Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Fr 19. Jan 2018, 18:57
Mein Punkt ist wiederum ein anderer. Es ist wichtig und richtig zu lachen, wenn die
Mächtigen sich lächerlich machen. Darum gibt es auch ganz zu recht Kabarettisten, Charlie Hebdo, Caricatura u.v.m.
Absolut, das wären die Mittel der Satire und ich bin dafür, dass Satire sehr viel darf (nicht unbedingt alles), aber Hohn und Häme sind nicht dasselbe wie Satire. Von heißt für das Selbstverständnis vieler Satiriker und Kabarettisten auch, nicht die kleinen Leute zu verspotten, sondern sich gegen die Oberen zu wenden.
Nur ist der 'Schutz von Minderheiten' oder Schwachen, den sich da einige auf die Fahnen geschrieben haben, auch so eine Sache und zwar sowohl psychologisch, als auch philosophisch. Psychologisch ist es nicht selten so, dass der Gedanke jemanden beschützen zu müssen, eine sogennannte Reaktionsbildung gegen Entwertung ist. Die Entwertung hieße: "Der kriegt es sowieso nicht hin" und eine Reaktionsbildung ist die sozial akzeptierte Form, eines nicht akzeptierten Gedankens, der dann heißt: "Der Arme, dem muss man helfen." Nicht jede Hilfe bedeutet Entwertung, aber die Überbetonung, dass jemand ein Opfer sei, sollte einen immer mal in die Richtung schauen lassen.
Die Frage ist auch, ob diejenigen, die man da meint schützen zu müssen, überhaupt geschützt werden wollen. Sehr eindrucksvoll ist dies auch bei dem österreichen Philosophen Robert Pfaller zum Ausdruck gekommen,
gestern im 'Philosophischen Radio' (vom 19.1.18). Der Moderator stellte erstaunt fest, dass die gestrige Sendung in 10 Jahren und damit ungefähr 500 Sendungen, die erste war, in der der These, sowohl von den Anrufern, als auch bei den Kommentaren per mail durchweg zustimmend waren. Pfallers These ist schlicht, dass wir wieder wie Erwachsene sprechen sollten und dass diejenigen, die meinen, die Verletzung ihrer und anderer Gefühle sei das, um was sich alles zu drehen habe, ohnehin aus einer sehr privilegierten, man kann fast sagen luxuriösen Warte reden. Da geht es dann nur noch um Korrektsprech und nicht mehr um den Kontext in dem ein Bösewort steht. Und auch hier wurde angesprochen, dass es entmündigend ist, Menschen, nur weil sie im z.B. Rollstuhl sitzen im Diskurs besonders zu behandeln. Was Menschen allgemein bräuchten, wären gleiche Rechte, keine verschraubte Sprache. Das ist dann auch die Abgrenzung nach Ganzrechts, denn die Ganzrechten wollen nicht nur sprechen wie sie wollen, sondern haben auch wenig Probleme damit andere handfest, in Wort, Tat und Gesetz zu diskrimienieren.
Darum auch Vorsicht mit der Psychopathologisierungen. Trump könnte in der Tat narzisstisch sein, aber was heißt das nun? Autoren, die sich mit dem Verhältnis von Politik und Psychopathologie beschäftigt haben, meinten auch bei Joschka Fischer und Helmuth Kohl eindeutig Narzissmus zu erkennnen. Und im Fadenkreuz des Verdachts wären da sicher noch erheblich mehr, je angesehener die Poisition, desto mehr, auch überproportional viele Narzissten wird man dort finden. Dazu kommen andere psychische Erkankungen. Von Willy Brandt ist mehr oder minder bekannt, dass er an ausgedehnten phasenweisen Depressionen litt, ebenso Churchill, dessen Biographie nun gesäubert ins Kino kommt. Der beliebte Helmuth Schmidt hat seine Suchtproblematik nun sehr öffentlich präsentiert, aber die Zahl der Alkoholkranken und jenen, die koksen, Chrystal und anderes benutzen, ist nun sicher auch nicht ganz gering. Aber erneut, was heißt das alles? Sind das Ausschlußkriterien und warum oder ab wann wären es welche? Was soll der Hinweis auf Trumps Übergewicht? 16 Jahre ist Deutschland von einem Kanzer regiert worden, der fast geplatzt wäre, uns fielen weitere an, quer durch die Parteien. Warum sollten körperliche Gebrechen ein Ausschlusskriterium sein, welche und ab wann, das müsste dann mal argumentativ klar gemacht werden.