Mo 30. Sep 2019, 10:14
[...] dass führende Leute vom Fach sich explizit gegen den Rassenbegriff verwahren, da er einfach wissenschaftlich falsch ist: Er suggeriert eine Einteilung des Homo sapiens sapiens in angebliche biologische Untergruppen, die sich in Wahrheit politisch und ökonomisch motivierten, moralischen Deklassierungen verdanken.
Problematisch finde ich, wenn das Wissen um den oder die Menschen an die Biologie gebunden bleibt. Die Jenaer Erklärung verfolgt ein politisches Ziel, das ist vollkommen in Ordnung und wird ja auch dezidiert gesagt.
Was mir dabei verloren zu gehen scheint, das ist die Erkenntnis, daß die Naturwissenschaften vom Menschen (Biologie, Neurologie, Medizin) allzu oft immer das über den Menschen herausgefunden haben, was soziale Benachteiligungen, Geschlechtsdiskriminierung, "Deklassierung" gestützt hat. Man stellt vermeintliche "natürliche" Unterschiede bei den Menschen fest und begründet darauf gesellschaftliche Praktiken oder bestärkt die Existierenden. Die feministische Forschung hat sooo viele Beispiele aufgedeckt, in denen die Natur des weiblichen Geschlechts von Primatenforschern, Medizinern, Neurologen auf biologische Gegebenheiten zurückgeführt wurde, und diese -vermeintlich- festgestellte Natur bestätigte immer, daß Frauen im öffentlichen Leben und in den Wissenschaften besser nichts zu suchen haben.
Wenn die Jenaer Humanbiologen die Feststellung einer Kategorie "Rasse" auf Rassismus zurückführen, so teile ich diese Auffassung, und auch ihrer Bewertung der biologischen Unterschiede als irrelevant stimme ich zu. Noch besser fände ich, man würde bei den Versuchen der Gestaltung einer gerechten und guten Welt für alle Menschen u.a. die Biologie unberücksichtigt lassen.