Nun ja, wenn wir uns in politischen und ethischen Räumen bewegen, werden wir immer auch oder überhaupt? über bestimmte Ideen reden, die wahlweise Fundament, Stützmauern oder aber auch nur das Ornament von Weltanschauungen oder gesellschaftlichen Machtverhältnissen bilden. Wo Macht und Theorie zu einer Praxis kurzgeschlossen werden, kann man den Funkenflug nicht einem Nichts anlasten.Nauplios hat geschrieben : ↑Mi 19. Okt 2022, 21:33Durch eine besondere Fürsprache und Werbung der Schriften der Kritischen Theorie bin ich noch nicht aufgefallen. Meine Quellen liegen verhältnismäßig weit entfernt davon. Das gilt wohl auch für die französische Postmoderne. Die Suchfunktion zeigt unter meinem Namen bei "Derrida" 4 Treffer an, bei "Judith Butler" 0 und bei Foucault 15, bei "Blumenberg" 423.
Roland Barthes habe ich gelegentlich erwähnt. Ich habe nichts gegen Vielfalt; sie gehört zur Philosophie ja von Anfang an dazu, ebenso das "Dunkle" (Heraklit), das, was nach Deutung verlangt. Und natürlich sind all diese vielfältigen Strömungen teils in Gesprächen, teils in Streit, teils in Polemiken miteinander.
Die angelsächsischen Länder haben zum Teil andere Traditionen ausgebildet. All das ist für mich unproblematisch. Problematisch wird es in dem Moment, wenn es heißt: Die Kritische Theorie hat mit der Unterhöhlung des demokratischen Diskurses begonnen. Die Postmoderne hat das Problem der Fake-news in die Welt gesetzt. SIE sind schuld an der jetzigen Situation.
Zwischen Wissenschaft und Literatur oder Was ist Philosophie?
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Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)
Könnte von Foucault sein.Lucian Wing hat geschrieben : ↑Mi 19. Okt 2022, 21:47Nun ja, wenn wir uns in politischen und ethischen Räumen bewegen, werden wir immer auch oder überhaupt? über bestimmte Ideen reden, die wahlweise Fundament, Stützmauern oder aber auch nur das Ornament von Weltanschauungen oder gesellschaftlichen Machtverhältnissen bilden. Wo Macht und Theorie zu einer Praxis kurzgeschlossen werden, kann man den Funkenflug nicht einem Nichts anlasten.Nauplios hat geschrieben : ↑Mi 19. Okt 2022, 21:33Durch eine besondere Fürsprache und Werbung der Schriften der Kritischen Theorie bin ich noch nicht aufgefallen. Meine Quellen liegen verhältnismäßig weit entfernt davon. Das gilt wohl auch für die französische Postmoderne. Die Suchfunktion zeigt unter meinem Namen bei "Derrida" 4 Treffer an, bei "Judith Butler" 0 und bei Foucault 15, bei "Blumenberg" 423.
Roland Barthes habe ich gelegentlich erwähnt. Ich habe nichts gegen Vielfalt; sie gehört zur Philosophie ja von Anfang an dazu, ebenso das "Dunkle" (Heraklit), das, was nach Deutung verlangt. Und natürlich sind all diese vielfältigen Strömungen teils in Gesprächen, teils in Streit, teils in Polemiken miteinander.
Die angelsächsischen Länder haben zum Teil andere Traditionen ausgebildet. All das ist für mich unproblematisch. Problematisch wird es in dem Moment, wenn es heißt: Die Kritische Theorie hat mit der Unterhöhlung des demokratischen Diskurses begonnen. Die Postmoderne hat das Problem der Fake-news in die Welt gesetzt. SIE sind schuld an der jetzigen Situation.
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Darf ich etwas fragen. Waren es in der Vergangenheit in der Regel Theorien von Philosophen, die das Fundament für politische Strömungen bildeten?Lucian Wing hat geschrieben : ↑Mi 19. Okt 2022, 21:47Nun ja, wenn wir uns in politischen und ethischen Räumen bewegen, werden wir immer auch oder überhaupt? über bestimmte Ideen reden, die wahlweise Fundament, Stützmauern oder aber auch nur das Ornament von Weltanschauungen oder gesellschaftlichen Machtverhältnissen bilden. Wo Macht und Theorie zu einer Praxis kurzgeschlossen werden, kann man den Funkenflug nicht einem Nichts anlasten.
Ich kenne mich da wirklich zu wenig aus, auch geschichtlich.
Ich habe nur von Marx gehört. Seine Theorie soll doch politische Strömungen ausgelöst haben. Aber bitte korrigiert mich.
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Ob Kommunismus, Sozialismus, Liberalismus, Libertarismus, Anarchismus, Konservatismus, Faschismus und noch etliche Strömungen und Unterströmungen mehr: Überall stand doch eine Philosophie, bestimmte Philosophen Pate. Füg mal deiner Liste noch Engels, Proudhon, Lasalle, Constant, Mill, Bentham, Burke, de Maistre, Fanon, Sartre und jede Menge sonstige Köpfe hinzu - von den Kants, Hegels, Feuerbächen oder ein paar irrlichternden Köpfen ganz zu schweigen. Das sind doch alles Gestalten, die das Theoriegebäude tragen oder stützen oder zieren. Und heute haben wir Identitätspolitik und jede Menge Feminismen, die alle auf irgendwelchen philosophischen Stelzen daherkommen.AufDerSonne hat geschrieben : ↑Mi 19. Okt 2022, 22:39Darf ich etwas fragen. Waren es in der Vergangenheit in der Regel Theorien von Philosophen, die das Fundament für politische Strömungen bildeten?Lucian Wing hat geschrieben : ↑Mi 19. Okt 2022, 21:47Nun ja, wenn wir uns in politischen und ethischen Räumen bewegen, werden wir immer auch oder überhaupt? über bestimmte Ideen reden, die wahlweise Fundament, Stützmauern oder aber auch nur das Ornament von Weltanschauungen oder gesellschaftlichen Machtverhältnissen bilden. Wo Macht und Theorie zu einer Praxis kurzgeschlossen werden, kann man den Funkenflug nicht einem Nichts anlasten.
Ich kenne mich da wirklich zu wenig aus, auch geschichtlich.
Ich habe nur von Marx gehört. Seine Theorie soll doch politische Strömungen ausgelöst haben. Aber bitte korrigiert mich.
Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)
Verachtung ist als solche noch keine Philosophie.Lucian Wing hat geschrieben : ↑Mi 19. Okt 2022, 23:35
Ob Kommunismus, Sozialismus, Liberalismus, Libertarismus, Anarchismus, Konservatismus, Faschismus und noch etliche Strömungen und Unterströmungen mehr: Überall stand doch eine Philosophie, bestimmte Philosophen Pate. Füg mal deiner Liste noch Engels, Proudhon, Lasalle, Constant, Mill, Bentham, Burke, de Maistre, Fanon, Sartre und jede Menge sonstige Köpfe hinzu - von den Kants, Hegels, Feuerbächen oder ein paar irrlichternden Köpfen ganz zu schweigen. Das sind doch alles Gestalten, die das Theoriegebäude tragen oder stützen oder zieren. Und heute haben wir Identitätspolitik und jede Menge Feminismen, die alle auf irgendwelchen philosophischen Stelzen daherkommen.
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Das versteh ich jetzt nicht: Wer verachtet denn hier wen oder was?Nauplios hat geschrieben : ↑Do 20. Okt 2022, 00:35Verachtung ist als solche noch keine Philosophie.Lucian Wing hat geschrieben : ↑Mi 19. Okt 2022, 23:35
Ob Kommunismus, Sozialismus, Liberalismus, Libertarismus, Anarchismus, Konservatismus, Faschismus und noch etliche Strömungen und Unterströmungen mehr: Überall stand doch eine Philosophie, bestimmte Philosophen Pate. Füg mal deiner Liste noch Engels, Proudhon, Lasalle, Constant, Mill, Bentham, Burke, de Maistre, Fanon, Sartre und jede Menge sonstige Köpfe hinzu - von den Kants, Hegels, Feuerbächen oder ein paar irrlichternden Köpfen ganz zu schweigen. Das sind doch alles Gestalten, die das Theoriegebäude tragen oder stützen oder zieren. Und heute haben wir Identitätspolitik und jede Menge Feminismen, die alle auf irgendwelchen philosophischen Stelzen daherkommen.
Alle politischen Ideen (und Ideologien) arbeiten mit bestimmten höchst philosophischen Grundbegriffen wie Freiheit oder Gleichheit oder Gerechtigkeit oder dem Begriff des Staates, des Rechts usw.. Was ist daran nun "Verachtung"?
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Was heißt, Philosophen standen Pate für diese Strömungen?Lucian Wing hat geschrieben : ↑Mi 19. Okt 2022, 23:35Ob Kommunismus, Sozialismus, Liberalismus, Libertarismus, Anarchismus, Konservatismus, Faschismus und noch etliche Strömungen und Unterströmungen mehr: Überall stand doch eine Philosophie, bestimmte Philosophen Pate.
War es ihre Absicht, die Politik zu beeinflussen oder wurden sie umgekehrt von den Politikern "missbraucht" für ihre Anliegen?
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Das ist doch Quatsch, das hat doch mit Verachtung nichts zu tun. Und wenn Politik theoretisch auf philosophischen Stelzen daherkommt, was ist daran despektierlich? Heißt doch nur, dass politische Ideen nicht auf eigenen Füßen stehen, und ein falscher Plural als Flapsigkeit ist doch kein Zeichen von Verachtung. Mach jetzt bitte kein Fass auf, wo keins ist. Hinter jeder politischen Idee - hinter den guten wie hinter den übelsten - steht auch ein philosophischer Kopf.
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Manche mehr, manche weniger, einige gar nicht. Es kommt auch darauf an, wie man "beeinflussen" definiert: Will Habermas die Politik beeinflussen? Und falls Philosophen Politik beeinflussen wollen, ist immer noch die Frage offen, wie sie sich ihre Einflussnahme vorstellen. Habermas zielt mit seinen Schriften sicher auf eine andere Form der Einflussnahme wie etwa ein Marc Jongen, der als Chefideologe der AfD fungiert. Für mich, darum ging es mir, hat alle Politik in irgendeiner Form ein philosophisches Fundament. Ohne Philosophie kein Konzept von Recht oder Freiheit usw.AufDerSonne hat geschrieben : ↑Do 20. Okt 2022, 09:17Was heißt, Philosophen standen Pate für diese Strömungen?Lucian Wing hat geschrieben : ↑Mi 19. Okt 2022, 23:35Ob Kommunismus, Sozialismus, Liberalismus, Libertarismus, Anarchismus, Konservatismus, Faschismus und noch etliche Strömungen und Unterströmungen mehr: Überall stand doch eine Philosophie, bestimmte Philosophen Pate.
War es ihre Absicht, die Politik zu beeinflussen oder wurden sie umgekehrt von den Politikern "missbraucht" für ihre Anliegen?
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Ok, damit ist meine Frage beantwortet. Merci.Lucian Wing hat geschrieben : ↑Do 20. Okt 2022, 09:35Für mich, darum ging es mir, hat alle Politik in irgendeiner Form ein philosophisches Fundament. Ohne Philosophie kein Konzept von Recht oder Freiheit usw.
Ohne Gehirn kein Geist!
Das werde ich ganz sicher nicht. Da kannst du ganz beruhigt sein.
Ist es nicht vielleicht auch ein wichtiger Punkt, das Wissenschaft oder Kunst/Literatur unterschiedliche Interessenten erreicht bzw. erreichen kann?Nauplios hat geschrieben : ↑Mo 17. Okt 2022, 10:51
Erkenntnis wäre danach die Domäne der Wissenschaft, während die Literatur und die Kunst allenfalls Erbauungs-, Trost-, und Unterhaltungsstücke aufführen, die dem Zeitvertreib, der Urlaubsbeschäftigung u.ä. dienen.
Es ist natürlich nicht so, daß Literatur und Kunst in direktem Vergleich mit dem methodisch gewonnenen Wissen der Wissenschaften ineins zu setzen sind. Kunst und Literatur haben eine andere Art von Wissen. Über das Paris des 19. Jahrhunderts und die bürgerlich-aristokratische Gesellschaft wird man kaum etwas in Erfahrung bringen, wenn man historische Straßenkarten, Einwohnermeldeverzeichnisse, konfessionelle Verteilungen, Einkommensverhältnisse und ähnliche Daten studiert; wohl aber durch die Lektüre eines Autors wie Marcel Proust. Damit sind sozialhistorische Studien keineswegs diskreditiert. - Ein Beispiel ist die monumentale Studie über den Mythos von Paris von Karlheinz Stierle, der natürlich auch eine Vielzahl solcher Daten zusammengestellt hat, aber darüber hinaus eine einzigartige Liebeserklärung an die Stadt abgibt.
Was die Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst angeht: wissenschaftliche Daten, etwa in der Medizin (welche Gehirnarreale sind wann aktiv?) werden ästhetisch aufbereitet, etwa bei der Farbgebung. Das wäre mal ein sehr lohnenswerter Forschungsbereich!
Ich meine damit, oft können sie sehr unterschiedlich die Personengruppen oder auch den Themenbereich ansprechen.
Nicht nur welche Erkenntnis erhalte ich aus Wissenschaft und Literatur, sondern auch welche unterschiedliche Möglichkeit hat Wissenschaft oder Literatur, um wen anzusprechen?
Da sich Erkenntnisse wandeln, braucht es auch immer unterschiedliche Systeme und Ordnungen die mitwachsen.
"Wir suchen nach Ordnung, nach Systemen und Klassifikationen, um etwas Struktur in die Überfülle der Welt zu bringen. Das war mit Sicherheit auch der Antrieb hinter der antiken Vorstellung, es gebe nur vier Elemente (oder vielleicht sogar weniger), aus denen alles andere besteht. Doch als die Liste der Elemente zu wachsen begann, wurden neue Ordnungsprinzipien gebraucht. -Philip Ball die Elemente- "
Ordnen, beschreiben, klassifizieren, Gesetzmäßigkeiten entdecken ... wenn man an die ganz frühen astronomischen Beobachtungen und Aufzeichnungen denkt, geht es immer - auch lebensübergreifend - um Ordnungsstrukturen. Schon das Chaos, die Leere vor der Erschaffung des Universums ist ja der Inbegriff der Ordnungslosigkeit und Unberechenbarkeit. In der Philosophie ist dieser Gedanke natürlich auch leitend, von frühen Zeugnissen (beispielsweise bei Aristoteles) über den Enzyklopädie-Gedanken der Frühaufklärung bis hin zu Bereichsontologien und Sinnfeldern.AndreaH hat geschrieben : ↑Fr 21. Okt 2022, 01:46Ist es nicht vielleicht auch ein wichtiger Punkt, das Wissenschaft oder Kunst/Literatur unterschiedliche Interessenten erreicht bzw. erreichen kann?Nauplios hat geschrieben : ↑Mo 17. Okt 2022, 10:51
Erkenntnis wäre danach die Domäne der Wissenschaft, während die Literatur und die Kunst allenfalls Erbauungs-, Trost-, und Unterhaltungsstücke aufführen, die dem Zeitvertreib, der Urlaubsbeschäftigung u.ä. dienen.
Es ist natürlich nicht so, daß Literatur und Kunst in direktem Vergleich mit dem methodisch gewonnenen Wissen der Wissenschaften ineins zu setzen sind. Kunst und Literatur haben eine andere Art von Wissen. Über das Paris des 19. Jahrhunderts und die bürgerlich-aristokratische Gesellschaft wird man kaum etwas in Erfahrung bringen, wenn man historische Straßenkarten, Einwohnermeldeverzeichnisse, konfessionelle Verteilungen, Einkommensverhältnisse und ähnliche Daten studiert; wohl aber durch die Lektüre eines Autors wie Marcel Proust. Damit sind sozialhistorische Studien keineswegs diskreditiert. - Ein Beispiel ist die monumentale Studie über den Mythos von Paris von Karlheinz Stierle, der natürlich auch eine Vielzahl solcher Daten zusammengestellt hat, aber darüber hinaus eine einzigartige Liebeserklärung an die Stadt abgibt.
Was die Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst angeht: wissenschaftliche Daten, etwa in der Medizin (welche Gehirnarreale sind wann aktiv?) werden ästhetisch aufbereitet, etwa bei der Farbgebung. Das wäre mal ein sehr lohnenswerter Forschungsbereich!
Ich meine damit, oft können sie sehr unterschiedlich die Personengruppen oder auch den Themenbereich ansprechen.
Nicht nur welche Erkenntnis erhalte ich aus Wissenschaft und Literatur, sondern auch welche unterschiedliche Möglichkeit hat Wissenschaft oder Literatur, um wen anzusprechen?
Da sich Erkenntnisse wandeln, braucht es auch immer unterschiedliche Systeme und Ordnungen die mitwachsen.
"Wir suchen nach Ordnung, nach Systemen und Klassifikationen, um etwas Struktur in die Überfülle der Welt zu bringen. Das war mit Sicherheit auch der Antrieb hinter der antiken Vorstellung, es gebe nur vier Elemente (oder vielleicht sogar weniger), aus denen alles andere besteht. Doch als die Liste der Elemente zu wachsen begann, wurden neue Ordnungsprinzipien gebraucht. -Philip Ball die Elemente- "
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Möglicherweise versucht das Universum und dann auch der Mensch Ordnung ins Chaos zu bringen.
Könnte es sein, dass das Chaos böse ist und die Ordnung gut? Dass wir Menschen und auch die Natur danach streben Ordnung ins Chaos zu bringen?
Könnte es sein, dass das Chaos böse ist und die Ordnung gut? Dass wir Menschen und auch die Natur danach streben Ordnung ins Chaos zu bringen?
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In Frankfurt findet gerade die Buchmesse statt (fährst Du eigentlich hin, Andrea? ). Dort stellen die großen und auch kleinen Verlage ihre Herbstnovitäten aus. Da gibt es natürlich die großen Publikumsverlage, aber auch Ein-Mann-Verlage mit ganz kleinem Sortiment, Wissenschaft, Technik, Geisteswissenschaften, Literatur, Kunst ... Berichte darüber in den Medien vervielfältigen solche Informationen, selektieren allerdings auch aus.AndreaH hat geschrieben : ↑Fr 21. Okt 2022, 01:46Ist es nicht vielleicht auch ein wichtiger Punkt, das Wissenschaft oder Kunst/Literatur unterschiedliche Interessenten erreicht bzw. erreichen kann?Nauplios hat geschrieben : ↑Mo 17. Okt 2022, 10:51
Erkenntnis wäre danach die Domäne der Wissenschaft, während die Literatur und die Kunst allenfalls Erbauungs-, Trost-, und Unterhaltungsstücke aufführen, die dem Zeitvertreib, der Urlaubsbeschäftigung u.ä. dienen.
Es ist natürlich nicht so, daß Literatur und Kunst in direktem Vergleich mit dem methodisch gewonnenen Wissen der Wissenschaften ineins zu setzen sind. Kunst und Literatur haben eine andere Art von Wissen. Über das Paris des 19. Jahrhunderts und die bürgerlich-aristokratische Gesellschaft wird man kaum etwas in Erfahrung bringen, wenn man historische Straßenkarten, Einwohnermeldeverzeichnisse, konfessionelle Verteilungen, Einkommensverhältnisse und ähnliche Daten studiert; wohl aber durch die Lektüre eines Autors wie Marcel Proust. Damit sind sozialhistorische Studien keineswegs diskreditiert. - Ein Beispiel ist die monumentale Studie über den Mythos von Paris von Karlheinz Stierle, der natürlich auch eine Vielzahl solcher Daten zusammengestellt hat, aber darüber hinaus eine einzigartige Liebeserklärung an die Stadt abgibt.
Was die Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst angeht: wissenschaftliche Daten, etwa in der Medizin (welche Gehirnarreale sind wann aktiv?) werden ästhetisch aufbereitet, etwa bei der Farbgebung. Das wäre mal ein sehr lohnenswerter Forschungsbereich!
Ich meine damit, oft können sie sehr unterschiedlich die Personengruppen oder auch den Themenbereich ansprechen.
Nicht nur welche Erkenntnis erhalte ich aus Wissenschaft und Literatur, sondern auch welche unterschiedliche Möglichkeit hat Wissenschaft oder Literatur, um wen anzusprechen?
Das ist zum Beispiel eine Möglichkeit, Leser und Autor etwas zusammenzubringen. Ein Tag Frankfurter Buchmesse: sehr inspirierend. Wofür man sich dann interessiert, kann ganz unterschiedlich ausfallen.
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Ich denke, dass Literatur mehr Menschen anspricht als Wissenschaft.AndreaH hat geschrieben : ↑Fr 21. Okt 2022, 01:46Ist es nicht vielleicht auch ein wichtiger Punkt, das Wissenschaft oder Kunst/Literatur unterschiedliche Interessenten erreicht bzw. erreichen kann?
Ich meine damit, oft können sie sehr unterschiedlich die Personengruppen oder auch den Themenbereich ansprechen.
Nicht nur welche Erkenntnis erhalte ich aus Wissenschaft und Literatur, sondern auch welche unterschiedliche Möglichkeit hat Wissenschaft oder Literatur, um wen anzusprechen?
Ich meine, wer liest schon zur Unterhaltung ein wissenschaftliches Buch?
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Ja, die Geschichte der Ordnungs- und Aufschreibesysteme, das ist in wissenssoziologischer Hinsicht ein großes Arbeitsfeld. In der Ordnung steckt ja auch das Schöne. Ordnung hat eine eigene Ästhetik. (Ich erinnere mich, daß wir an anderer Stelle darüber schon mal gesprochen haben: Die Lesbarkeit der Welt)AufDerSonne hat geschrieben : ↑Fr 21. Okt 2022, 09:22Möglicherweise versucht das Universum und dann auch der Mensch Ordnung ins Chaos zu bringen.
Könnte es sein, dass das Chaos böse ist und die Ordnung gut? Dass wir Menschen und auch die Natur danach streben Ordnung ins Chaos zu bringen?
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Wieso wissenssoziologisch? Wie meinst du das? Also du bemühst hier einen sozialen Aspekt von Ordnung?Nauplios hat geschrieben : ↑Fr 21. Okt 2022, 09:44Ja, die Geschichte der Ordnungs- und Aufschreibesysteme, das ist in wissenssoziologischer Hinsicht ein großes Arbeitsfeld. In der Ordnung steckt ja auch das Schöne. Ordnung hat eine eigene Ästhetik. (Ich erinnere mich, daß wir an anderer Stelle darüber schon mal gesprochen haben: Die Lesbarkeit der Welt)
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Bertrand Russell: "Die Mathematik besitzt nicht nur Wahrheit, sondern auch Schönheit - eine Schönheit so kalt und streng wie die einer Plastik."
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