Da stellt sich sofort die Frage, was "Abstand" heissen soll.
Es geht darum, dass es keine ausgezeichnete Axiomensysteme gibt. Wenn dich das mit der Unendlichkeit stört, betrachte die stereographische Projektion - die "berühmte" "Geometrie auf der Kugeloberfläche": Zeichne parallele Geraden auf eine Fläche und projieziere sie auf eine Halbkugel, so dass der Nordpol "der Punkt im Unendlichen" ist, dann hast du einen konkreten Punkt.
Die Systeme sind gleichwertig, aber axiomatisch unvereinbar.
Wenn ich Mathematik tatsächlich betreibe, habe ich auch dieses Gefühl, wenn ich - sozusagen "aus der Ferne" - über sie spreche, hab ich das Gefühl, sie sei Erfindung. Wohl ist sie irgendwo beides, die Sprache ist erfunden, die Inhalte scheinen irgendwo "Realität" zu sein, so ähnlich wie es Tao im folgenden Video beschreibt. Auch Tao's Beispiel mit dem Satz von Pythagoras find ich gewichtig: Die Tatsache, dass solche Dinge unabhängig in verschiedenen Kulturen eben "entdeckt" wurde, ganz ähnlich wie Technologie wie etwa auch "das Rad", scheint auf eine Realität, eine unabhängige Existenz des Inhalts hinzudeuten.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 12. Feb 2023, 15:32Interessant fand ich die Aussage der Philosophin Silvia Jonas, dass es Untersuchung darüber gibt, wie Mathematiker selbst zu der Frage stehen, ob Zahlen wirklich existieren. Eine Mehrheit der Mathematiker scheint der Ansicht zu sein, dass sie die Welt der Mathematik entdecken und erforschen, Zahlen also real sind.
Tao, Lurie, Taylor, Donaldson und Kontsevich, alles grosse Namen, zu genau dieser Frage. Differenzierte Antworten, aber alle tendieren zu "Entdeckung":
2015 Math Panel with Donaldson, Kontsevich, Lurie, Tao, Taylor, Milner