Bildevidenz oder Lessings "fruchtbarer Augenblick"
Die Einleitung erinnert an die Glöckchen einer Spieluhr. Eine Figur bewegt sich im Kreis und kommt mit einem sanften Ritardando zum Stehen. Kindheitserinnerungen an Geborgenheit und Behütetsein werden wach bei den durchgehenden Achteln der Einleitung. Dieses Wiegende greift die Melodieführung nun auf, unterlegt mit einer ganz schlichten Harmonisierung, die anfangs nur aus einem Wechsel zwischen Tonika und Dominante besteht. Brahms' Wiegenlied vollzieht sich nach einem ähnlichen Schema.
Unterstützt wird das von einer Dreier-Rhythmik, die dem Refrain eine leicht tänzerische Note verleiht. In der Strophe bekommt das Ganze einen Zug ins Spielerische, Kokette. Die anfängliche Melancholie weicht einer Bewegtheit, die über ein weiteres Ritardando ausläuft und Thema und Tempo des Refrains wieder aufnimmt.
'Parlez moi d'amour" kommt nahezu gänzlich ohne Moll-Akkorde aus und doch öffnet dieses kleine Chanson Raum für Sehnsucht. Es ist die Sehnsucht nach der Liebe, nach ihrem "beau discours", der schönen Rede. So wie die Mutter das Kind durch Singen und sanftes Wiegen zum Schlafen bringt, so singen die Worte der Liebe in das Behütetsein, ins Umfangensein eines tröstenden Scheins.
Dieses Element des Scheins taucht im Text auf in dem Vers: "Que dans le fond je n'en crois rien" (Im Innersten glaube ich nichts davon); es geht also um den Zauber der Sprache der Liebe. Der Titel ist folglich auch nicht "Prouve-moi ton amour" (Beweise mir deine Liebe), sondern "Parlez-moi d'amour" (Sprich von der Liebe). Das musikalische Sehnsuchtsmotiv setzt sich im poetischen Sehnsuchtsmotiv fort.
Eher unauffällig, vielleicht störend, empfinden wir das der Aufnahmetechnik von 1930 geschuldete Rauschen, das die gesamte Aufnahme grundiert. Es ist ähnlich der Rahmung eines Gemäldes; es scheint zum Eigentlichen nicht dazuzugehören und doch liegt genau darin ein zeitbedingter Charme. Bei Aufnahmen aus den 20er/30er Jahren ist dieses Rauschen und Knistern für die Hörer*innen ein Jahrhundert später ein Zeitstempel, der einen Assoziatiosüberschuß bewirkt. Schließt man die Augen, sieht man das Paris dieser Zeit, die kleinen Cafés mit ihren Außenterrassen, die Varietés, die von Silvia Beach gegründete Buchhandlung "Shakespeare & Company" in der rue de l'Odeon, die Künstler*innen der Années Folles, Josefine Baker, Gertrude Sein, Djuna Barnes, Gisèle Freund ... Frauen aus der ganzen Welt, Maler*innen, Schriftsteller*innen ... "Parlez-moi d'amour" ist der Schlüssel zu einer versunkenen Welt.
Paris war eine Frau
Unterstützt wird das von einer Dreier-Rhythmik, die dem Refrain eine leicht tänzerische Note verleiht. In der Strophe bekommt das Ganze einen Zug ins Spielerische, Kokette. Die anfängliche Melancholie weicht einer Bewegtheit, die über ein weiteres Ritardando ausläuft und Thema und Tempo des Refrains wieder aufnimmt.
'Parlez moi d'amour" kommt nahezu gänzlich ohne Moll-Akkorde aus und doch öffnet dieses kleine Chanson Raum für Sehnsucht. Es ist die Sehnsucht nach der Liebe, nach ihrem "beau discours", der schönen Rede. So wie die Mutter das Kind durch Singen und sanftes Wiegen zum Schlafen bringt, so singen die Worte der Liebe in das Behütetsein, ins Umfangensein eines tröstenden Scheins.
Dieses Element des Scheins taucht im Text auf in dem Vers: "Que dans le fond je n'en crois rien" (Im Innersten glaube ich nichts davon); es geht also um den Zauber der Sprache der Liebe. Der Titel ist folglich auch nicht "Prouve-moi ton amour" (Beweise mir deine Liebe), sondern "Parlez-moi d'amour" (Sprich von der Liebe). Das musikalische Sehnsuchtsmotiv setzt sich im poetischen Sehnsuchtsmotiv fort.
Eher unauffällig, vielleicht störend, empfinden wir das der Aufnahmetechnik von 1930 geschuldete Rauschen, das die gesamte Aufnahme grundiert. Es ist ähnlich der Rahmung eines Gemäldes; es scheint zum Eigentlichen nicht dazuzugehören und doch liegt genau darin ein zeitbedingter Charme. Bei Aufnahmen aus den 20er/30er Jahren ist dieses Rauschen und Knistern für die Hörer*innen ein Jahrhundert später ein Zeitstempel, der einen Assoziatiosüberschuß bewirkt. Schließt man die Augen, sieht man das Paris dieser Zeit, die kleinen Cafés mit ihren Außenterrassen, die Varietés, die von Silvia Beach gegründete Buchhandlung "Shakespeare & Company" in der rue de l'Odeon, die Künstler*innen der Années Folles, Josefine Baker, Gertrude Sein, Djuna Barnes, Gisèle Freund ... Frauen aus der ganzen Welt, Maler*innen, Schriftsteller*innen ... "Parlez-moi d'amour" ist der Schlüssel zu einer versunkenen Welt.
Paris war eine Frau
Ein wundervoller Film: „Midnight in Paris“. Die Szene zeigt den Protagonisten Gil mit Adriana, der Geliebten Pablo Picassos, beim Spaziergang durch das Paris der 20er Jahre:
Ab Min. 00.41 erklingt ganz zart „Parlez–moi d´amour“, gespielt auf einem Musette–Akkordeon.
Ab Min. 00.41 erklingt ganz zart „Parlez–moi d´amour“, gespielt auf einem Musette–Akkordeon.
Wenn vom Mythos Paris der 20er Jahre die Rede ist, gibt es einen großen Unterschied zwischen der männlichen und weiblichen Sicht darauf. Männer wie Hemingway und Joyce sahen in Paris ein El Dorado von Casinos und Bordellen, ein europäisches Las Vegas, in dem sich zocken ließ und das Kulisse für sexuelle Ausschweifungen war. - Die weibliche Sicht ist eine andere, weil ihnen Paris die Freiheit zur Entfaltung ihrer künstlerischen und sozialen Persönlichkeit bot. Andrea Weiss berichtet in Paris war eine Frau davon, daß manche Frauen ihre Homosexualität entdeckten. Und die Frauen konnten ihre Berufe ausüben ohne einen Mann an ihrer Seite, als Fotographin, Buchhändlerin, Verlegerin ...
"Die Geschichte begann in Paris an einem kalten windigen Nachmittag im Jahre 1917. Eine schüchterne junge Frau namens Sylvia Beach stand zögernd in der Tür einer Buchhandlung und Leihbücherei am linken Seineufer, La Maison des Amis des Livres. Die Eigentümerin, eine selbstsichere, junge französische Schriftstellerin, stand schnell hinter ihrem Schreibtisch auf, zog ihre Besucherin in ihren Laden und begrüßte sie herzlich. Die beiden plauderten den ganzen Nachmittag lang, wobei jede ihr großes Interesse an der Sprache und Literatur der anderen bekundete." (Andrea Weiss; Paris war eine Frau; S. 28) So beginnt die erste Begegnung zwischen Sylvia Beach und Adrienne Monnier.
"Die Geschichte begann in Paris an einem kalten windigen Nachmittag im Jahre 1917. Eine schüchterne junge Frau namens Sylvia Beach stand zögernd in der Tür einer Buchhandlung und Leihbücherei am linken Seineufer, La Maison des Amis des Livres. Die Eigentümerin, eine selbstsichere, junge französische Schriftstellerin, stand schnell hinter ihrem Schreibtisch auf, zog ihre Besucherin in ihren Laden und begrüßte sie herzlich. Die beiden plauderten den ganzen Nachmittag lang, wobei jede ihr großes Interesse an der Sprache und Literatur der anderen bekundete." (Andrea Weiss; Paris war eine Frau; S. 28) So beginnt die erste Begegnung zwischen Sylvia Beach und Adrienne Monnier.
Nimmt man dieses kleine Chanson "Parlez-moi d'amour" weniger von der Seite des musikalischen Aufbaus und seiner textlichen Gestaltung, sondern als Bewußtseinserlebnis, dann kommt es ja einer Verschränkung mehrerer Ebenen von Zeit und Ort. Da ist die Zeit der Hörer*innen und die Zeit des Werks und andererseits die Zeit des Komponisten und der Interpretin; dann der Ort des Geschehens (Paris) und der Ort der Rezeption. Und das Ganze vollzieht sich vor dem Hintergrund historischer Zustände, Assoziatioshorizonte, Vorwissen usw.
Diese Verschränkung von Zeit und Ort nennt Bachtin "Chronotopos" (Chronos/Zeit - Topos/Ort) und bezieht das auf literarische Texte. Doch ließe sich das nicht auch für die Kunst im allgemeinen sagen? Für die Musik? Für die Malerei?
Gräbt man in die semantischen Tiefenschichten von "Topos", dann stößt man übrigens auf eine Vielfalt von Bedeutungsebenen: Ort, Stelle, Thema ... Alexander von Humboldt hat beispielsweise eine Verschränkung von Naturkunde und Kunst in seinem Werk Kosmos entfaltet. Humboldt hatte Zeichenunterricht bei Adam Friedrich Oeser bekommen; er wird heute als Naturkundler angesehen, was seine künstlerischen Arbeiten weitgehend ausblendet:
Diese Verschränkung von Zeit und Ort nennt Bachtin "Chronotopos" (Chronos/Zeit - Topos/Ort) und bezieht das auf literarische Texte. Doch ließe sich das nicht auch für die Kunst im allgemeinen sagen? Für die Musik? Für die Malerei?
Gräbt man in die semantischen Tiefenschichten von "Topos", dann stößt man übrigens auf eine Vielfalt von Bedeutungsebenen: Ort, Stelle, Thema ... Alexander von Humboldt hat beispielsweise eine Verschränkung von Naturkunde und Kunst in seinem Werk Kosmos entfaltet. Humboldt hatte Zeichenunterricht bei Adam Friedrich Oeser bekommen; er wird heute als Naturkundler angesehen, was seine künstlerischen Arbeiten weitgehend ausblendet:
- Dateianhänge
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- Abb_Laplacea-speciosa_AvHumboldt_Botanische-Illustrationen_Prestel_2019.jpg (334.33 KiB) 435 mal betrachtet
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- Lack_Humboldt_Amerika_Neuausgabe_187942-e1524502058835.jpg (56.92 KiB) 435 mal betrachtet
Einen Blick von der künstlerischen Seite auf die Natur zeigt dagegen die Ausstellung "Naturkunde II" in Marburg. Gegenüber der Naturkunde Humboldts ist die Kunde hier eine ästhetische, eine Akzentverschiebung innerhalb der Chronotopie, Naturkunde jetzt als Kunst. Kunst als Kunde.
ἑρµηνεύειν als "das Bringen von Botschaft und Kunde". (Martin Heidegger; Gesamtausgabe; Bd. 12; S. 115f.) Kundgeben ist das ursprünglichste Hermeneutische. (vgl. Sein und Zeit)
ἑρµηνεύειν als "das Bringen von Botschaft und Kunde". (Martin Heidegger; Gesamtausgabe; Bd. 12; S. 115f.) Kundgeben ist das ursprünglichste Hermeneutische. (vgl. Sein und Zeit)
Zuletzt geändert von Nauplios am Do 4. Apr 2024, 19:16, insgesamt 2-mal geändert.
1920, während einer Abendgesellschaft traf Sylvia Beach einen jungen, noch weitgend unbekannten Schriftsteller. Sie erinnert sich in ihren Memoiren an den Händedruck einer "schlaffen, knochenlosen Hand". Der junge Mann stellt sich ihr vor mit einem knappen "James Joyce". - Es kommt zu einem längeren Gespräch zwischen ihr und Adrienne Monnier einseits und Joyce und Ezra Pound andererseits.
Joyce hatte zu diesem Zeitpunkt zwar schon seinen Debütroman A Portrait of the Artist as a Young Man veröffentlicht, arbeitete jetzt aber an einem Roman, den die britischen Drucker nicht in Druck nehmen wollten. Schon mehrfach waren Kapitel davon beschlagnahmt worden und eines der Kapitel zog eine Anklage vor Gericht wegen Verbreitung obszöner Schriften nach sich. Die junge Verlegerin Sylvia Beach nahm das Risiko juristischer Verfolgung auf sich und da die französischen Drucker kein Englisch verstanden, wurde der Roman, der später zu einem der bedeutendsten Romane des 20. Jahrhunderts wurde, in Paris gedruckt. Die Gefahr einer Anklage durch die französischen Behörden war sehr groß, doch Sylvia Beach war fest davon überzeugt, daß dieser Roman Literaturgeschichte schreiben würde, aber kein etablierter Verlag wollte das Manuskript drucken. Und so kam die erste Auflage 1922 bei einem ganz kleinen, unbekannten Verlag heraus und wurde zu einem Welterfolg: James Joyce; Ulysses.
Um die Behörden nicht auf Ulysses aufmerksam werden zu lassen, wurde das Buch mit ungefährlichen Umschlägen getarnt: Heitere Geschichten für kleine Leute oder auch Shakespeares Gesammelte Werke in einem Band. So konnte Ulysses quasi unter der Ladentheke verkauft werden. Ohne den Mut von Sylvia Beach, die mit der Drucklegung ihre Existenz als Verlegerin aufs Spiel setzte, wäre das Schicksal des Ulysses vielleicht ein anderes gewesen.
James Joyce dankte Sylvia Beach diesen Mut nicht. Nachdem sein Roman immer bekannter wurde und von der Literaturkritik als Weltliteratur gefeiert wurde, wurden seine Honorarforderungen immer größer und wurden schließlich unverschämt. Sylvia Beach jedoch bot all ihre finanziellen Mittel auf, um seine Honorare bezahlen zu können; ihr Verhältnis zu Joyce war geprägt von Ehrfurcht und Demut. Nachdem Joyce einen amerikanischen Verleger für den Ulysses gefunden hatte, brach er kurzerhand sämtliche Verträge mit Sylvia, was den kleinen Verlag in kürzester Zeit ruinierte. Gisèle Freund kommentiert die Ereignisse aus dem Paris der 20er Jahre in einem Interview im Juni 1992 im Alter von 84 Jahren so:
"All diese Leute, die später die berühmtesten Schriftsteller unseres Jahrhunderts wurden, waren unbekannt. Und sie wurden durch Sylvia und Adrienne bekannt. Ulysses zu verlegen, das war unglaublich! Sylvia Beach tat es und ging dank Joyce Bankrott. Sie hatte keinen Pfennig mehr; rein gar nichts."
(Sylvia Beach und Adrienne Monnier mit Ulysses, getarnt als Shakespeares Gesammelte Werke)
Joyce hatte zu diesem Zeitpunkt zwar schon seinen Debütroman A Portrait of the Artist as a Young Man veröffentlicht, arbeitete jetzt aber an einem Roman, den die britischen Drucker nicht in Druck nehmen wollten. Schon mehrfach waren Kapitel davon beschlagnahmt worden und eines der Kapitel zog eine Anklage vor Gericht wegen Verbreitung obszöner Schriften nach sich. Die junge Verlegerin Sylvia Beach nahm das Risiko juristischer Verfolgung auf sich und da die französischen Drucker kein Englisch verstanden, wurde der Roman, der später zu einem der bedeutendsten Romane des 20. Jahrhunderts wurde, in Paris gedruckt. Die Gefahr einer Anklage durch die französischen Behörden war sehr groß, doch Sylvia Beach war fest davon überzeugt, daß dieser Roman Literaturgeschichte schreiben würde, aber kein etablierter Verlag wollte das Manuskript drucken. Und so kam die erste Auflage 1922 bei einem ganz kleinen, unbekannten Verlag heraus und wurde zu einem Welterfolg: James Joyce; Ulysses.
Um die Behörden nicht auf Ulysses aufmerksam werden zu lassen, wurde das Buch mit ungefährlichen Umschlägen getarnt: Heitere Geschichten für kleine Leute oder auch Shakespeares Gesammelte Werke in einem Band. So konnte Ulysses quasi unter der Ladentheke verkauft werden. Ohne den Mut von Sylvia Beach, die mit der Drucklegung ihre Existenz als Verlegerin aufs Spiel setzte, wäre das Schicksal des Ulysses vielleicht ein anderes gewesen.
James Joyce dankte Sylvia Beach diesen Mut nicht. Nachdem sein Roman immer bekannter wurde und von der Literaturkritik als Weltliteratur gefeiert wurde, wurden seine Honorarforderungen immer größer und wurden schließlich unverschämt. Sylvia Beach jedoch bot all ihre finanziellen Mittel auf, um seine Honorare bezahlen zu können; ihr Verhältnis zu Joyce war geprägt von Ehrfurcht und Demut. Nachdem Joyce einen amerikanischen Verleger für den Ulysses gefunden hatte, brach er kurzerhand sämtliche Verträge mit Sylvia, was den kleinen Verlag in kürzester Zeit ruinierte. Gisèle Freund kommentiert die Ereignisse aus dem Paris der 20er Jahre in einem Interview im Juni 1992 im Alter von 84 Jahren so:
"All diese Leute, die später die berühmtesten Schriftsteller unseres Jahrhunderts wurden, waren unbekannt. Und sie wurden durch Sylvia und Adrienne bekannt. Ulysses zu verlegen, das war unglaublich! Sylvia Beach tat es und ging dank Joyce Bankrott. Sie hatte keinen Pfennig mehr; rein gar nichts."
(Sylvia Beach und Adrienne Monnier mit Ulysses, getarnt als Shakespeares Gesammelte Werke)
Frauen wie Sylvia Beach waren eigenständig und selbstbewußt. Sie unterwarfen sich nicht einfach dem gesellschaftlichen Rollenverständnis der damaligen Zeit. Und doch hat ja ihr Verhältnis zu Joyce ein Momentum der Unterwerfung und Anpassung. Sie hätte ihn wegen seines Vertragsbruchs verklagen können und doch opferte sie sich für ihn auf. Warum?
Dieser Frage ist Manon Garcia nachgegangen. Sie ist Professorin für Praktische Philosophie an der Freien Universität Berlin. Vor wenigen Tagen ist ihr Buch
Wir werden nicht unterwürfig geboren
erschienen.
"Die feministischen Debatten der Gegenwart werfen ein hartes Licht auf die Kehrseite der Männerherrschaft: die Zustimmung der Frauen zu ihrer eigenen Unterwerfung. Diese wurde als philosophisches Tabu und blinder Fleck des Feminismus in der Komplexität der gelebten Existenz bislang nie im Detail analysiert. Im direkten Dialog mit dem Denken Simone de Beauvoirs stellt sich Manon Garcia dieser Aufgabe und meistert sie mit philosophischer Bravour. Und sie macht deutlich, warum es wichtig ist, die Mechanismen der Selbstunterwerfung von Frauen zu verstehen. Denn dieses Verstehen ist die notwendige Voraussetzung für jede Emanzipation."
Auf der Seite des Verlags gibt es eine Leseprobe.
Und auf der
Homepage von Manon Garcia
gibt es zahlreiche Links zu ihren Veröffentlichungen, Interviews, Podcasts, Videos.
Ein häufig anzutreffendes Landschaftsmotiv in der Malerei Courbets ist die Höhle. Genauer sind es eigentlich die Öffnungen zu Höhlen. Etwas Geheimnisvolles liegt in diesem Gemälde. Der Schlund der Grotte bleibt diffus und unergründlich. Die Felswände leiten den Blick des Betrachters in ein Inneres, das im Dunkel verbleibt. Die Kunstgeschichte glaubte darin Analogien zu Courbets Der Ursprung der Welt zu sehen. Ich stelle das Gemälde wegen seiner Skandalgeschichte jetzt mal nicht hier ein. Die Blickrichtung des platonischen Höhlengleichnisses hat sich umgekehrt. Nicht Höhlenausgänge, sondern Höhleneingänge.