Zwischen Wissenschaft und Literatur oder Was ist Philosophie?

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AufDerSonne
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Mo 17. Okt 2022, 17:20

Nauplios hat geschrieben :
Mo 17. Okt 2022, 16:52
"Das atemberaubende Aussehen des Carina-Nebels in den frühesten veröffentlichten Bildern des James-Webb-Weltraumteleskops verdankt Alyssa Pagan viel. Als Entwicklerin von Science Visuals am Space Telescope Science Institute ist sie eine der Verarbeiterinnen, die die von Webb erfassten Daten in etwas übersetzen, das nicht nur sichtbar, sondern auch schön ist.
Sieht witzig aus dieser Carina-Nebel.
Ich habe nicht viel Ahnung von Astronomie (Sternenkunde).
Das Webb-Teleskop kann offenbar bis zu einigen hundert Millionen Jahre nach dem Urknall zurückschauen.
Aber ich weiß nicht, was dann für Astronomen an wirklich wichtigen Daten gewonnen werden kann. Ich muss das ein bisschen verfolgen in der nächsten Zeit.



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AufDerSonne
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Mo 17. Okt 2022, 17:26

Timberlake hat geschrieben :
Mo 17. Okt 2022, 14:25
In diesem Sinne , dass Hegel eine Methode anbietet , die Geschichte zu begreifen , so kann eine Philosophie wohl tatsächlich , zumindest diesbezüglich , die Gefahr des Irrtums vermindern. Um allerdings den Irrtum in "einige Fällen" so geringfügig zu machen, dass man ihn praktisch vernachlässigen kann., dazu allerdings gehört seine Philosophie wohl tatsächlich .. vom Kopf auf die Füße gestellt.
  • Dialektischer Materialismus
    Marx dreht die hegelsche Dialektik um (stellt sie „vom Kopf auf die Füße“) und postuliert, dass sich die Welt, die objektive Wirklichkeit, aus ihrer eigenen materiellen Existenz erklären lässt und keinesfalls die Verwirklichung einer göttlichen, absoluten Idee oder gar des menschlichen Denkens ist, wie im Idealismus behauptet.
Ja, ich bin eben zu wenig bewandert in der Philosophie.
Aber Kant scheint mir das Richtige getroffen zu haben, wenn er "sagt", dass nur die Verbindung von Empirie mit Rationalismus uns weiterbringt.
Ich denke auch, es braucht beides: Erfahrung und Vernunft.



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AufDerSonne
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Mo 17. Okt 2022, 17:34

Nauplios hat geschrieben :
Mo 17. Okt 2022, 10:51
Kunst und Literatur haben eine andere Art von Wissen.
Ich kenne mich sehr schlecht aus in Literatur.
Aber, meinst du, Nauplios, dass es beide Arten von Wissen braucht, das der Literatur und das der Wissenschaft für eine harmonische Entwicklung des Menschen?



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Nauplios
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AufDerSonne hat geschrieben :
Mo 17. Okt 2022, 17:34
Nauplios hat geschrieben :
Mo 17. Okt 2022, 10:51
Kunst und Literatur haben eine andere Art von Wissen.
Ich kenne mich sehr schlecht aus in Literatur.
Aber, meinst du, Nauplios, dass es beide Arten von Wissen braucht, das der Literatur und das der Wissenschaft für eine harmonische Entwicklung des Menschen?
Hm, vielleicht kommt man der Antwort durch ein kleines Experiment näher:

Habt Ihr Berge in der Schweiz, AufDerSonne? ;)

Am 08. November ist in Bern Vollmond. Wenn Du kannst, fahre in tiefer Nacht nach Nordwesten zum Chasseral (1.600 m), wandere ein Stück weit hoch und setze dich auf eine der Bänke. Nimm' Dein Handy mit und Kopfhörer. Lade Dir "Claire de Lune" von Debussy vorher auf's Handy. - Und wenn Du etwas Glück hast und eine sternenklare Nacht erwischt, dann schau' zum Mond und zu den Sternen. Setze die Kopfhörer auf und hör' Dir Debussy an. - Wenn Dir dann eine Träne aus den Augen kullert, ist Deine Frage mit einem "Ja" beantwortet.





Timberlake
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Mo 17. Okt 2022, 23:13

AufDerSonne hat geschrieben :
Mo 17. Okt 2022, 17:26
Timberlake hat geschrieben :
Mo 17. Okt 2022, 14:25
In diesem Sinne , dass Hegel eine Methode anbietet , die Geschichte zu begreifen , so kann eine Philosophie wohl tatsächlich , zumindest diesbezüglich , die Gefahr des Irrtums vermindern. Um allerdings den Irrtum in "einige Fällen" so geringfügig zu machen, dass man ihn praktisch vernachlässigen kann., dazu allerdings gehört seine Philosophie wohl tatsächlich .. vom Kopf auf die Füße gestellt.
  • Dialektischer Materialismus
    Marx dreht die hegelsche Dialektik um (stellt sie „vom Kopf auf die Füße“) und postuliert, dass sich die Welt, die objektive Wirklichkeit, aus ihrer eigenen materiellen Existenz erklären lässt und keinesfalls die Verwirklichung einer göttlichen, absoluten Idee oder gar des menschlichen Denkens ist, wie im Idealismus behauptet.
Ja, ich bin eben zu wenig bewandert in der Philosophie.
Möglicherweise ist es dir ja nicht aufgefallen ...

Timberlake hat geschrieben :
Mo 17. Okt 2022, 14:25


Um auf Hegel bzw. seine absolute Methode zurück zu kommen, so haben übrigens auch Philosophien eine andere Art von Wissen ..
  • Was wir als Hegels Philosophie bezeichnen , ist vor allem eine Methode , um den Lauf der Geschichte zu begreifen . Deshalb können wir von Hegel fast nicht sprechen, ohne den Gang der Geschichte zu erwähnen. Hegel Philosophie lehrt uns eigentlich nichts über die innerste Natur des Dasein , aber sie kann uns beibringen , auf fruchtbare Weise zu denken.
    Jostein Gaarder .. Sofies Welt S 426
.. wenn man denn Jostein Gaarder glauben schenken darf , im Fall Hegels eine Methode, um die o.g. bürgerlich-aristokratische Gesellschaft . wie auch alle anderen Gesellschaften , im Lauf der Geschichte zu begreifen.
..

Oder um es mal mit einer Metapher zu versuchen ..
  • Für Hegel war die Geschichte ein .. Flußlauf. Noch die kleinste Bewegung im Wasser an einem bestimmten Punkt im Fluß wird in Wirklichkeit vom Fall des Wasser und den Wasserwirbeln weiter oben im Fluß bestimmt . Aber wichtig ist auch , welche Steine und Biegungen es im Fluß an der Stelle gibt , wo du stehst und ihn betrachtest.
    Jostein Gaarder .. Sofies Welt S 427
Ich habe hier aus Jostein Gaarders "Sofies Welt" zitiert . Einem Krimi und Abenteuerroman über zwei ungleiche Mädchen und einem geheimnisvollen Briefeschreiber , in dessen Verlauf man genau in dem "bewandert" wird , was bei dir nach eigenem bekunden noch aussteht und zwar in der Philosophie. Wir reden hier also im wahrsten Sinne des Wortes von einer Literatur , die sich die Philosophie zum Thema gemacht hat. Als solches es mich doch schon sehr wundert, dass man hier in diesem Thread , wohlgemerkt unter der Überschrift "Zwischen Wissenschaft und Literatur oder Was ist Philosophie?" erst jetzt darauf zu sprechen kommt.

Wo wir schon mal dabei sind und Nauplios diesbezüglich gerade dazu einer Erfahrung machen mußte ...



Dieser Kinofilm ist , zumindest für mich , wie eine "philosophische" Droge. Einer Droge , mit der ich mich , in der Vorstellung , selbst dieser Mr. Nobody, mit seinen grundverschiedenen Lebensverläufen zu sein , gelegentlich doch recht erfolgreich betäube. Vieleicht bin ich einer derjenigen , von meiner Person , der nur das falsche Leben lebt. (Stichwort : Viele-Welten-Interpretation)




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AufDerSonne
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Di 18. Okt 2022, 18:33

@Timberlake

Würdest du Sophies Welt als Lektüre empfehlen?



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Lucian Wing
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Di 18. Okt 2022, 23:36

Nauplios hat geschrieben :
Mo 17. Okt 2022, 18:12

Habt Ihr Berge in der Schweiz, AufDerSonne? ;)
Nauplios, Nauplios, du wirst uns doch hier nicht weismachen wollen, dass du als Philosoph ein Standardwerk wie die gesammelten Asterix nicht kennst?

Sei erinnert an einen Dialog mit Obelix:

„Na, Obelix! Wie ist denn Helvetien so als Land?“
„Flach.“

:lol:



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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Nauplios
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Lucian Wing hat geschrieben :
Di 18. Okt 2022, 23:36
Nauplios hat geschrieben :
Mo 17. Okt 2022, 18:12

Habt Ihr Berge in der Schweiz, AufDerSonne? ;)
Nauplios, Nauplios, du wirst uns doch hier nicht weismachen wollen, dass du als Philosoph ein Standardwerk wie die gesammelten Asterix nicht kennst?

Sei erinnert an einen Dialog mit Obelix:

„Na, Obelix! Wie ist denn Helvetien so als Land?“
„Flach.“

:lol:
Als Kind wurden meine Schwester und ich dreimal in die Schweiz "verschickt", an den Vierwaldstättersee nach Stoos, ein kleines Dorf, das auf einem Hochplateau (1300 Meter) liegt, nur wenig Einwohner hat und autofrei ist. Das Schönste an den drei Wochen war die Rückfahrt im Zug, die nahezu 24 Stunden dauerte. Nachts durch eine Landschaft brausen, Aufenthalt auf fremden Bahnhöfen, dann mit dem Kopf am Fenster wieder in die Nacht spähen, entfernte Dörfer jenseits dunkler Wälder, den Mond mal rechts mal links sehen, die Geräusche des Zugs, wenn er über eine Brücke rattert, durch einen Tunnel fährt, dann mitten auf freier Strecke stehenbleibt, wehende schwarze Büsche am Bahndamm, der Regen, der gegen die Fenster peitscht, mit dem Kopf hinter einer Jacke sich schlafend stellen, wenn ein Betreuer den Gang entlang kommt, die nächtliche Welt unbeobachtet beobachten können, zwischendurch einnicken, dann das Quietschen der Bremsen, wenn der Zug in einem hell erleuchteten Bahnhof hält, der Unbekannte auf dem Bahnsteig mit dem Rücken zum Fenster zum Greifen nah, dann wieder Nacht ... Die Schweiz war für mich vollkommen bedeutungslos.

Noch heute schaue ich gern Filme, in denen die Handlung in Zügen spielt: "Eine Dame verschwindet" (Hitchcock 1938): großartig. Züge fahren ja durch Gegenden, Waldstücke und an Büschen entlang, die manchmal für Menschen kaum erreichbar sind wie durch surreale Traumlandschaften: wunderbar. Eine Fahrt mit dem Zug (ich meine nicht die Hochgeschwindigkeitszüge von außen) ist etwas Geheimnisvolles, Mysteriöses; die Welt fliegt an einem vorbei.

Asterix - wer ist das? Ganz im Ernst, ich habe noch nie eine Zeile von oder über Asterix (oder Obelix) gelesen. Mehr als das ihn gibt, weiß ich über ihn nicht. ("Du kennst halt ÜBERHAUPT gar nix", sagt meine Freundin bei solchen Gelegenheiten immer.) Das sind für mich vollkommen böhmische Dörfer ... überhaupt Zeichentrick-Heftchen oder Zeichentrickfilme - das war und ist nicht meine Welt. ;)




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Stefanie
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Mi 19. Okt 2022, 06:07

Asterix als Zeichentrick-Heftchen zu bezeichnen kommt einer Beleidigung gleich. Also wirklich .... : - )
Gibt es übrigens auch in Latein.




Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Lucian Wing
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Nauplios hat geschrieben :
Mi 19. Okt 2022, 00:49


Asterix - wer ist das? Ganz im Ernst, ich habe noch nie eine Zeile von oder über Asterix (oder Obelix) gelesen. Mehr als das ihn gibt, weiß ich über ihn nicht. ("Du kennst halt ÜBERHAUPT gar nix", sagt meine Freundin bei solchen Gelegenheiten immer.) Das sind für mich vollkommen böhmische Dörfer ... überhaupt Zeichentrick-Heftchen oder Zeichentrickfilme - das war und ist nicht meine Welt. ;)
Asterix, Isnogud oder die frühen Lucky Luke sind Minen jokologisch-philosophisch-psychologischer Edelsteine. :)



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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Nauplios
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Lucian Wing hat geschrieben :
Mi 19. Okt 2022, 08:44

Asterix, Isnogud oder die frühen Lucky Luke ...
... sind mir allesamt nicht geläufig ("Isnogud" - nicht mal den Namen hab' ich je gehört)

Und nachdem ich mir den "Passagierschein A 38" angeschaut habe, kann ich mit absoluter Sicherheit sagen: Daran werde ich keine weitere Minute meines Lebens verschwenden.




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Lucian Wing
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Nauplios hat geschrieben :
Mi 19. Okt 2022, 15:55
Lucian Wing hat geschrieben :
Mi 19. Okt 2022, 08:44

Asterix, Isnogud oder die frühen Lucky Luke ...
... sind mir allesamt nicht geläufig ("Isnogud" - nicht mal den Namen hab' ich je gehört)

Und nachdem ich mir den "Passagierschein A 38" angeschaut habe, kann ich mit absoluter Sicherheit sagen: Daran werde ich keine weitere Minute meines Lebens verschwenden.
Also für mich waren die Filme auch nichts, was ich mir angetan hätte. Dafür um so mehr die Bände, die bis zum frühen Tod Goscinnys erschienen waren. Vielleicht kennst du von ihm ja "Der kleine Nick", jene von Sempé so genial illustrierten Geschichten.

Aber es ist halt nicht alles immer jedermanns Sache. Zum Glück, sonst gäb's wohl keine Vielfalt.

Was übrigens die Strangfrage angeht, so hat Francis Fukuyama im Literaturteil der ZEIT von letzter Woche, einem Teil der Philosophie kein gutes Zeugnis ausgestellt:
ZEIT: Sie sehen diese Unterhöhlung des demokratischen Diskurses bereits in der Kritischen Theorie und im postmodernen französischen Denken. Die ersten Angriffe auf die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft, sagen Sie, seien aus diesen intellektuellen Strömungen gekommen. Ihr Ernst? War Michel Foucault der erste Verschwörungstheoretiker?

Fukuyama: In gewissem Sinne war er es. Er und andere Postmodernisten begannen zu argumentieren, dass die moderne Naturwissenschaft keine objektive Art der Wahrnehmung der Realität sei, sondern dass sie tatsächlich die Interessen bestimmter mächtiger Gruppen in der Gesellschaft widerspiegele. Er sagte, dass ein König früher einfach den Tod eines Untertanen anordnen konnte, den er nicht mochte, aber dass man dies in einer modernen Welt nicht tun könne. Also habe man begonnen, die Sprache der Wissenschaft zu benutzen, um Menschen zu überzeugen und sie zu manipulieren. Aber jetzt ist dieses Denken nach rechts hinübergeschwappt: Überall gibt es rechte Gruppen, die sagen, dass Impfstoffe nicht sicher sind, dass sie das Ergebnis eines vermeintlichen wissenschaftlichen Konsenses sind, der die Interessen verborgener Gruppen widerspiegelt, die Macht über Menschen ausüben wollen. Deshalb ist die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft etwas, das wir keineswegs für normal und selbstverständlich halten sollten.
(Wobei ich glaube, dass da ein paar übersetzungstechnische Fehler drin stecken.)



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Francis Fukuyama ist bekannt für seine halsbrecherische Prophezeiung vom "Ende der Geschichte" (1989). Bekanntlich ist das Gegenteil davon eingetreten. - The End of History and the Last Man (1992) beschreibt "den Verlauf der geschichtlichen Evolution als gesetzmäßige und zielgerichtete Verkettung von Ereignissen" (Link), inspiriert von einer "modernen Variante der Hegelschen Dialektik". Am Ende der Geschichte sind "alle großen Fragen endgültig geklärt" (S. 13).

Nach dem "Ende der Geschichte" ging's weiter mit dem "Ende des Menschen".

Nun sind es also die Kritische Theorie und - warum wundert mich das nicht - das postmoderne französische Denken, die am Beginn der Unterhöhlung des demokratischen Diskurses stehen und Foucault war in gewissem Sinn der erste Verschwörungstheoretiker.

Na dann.




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Nauplios hat geschrieben :
Mi 19. Okt 2022, 18:05
Nach dem "Ende der Geschichte" ging's weiter mit dem "Ende des Menschen".
Nieder mit dem Menschen! So ist es recht. :lol:
Ich will nur meine neue Signatur präsentieren. Wie findet ihr sie? (Siehe unten)



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"Es lebe der Materialismus!" (AufDerSonne)

Alternativ: Es lebe das Weltgericht!




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Woher kommt sie, diese Lust an der Suche nach den Sündenböcken (s. Fukuyama), nach den Verantwortlichen für die Krise, die gesellschaftliche Entwicklung, für alles, das nicht so läuft, wie man meint, daß es zu laufen habe? - Das Weltgericht tagt. Auf der Anklagebank: die Vertreter der Kritischen Theorie. Was wird ihnen vorgeworfen? Wegbereiter einer Unterhöhlung des demokratischen Diskurses zu sein. Unter ihnen u.a. Walter Benjamin, ein Mann, der Baudelaire und Proust übersetzte und sich 1940, von den Nazis verfolgt, das Leben nahm. Adorno, Horkheimer ....




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Mi 19. Okt 2022, 19:38

Nauplios hat geschrieben :
Mi 19. Okt 2022, 18:32
"Es lebe der Materialismus!" (AufDerSonne)

Alternativ: Es lebe das Weltgericht!
Wie wäre es mit einer Weltregierung?



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AufDerSonne hat geschrieben :
Mi 19. Okt 2022, 19:38
Nauplios hat geschrieben :
Mi 19. Okt 2022, 18:32
"Es lebe der Materialismus!" (AufDerSonne)

Alternativ: Es lebe das Weltgericht!
Wie wäre es mit einer Weltregierung?
Wie wäre es mit einem Tribunal, das alle 25 Jahre tagt und über die philosophischen Schriften dieser Jahre verhandelt? -




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Lucian Wing
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Nauplios hat geschrieben :
Mi 19. Okt 2022, 18:05
Francis Fukuyama ist bekannt für seine halsbrecherische Prophezeiung vom "Ende der Geschichte" (1989). Bekanntlich ist das Gegenteil davon eingetreten. - The End of History and the Last Man (1992) beschreibt "den Verlauf der geschichtlichen Evolution als gesetzmäßige und zielgerichtete Verkettung von Ereignissen" (Link), inspiriert von einer "modernen Variante der Hegelschen Dialektik". Am Ende der Geschichte sind "alle großen Fragen endgültig geklärt" (S. 13).

Nach dem "Ende der Geschichte" ging's weiter mit dem "Ende des Menschen".

Nun sind es also die Kritische Theorie und - warum wundert mich das nicht - das postmoderne französische Denken, die am Beginn der Unterhöhlung des demokratischen Diskurses stehen und Foucault war in gewissem Sinn der erste Verschwörungstheoretiker.

Na dann.
Eigentlich ging es mir nicht um eine Diskussion Fukuyamas, sondern darum:
Lucian Wing hat geschrieben :
Mi 19. Okt 2022, 16:16
Aber es ist halt nicht alles immer jedermanns Sache. Zum Glück, sonst gäb's wohl keine Vielfalt.
Und die Frage wäre auch, ob der Gedanke, dass irgendein Philosoph mit seinen Theorien bestimmten Weltanschauungen zugrunde liegt, immer gleich eine moralische Angelegenheit ist. Du weißt das vielleicht besser: Gäb's denn jemanden wie Judith Butler ohne Foucault? Oder Identitätspolitik?

Wie auch immer, ich wollte wie gesagt nichts anzetteln. Wer's postmodern und identitär liebt, soll seine Foucaults und Butlers rezipieren und mit ihnen Identitätspolitik betreiben. Mir persönlich tut's nur leid, dass ausgerechnet die angelsächsischen Länder mit ihren rationalen Traditionen sich in diesen Sog haben hineinziehen lassen.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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Mi 19. Okt 2022, 21:33

Durch eine besondere Fürsprache und Werbung der Schriften der Kritischen Theorie bin ich noch nicht aufgefallen. Meine Quellen liegen verhältnismäßig weit entfernt davon. Das gilt wohl auch für die französische Postmoderne. Die Suchfunktion zeigt unter meinem Namen bei "Derrida" 4 Treffer an, bei "Judith Butler" 0 und bei Foucault 15, bei "Blumenberg" 423.

Roland Barthes habe ich gelegentlich erwähnt. Ich habe nichts gegen Vielfalt; sie gehört zur Philosophie ja von Anfang an dazu, ebenso das "Dunkle" (Heraklit), das, was nach Deutung verlangt. Und natürlich sind all diese vielfältigen Strömungen teils in Gesprächen, teils in Streit, teils in Polemiken miteinander.

Die angelsächsischen Länder haben zum Teil andere Traditionen ausgebildet. All das ist für mich unproblematisch. Problematisch wird es in dem Moment, wenn es heißt: Die Kritische Theorie hat mit der Unterhöhlung des demokratischen Diskurses begonnen. Die Postmoderne hat das Problem der Fake-news in die Welt gesetzt. SIE sind schuld an der jetzigen Situation.




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