Die Seefahrer haben nicht von Vitaminen gesprochen – einfach deshalb, weil ihnen das Wissen dazu fehlte. Mir geht es dabei nicht um die Erkenntnis, dass Nahrung auch heilende Wirkung haben kann; dieses Wissen ist, wie ich vermute, uralt. Es geht mir vielmehr um eine bestimmte Sichtweise auf Nahrungsmittel – nämlich als Träger von Wirkstoffen wie Eiweiß, Kohlenhydraten, Ballaststoffen oder Vitaminen – und damit zugleich um eine Sichtweise auf uns selbst.Stefanie hat geschrieben : ↑Di 15. Jul 2025, 22:17Als die Seefahrt so richtig angefangen hatte sind viele Seeleute auf den langen Reisen gestorben. Alle mit identischen Symptomen. Skorbot. Jemand stellte fest, dass dies nicht der Fall war, wenn bestimmte Obstsorten gegessen wurden. Erst viel viel später wusste man, es fehlte Vitamin C
Was sagt es über jemanden aus, der seine „Nahrungsaufnahme“ von chemischer oder ernährungswissenschaftlicher Terminologie leiten lässt? Der den Blick eher – oder gar ausschließlich – auf das richtet, was sich nur im Labor oder unter dem Mikroskop findet, statt auf das, was sich ihm unmittelbar zeigt: was er auf der Zunge spürt, was ihm schmeckt, ihn sättigt und sein Wohlbefinden fördert?
Dabei will ich gar nicht bestreiten, dass man sehr wohl beides im Blick haben kann; nicht jeder, der von Eiweiß spricht, verengt damit automatisch seine Perspektive. Und doch handelt es sich um eine Sichtweise, die sich – seit den 1970er- und 1980er-Jahren? – zunehmend etabliert und breitgemacht hat, die manchmal dazu führt, zu "vergessen, daß Essen mehr ist als Nährstoffe", wie du es ausdrückst.


