Unendlichkeit - aber Endlichkeit im Menschsein?

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Fräulein Nussbaum
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Mo 24. Okt 2022, 09:57

Viele glauben an die Unendlichkeit aller Dinge (Kosmos, Leben, etc.). Und dennoch drücken wir unserer Daseinsform den Stempel vom Leben und Tod auf. Die hiesige Gesellschaft glaubt sehr wohl, dass der Tod als Solcher existiert und das Dasein als Mensch endlich ist.

Ein Übergang in eine andere Daseinsform - wie auch immer diese geartet sein mag - soll die Unendlichkeit unseres Seins unterstreichen. Wieso aber kann genau diese Daseinsform nicht auch unendlich sein? Ist der Tod für uns selbst (Nicht im Außen, sondern auf uns bezogen) überhaupt spür- bzw. erfahrbar?

Kann es nicht sein, dass ich von der Klippe springe, unten aufschlage, wieder aufstehe und weiterlebe? Ohne, dass ich den Aufprall als Tod in Erinnerung habe? Vielleicht verbleibt hier (Gut, das mit der Klippe ist ein heftiges Beispiel) bloß die Erinnerung an eine Situation, die glimpflich ausgegangen ist. Wie der vermeintliche Auffahrunfall, der nochmal gut ausgegangen ist - in meiner subjektiven Erinnerung. Der Tod, der nie geschieht - vervielfältigt dieser womöglich nur unsere eigene Realität? Immer wieder - ohne, dass wir ihn je als Solchen wahrnehmen können?




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AufDerSonne
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Mo 24. Okt 2022, 10:10

Fräulein Nussbaum hat geschrieben :
Mo 24. Okt 2022, 09:57
Ist der Tod für uns selbst (Nicht im Außen, sondern auf uns bezogen) überhaupt spür- bzw. erfahrbar?
Ich finde es cool, dass einmal wieder jemand vom Tod spricht. Ein wichtiges Thema. Auch ein Tabu-Thema.
Ich finde, den Tod können wir nicht spüren. Es ist ja nichts mehr da, wenn wir tot sind.

Aber: "Dem Weisen schlägt keine Stunde!" :D



Ohne Gehirn kein Geist!

Körper
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Mo 24. Okt 2022, 10:12

Fräulein Nussbaum hat geschrieben :
Mo 24. Okt 2022, 09:57
Kann es nicht sein, dass ich von der Klippe springe, unten aufschlage, wieder aufstehe und weiterlebe?
Was genau möchtest du als Mensch sein, so dass dies funktionieren soll?

In meinem Erfahrungsschatz ist nichts enthalten, das auf das Gelingen eines solchen Sprung-Vorhabens hindeutet.
Fräulein Nussbaum hat geschrieben :
Mo 24. Okt 2022, 09:57
Viele glauben an die Unendlichkeit aller Dinge (Kosmos, Leben, etc.). Und dennoch drücken wir unserer Daseinsform den Stempel vom Leben und Tod auf.
Das Prinzip von "Unendlich" ist das Prinzip von "Endlich" ohne das Kriterium, wann "es" aufhören soll.
D.h. wir haben eigentlich gar kein richtiges "Unendlich", wodurch man auch nicht wirklich daran glauben kann.
Fräulein Nussbaum hat geschrieben :
Mo 24. Okt 2022, 09:57
Die hiesige Gesellschaft glaubt sehr wohl, dass der Tod als Solcher existiert und das Dasein als Mensch endlich ist.
Hier ist auch wieder die Frage "Was ist der Mensch?" entscheidend (bzw. der Antwortversuch auf diese Frage).




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Nauplios
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Fräulein Nussbaum hat geschrieben :
Mo 24. Okt 2022, 09:57
Viele glauben an die Unendlichkeit aller Dinge (Kosmos, Leben, etc.). Und dennoch drücken wir unserer Daseinsform den Stempel vom Leben und Tod auf. Die hiesige Gesellschaft glaubt sehr wohl, dass der Tod als Solcher existiert und das Dasein als Mensch endlich ist.

Ein Übergang in eine andere Daseinsform - wie auch immer diese geartet sein mag - soll die Unendlichkeit unseres Seins unterstreichen. Wieso aber kann genau diese Daseinsform nicht auch unendlich sein? Ist der Tod für uns selbst (Nicht im Außen, sondern auf uns bezogen) überhaupt spür- bzw. erfahrbar?
Das Wissen um die Endlichkeit des menschlichen Daseins einerseits in einer Welt, für die andererseits eine solche Limitierung nicht gilt, das Auseinandergehen dieser Zeitschere ist eine Erfahrung, die sich mit dem Beginn und der Beschleunigung der Moderne einstellt. Das Zeitverständnis des Menschen unterliegt Veränderungen, die auch das Verhältnis von Lebens- und Weltzeit betreffen. Hans Blumenberg hat das zugespitzt so formuliert: Die Welt "prahlt vor dem Leben mit der Zeit". Der Fristcharakter dieses Lebens steht in auffallendem Gegensatz zur Zeitsättigung der Welt. Die Welt hat alle Zeit der Welt, das Leben dagegen verfügt über ein individuell bemessenes Zeitkontingent. Strategien gegen diese Kränkung zu entwickeln - auch das ist letztlich eine Maßnahme zur Gewinnung von Distanz gegenüber der Wirklichkeit, um zu überleben.




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AufDerSonne
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Mo 24. Okt 2022, 19:52

Fräulein Nussbaum hat geschrieben :
Mo 24. Okt 2022, 09:57
Viele glauben an die Unendlichkeit aller Dinge (Kosmos, Leben, etc.). Und dennoch drücken wir unserer Daseinsform den Stempel vom Leben und Tod auf. Die hiesige Gesellschaft glaubt sehr wohl, dass der Tod als Solcher existiert und das Dasein als Mensch endlich ist.

Ein Übergang in eine andere Daseinsform - wie auch immer diese geartet sein mag - soll die Unendlichkeit unseres Seins unterstreichen. Wieso aber kann genau diese Daseinsform nicht auch unendlich sein? Ist der Tod für uns selbst (Nicht im Außen, sondern auf uns bezogen) überhaupt spür- bzw. erfahrbar?

Kann es nicht sein, dass ich von der Klippe springe, unten aufschlage, wieder aufstehe und weiterlebe? Ohne, dass ich den Aufprall als Tod in Erinnerung habe? Vielleicht verbleibt hier (Gut, das mit der Klippe ist ein heftiges Beispiel) bloß die Erinnerung an eine Situation, die glimpflich ausgegangen ist. Wie der vermeintliche Auffahrunfall, der nochmal gut ausgegangen ist - in meiner subjektiven Erinnerung. Der Tod, der nie geschieht - vervielfältigt dieser womöglich nur unsere eigene Realität? Immer wieder - ohne, dass wir ihn je als Solchen wahrnehmen können?
Ich stelle mir manchmal vor, ich wäre an einem superschönen Ort, wo ich mich rundem wohlfühle. Aber ich meine nicht das Paradies. Ich meine nicht einen problemlosen Ort.
Ich würde einfach nach Lust und Laune meiner Arbeit oder meinen Hobbys nachgehen können. An einem solchen Ort könnte ich mir schon vorstellen, länger zu leben als nur achtzig Jahre. Vielleicht 500? Oder einfach bis ich das Gefühl habe, jetzt ist es genug?

Es stellt sich die Frage, wieso es den Tod in der Natur geben muss. Denn wir können uns ja wünschen nie zu sterben, aber die Natur scheint da etwas dagegen zu haben. Vielleicht gehört es zum Leben, dass man hie und da über den Sinn vom Tod nachdenkt. Dass man sich zum Beispiel die Frage stellt, wieso es ihn eigentlich gibt (bei den Menschen). Dazu gehört sicher auch die Idee des Älter-Werden. Wir könnten ja theoretisch immer gleich alt bleiben, sagen wir 30 Jahre alt und nicht älter werden. Also ewig leben. Was würde ewiges Leben bedeuten?

Dann finde ich, deine Idee mit dem Klippensprung ist eine Wiedergeburtsidee. Wenn es die Wiedergeburt gibt, dann wäre es theoretisch möglich, dass du nach dem Aufprall auf dem harten Boden in ein neues Leben hineinkatapultiert wirst. Quasi ohne Verzögerung. Aber im Normalfall wärst du ja mausetot.



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Jörn Budesheim
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Di 25. Okt 2022, 06:31

Fräulein Nussbaum hat geschrieben :
Mo 24. Okt 2022, 09:57
Kann es nicht sein, dass ich von der Klippe springe, unten aufschlage, wieder aufstehe und weiterlebe?
Welchen Grund gibt es für diese Spekulation?




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