Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 21. Okt 2017, 10:41
Ich finde deine Argumentation deshalb inkonsistent: Einmal ist Wahrheit eine Aussage, dann aber eine Tatsache.
Eigentlich sage ich die ganze Zeit, dass Wahrheit eine Eigenschaft von Aussagen ist.
Tatsachen bestehen unanhängig davon, ob jemand etwas über sie aussagt, d.h. sie sind keine Eigenschaft von Aussagen.
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 21. Okt 2017, 10:41
Dann wiederum sagst du, dass eine Wahrheit, weil sie einmal wahr gewesen sei, immer wahr sei, ob man sie nun aussagen kann oder nicht.
Wo ist das Problem? Etwas ist auch dann eine Wahrheit, wenn niemand sie behauptet, in dem Sinne, dass sie jemand behaupten könnte. Sofern die Behauptung - aufgestellt oder nicht - mit den Tatsachen übereinstimmt.
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 21. Okt 2017, 10:41
Nun konzediertest du aber gerade das: Eine Aussage produziere Wahrheit im Sinne von wahr oder falsch.
Ja, weil nur Aussagen ein Wahrheitswert zukommen kann. Gold ist nicht wahr. Hefe auch nicht. 81 auch nicht.
Das alles ergibt erst Sinn im Kontext einer Wahrheit behauptenden Aussage, dass bspw. der Ring aus Gold sei, in dem Kuchen ein Backtriebmittel ist und dass 83-2=81 sind.
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 21. Okt 2017, 10:41
Eine Behauptung sei wahrheitsfähig. Und ob ein roter Riese alle Behauptungen eliminiert, ist doch relevant für die Wahrheitsfähigkeit deiner Behauptung, insofern sie gar nicht mehr wäre.
Es werden doch die Behauptungen nicht eliminiert. Die werden doch bspw. heute schon aufgestellt. Wenn die Sonne uns verbruzzelt sind sie dennoch aufgestellt worden und hätten sich dann sogar als wahr erwiesen.
Das ist doch der Kategorienfehler, die Tatsache, dass etwas nicht mehr geäußert werden kann als Beweis gegen die Wahrheit anzuführen.
Alethos hat geschrieben : ↑ Sa 21. Okt 2017, 10:41
Nun also, dreht sich dieses Gespräch um Wahrheit, obschon sie ja gerade um Erinnerungen drehen möchte. Aber es ist schon gut, wenn wir zunächst einmal klären, was der Unterschied zwischen Tatsachen und Wahrheit ist. Dann können wir nämlich weitergehen und fragen: Was hat diese Erinnerung für einen Wahrheitswert, die nirgends mehr ist.
Sie ist wahr, wird aber nicht erinnert.
M.E. ist das vollkommen unproblematisch.
Brandom sagt es im obigen Zitat so: "Die nichtsprachlichen Tatsachen könnten im wesentlichen so sein, wie sie sind, auch wenn unsere diskursiven Praktiken ganz andere wären (oder es keine gäbe), denn welche Behauptungen wahr sind, hängt nicht davon ab, ob sie jemand aufstellt."