New Yorker, dass Dutzende von Frauen den US-amerikanischen Filmproduzenten Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung, der sexuellen Nötigung oder der Vergewaltigung beschuldigten. Viele andere Frauen aus der Filmindustrie berichteten anschließend darüber, ähnliche Erfahrungen mit Weinstein gemacht zu haben. Weinstein stritt ab, „nicht einvernehmlichen Sex“ gehabt zu haben.
Kurz nach der Veröffentlichung der Vorwürfe wurde Weinstein von seinem Unternehmen entlassen und aus der Academy of Motion Picture Arts and Sciences sowie anderen Berufsvereinigungen ausgeschlossen. Seine Frau Georgina Chapman gab die Trennung bekannt. Politiker, die er unterstützt hatte, distanzierten sich von ihm.
Harvey Weinstein und sein Bruder Bob Weinstein gründeten die Filmproduktionsfirma Miramax und leiteten sie von 1979 bis 2005. Im März 2005 gründeten die Brüder The Weinstein Company; im September 2005 verkauften sie Miramax.
Gerüchte über Weinsteins „Besetzungscouch“-Praktiken hatten in Hollywood seit Jahren die Runde gemacht; Unterhaltungskünstler machten gelegentlich entsprechende Andeutungen. 1998 sagte Gwyneth Paltrow bei der Late Show with David Letterman, dass Weinstein dazu nötige, „ein oder zwei Dinge zu tun“. 2005 riet Courtney Love jungen Schauspielerinnen in einem Interview: „Wenn Harvey Weinstein dich zu einer Privatparty in das Four Seasons einlädt, geh nicht hin.“ 2010 machte ein Artikel mit dem Titel Harvey’s Girls eine Anspielung auf Weinsteins „Besetzungscouch“: „Alle paar Jahre sucht sich Harvey ein neues Mädchen als sein Mäuschen.“ 2012 sagte ein Charakter in der Fernsehserie 30 Rock: „Ich habe keine Angst vor irgendjemandem im Showgeschäft, ich habe den Geschlechtsverkehr mit Harvey Weinstein bei nicht weniger als drei Gelegenheiten abgelehnt – von fünf.“ Bei der 2013-Oscars-Zeremonie scherzte der Gastgeber Seth MacFarlane bei der Ankündigung der als beste Nebendarstellerin Nominierten: „Glückwunsch, ihr fünf Ladys müsst nicht länger so tun, als würdet ihr Harvey Weinstein attraktiv finden.“ Und 2015 schrieb Jordan Sargent in einem Gawker-Artikel Tell Us What You Know About Harvey Weinstein’s ‘Open Secret’, dass „Gerüchte über den mächtigen Produzenten, der sich seine Industriemacht für sexuelle Befriedigung zunutze macht – einvernehmlich oder sonstwie –, dazu tendierten, unausgesprochen zu bleiben, begrenzt auf gedämpftes Getuschel und schäbige Gerüchte-Blog-Kommentare“.
2015 berichtete die New York Times, Weinstein sei von der Polizei befragt worden, nachdem eine 22-jährige Frau ihn beschuldigt hatte, sie unangemessen berührt zu haben. Die Frau war das italienische Model Ambra Battilana Gutierrez. Sie wurde damals von einigen Boulevardmedien als aufstrebende Opportunistin und angebliche Erpresserin dargestellt und mit Bunga-Bunga-Sexpartys des früheren italienischen Premierministers Silvio Berlusconi in Verbindung gebracht. Der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Cyrus Vance Jr., erhob aus Mangel an Beweisen keine Anklage.
Enthüllungen 2017
Über substanzielle Beschuldigungen von sexuellem Fehlverhalten Weinsteins hatten zuerst am 5. Oktober 2017 die Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey von der New York Times berichtet. Ihr Artikel beschuldigte Weinstein der sexuellen Belästigung über drei Dekaden und berichtete von Zahlungen in acht Vergleichen an Schauspielerinnen und Produktionsassistentinnen, Zeitarbeiterinnen und andere Angestellte der Firmen Miramax und Weinstein Company.
Am 10. Oktober 2017 berichtete der NBC News-Korrespondent Ronan Farrow im The New Yorker über weitere Anschuldigungen, wonach Weinstein 13 Frauen sexuell genötigt oder belästigt und drei vergewaltigt habe. Farrow sagte, er habe das Material schon Monate früher auf NBC bringen wollen, deutete aber an, dass der Sender unter Druck stand, es nicht zu veröffentlichen. NBC dementierte dies, andere Zeitungen hingegen bestätigten und kritisierten ebendies an NBC. Farrow zufolge sagten 16 frühere oder derzeitige Führungskräfte und Assistenten aus Weinsteins Umfeld, dass sie Weinsteins unerwünschte sexuelle Avancen beobachtet hätten oder darüber informiert gewesen seien. Vier Schauspielerinnen gaben ihren Verdacht weiter, dass Weinstein sie von Filmprojekten abgezogen hatte oder andere überredete, sie in Filmprojekten nicht zu besetzen, nachdem sie seine sexuellen Avancen zurückgewiesen und sich über ihn beschwert hatten. Der New Yorker veröffentlichte auch den Mitschnitt einer belastenden Tonaufnahme aus einer Sting-Operation der „Special Victims Unit“ des NYPD aus dem Jahr 2015. Darin räumte Weinstein ein, Ambra Gutierrez begrapscht zu haben.
Weitere Anschuldigungen
Nachdem die Artikel in der New York Times und im New Yorker erschienen waren, erhoben viele Frauen aus der Unterhaltungsindustrie ähnliche Anschuldigungen gegen Weinstein. Ihren Berichten zufolge lud er junge Schauspielerinnen oder Models in ein Hotelzimmer oder Büro unter dem Vorwand ein, deren Karriere zu besprechen, und verlangte dann Massagen oder Sex von ihnen. Ehemalige Kollegen und Mitarbeiter von Weinstein sagten den Reportern, dass diese Aktivitäten durch Angestellte, dem Mitarbeiterstab und Agenten ermöglicht wurden, die diese Meetings anberaumten, sowie Rechtsanwälte und Pressesprecher, die Beschwerden mittels Zahlungen und Drohungen unterdrückten. Eine ehemalige Assistentin meldete sich und verwahrte sich gegen derartige Vorwürfe der „Kollaboration“. Sie und ihre Arbeitskolleginnen hätten selber gelitten und in einem „System von Manipulation und Unterdrückung“ gelebt. Sie mache sich aber im Nachhinein Vorwürfe, jenes „System der Demütigung und Ausbeutung“ nicht früher verlassen zu haben.
Sexuelle Belästigung oder Nötigung
Zu den Frauen, die angegeben haben, von Weinstein sexuell belästigt oder genötigt worden zu sein, zählen:[25]
Amber Anderson, Schauspielerin[26]
Lysette Anthony, Schauspielerin[27]
Asia Argento, Schauspielerin und Regisseurin[16]
Rosanna Arquette, Schauspielerin[16]
Jessica Barth, Schauspielerin[16]
Kate Beckinsale, Schauspielerin[28]
Zoë Brock, Model[29]
Juls Bindi, Massagetherapeutin[30]
Cynthia Burr, Schauspielerin[31]
Liza Campbell, Schriftstellerin und Künstlerin[32]
Emma de Caunes, Schauspielerin[16]
Marisa Coughlan, Schauspielerin und Drehbuchautorin[33]
Hope Exiner d’Amore, Angestellte bei Weinstein[31]
Florence Darel, Schauspielerin[34]
Cara Delevingne, Schauspielerin und Model[35]
Paz de la Huerta, Schauspielerin[36]
Juliana De Paula, Model[37]
Sophie Dix, Schauspielerin[38]
Lacey Dorn, Schauspielerin und Filmemacherin[31]
Dawn Dunning, Schauspielerin[39]
Lina Esco, Schauspielerin und Regisseurin[40]
Alice Evans, Schauspielerin[41]
Lucia Evans, vormals Lucia Stoller, Schauspielerin[16]
Angie Everhart, Model und Schauspielerin[42]
Claire Forlani, Schauspielerin[43]
Romola Garai, Schauspielerin[44]
Louisette Geiss, Drehbuchautorin und Schauspielerin[32]
Louise Godbold, Geschäftsführerin einer Non-Profit-Organisation[32]
Judith Godrèche, Schauspielerin[39]
Trish Goff, früheres Model, Schauspielerin und Immobilienmaklerin[45]
Eva Green, Schauspielerin[46]
Ambra Gutierrez, vormals Ambra Battilana, Model[15]
Mimi Haleyi, Angestellte bei Weinstein[47]
Daryl Hannah, Schauspielerin[48]
Salma Hayek, Schauspielerin[49][50]
Lena Headey, Schauspielerin[51]
Natasha Henstridge, Schauspielerin[52]
Lauren Holly, Schauspielerin[53]
Dominique Huett, Schauspielerin[54]
Jessica Hynes, Schauspielerin[55]
Angelina Jolie, Schauspielerin und Regisseurin[39]
Ashley Judd, Schauspielerin[15]
Minka Kelly, Schauspielerin[56]
Katherine Kendall, Schauspielerin[39]
Heather Kerr, ehemalige Schauspielerin[57]
Mia Kirshner, Schauspielerin[58]
Myleene Klass, Sängerin und Model[15]
Laura Madden, Angestellte bei Weinstein[32]
Natassia Malthe, Schauspielerin[59]
Julianna Margulies, Schauspielerin[60]
Brit Marling, Schauspielerin[61]
Sarah Ann Masse, Schauspielerin, Komikerin und Schriftstellerin[32]
Ashley Matthau, Schauspielerin[31]
Rose McGowan, Schauspielerin[15]
Natalie Mendoza, Schauspielerin[62]
Sophie Morris, Angestellte bei Weinstein[63]
Katya Mtsitouridze, Fernsehmoderatorin[64]
Emily Nestor, Angestellte bei Weinstein[32]
Connie Nielsen, Schauspielerin[65]
Kadian Noble, Schauspielerin[66]
Lupita Nyong’o, Schauspielerin[67]
Lauren O'Connor, Angestellte bei Weinstein[68]
Gwyneth Paltrow, Schauspielerin[39]
Samantha Panagrosso, früheres Model[69]
Zelda Perkins, Angestellte bei Weinstein[32]
Vu Thu Phuong, Schauspielerin und Geschäftsfrau[70]
Sarah Polley, Schauspielerin, Schriftstellerin und Regisseurin[71]
Tomi-Ann Roberts, Professorin der Psychologie[39]
Lisa Rose, Angestellte bei Miramax[72]
Erika Rosenbaum, Schauspielerin[73]
Melissa Sagemiller, Schauspielerin[74]
Annabella Sciorra, Schauspielerin[75]
Léa Seydoux, Schauspielerin[76]
Jennifer Siebel, Dokumentarfilmerin und Schauspielerin[77]
Lauren Sivan, Journalistin[78]
Chelsea Skidmore, Schauspielerin und Komikerin[40]
Mira Sorvino, Schauspielerin[16]
Tara Subkoff, Schauspielerin[15]
Paula Wachowiak, Angestellte bei Weinstein[79]
Paula Williams, Schauspielerin[80]
Sean Young, Schauspielerin[81]
(Einträge in alphabetischer Reihenfolge nach Nachname)
Vergewaltigungen
Anthony, Argento, Evans, McGowan, Sciorra und eine nicht mit Namen genannte Frau, die vom New Yorker zitiert wurde, haben Weinstein zusätzlich zur sexuellen Belästigung und der sexuellen Nötigung auch der Vergewaltigung beschuldigt. Bereits im Oktober 2016 hatte McGowan in einem kryptischen Tweet zum Ausdruck gebracht, dass sie von Weinstein vergewaltigt worden sei. Sie beschuldigte im Oktober 2017 zudem mehrere Personen aus seinem Umfeld der Mitwisserschaft, darunter den gesamten Vorstand der Weinstein Company und Schauspieler Ben Affleck.
Detekteien ehemaliger Mossad-Agenten
Um einer Veröffentlichung dieser Vorwürfe entgegenzuwirken, beauftragte Harvey Weinstein Sicherheitsdienste, die unter falschen Identitäten betroffene Frauen ausforschten. Den Vertrag mit Black Cube, einem Unternehmen, das größtenteils von früheren Offizieren des Mossad und anderer Geheimdienste betrieben wird, schloss er im Juli 2017. Zwei Detektive trafen sich mit Rose McGowan, die Weinstein der Vergewaltigung beschuldigte – unter anderem auch mit dem Vorwand, Frauenrechtler zu sein. Eine Agentin gab unter falscher Identität vor, ebenfalls betroffen zu sein. Black Cube entschuldigte sich später und kündigte an, die 1,1 Millionen Euro Honorar an Frauenrechtsorganisationen zu spenden. In anderen Fällen befragten von Weinstein beauftragte Journalisten und Detektive Frauen, um zu ermitteln, mit welchen Pressevertretern Kontakte bestanden – und berichteten Weinstein dies.
Weinsteins Entgegnungen
Weinstein sagte nach dem Erscheinen des Artikels in der New York Times, er werde eine Auszeit nehmen. Er entschuldige sich für sein Benehmen, das zu viel Leid geführt habe, und wolle seine „Dämonen“ in den Griff bekommen. Weinsteins Anwalt Charles J. Harder schrieb, sein Klient würde die New York Times verklagen, aber per 15. Oktober vertrat er Weinstein nicht mehr.
Als Antwort auf den New Yorker-Bericht gab eine Sprecherin Weinsteins die folgende Erklärung ab:
“Any allegations of non-consensual sex are unequivocally denied by Mr. Weinstein. Mr. Weinstein has further confirmed that there were never any acts of retaliation against any women for refusing his advances … Mr. Weinstein has begun counseling, has listened to the community and is pursuing a better path. Mr. Weinstein is hoping that if he makes enough progress, he will be given a second chance.”
„Jegliche Anschuldigungen über nicht einvernehmlichen Sex wurden durch Hr. Weinstein unmissverständlich zurückgewiesen. Hr. Weinstein hat weiterhin bestätigt, dass es nie irgendwelche Vergeltungsakte gegen irgendwelche Frauen für das Ablehnen seiner Avancen gab … Hr. Weinstein hat eine Therapie begonnen, hat der Community zugehört und strebt einen besseren Weg an. Hr. Weinstein hofft darauf, dass er, wenn er genügend Fortschritte macht, eine zweite Chance bekommt.“
Reaktionen
Weinsteins mutmaßliche Handlungen wurden nach ihrem Bekanntwerden im Oktober 2017 von zahlreichen Prominenten verurteilt. Es löste auch eine öffentliche Diskussion über die „vorsätzliche Ignoranz und schmähliche Mitschuld bei sexuell aggressivem Verhalten und Belästigungen am Arbeitplatz“ in der Filmindustrie aus, wie es die Academy of Motion Picture Arts and Sciences bezeichnete.
The Guardian kontaktierte 20 männliche Schauspieler, die für Weinstein gearbeitet hatten; zunächst wollte keiner von ihnen einen Kommentar abgeben.
Heidi Klum äußerte, ein Verhalten wie das von Weinstein sei weder in Hollywood noch anderswo ein Einzelfall. Sie sagte: „Es wäre sicher schwer, eine Frau zu finden – mich eingeschlossen –, die sich noch nie eingeschüchtert oder bedroht gefühlt hat von einem Mann, der seine Macht, Position oder körperliche Statur ausnutzt.“
Die britische Schauspielerin Emma Watson twitterte am 10. Oktober 2017: „Ich stehe hinter all den Frauen, die sexuell belästigt wurden, und bin von ihrem Mut erstaunt. Diese Misshandlungen von Frauen müssen aufhören.“ Watson arbeitete 2011 mit Weinstein für den Film My Week with Marilyn zusammen. Paparazzi-Fotos zeigen, wie die Schauspielerin von Weinstein an beiden Armen festgehalten und in sein Auto bugsiert wird.
Die US-Schauspielerin Alyssa Milano rief nach Bekanntwerden des Skandals dazu auf, über den Mikrobloggingdienst Twitter das Hashtag „me too“ (dt. „ich auch“) zu nutzen, wenn man als Frau sexuelle Übergriffe erlebt habe. Unzählige Frauen folgten mit „#MeToo“ bzw. „#metoo“ dem Vorschlag. In Frankreich rief die Journalistin Sandra Muller dazu auf, sexuelle Überbegriffe mit dem Hashtag „#BalanceTonPorc“ bzw. „#balancetonporc“ (dt. „Verpfeif’ dein Schwein“) bekanntzumachen; der Begriff wurde in sechs Tagen 335.000mal aufgegriffen. Brigitte Macron, die Ehefrau des französischen Präsidenten, begrüßte die Debatte.
Im Gespräch mit Buzzfeed News gab der Regisseur Michael Caton-Jones an, Weinstein habe ihn für den Film B. Monkey durch einen anderen Regisseur ersetzt und es so dargestellt, als habe er sich freiwillig aus dem Projekt zurück gezogen, nachdem er sich mit diesem wegen der Besetzung der Hauptrolle gestritten habe. Weinstein habe die von ihm vorgeschlagene Sophie Okonedo abgelehnt, da er eine „fickbare“ Schauspielerin haben wollte, woraufhin Caton-Jones ihm vorgehalten habe, er solle das Casting des Films nicht ruinieren, „nur um flach gelegt zu werden“. Auf Nachfragen aus der Presse zu seinem vermeintlichen Rückzug aus dem Projekt habe Caton-Jones von den Belästigungsvorwürfen gegen Weinstein berichtet und gesagt „Hier haben Sie Ihr Zitat: Ich caste keine Filme nach Weinsteins Erektion“, worauf ihm mit Lachen entgegnet wurde. Die Schauspielerin Asia Argento, die die Rolle letzten Endes übernahm, gehört zu den Frauen, die Weinstein der Vergewaltigung bezichtigen.
In einem Gastbeitrag in der New York Times berichtete die Schauspielerin Salma Hayek am 12. Dezember 2017 darüber, wie Weinstein ihr für ihr Filmprojekt Frida immer höhere Hürden vorgegeben und zunehmend mit „machiavellistischer Wut“ reagiert habe, als sie wiederholt seine sexuellen Annäherungsversuche abwies. Einmal habe er sogar gedroht, sie umzubringen. Maria Wiesner von der FAZ sieht darin eine Bestätigung dafür, dass Weinstein „auf Gewinn, Prestige und Preise verzichtet [hätte], nur um für sein gekränktes Ego Rache zu nehmen“, und stellt sich „unweigerlich die Frage, wie oft ähnliches Verhalten gute Filme verhindert hat“. Weinstein wies die Anschuldigungen Hayeks zurück.
Im Dezember 2017 äußerte „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson in einem Interview mit dem Online-Portal „Stuff“, dass er in den 1990er Jahren die Schauspielerinnen Ashley Judd und Mira Sorvino für seine „Hobbit“- und „Herr der Ringe“-Filmprojekte in Betracht gezogen habe, sie jedoch wegen Warnungen der Weinstein-Brüder vor einer Zusammenarbeit mit ihnen nicht mehr für diese berücksichtigte. Mit Bekanntwerden der Anschuldigungen gegen Weinstein halte er dessen Warnungen rückblickend für den Teil einer „Schmutzkampagne in vollem Gange“ gegen Schauspielerinnen. Judd und Sorvino bedankten sich bei Jackson für dessen Offenlegung. Weinsteins Sprecher dementierte die Vorwürfe.
Ende Oktober 2017 warfen über 200 Frauen dem Drehbuchautor und Filmregisseur James Toback sexuelle Belästigung vor. Die Los Angeles Times berichtete am 22. Oktober 2017, dass 38 Frauen Toback der sexuellen Belästigung beschuldigen. Toback galt in Hollywood als Womanizer (deutsch Frauenheld); wie im Fall von Weinstein waren die sexuellen Belästigungen jahrzehntelang nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Nach dem ersten Bericht stieg die Zahl der möglichen Opfer auf über 200 Frauen an. Toback soll vor jungen Frauen masturbiert haben oder diese vergewaltigt haben. Toback bestritt die Vorwürfe vehement und behauptete, sich nicht an die Frauen und Ereignisse erinnern zu können.
In Deutschland berichteten am 25. Oktober 2017 Tina Ruland, Birgit Schrowange, Uschi Glas, Eva Habermann und Nina Kronjäger von sexuellen Belästigungen am Set. Bezugnehmend auf die Karriereplanung betroffener Frauen bezeichnete die österreichische Schauspielerin Nina Proll länger andauernde oder wiederholende, einvernehmliche sexuelle Handlungen mit Weinstein als Prostitution.
Geschäftliche und professionelle Vereinigungen
Am 8. Oktober 2017 setzte der Verwaltungsrat der The Weinstein Company Weinstein als Vorstandschef ab. Neun Tage später trat Weinstein von seiner Funktion im Aufsichtsrat zurück. Mehrere Unternehmen beendeten ihre Zusammenarbeit mit The Weinstein Company, darunter Apple, Hachette, Amazon, Lexus, Ovation TV und Netflix.
Kurz nach Weinsteins Entlassung suspendierte die British Academy of Film and Television Arts die Mitgliedschaft Weinsteins mit sofortiger Wirkung. Außerdem beschloss die Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die den Oscar verleiht, in einer Dringlichkeitssitzung den Ausschluss Weinsteins. Zudem kündigte sie „ethische Verhaltensstandards“ für ihre Mitglieder an, die im Dezember 2017 als verbindlicher Verhaltenskodex in Kraft traten.Die Producers Guild of America beschloss einstimmig, ein Ausschlussverfahren gegen Weinstein einzuleiten, und setzte außerdem eine Arbeitsgruppe ein, die sich mit dem Problem der sexuellen Belästigung befassen soll.
Politik
Prominente Politiker verurteilten die Weinstein zur Last gelegten Taten. Mehrere US-Politiker, die Weinstein unterstützt hatte, reichten seine Spenden weiter an Wohltätigkeitsorganisationen, darunter die demokratischen Senatoren Al Franken, Charles Schumer, Patrick Leahy und Martin Heinrich.
US-Präsident Donald Trump sagte, er kenne Harvey Weinstein seit Langem und sei überhaupt nicht überrascht über die Vorwürfe. Hillary Clinton, Barack Obama und Michelle Obama verurteilten am 10. Oktober 2017 das über Weinstein berichtete Verhalten. Die Fraktionsvorsitzende der Demokraten Nancy Pelosi bezeichnete die Enthüllungen um Donald Trump als Auslöser für das publik werden des Weinstein-Skandals, der zu einer Flut an Beschwerden über sexuelles Fehlverhalten geführt habe. Das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten beschloss Ende November 2017 einstimmig die Durchführung von jährlichen Anti-Sexismus-Seminaren für alle Abgeordneten und deren Mitarbeiter.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron leitete Schritte ein zur Aberkennung von Weinsteins Verdienstorden der Ehrenlegion. Abgeordnete der britischen Labour Party sandten am 11. Oktober 2017 einen Brief an Premierministerin Teresa May, in dem sie die Aberkennung von Weinsteins Titel als Commander im Order of the British Empire forderten.
Strafrechtliche Ermittlungen
Das New York City Police Department und das Londoner Metropolitan Police Service gaben am 12. Oktober 2017 bekannt, die Vorwürfe gegen Weinstein würden untersucht. Die britische Untersuchung betrifft Beschwerden von drei Frauen wegen Nötigung, die dem Vernehmen nach in London in den späten 1980ern, 1992, 2010, 2011 und 2015 stattgefunden haben.
Der Attorney General von New York, Eric Schneiderman, leitete Ermittlungen betreffend The Weinstein Company ein, und forderte hierzu zahlreiche Dokumente mittels einer Subpoena an.
Sonstige Reaktionen
Weinsteins Ehefrau Georgina Chapman gab nach Bekanntwerden der Vergewaltigungsvorwürfe die Trennung bekannt. Bob Weinstein sagte in einem Interview, er hätte von dem Ausmaß der mutmaßlichen Vergehen nichts gewusst und wegen der vielen Frauen in Harveys Leben gedacht, sein Bruder gehe eben ständig fremd.
Die Veranstalter der traditionellen Bonfire Night in Edenbridge enthüllten Anfang November 2017 eine zur Verbrennung bestimmte Figur, die „H. Weinstein“ mit heruntergelassener Hose, eine Oscar-Statue und einen BH haltend zeigt. Eine Frauenfigur hält ihm aus dem Hintergrund eine offene Filmklappe mit der Aufschrift „The Last Cut / Scene #4“ vor den Schritt. Ihre Hände, ein aufblitzender Stern und seine verzogenen Lippen deuten das Abschneiden seines Genitals an.
Mehr als 300 Hollywood-Künstlerinnen riefen am 1. Januar 2018 in den Tageszeitungen New York Times und La Opinión dazu auf, sich der Initiative „Time’s Up“ (Die Zeit ist um) anzuschließen. Sie versprachen, künftig auch Frauen wie Arbeiterinnen, Kellnerinnen und Zimmermädchen Schutz vor und Rechtshilfe nach sexuellen Angriffen zu bieten.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Weinstein-Skandal [Fußnoten und Verweise entfernt, bei Bedarf bitte auf Wikipedia suchen]