Zwischen Wissenschaft und Literatur oder Was ist Philosophie?

Philosophie Chat: Hier wird geplaudert über Gott und die Welt.
Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23566
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 24. Sep 2022, 19:45

Stefanie hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 19:07
hervortreten lassen
Du kannst dieses lassen gerne auch als zulassen lesen.

Dementsprechend formuliert Wolfram Hogrebe dann auch direkt im Anschluss wie folgt: "Was gilt, ist diesem Geltungsursprung nach präsubjektiv. Nur deshalb tritt die Verbindlichkeit der Geltung in die Welt, nicht als deliberative Konvention, sondern als operative Passion, d. h. als überkommenes Widerfahrnis in Kontexten unseres Handelns. In unserem Tun und Handeln lassen wir in archaischer Weise zu, was nicht Produkt unseres Tun und Handelns ist und uns doch nötigt:..." [Hervorhebungen von mir]




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7322
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 24. Sep 2022, 19:51

Aus dem letzten Beitrag von Nauplios
Ich habe die dumpfe Ahnung, daß wir es in diesem Zusammenhang doch irgendwann mit den "Sterblichen" und den "Göttlichen" zu tun bekommen. :o
Zur Frage, was ist Philosophie....Mir ist Philosophie oft entschieden zu religiös und oder "spirtuell" geprägt. Auch heute noch.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Sa 24. Sep 2022, 19:57

Stefanie hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 19:51
Aus dem letzten Beitrag von Nauplios
Ich habe die dumpfe Ahnung, daß wir es in diesem Zusammenhang doch irgendwann mit den "Sterblichen" und den "Göttlichen" zu tun bekommen. :o
Zur Frage, was ist Philosophie....Mir ist Philosophie oft entschieden zu religiös und oder "spirtuell" geprägt. Auch heute noch.
Dann mach sie rationaler! Ich bitte dich! Und ich frage mich, ob das nicht ein bisschen eine Krankheit hier im Forum ist.
Der Mensch ist in der Lage rational zu denken, wenn er will. Aber dann hat es halt der liebe Gott schwierig.



Ohne Gehirn kein Geist!

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23566
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 24. Sep 2022, 19:58



Als ich das zum ersten Mal gehört habe, das weiß ich noch wie heute, da war ich wirklich baff. Da ich leider nicht über die geringste musikalische Bildung verfüge, wusste ich nicht mal, dass es von Bach sein könnte. Ich weiß noch, dass ich zwischendurch immer mal wieder inständig gehofft habe, dass der Moderator am Ende den Titel und Komponisten noch mal verrät (das war noch in der Vorinternet-Zeit), denn es war sicher, dass ich mir am nächsten Tag die CD dazu besorgen würde.

Als ich am nächsten Tag in den Laden kam und nach dem Titel gefragt habe, war ich noch mal baff. Sie hatten gleich x verschiedene Interpretationen von dem Stück auf Lager. Und der Verkäufer hat es irgendwie geschafft, ich kann mich nicht mehr erinnern wie, dass ich tatsächlich, da bin ich ziemlich sicher, genau die Version bekommen habe, die ich am Tag zuvor im Radio gehört habe.

Ich frage mich immer, was es für ein Gefühl sein muss, wenn man so etwas spielen kann. Das muss unglaublich sein!




ahasver
Beiträge: 275
Registriert: Di 25. Sep 2018, 09:55

Sa 24. Sep 2022, 20:18

In unserem Tun und Handeln lassen wir in archaischer Weise zu, was nicht Produkt unseres Tun und Handelns ist und uns doch nötigt:..."


siehe auch Jakob Lorber (Schriftsteller), oder Mohammed (Koran) oder.....



"Ich kann mich auch irren und nichts ist so sicher, als dass alles auch ganz anders ist."

ahasver
Beiträge: 275
Registriert: Di 25. Sep 2018, 09:55

Sa 24. Sep 2022, 20:25

ahasver hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 20:18
In unserem Tun und Handeln lassen wir in archaischer Weise zu, was nicht Produkt unseres Tun und Handelns ist und uns doch nötigt:..."
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=_yTi9hxlv7M[/youtube]

siehe auch Jakob Lorber (Schriftsteller), oder Mohammed (Koran) oder.....
oder:

Hier saß ich, wartend, wartend, – doch auf nichts,

Jenseits von Gut und Böse, bald des Lichts

Genießend, bald des Schattens, ganz nur Spiel,

Ganz See, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel.

Da, plötzlich, Freundin! wurde eins zu zwei –

– Und Zarathustra ging an mir vorbei.



"Ich kann mich auch irren und nichts ist so sicher, als dass alles auch ganz anders ist."

Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Sa 24. Sep 2022, 20:30

ahasver hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 20:25
ahasver hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 20:18
In unserem Tun und Handeln lassen wir in archaischer Weise zu, was nicht Produkt unseres Tun und Handelns ist und uns doch nötigt:..."
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=_yTi9hxlv7M[/youtube]

siehe auch Jakob Lorber (Schriftsteller), oder Mohammed (Koran) oder.....
oder:

Hier saß ich, wartend, wartend, – doch auf nichts,

Jenseits von Gut und Böse, bald des Lichts

Genießend, bald des Schattens, ganz nur Spiel,

Ganz See, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel.

Da, plötzlich, Freundin! wurde eins zu zwei –

– Und Zarathustra ging an mir vorbei.
Ich bekomme Schreikrämpfe von diesem Gedicht! :D

Aber dieser Keith Jarrett ist halt schon gut.



Ohne Gehirn kein Geist!

Benutzeravatar
Nauplios
Beiträge: 3002
Registriert: Mo 27. Mai 2019, 16:12

Sa 24. Sep 2022, 21:09

Stefanie hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 19:07

Für mich ist das alles ein Rätsel.
Es ist in der Tat ein wenig rätselhaft und die Auflösung des Rätsels ist manchmal rätselhafter als das Rätsel selbst. Es gibt hier - im wesentlichen - nur eine Möglichkeit: den Denkweg, den Heidegger hier beschritten hat (auch den von Hogrebe) geduldig abzuschreiten. Das Hogrebe-Zitat steht in seinem Buch auf Seite 44, das Heidegger-Zitat schon weit jenseits der 200ter Seite in Sein und Zeit. - Das Verständnis wird sich nicht mit ein paar Erklärungen einstellen; das kann kaum weiterhelfen, allenfalls ganz grob eine Richtung weisen.




Benutzeravatar
AndreaH
Beiträge: 503
Registriert: Mo 18. Jan 2021, 21:04
Wohnort: Österreich

Sa 24. Sep 2022, 21:22

ahasver hat geschrieben :
Mi 21. Sep 2022, 13:37
AndreaH hat geschrieben :
Mi 21. Sep 2022, 01:10
ahasver hat geschrieben :
Di 20. Sep 2022, 22:13

Wenn du den Baum siehst, ist das ein überwältigendes Erleben. Du bist weg, oder anders gesagt, du bist der Baum.
Nicht >DU< siehst den Baum, das Erleben, das wir Baum nennen, erzeugt dich, als den der ihn erlebt.
Und genauso erlebt der Baum dich.

Nauplios: "Man lebt von Erlebnis zu Erlebnis."
ahasver: Nur >Erleben< ist ontologisch erstrangig.
Wenn wir so etwas wahrnehmen, dann erschließt sich für einem Moment etwas Vollkommenes. Etwas auf das wir in der Tiefe zugreifen können, welches aber schwer beschreibbar ist.
Ich glaube aber, dass wir hier ansetzen müssen, wenn wir Wahrnehmung, Bewußtsein, Gefühle, Qualia.... beschreiben wollen.

In meinen Selbstgespächen plaudere ich gerne über >ontologische Wertigkeit< ohne dieselbige jetzt genau definieren zu können. Da stelle ich dann zB die ontologische Wertigkeit des Baum- oder Matthäuspassionserlebnisses über die ontologische Wertigkeit von Elementarteilchen oder Molekülen, die wir auch nur in Form von Erlebnissen kennen.
Ich glaube nicht an die übliche Erzählung, dass das Musikerleben in meinem Gehirn stattfindet. Ich glaube nicht an die Kausalkette: Saitenschwingungen==> Luftmoleküle schwingen ==> Trommelfell schwingt ==> afferente Neuronen feuern
  • ==>
ich habe ein Musikerlebnis

Dem letzten, roten Pfeil mißtraue ich zutiefst. Ich wage die den meisten Ohren schrill verrückt klingende These: Das Erleben ist unvermittelt, nicht kausal verursacht, überhaupt nicht verursacht, einfach da. Es wird nicht von obiger Kausalkette verursacht. Der Nachweis dieser Kausalkette muss aber physikalisch möglich sein. Ist er dies nicht, gibts auch keine Musik.
Das Erleben selbst setze ich als ontologisch primäre Größe.

Gegenargument: Das Zupfen an meiner Gitarrensaite geht dem Tonerleben zeitlich voraus. Es vergeht genau die Zeit die der Schall braucht mein Ohr zu erreichen und mein Gehirn um die entsprechenden Prozesse zu generieren, die mein Tonerleben erst möglich machen.

Ihr seht, ich kann euch keine schnelle, einfache Lösung des Problems anbieten.
Spannend dieser Gedanke! Gehen wir davon aus, dass so ein Erlebnis absolut unvermittelt ist, dann würde das Denken bzw. die Gehirnfunktion in Bezug auf dem Erlebnis hauptsächlich der Reflexion und Sinneswahrnehmung bereitstehen. Nicht im Vordergrund, sondern zweitrangig. Das würde auch bestätigen,  dass man sich auf so ein Erlebnis einlassen kann, oder auch nicht. Je nach dem, wie die Gedanken bzw. die Aufmerksamkeit gelenkt wird. Schaut man unter diesem Aspekt die Evolutionsgeschichte etwas genauer an, hat diese Lebendigkeit schon einen sehr klaren und plötzlichen Impuls. Wie ist das nun mit den lebendigen Geschöpfen, denen Gehirnmasse zur Verfügung steht? Es gibt doch auch Intuition, (die bekanntlich bei Tieren noch viel stärker ausgebildet ist) in dem Bereich finden wir auch Geistesblitze, die auf einer Plötzlichkeit basieren. Ist man dort noch mit dem urzeitlichen Teil des Gehirns verbunden? Kommt dieser Teil, wenn wir uns auf ein Erlebnis einlassen und diese Vollkommenheit spüren, dort zum erwecken?




Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7322
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 24. Sep 2022, 21:44

Na ja, eigentlich ist es mir sowas ein Rätsel
Holgrebe:
Was gilt, ist diesem Geltungsursprung nach präsubjektiv. Nur deshalb tritt die Verbindlichkeit der Geltung in die Welt, nicht als deliberative Konvention, sondern als operative Passion, d.h. als überkommenes Widerfahrnis in Kontexten unseres Handelns. In unserem Tun und Handeln lassen wir in archaischer Weise zu, was nicht Produkt unseres Tun und Handelns ist und uns doch nötigt: aus ultimativen Hintergründen unserer Selbstfindung, die sich in der Erfahrung mit Gründen im Vordergrund 'gründlich' dieser Erbschaft bedienen. Martin Heidegger spricht hier von einer uns zuvorgekommenen Wahrheitsvoraussetzung. Diese 'müssen wir <machen>, weil sie mit dem Sein des <wir> schon gemacht ist'."
Oder
Aus der Beschreibung von Nauplios
Was Hogrebe meint: Geltungsanspruch ist nicht Geltungsursprung. Was wir als wahr in Anspruch nehmen gründet sich "präsubjektiv" in einem Ursprung jenseits aller Subjektivität. Geltung (auf Wahrheit) ist zwar ein Anspruch, den wir erheben können, aber dieser Anspruch gründet sich nicht in einer bloßen Vereinbarung unter Menschen, einer "Konvention", sondern ihm geht voraus eine "Passion", d.h. die menschliche Subjektivität ist hier gar nicht aktiv beteiligt, sondern es "überkommt" sie, ein "Widerfahrnis". Es ist das Heidegger'sche Sein, welches für das Dasein Geltung hat und das die Konzeption einer setzenden Subjektivität "vergessen" hat, was aber aus den "Hintergründen unserer Selbstfindung" nur erschlossen werden kann.
Abgesehen von naturwissenschaftlichen Zusammenhängen, dem Weltall ist alls ein Produkt des menschlichen Handelns und Tuns. Selbst in der Natur haben wir schon jede Menge Produkte unseres Handelns hinterlassen.
Präsubjektiv, echt?

Bei meinem letzten kreativen Backen habe ich das entstandene Produkt mit folgenden Text meinen Kolleginnen präsentiert:
"Möchtegernmuffins - ein Rührkuchen wollte auch mal ein Muffin sein", ergo das Produkt hatte sich im Herstellungsprozess anders entwickelt, als ich wollte., schmeckte aber und war auch optisch sehr schön.
Da war kein "wo Menschen in ihren Werken etwas hervortreten lassen, was nicht ihr Werk ist" und auch keine operative Passion, nichts war präsubjektiv. Das Widerfahrnis ist nicht über mich gekommen, das war ein Produkt meines Handels und Tuns und das Ergebnis war nichts eigenes.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
AndreaH
Beiträge: 503
Registriert: Mo 18. Jan 2021, 21:04
Wohnort: Österreich

Sa 24. Sep 2022, 21:48

Stefanie hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 19:51
Aus dem letzten Beitrag von Nauplios
Ich habe die dumpfe Ahnung, daß wir es in diesem Zusammenhang doch irgendwann mit den "Sterblichen" und den "Göttlichen" zu tun bekommen. :o
Zur Frage, was ist Philosophie....Mir ist Philosophie oft entschieden zu religiös und oder "spirtuell" geprägt. Auch heute noch.
Aber man kann doch auch ganz nüchtern darauf blicken. Letzens habe ich ein Buch von einer Mystikerin gelesen und im gleichen Atemzug ein Buch das auf einer atheistischen Substanz beruht. Heute schaute ich mir künstlerische spirituelle Malerei an. Das bedeutet doch noch nicht, dass ich in Esoterik versumpfe. Undorgen schaue ich vielleicht, was es in der Wissenschaft zu finden gibt.
Genau das finde ich, macht doch Philosophie aus, das sie sich ausweiten kann. Dort hinblicken kann, wo Menschen nach Wahrheit suchen.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23566
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 24. Sep 2022, 21:49

Stefanie hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 21:44
Da war kein "wo Menschen in ihren Werken etwas hervortreten lassen, was nicht ihr Werk ist" und auch keine operative Passion, nichts war präsubjektiv. Das Widerfahrnis ist nicht über mich gekommen, das war ein Produkt meines Handels und Tuns und das Ergebnis war nichts eigenes.
Und weil es deiner Ansicht nach in diesem Fall nicht so war, wie in dem Zitat geschildert, ist es nie so, wie in dem Zitat geschildert?




Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Sa 24. Sep 2022, 21:55

Nauplios hat geschrieben :
Mo 19. Sep 2022, 20:13

Bei den Naturwissenschaften - von interdisziplinärer Zusammenarbeit abgesehen - gibt es Gegenstandsbereiche, mit denen sich die Einzelwissenschaften beschäftigen; gibt es einen solchen Gegenstandsbereich auch für die Philosophie? - Und darüberhinaus: hat die Philosophie überhaupt Gegenstände (oder einen Gegenstand) im Modus des Gegenständlichen? - Oder ist damit nicht bereits eine Vorentscheidung für eine bestimmte Denkform gefallen, welche die Philosophie auf einen propositionalen Aussagezusammenhang festlegt? - Welche anderen Sprachformen sind zugelassen? Erzählungen? - Damit ist man dann bei der Literatur und Dichtung, in alten Begriffen: bei Mythos und Logos.
Nun ja. Die Naturwissenschaften handeln von der Natur. Ich habe aber etwas Mühe damit, die Natur als Gegenstand zu bezeichnen.
Es ist wichtig, dass man einsieht, dass es Gesetze gibt, denen die Natur gehorcht, Naturgesetze. Und ein sehr wichtiges Prinzip ist das Kausalitätsprinzip, welchem die Natur bisher ausnahmslos zu gehorchen scheint.

Was bedeutet hier, propositionaler Aussagezusammenhang? Kann man ein anderes Wort für propositional brauchen? Also normalerweise weist dieses Wort auf eine Behauptung hin.
Also ein behauptender Aussagezusammenhang. Ich denke, die Philosophie kann schon von einem bestimmten Gegenstand handeln. Aber dann sprichst du wieder von Gegenstandsbereich. Ja, was jetzt? Gegenstand oder Bereich? Hm, Thema, Gegenstand, Bereich. Eigentlich alles sinngleich. Die Frage ist ja auch nicht, wovon handelt die Philosophie, sondern, was ist Philosophie? Zwischen Literatur und Wissenschaft. Wieso nicht? Das würde bedeuten, man kann nichts beweisen in der Philosophie, sie ist aber auch nicht nur erfundene Erzählung? Aber gibt es denn keine Wahrheit in der Philosophie? Ich denke schon.



Ohne Gehirn kein Geist!

Benutzeravatar
Nauplios
Beiträge: 3002
Registriert: Mo 27. Mai 2019, 16:12

Sa 24. Sep 2022, 22:00

Stefanie hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 19:51
Aus dem letzten Beitrag von Nauplios
Ich habe die dumpfe Ahnung, daß wir es in diesem Zusammenhang doch irgendwann mit den "Sterblichen" und den "Göttlichen" zu tun bekommen. :o
Zur Frage, was ist Philosophie....Mir ist Philosophie oft entschieden zu religiös und oder "spirtuell" geprägt. Auch heute noch.
"Die Erde ist die dienend Tragende, die blühend Fruchtende, hingebreitet in Gestein und Gewässer, aufgehend zu Gewächs und Getier. Sagen wir Erde, dann denken wir schon die anderen Drei mit, doch wir bedenken nicht die Einfalt der Vier. Der Himmel ist der wölbende Sonnengang, der gestaltwechselnde Mondlauf, der wandernde Glanz der Gestirne, die Zeiten des Jahres und ihre Wende, Licht und Dämmer des Tages, Dunkel und Helle der Nacht, das Wirtliche und Unwirtliche der Wetter, Wolkenzug und blauende Tiefe des Äthers. Sagen wir Himmel, dann denken wir schon die anderen Drei mit, doch wir bedenken nicht die Einfalt der Vier. Die Göttlichen sind die winkenden Boten der Gottheit. Aus dem heiligen Walten dieser erscheint der Gott in seine Gegenwart oder er entzieht sich in seine Verhüllung. Nennen wir die Göttlichen, dann denken wir schon die anderen Drei mit, doch wir bedenken nicht die Einfalt der Vier. Die Sterblichen sind die Menschen. Sie heißen die Sterblichen, weil sie sterben können. Sterben heißt, den Tod als Tod vermögen. Nur der Mensch stirbt und zwar fortwährend, solange er auf der Erde, unter dem Himmel, vor den Göttlichen bleibt. Nennen wir die Sterblichen, dann denken wir schon die anderen Drei mit, doch wir bedenken nicht die Einfalt der Vier." (Martin Heidegger; Bauen, Wohnen, Denken; in: Vorträge und Aufsätze; S. 151)

:o

Hier noch etwas Einfaches, ganz ohne Fremdwörter, AufDerSonne:

"Das Spiegel-Spiel der weltenden Welt entringt als das Gering des Ringes die einigen Vier in das eigene Fügsame, das Ringe ihres Wesens. Aus dem Spiegel-Spiel des Gerings des Ringen ereignet sich das Dingen des Dinges." (Martin Heidegger; Das Ding; S. 182)

:o :o




Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Sa 24. Sep 2022, 22:10

Nauplios hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 22:00

Hier noch etwas Einfaches, ganz ohne Fremdwörter, AufDerSonne:

"Das Spiegel-Spiel der weltenden Welt entringt als das Gering des Ringes die einigen Vier in das eigene Fügsame, das Ringe ihres Wesens. Aus dem Spiegel-Spiel des Gerings des Ringen ereignet sich das Dingen des Dinges." (Martin Heidegger; Das Ding; S. 182)

:o :o
:lol:

Nun gut. Ich schlafe darüber. Aber mich dünkt, man kann sich verständlich ausdrücken. Also ich verstehe deine Texte, Nauplios, manchmal recht gut und auch die der anderen hier im Forum.
Wir könnten einen neuen Thread eröffnen:
Ist es schlechte Philosophie, wenn die Sprache unverständlich wird? Positiv: Gute Philosophie ist in einer verständlichen Sprache geschrieben.

Nota bene: Was ist nicht begreife ist aber dann, wenn man nachfragt, und immer noch eine unverständliche Antwort erhält. Aber. Deutsche Sprache, schwere Sprache! Ich habe fertig! :lol:



Ohne Gehirn kein Geist!

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7322
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Sa 24. Sep 2022, 22:36

Zum Heidegger Text Bauen

viewtopic.php?t=552

Diesen Text würde ich heute nicht mehr posten. Denn ich habe mich dazu entschieden, mich nur noch mit Heidegger zu befassen, wenn das absolut notwendig ist, um die Positionen meiner philo. Favoriten zu verstehen. Ansonsten werde ich mich mit Heidegger nicht mehr beschäftigen.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

Benutzeravatar
Nauplios
Beiträge: 3002
Registriert: Mo 27. Mai 2019, 16:12

So 25. Sep 2022, 01:13

Stefanie hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 22:36
Zum Heidegger Text Bauen

viewtopic.php?t=552

Diesen Text würde ich heute nicht mehr posten. Denn ich habe mich dazu entschieden, mich nur noch mit Heidegger zu befassen, wenn das absolut notwendig ist, um die Positionen meiner philo. Favoriten zu verstehen. Ansonsten werde ich mich mit Heidegger nicht mehr beschäftigen.
Unmittelbar im Anschluß an den Hinweis auf Heideggers "Wahrheitsvoraussetzung" heißt es:

"Wenn man mit Carl Schmitt sagen möchte, daß alle politischen Kernbegriffe wie 'Recht', 'Würde', 'Gerechtigkeit' etc. ihrem Ursprung nach theologischer Provenienz sind, dann wird man im Hinblick auf den epistemologischen Zentralbegriff der 'Geltung' ebenso sagen müssen, daß er seinem Ursprung nach theologischer Art ist. Der politischen Theologie tritt so eine epistemologische Theologie zur Seite." (Wolfram Hogrebe; Philosophischer Surrealismus; S. 45)




Benutzeravatar
Nauplios
Beiträge: 3002
Registriert: Mo 27. Mai 2019, 16:12

So 25. Sep 2022, 01:20

Was Heidegger betrifft habe ich auf der Medienportalseite der Universität Freiburg einen interessanten Vortrag von Oliver Müller gefunden:

Heidegger in der Lesart Hans Blumenbergs




Benutzeravatar
Nauplios
Beiträge: 3002
Registriert: Mo 27. Mai 2019, 16:12

So 25. Sep 2022, 02:23

In diesen je 20-minütigen Videos präsentieren das Martin-Heidegger-Museum und das Martin-Heidegger-Archiv der Stadt Meßkirch den Philosophen Heidegger im Verbund mit dem Thema Heimat. Die ersten Minuten sind ein wenig dröge. Es kommen auch Aspekte unserer Diskussion hier zur Sprache. Die Dosierung mit Heideggers Philosophie ist dabei unbedenklich.









Benutzeravatar
Nauplios
Beiträge: 3002
Registriert: Mo 27. Mai 2019, 16:12

So 25. Sep 2022, 03:00

AufDerSonne hat geschrieben :
Sa 24. Sep 2022, 21:55


Nun ja. Die Naturwissenschaften handeln von der Natur. Ich habe aber etwas Mühe damit, die Natur als Gegenstand zu bezeichnen.
Es ist wichtig, dass man einsieht, dass es Gesetze gibt, denen die Natur gehorcht, Naturgesetze. Und ein sehr wichtiges Prinzip ist das Kausalitätsprinzip, welchem die Natur bisher ausnahmslos zu gehorchen scheint.

Was bedeutet hier, propositionaler Aussagezusammenhang? Kann man ein anderes Wort für propositional brauchen? Also normalerweise weist dieses Wort auf eine Behauptung hin.
Also ein behauptender Aussagezusammenhang. Ich denke, die Philosophie kann schon von einem bestimmten Gegenstand handeln. Aber dann sprichst du wieder von Gegenstandsbereich. Ja, was jetzt? Gegenstand oder Bereich? Hm, Thema, Gegenstand, Bereich. Eigentlich alles sinngleich. Die Frage ist ja auch nicht, wovon handelt die Philosophie, sondern, was ist Philosophie? Zwischen Literatur und Wissenschaft. Wieso nicht? Das würde bedeuten, man kann nichts beweisen in der Philosophie, sie ist aber auch nicht nur erfundene Erzählung? Aber gibt es denn keine Wahrheit in der Philosophie? Ich denke schon.
Diesen ganzen Fragenkomplex findest in dem nachfolgenden Video auf eine recht verständliche Weise erklärt, AufDerSonne. Darin geht es u.a. auch um die Punkte, die hier auch schon angesprochen wurden: "Ist die Philosophie eine Wissenschaft?" ... "Was ist ihr Gegenstandsbereich?" ... "Was meint überhaupt Gegenstand?" ... "Warum denkt Wissenschaft nicht?" ... und man ahnt schon, wer wieder mit dabei ist: Heidegger. ;)





Gesperrt