Ein kritischer Blick auf die Wiedervereinigung

Dieser Teil des Forums befaßt sich mit politischen, sozialen und historischen Aspekten der aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten.
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iselilja
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Di 9. Jan 2018, 20:16

Sicher gibt es vieles, was mit dem Gedanken an die Wiedervereinigung eher euphorisch als frustrierend anmutet. Wer in die Gesichter von damals schaut, sieht dies.

Dennoch beschäftigt mich seit einiger Zeit eine Frage.

Wurden die Menschen in der DDR in ihrer gefühlt euphorischen Ergebnisoffenheit enteignet oder abgefunden? Welche Rolle spielte die Treuhandgesellschaft? Wo sind all meine erwirtschafteten Besitztümer seit dem hin? Wer besitzt diese jetzt?




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iselilja
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Mi 10. Jan 2018, 07:37

Nach Ende des Krieges begann zuerst eine Enteignung von Privatbesitz und wurde in Form von Boden und Betriebsmittel zu volkseigenen Gütern umdeklariert. Diese Unrechtmäßigkeit hat man im Zuge der treuhänderischen Verwaltung versucht zu berücksichtigen, indem die Prämisse galt, Rückgabe von Alteigentum geht vor käuflichen Erwerb.

Doch was ist mit den Werten an Betriebsmitteln, die in den Jahren zwischen 1946 und 1990 erwirtschaftet wurden. Der Definition nach handelte es sich dabei um Volkseigentum, welches innerhalb der Nomenklatur des GG nicht auftaucht. Wenn man so will ein Präzendenzfall in der Geschichte. Wann wird mir mein ehemaliges Eigentum wieder gegeben? Wobei dies in meinem Fall recht dürftig ausfallen würde, da meine Lebensarbeitszeit in der DDR verhältnismäßig gering ausfällt. Doch viele andere Menschen haben ihr Leben lang erwirtschaftet, was nun andere (i.d.R Großfirmen) besitzen.

Das internationale Recht schweigt dazu.




Rosita
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Mi 10. Jan 2018, 12:08

Liebe Iselilja,

jetzt erstaunst Du mich aber. Alles was ich von Dir gelesen habe, liess mich glauben, dass Du eine aufgeklärte, intelligente Person bist.
Es gab und gibt darüber genügend Literatur.
Hier zum Beispiel:

http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-e ... e-treuhand

Die Treuhand hat damals in einer noch nie dagewesenen Aktion die Abwicklung der staatlichen Unternehmen der DDR vorgenommen.
Obwohl nicht alles optimal lief, waren Experten weiltweit der Meinung, dass es unter diesen Umständen wohl niemand hätte besser machen können.
Unter den Umständen bedeutet, noch nie wurde etwas ähnliche versucht.

In den meisten Unternehmen waren die Betriebsanlagen veraltet, marode und hoch verschuldet.
Dort wo Unternehmen noch Aufträge hatten waren sie im Vergleich zu Westfirmen auf dem Markt nicht konkurrenzfähig.

Das grösste Problem waren die Renten. Waren im November 89 Noch Gelder in der DDR Rentenkasse. Bei der Wiedervereinigung war das Geld weg.
Wo das alles geblieben ist, solltest Du die DDR Bonzen fragen. Schulden bezahlt hiess es.
Seitdem beziehen die ehemaligen DDR Bürger die Rente aus den Westkassen. Diese Beiträge übersteigen bei weitem das was nach der Wiedervereinigung an Erträgen durch den Verkauf der damaligen DDR Betriebsanlagen erziehlt wurde.

Es fällt mir manchml wirklich schwer ruhig zu bleiben wenn mich ehemalige DDR Bürger in ähnlicher Weise ansprechen. Hier leben nicht wenige und eigentlich sind sie sonst sehr nett.

Seit Jahren zahlen Bürger aus dem Westen den Soli und teilen ihre Rente, aber hört man mal etwas anderes als Vorwürfe?



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iselilja
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Mi 10. Jan 2018, 20:40

Hallo Rosita :-)

erstmal liest es sich immer seltsam im Femininum angeredet zu werden. aber gut das kannst Du natürlich nicht wissen.

Zum Thema: im Groben teilst Du die allgemeine Auffassung, dass die Wirtschaft am Boden lag (was ja auch zumindest gefühlt etwa der Realität nahe kam) und man deswegen nicht mehr auf die Eigentumsfrage Rücksicht nehmen müsste.

Wenn bspw. BASF rote Zahlen schreibt und ich eine Treuhandgesellschaft gründe, die die Betriebsmittel von BASF einfach für symbolische 5€ an meine Schwägerin verscherbelt, würden doch die Eigner von BASF denken, sie stehen im Wald oder?




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iselilja
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Mi 10. Jan 2018, 21:07

rosita, hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2018, 20:40
Seit Jahren zahlen Bürger aus dem Westen den Soli und teilen ihre Rente, aber hört man mal etwas anderes als Vorwürfe?
Was meinst Du mit Vorwürfe? Nur mal so nebenbei bemerkt, die steuerliche Zusatzbelastung im Zuge der Wiedervereinigung (wovon auch immense Kosten für die gesamte Umstrukturierung der politischen Dezentralisierung inbegriffen sind) wurde doch nicht auf die Bürger im Westen abgewälzt.. im Osten zahlt man genau so "Soli", was im Grunde nichts anderes ist als eine außerordentliche Steuererhebung.




Rosita
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Mi 10. Jan 2018, 21:51

Lieber Iselilja,

ich möchte keine Allgemeinplätze schreiben.

Trotzdem ist es mir nur äusserst selten passiert, dass ich ehemalige DDR Bürger irgendetwas positives über die Wiedervereinigung sagen hörte.
Ja, alle fanden es gut reisen zu dürfen, das wars dann.

Wieso eigentlich?

Glaubst du denn wirklich die BRD hat sich an den veralteten, verschuldeten Fabriken bereichert?

Wer glaubst Du, hat die Schulden und die neu zu schaffende Infrastruktur der DDR bezahlt?
Natürlich die Westländer mit ihren Steuern.. Während in der DDR Freizeitparks und Spassbäder entstanden, wurden im Westen die Schwimmbäder und Sportplätze geschlossen, Strassen und die infrastruktur wurden im Westen hintenangestellt.

Als es dann anfing, dass Ausländer misshandelt wurden und teilweise auch umgebracht und als lautstark Stimmung gegen Ausländer gemacht wurde, wollte keine ausländische Firma mehr in den neuen Bundesländer investieren, was erhebliche finanzielle Entlastung gebracht hätte.

Natürlich haben die neuen Bundesländer auch den Soli abdrücken müssen, er kam ja auch den neuen Bundesländern zugute, nur im Westen hätten ihn niemand bezahlen müssen ohne die Wiedervereinigung.

Es stimmt, das es in den neuen Bundesländern Bereiche gibt, die sehr arm sind. Ich kenne mich nicht mehr so gut aus warum.
Aber ich erinnere mich gut, dass Jobangebote in den alten Bundesländern abgelehnt wurden, weil man nicht umziehen wollte. Bayern hatte viele Angebote gemacht.

Ich weiss nicht von welchen Eigentum Du sprichst, ich denke es gab kein Privateigentum dort? Oder meinst Du Grundstücke? Das musst Du schon genauer erklären.



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iselilja
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Mi 10. Jan 2018, 22:39

Rosita hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2018, 21:51

Trotzdem ist es mir nur äusserst selten passiert, dass ich ehemalige DDR Bürger irgendetwas positives über die Wiedervereinigung sagen hörte.
Ja, alle fanden es gut reisen zu dürfen, das wars dann.

Wieso eigentlich?
Vielleicht weil das eigentliche Anliegen Freiheit war? Es gab damals in der Zeit als die DDR praktisch nicht mehr existierte, und dieses Stückchen Land das irgendwo im Osten auch noch nicht zur BRD gehörte, sehr viele Stimmen, die über Alternativen nachgedacht haben. So völlig klar war diese Wiedervereinigung nicht. Zumal ja auch die vier Siegermächte da noch ein Wort mitreden wollten. :-)

Ich weiß.. viele Menschen im Westen denken auch heute noch, dass mit den beginnenden Demonstration das Ziel bereits gesteckt war.. aber so war das keineswegs.


In euphemischen Geschichtsbüchern wirst Du davon nicht lesen können, dafür werden dann solche Zitate wie "Keine sozialistischen Experiment mehr!" ins Gedächtnis gemeißelt. Was glaubst Du denn hat Genscher dazu veranlasst, so etwas zu sagen? ^.- Oder was glaubst Du meinte Kohl, als er sinngemäß sagte, man solle die Ernte einfahren solange dies noch möglich ist?
Rosita hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2018, 21:51
Wer glaubst Du, hat die Schulden und die neu zu schaffende Infrastruktur der DDR bezahlt?
Nun, da sie aus Steuergeldern bezahlt wird, liegt die Antwort denke ich auf der Hand. Richtig ist, dass die Infrastruktur deutlich angehoben werden musste, wodurch an anderer Stelle Gelder fehlten. Das ist mir alles bewußt und ich ignoriere diesem Umstand auch nicht. Im Gegenteil, mir taten damals die Bürger im Westen sogar mehr leid, als die im Osten. Aber auch das ist etwas, was ich nicht zu verantworten habe..ich habe dieses System nicht geschaffen.. ich wurde dort praktisch hineingezogen - mit all seinen Vor- und Nachteilen.



Aber all das berührt ja auch überhaupt nicht die Frage um die es hier geht. Hier geht es um die Eigentumsfrage, nicht um gegenseitige moralische Vorwürfe. Wenn Dir jemand etwas wegnimmt, was Dir mitgehört, dann schaust Du doch auch nicht einfach zu und denkst Dir .. naja, die anderen werden das schon für irgend etwas sinnvoll nutzen. :-)




Rosita
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Mi 10. Jan 2018, 23:06

Ist gut. Lass uns das sachlich klären, ich finde das mal ganz interessant. :)

Ich bin jetzt zu kaputt, ich melde mich morgen wieder.

Aber sag doch mal was für ein Eigentum Du meinst?



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Timelaios
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Mi 7. Okt 2020, 16:09

Die Bitte um ein Beispiel wurde wohl nicht erfüllt ...




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iselilja
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Mo 5. Apr 2021, 11:37

Der Bitte wurde bereits in den Beiträgen #12023 und #12030 Vorschub geleistet. Ich erwarte auch garnicht, dass man sich als "Altbundesbürger" in der Geschichte der DDR gut auskennt - es würde mich im Gegenteil eher wundern - aber ich glaube doch erwarten zu können, dass man Tatsachen nicht einfach ignoriert.

Und Tatsache ist (war), dass der überwiegende Teil an Wirtschaftsmitteln Volkseigentum war. Nun ist es das nicht mehr und gehört also irgendwelchen privaten Eignern, die es praktisch für n Appel und n Ei bekommen haben. Selbige Werte, sofern nicht abgebaut und in die alten Länder abtransportiert, sind heute selbstverständlich wieder das zig-tausendfache dessen wert, für was man sie geschenkt bekommen hat.

Ich wurde enteignet. Das ist die historische Wahrheit. Ich weiß, mein Schicksal interessiert niemanden. :-) Ist auch nicht so schlimm, ich hab's ja überlebt.




sokrates_is_alive
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Do 8. Apr 2021, 09:14

Als "gelernter BRD-Bürger", der von Oktober 1990 bis 1995 und dann wieder seit 2005 in ostdeutschen Bundesländern lebt, staune ich immer wieder,
wie locker die Mythen vom armen Wessi, der doch nur das Beste wollte, und diesen ewig undankbaren Ossis ständig wiederholt werden. Hier mal
zwei Erwiderungen:


1. Den Soli haben alle bezahlt, auch die Bürger der neuen Bundesländer - weniger, weil sie auch deutlich weniger verdienten (und da konnte Mann/ Frau glücklich
sein nicht in die Arbeitslosigkeit oder die Umschulung mit anschließender Arbeitslosigkeit zu gehen) und immer noch nicht den
gleichen Lohn bekommen. Das Leben im Osten ist ja auch viel billiger?! War mal am Anfang bis vielleicht Mitte der 2000er - aber man kann sich das ja auch
schönreden, wenn man Hamburg mit Magdeburg vergleicht.

Und damit man auch fein im Klischee bleibt, wird der Soli häufig mit dem Solidarpakt "verwechselt" (nur der Letzte hat ein festumrissenenes Ausgabefeld Ost):
ersterer fließt nämlich in den Haushalt und wird nicht mit einem Einzeltitel behandelt. Daher ist der genaue Verbleib auch selbst für Haushälter ziemlich schwer
nachzuvollziehen und so diente er nach Angaben GeVestor Financial Publishing Group neben Investitionen in Ost-Deutschland auch für "die Kosten des Golfkriegs
sowie die finanzielle Unterstützung von ost-, südost- und mitteleuropäischen Ländern." Nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler wurden von 1995
bis 2019 331 Mrd eingenommenen. Nur etwas mehr als ein Drittel fließt in den Aufbau Ost, so vermeldete DIE WELT am 01.07.2016 und diese Zeitung firmiert
wohl nicht unter "Kampfblatt Links".

2. Die Hilfe der TREUHAND für die "maroden, nicht konkurrenzfähigen DDR-Betriebe": "Am 1.3.1990 beschloss der Ministerrat der DDR die Gründung
der "Anstalt zur treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums" (THA). Nach dem Willen der Regierung Modrow sollte die THA das Volkseigentum wahren
und im Interesse der Allgemeinheit verwalten. Wirtschaftsleitende Funktionen sollte die THA nicht ausüben. Die Haupttätigkeit der "Ur-Treuhand" bestand
in der Entflechtung von Kombinaten und der Umwandlung der Nachfolgeunternehmen in Kapitalgesellschaften. (...)
Die Regierung de Maizière begann mit der Restitution von überwiegend kleineren Unternehmen, deren Eigentümer 1972 enteignet worden waren." (So die BpB)

Unter Rowedder wurde sie erst voll arbeitsfähig und auch von Ostdeutschen, die mit Rowedder zusammengearbeitet haben,
wurde ihm ein offenes Ohr und die Bereitschaft zu einer Sanierung mit sozialem Gesicht attestiert. Das änderte die viel gelobte Frau Breuel sehr nachhaltig.

"Mitte 1993 häuften sich die Skandale. Binnen kürzester Frist flogen damals zahlreiche betrügerische Investoren auf, die die aufgekauften Unternehmen
im großen Stil ausgeplündert hatten. Zum Teil arbeiteten diese sogenannten Geschäftsleute mit den Treuhand-Privatisierern Hand in Hand." so DIE ZEIT in 2014 und weiter unten:
"So gab die Treuhand immer wieder vor, beim Unternehmensverkauf nach klaren Regelmechanismen zu entscheiden.
Tatsächlich lief die Privatisierung aber mit einer zum Teil erschreckenden Zufälligkeit ab. Eine effizient arbeitende Privatisierungsagentur,
in der nach transparenten Kriterien entschieden wird, war die Treuhandanstalt nie."

Birgit Breuel hatte im Gegensatz zu Rowedder auch nie in der Wirtschaft gearbeitet oder
eine verantwortliche Position in einem Unternehmen bekleidet (was durchaus dem Zeitgeist geschuldet ist), aber ihr Faible für Privatisierung war weithin bekannt.
Ihre Bilanz als niedersächsische Finanzministerin laut dem Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung verheerend:
Das Pro-Kopf-Einkommen der Niedersachsen lag etwa zehn Prozent unter dem Bundesdurchschnitt, Niedersachsens Anteil an der wirtschaftlichen
Produktion der Bundesrepublik war zurückgegangen, die Verschuldung des Landes auf das Fünffache gestiegen.


Also bestimmt die beste Wahl für die Transformation von rund 8.000 volkseigenen Unternehmen, 17,2 Milliarden Quadratmeter Agrarfläche,
19,6 Milliarden Quadratmeter Forstfläche und 25 Milliarden Quadratmeter Immobilien, etwa 40.000 Einzelhandelsgeschäften und Gaststätten,
einigen tausend Buchhandlungen, Hunderte Kinos und Hotels sowie einige tausend Apotheken mit Millionen Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmern.

Und wie urteilt der Bundesrechnungshof: "Eine vom Bundesrechnungshof in Auftrag gegebene Analyse deckt später einen unfassbaren Umfang
an Betrügereien auf. Das Spektrum reicht von mehrfach bezahlten Rechnungen über mittellose InvestorInnen,
die mit dem Bargeld der erworbenen Betriebe flüchten, und Geldwäscheaktionen der internationalen Mafia – indem man Investitionen verspricht,
Zuschüsse und Fördermittel kassiert, diese verschwinden und die Firmen pleite gehen lässt – bis hin zu den „InvestorInnen“,
die potentielle KonkurrentInnen nur aufkaufen, um sie auszuschlachten und platt zu machen." Ich könnte jetzt noch die Beispiele anführen, wie
die westdeutsche Industrie kräftig mitverdient hat, aber dann wären wir in der Tat bei einer Hausarbeit. Und dass die Verantwortlichen sorgsam im
Vorfeld bereits vertraglich von jeder Haftung ausgeschlossen waren - was für ein Zufall. Eine Anmerkung zuguterletzt: Rowedder schätzte das Vermögen auf
600 Mrd D-Mark, Frau Breuel hinterließ 250 Mrd. DM Defizit - daran waren natürlich die DDR und ihre Bürger allein Schuld nach Frau Breuel
unter stehendem Applaus der West-Wirtschaft und der eigenen Partei. Man kann es sich auch einfach machen.

Die DDR-Betriebe waren bestimmt nicht auf die Herausforderungen vorbereitet ebenso wie viele West-Firmen in der Weltwirtschaft; der Unterschied ist nur,
dass man den einen von vorneherein Dummheit, Inkompetenz und Vetterwirtschaft unterstellt,
während die Anderen für die "strukturellen Herausforderungen" gepeppelt werden müssen
(und je größer das Unternehmen, desto mehr Verständnis) - das macht mich wütend.



"Der Teufel ist ein Optimist. Er glaubt, er könnte die Menschen schlechter machen." (nach Karl Kraus) :roll:

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iselilja
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Registriert: Mi 26. Jul 2017, 19:53

Do 8. Apr 2021, 17:07

Ich bin erstaunt. Du scheinst Dich richtig intensiv mit dem Thema beschäftigt zu haben @s_i_a.

Es gab eine lange Zeit nach der Wiederverienigung, wo ich die wertegeleitete "bessere Zukunft" gedanklich und auch seelisch mitgetragen habe. Ich habe wortwörtlich daran geglaubt. Was allerdings in der Realität ablief, ist mir erst sehr viel später klar geworden.

Vor kurzem hörte ich einen (für mich inzwischen zutreffenden) Vergleich, der etwa folgendes aussagte. Sie* kamen mit der Bibel in unser Land, und es dauerte nicht lange, da hatten wir ihre Bibel und sie unser Land. Auf die Ereignisse zwischen 1990 und 2010 etwa lässt sich das durchaus übertragen.

Mit "sie" sind hier natürlich nicht die einfachen Bürger gemeint.




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