Hoffnung

Philosophie Chat: Hier wird geplaudert über Gott und die Welt.
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Quk
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Di 7. Mai 2024, 08:32

Stefanie hat geschrieben :
Di 7. Mai 2024, 07:46
Quk, danke für die Erklärung und willkommen in meiner Begriffsstutzigkeit.

Ich verstehe die Verneinung - das "nicht"- in Deiner Aussage nicht. Wieso nicht angekommen, das ist doch ein Beispiel dafür.
Das ist der Beweis, dass wir nicht im Postheroismus angekommen sind :-)

Im Heroismus gibt es einzelne Heldinnen, die aus der Masse heraustreten und eigenhändig die Küche aufräumen, weil das sonst kein anderer machen würde.

Wären wir im Postheroismus angekommen, würde jeder sein Geschirr selber aufräumen, anstatt auf einen Helden zu warten. Da sind Helden überflüssig.


Habe ich Dein Szenario falsch verstanden? Durch Unterlassen einer Heldentat arbeitet jetzt die Masse tatsächlich zügig und richtig? Ja, dann herrscht bei Euch jetzt der Postheroismus.




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Jörn Budesheim
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Di 7. Mai 2024, 10:22

Das Gegenteil von "hoffen" ist "befürchten". Oder?
Was ist das Gegenteil von "wünschen"?

Ich kenn' keins. Vielleicht "verzichten" meint ChatGPT.




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Quk
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Di 7. Mai 2024, 11:10

Dasjenige, worauf man hofft, ist etwas gutes.
Dasjenige, was man befürchtet, ist etwas schlechtes.

Das Gegenteil von "wünschen" kenn ich auch nich.




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Jörn Budesheim
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Di 7. Mai 2024, 11:25

Ja, oder sagen wir, etwas, was jemand als "gut" bewertet. Man kann ja auch auf Dinge hoffen, die gar nicht gut sind, etwa auf den Tod der Erbtante.




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Jörn Budesheim
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Di 7. Mai 2024, 11:55

Wörterbuch der philosophischen Begriffe hat geschrieben : Hoffnung (gr. elpis, lat. spes, mhd. gedinge), die freudige Erwartung, die feste Zuversicht. Hoffnung ist die vorausschauende, das Selbst tragende Haltung aus Fühlen, Denken und Tun, die davon ausgeht, daß es Möglichkeiten für die nächsten und ferneren Lebensschritte gibt und sie dadurch findet; in der christl. Ethik nach 1. Kor. 13, 13 eine der Haupttugenden, bes. als Hoffnung auf ewiges Leben.

Mit der Ahnung ist die Hoffnung dadurch verwandt, daß das Erwartete weder fest bestimmt noch absolut gewiß zu sein braucht, mit dem Glauben dadurch, daß sie einen Zustand seelischer Hochstimmung ermöglicht. Der jüdische Glaube setzt seine Hoffnung auf den treuen Bundesgott Jahwe, dessen Verheißung er auf die gesamte Menschheit bezieht, im N T wird Christus der Garant der Hoffnung. Seit der 7 Scholastik gilt die Hoffnung als theologische oder göttliche Tugend, weil der Grund der Hoffnung angesichts der Unverfügbarkeit des Gelingens nicht im Menschen selbst gefunden werden kann. Auch in der durch J. Pieper erneuerten Tugendlehre des Thomas von Aquin ist Hoffnung theologische Tugend, »oder sie ist überhaupt nicht Tugend«.

Ohne die »Hypostase Gott« wird Hoffnung zum Prinzip des Gattungs- und Gesellschaftsprozesses bei E. Bloch. In Verbindung marxistischen Denkens mit jüdischmessianischen Motiven wird hier Hoffnung zum Prinzip für Kampf und Befreiung für eine endgültige Humanisierung als utopischem Finale.

Aus Berichten zur Situation in Konzentrationslagern, im Krieg und in Gefangenschaft, aus Depressions- und Suizid-Forschung geht hervor, daß in ausweglos erscheinenden Situationen die Hoffnung entscheidend sein kann für Bereitschaft zum Über- und Weiterleben. Über analytische oder meditative Standortbestimmung des eigenen und gesellschaftlichen Lebens als Übungen zur Hoffnung sowie über Entwürfe, Pläne, 1 Ideale und Utopien, Phantasien und Wünsche als Mittel zur Hoffnung wird Enttäuschung zu ihrem Hemmnis.

Die Hoffnung endet in solche Fällen in Verzweiflung (»Vorwegnahme der Nicht-Erfüllung« bei Pieper) oder sie übernimmt sich in der Vermessenheit (»Vorwegnahme der Erfüllung«). Hoffnung und Furcht haben gemeinsam, daß beide auf die nächsten Schritte gerichtet sind und der Ungewißheit entspringen. Hoffnung aber ersieht Möglichkeiten des Gelingens, Furcht schaut auf Möglichkeiten des Mißlingens.




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Stefanie
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Di 7. Mai 2024, 16:03

Quk
Habe ich Dein Szenario falsch verstanden? Durch Unterlassen einer Heldentat arbeitet jetzt die Masse tatsächlich zügig und richtig? Ja, dann herrscht bei Euch jetzt der Postheroismus
.

Doch, das hast Du richtig verstanden. Nur leider arbeitet die Masse noch nicht zügig und richtig. Da ist noch Luft nach oben. Es ist deutlich besser geworden. Es gibt etliche, die machen mit, und es gibt einige Totalverweigerer und Totalverweigerinnen. Heute morgen war es wieder sehr chaotisch, nett ausgedrückt.
Es geht doch um Verantwortung, auch um Verantwortung für fremdes Eigentum. Der Arbeitgeber stellt uns kostenlos Kaffee (übrigens eine Kaffeemaschine, die den Kaffee frisch malt und noch so einige Spielereien hat, teuer), Tee und Wasser zur Verfügung. Es gibt zwei Herdplatten (wird nicht genutzt, dafür gibt es die Cafeteria). Das Geschirr ist bis auf die bunte Sammlung von privaten Tassen ebenfalls vom Arbeitgeber. Es wird alles gemeinschaftlich genutzt und dann trägt man auch gemeinschaftlich die Verantwortung dafür, dass es läuft. Was ist daran so schwer, offensichtlich so einiges. Es interessiert einige überhaupt nicht, dass andere auch gerne ein sauberes Glas oder Tassen morgens haben möchten. Hauptsache man hat das für sich. Es soll übrigens in jeder Büroküche so zu gehen. Und es wurde gesagt, dass es nichts bringen wird und es wird niemals funktionieren, dass alle sich daran beteiligen, diesen Raum in Ordnung zu halten.
Also das wäre doch gelacht, ich gebe das nicht und bin sehr hoffnungsfroh das ganze weiter verbessern zu können. Um den Bogen wieder zum Thema Hoffnung zu schlagen.



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Quk
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Di 7. Mai 2024, 16:58

Lass doch mal die Peitsche knallen.




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Jörn Budesheim
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Di 7. Mai 2024, 17:03

„Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?

Kant




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Stefanie
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Di 7. Mai 2024, 18:08

Zum Kant Zitat

Aus
Alles wird gut- zur Dialektik der Hoffnung
https://www.philomag.de/artikel/alles-w ... r-hoffnung

. Was aber, wenn wir hoffen, und alles bleibt im Dunkeln, im Reich der Schatten? Es gibt eine dritte Form der Hoffnung, die an die „radikale Hoffnung“ Jonathan Lears erinnert: „Diese Hoffnung ist genau deswegen radikal, weil sie sich auf eine Güte richtet, die das gegenwärtige Vermögen übersteigt, einzusehen, worin sie besteht.“ Es ist die Hoffnung, die sich nicht nur auf das Reich des Möglichen und Unwahrscheinlichen bezieht, sondern auf eine absolute Ungewissheit, auf eine Situation, in der wir von uns, von dieser Welt und ihren Bewohnern nichts mehr zu erhoffen haben. Es ist jene Hoffnung, auf die sich Immanuel Kant in seinen berühmte Fragen, die das weite Feld unseres Denkens und Handelns abgrenzen, bezieht: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Die Beantwortung der dritten Frage überantwortete Kant der Religion, und das gibt dieser Frage ihren radikalen Sinn: Was dürfen wir angesichts unserer Endlichkeit, unserer Sterblichkeit, unseres Leidens, was dürfen wir über den Tod hinaus hoffen?
Diese radikale Hoffnung wird absolut, wenn sie sich dem Absoluten aussetzt, ohne jede Gewähr. Wir hoffen gegen alle Vernunft, gegen alle Erfahrung, gegen alle Wahrscheinlichkeit. Es gibt selbst für gläubige Menschen keine Mechanik, die eine Seele, die sich redlich um das Gute bemüht hat, mit Notwendigkeit ins Paradies katapultiert – der Ablasshandel hat nur in seinen irdischen Dimensionen einigermaßen funktioniert. Die Pointe bei Kant: Wenn wir uns der Glückseligkeit durch unsere moralische Integrität würdig erweisen, dürfen wir auf sie hoffen. Der Akzent liegt auf dem Dürfen. Dass uns das Hoffen erlaubt ist, garantiert keinen Erlösungsanspruch. Böse Menschen haben hingegen nicht einmal das Recht zu hoffen.



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Stefanie
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Di 7. Mai 2024, 18:25

Und jetzt der Text, um den es mir geht.
Es gibt viele bekannte Zitate über die Hoffnung. Ich behaupte, dieses hier ist das beliebteste Zitat der Neuzeit.
Václav Havel:
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht."
So ist es bekannt geworden.

Vollständig lautet der Satz so:

"Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht."

Es stammt aus einem Interview, er saß zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis. Václav Havel 1987, Fernverhör. Ein Gespräch mit Karel Hvížďala, Reinbek bei Hamburg, 219-221)
Den Text gibt es hier, ein kurzer Text.
https://www.sutterer.eu/motto/hope.html

"Das Maß der Hoffnung in diesem tiefen und starken Sinne ist nicht das Maß unserer Freude am guten Lauf der Dinge und unseres Willens, in Unternehmen zu investieren, die sichtbar zu baldigem Erfolg führen, sondern eher das Maß unserer Fähigkeit, uns um etwas zu bemühen, weil es gut ist, und nicht nur, weil es garantiert Erfolg hat. Je ungünstiger die Situation ist, in der wir unsere Hoffnung bewähren, desto tiefer ist diese Hoffnung."

Aus dem philomag Artikel:
Die Dialektik der Hoffnung zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Hoffnung auch, ja vor allem dort ansetzen kann, wo bei Abwägung der Umstände alles verloren scheint. Kalkulierbare Erfolgsaussichten gehören nicht zur Logik der Hoffnung. Im Roman Wilderer des österreichischen Autors Reinhard Kaiser-Mühlecker heißt es einmal über die Einstellung der Hauptfigur zum Leben: „Entsprach nicht genau das seiner Vorstellung von Hoffnung? Nicht etwas zu tun, weil man gewiss war, es werde gut ausgehen, sondern weil es Sinn ergab?“ Der Protagonist dieser Erzählung paraphrasiert damit einen berühmten Satz des tschechischen Dichters und Politikers Václav Havel: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ Wer hofft, glaubt nicht, dass alles gut wird; wer hofft, hält es für sinnvoll, an das Gute zu glauben, auch wenn alles böse enden könnte. Das macht die Hoffnung nicht nur stark, das macht sie auch gefährlich – wenn der Sinn zur Ideologie wird, dem die Wirklichkeit geopfert wird
.



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Jörn Budesheim
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Di 7. Mai 2024, 18:36

Ich persönlich hab da keine Hoffnung, mit dem Tod ist alles vorbei, da bin ich mir sicher.




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Stefanie
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Di 7. Mai 2024, 18:49

Dessen bin ich mir auch sicher. Mich interessiert die Hoffnung zu Lebzeiten mehr.



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Quk
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Mi 8. Mai 2024, 04:48

Das Sinnhaben wird von vielen Menschen als etwas gutes empfunden. Da ist also die Hoffnung aufs Sinnhaben wiederum gleichfalls die Hoffnung auf etwas Gutempfundenes. Es läuft immer aufs selbe hinaus, vermute ich.

Ich persönlich stelle mir keine Lebenssinnfragen, weil jede Antwort darauf eine weitere Warum-Frage provoziert, und so geht die Sinfragerei sinnloserweise unendlich weiter. Wäre ich gezwungen, dennoch eine Antwort zu liefern, dann würde ich sagen: Der Sinn des Lebens ist dessen Sinnlosigkeit. Empfinde ich das als schlecht? Nein. Ich bewerte das gar nicht.




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Jörn Budesheim
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Mi 8. Mai 2024, 06:21

Worauf bezieht sich das, wenn ich fragen darf?




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Quk
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Mi 8. Mai 2024, 06:34

Darauf:
Stefanie hat geschrieben :
Di 7. Mai 2024, 18:25
Václav Havel:
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht."
So ist es bekannt geworden.

Vollständig lautet der Satz so:

"Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht."

Es stammt aus einem Interview, er saß zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis. Václav Havel 1987, Fernverhör. Ein Gespräch mit Karel Hvížďala, Reinbek bei Hamburg, 219-221)
Den Text gibt es hier, ein kurzer Text.
https://www.sutterer.eu/motto/hope.html




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Stefanie
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Mi 8. Mai 2024, 07:52

Für mich geht es in diesem Satz nicht um das "Große" um den Lebenssinn bzw. Sinn des Lebens. Allerdings habe ich immer das Gefühl wenn ich dieses Zitat lese, irgendwo ist da was schief oder unrund.

Es wird immer auf etwas "Gutes" gehofft, auf etwas positives.
Eine wichtige Person wird wieder gesund, das Flugzeug stürzt nicht ab, ein berufliche Projekt scheitert nicht, und vor allem die ganz ganz großen Hoffnungen, keine Kriege mehr, wir bekommen das mit dem Klima hin, keine Hungersnöte mehr, keine Vergewaltigungen als Mittel der Kriegsführung mehr usw.

Havel meint jetzt wohl, auch wenn eine Hoffnung sich nicht erfüllt, wie z.B. die Abschaffung der Diktatur in seinem Heimatland, ist dies erstmal enttäuschend, aber der Weg und die Bestrebungen, die gemacht wurden, damit die Hoffnung sich erfüllt, waren nicht sinnlos. Sie sind nicht verschwendet worden oder umsonst gemacht worden. Denn alleine diese Bestrebungen machten Sinn, denn sie geschahen darauf hin, um etwas Gutes zu bewirken. Und solange wir Menschen uns bei jeder Hoffnung die wir uns machen, nicht vergessen, dass alleine schon die Hoffnung etwas Gutes bewirkt, macht das ganze einen Sinn, auch wenn es nicht geklappt.

Dieses nicht aufgeben wollen, bei elementaren, für die Menschen lebenswichtigen Hoffnungen, ist es alleine schon wert, dass man immer wieder hofft.



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Quk
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Mi 8. Mai 2024, 09:15

Stefanie hat geschrieben :
Mi 8. Mai 2024, 07:52
Havel meint jetzt wohl, auch wenn eine Hoffnung sich nicht erfüllt, wie z.B. die Abschaffung der Diktatur in seinem Heimatland, ist dies erstmal enttäuschend, aber der Weg und die Bestrebungen, die gemacht wurden, damit die Hoffnung sich erfüllt, waren nicht sinnlos. Sie sind nicht verschwendet worden oder umsonst gemacht worden. Denn alleine diese Bestrebungen machten Sinn, denn sie geschahen darauf hin, um etwas Gutes zu bewirken.
Naja, wenn nicht nur das Ziel gut ist, sondern auch der Weg dorthin, dann würde ich das auch so konkret ausdrücken:

"Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern dass etwas auf einem guten Weg ist."

Hat Havel das so gemeint? Ich weiß nicht.

"Sinnvoll" in diesem Kontext ist ja nicht nur das Gutausgehen, sondern auch das Guthingehen. Warum sollte also hier der Begriff "Sinn" allgemein nur den "guten Weg" bezeichnen und nichts weiteres?

Warum kam ich auf den "Sinn des Lebens"? Weil kleinere Sinne mir nicht relevant genug erschienen angesichts so eines großen Satzes. Ich kann natürlich auch den Sinn des Daches nehmen, das vor Regen schützt:

"Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass das Dach vor Regen schützen wird, sondern die Gewissheit, dass Dächer vor Regen schützen -- ohne Rücksicht darauf, ob sie das wirklich tun werden."

Oder so:

"Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass das Dach vor Regen schützen wird, sondern die Gewissheit, dass Regenschutz Sinn hat - ohne Rücksicht darauf, ob es Dächer gibt oder nicht."

Noch verwirrender:

"Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass das Dach vor Regen schützen wird, sondern die Gewissheit, dass Regenschutz Sinn hat - ohne Rücksicht darauf, ob es Regenschutz geben wird."

Mein Fazit: Das Wort "Sinn" ist ohne klare Zielbeschreibung völlig leer.




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Jörn Budesheim
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Mi 8. Mai 2024, 10:55

Havel hat geschrieben : Hoffnung haben wir entweder in uns oder wir haben sie nicht, sie ist eine Dimension unserer Seele und ist in ihrem Wesen nicht abhängig von irgendwelchem Beobachten der Welt oder Abschätzen von Situationen.
Auch wenn es wieder das alte Thema ist: Hoffnung ist für mich kein Geisteszustand. Ich glaube, es geht um diese Struktur: Jemand hofft auf etwas. Das ist eine Beziehung, das muss nicht irgendwo im Inneren sein, weil das, worauf jemand hofft, nicht im Inneren sein muss. Aber egal.

"Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht."

Das ist eine schöne, poetische Formulierung, die schwer zu zerlegen ist. Es gibt eben Dinge, auf die man hoffen sollte, einfach weil sie es wert sind und nicht, weil es Indizien für ihr Eintreten gibt.




Quasarkarotte
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Mi 8. Mai 2024, 11:33

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 7. Mai 2024, 10:22

Was ist das Gegenteil von "wünschen"?
Wünsche erfüllen?




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Jörn Budesheim
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Mi 8. Mai 2024, 11:46

:-)




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