Kann man Künstler und Werk trennen?

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Jörn Budesheim
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Sa 21. Dez 2019, 12:48

Dieses Jahr war ich in unserer Kunsthalle bei einem Vortrag, der übrigens ganz hervorragend war. Der Vortragende hieß Jan Verwoert und es ging um die Kunst des Künstlers Ron Nagle.

In diesem Vortrag wieß Jan Verwoert auf einen Unterschied hin, den er "machen" versus "produzieren" nannte. Unter machen kann man sich, einfach gesagt, das Gute alte Handwerk vorstellen. Dabei zeigen die Kunstwerke oft "unverhohlen" die Spuren der Hand des Künstlers und des Gemachtseins.

Der "Gegenbegriff" dazu ist "produzieren": Hierbei sehen die Kunstwerke aus, als seien sie Prototypen für die industrielle Produktion. Man sieht keine oder kaum Spuren des künstlerischen Wirkens. Oder mit anderen Worten: alle Verweise auf die Handschrift des Künstlers werden vermieden. Es ist heute durchaus eine gängige Praxis, dass Kunstwerke nicht die Handschrift des Künstlers tragen und auch nicht Ausdruck des künstlerischen Gefühlslebens oder etwas dergleichen sind. Manche Künstler und Kuratoren spotten gelegentlich sogar für die Vorstellung, dass Kunstwerke eine Form des Ausdrucks sind.




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Alethos
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Sa 21. Dez 2019, 13:12

Dann würden wohl alle jene Kuratoren in lautes Lachen ausbrechen, wenn ich behauptete, dass man Kunst nicht produzieren kann. Nicht in einem solchen industrialisierten Sinn von Produktion. Nicht, dass man eine Handschrift erkennen müsste, aber ein Unikat muss es sein, wenn es Kunst sein soll. Unvergleichlich und persönlich. Da bin ich Romantiker, gebe ich zu.

Was sollte denn sonst das Kunstwerk vom simplen Gegenstand unterscheiden, wenn nicht das Gemachtwerden aus Bedeutung?



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Jörn Budesheim
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Sa 21. Dez 2019, 14:06

Das Unikatsein wird mit dieser Unterscheidung von Machen und Produzieren eigentlich nicht in Frage gestellt, deswegen hatte ich den Begriff des Prototypen zur Verdeutlichung als Metapher gebracht.

Hier ein Beispiel von Ron Nagle: https://images.app.goo.gl/2PnbF9JKmknTAFHf8

In älteren Arbeiten, einer frühen Werkphase ist Nagle selbst noch dem Machen mehr oder weniger verpflichtet. Es gibt heute viele Künstler, die ihre Arbeit produzieren lassen, aus verschiedenen Gründen, manchmal auch, um jede Handschrift auszuschließen.




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Jörn Budesheim
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Sa 21. Dez 2019, 14:24

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 21. Dez 2019, 14:06
Es gibt heute viele Künstler, die ihre Arbeit produzieren lassen, aus verschiedenen Gründen, manchmal auch, um jede Handschrift auszuschließen.
Eine gewisse Form der Trennung streben diese Künstler also sogar selbst an!




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Alethos
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Sa 21. Dez 2019, 16:05

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 21. Dez 2019, 14:06
Es gibt heute viele Künstler, die ihre Arbeit produzieren lassen, aus verschiedenen Gründen, manchmal auch, um jede Handschrift auszuschließen.
So 'handwerklich' meinte ich es nicht mit der Handschrift. Es kann ja sein, dass die Handschrift in der Skulptur, dem Gemälde, der Installation etc. selbst erkennbar wird. Das ist doch, was geschieht, wenn man über ein Kunstwerk sagt: "Das ist ein typischer so und so". Die Verbindung zwischen Kunstwerk und Künstler muss nicht eine direkte sein, die der Hand z.B., sondern kann über ein oder mehrere Medien erfolgen, aber sie wird doch gekennzeichnet und stark gemacht dadurch, dass er oder sie es ist, die dort 'am Werk' waren.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies getrennt werden kann. Auch wenn man bewusst auf Distanz geht, auch wenn man unter einem Pseudonym Kunst produziert, kann diese intime Beziehung zwischen Schaffen und Erschafftem nicht aufgelöst werden.



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Alethos
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Sa 21. Dez 2019, 16:07

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 21. Dez 2019, 14:24
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 21. Dez 2019, 14:06
Es gibt heute viele Künstler, die ihre Arbeit produzieren lassen, aus verschiedenen Gründen, manchmal auch, um jede Handschrift auszuschließen.
Eine gewisse Form der Trennung streben diese Künstler also sogar selbst an!
Ja, eine gewisse Form der Distanzierung ist wahrscheinlich möglich, aber wo setzt die Trennung an? Beim Namen, der nicht zur Verfügung gestellt wird? Bei der Tatsache, dass nicht ein Mensch fabrizierte, sondern eine Maschine? Irgendwo, sei es auch nur bei der Idee, wirkte der Künstler formgebend. Und wenn er es nicht tat, so wo war er jemals Künstler?



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Jörn Budesheim
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Sa 21. Dez 2019, 17:00

wenn man fragt, bzw bezweifelt, ob man Künstler und Werk trennen kann, dann sitzt man den Zusammenhang im Grunde ja schon fast raus, sonst wüsste man schließlich gar nicht, wer der Künstler des Werkes ist :)




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Stefanie
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Sa 21. Dez 2019, 21:11

Kann es sein, dass mit der "hohen" bildenden Kunst gnädiger umgegangen wird, als bei den anderen Bereichen wie Musik, Literatur, Theater/Oper und Film?



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Jörn Budesheim
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So 22. Dez 2019, 06:08

Nach meinem Gefühl wird die hohe Kunst keineswegs ausgespart, eher das Gegenteil ist der Fall. Emil Nolde und documenta haben wir hier bereits erwähnt. Hanno Rauterberg hat über die Problematik eigens ein Buch geschrieben. Dort geht es unter anderem um die "Fälle" Dana Schutz, Balthus, Chuck Close und Eugen Gomringer.

Aber natürlich finden Fälle wie die von Michael Jackson in der Presse einen größeren Widerhall.




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Stefanie
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So 22. Dez 2019, 08:22

Die mediale Berichterstattung ist sehr unterschiedlich. Je bekannter die Person, desto mehr Berichterstattung. Die Art und Weise der Berichterstattung unterscheidet sich dann durchaus danach, in welchen Bereichen der Kunst die Person tätig war bzw. ist. Der Umfang der Berichterstattung ist dabei nicht das entscheidende, sondern der Inhalt. Auf die Berichte diverser Medien ist man aber angewiesen, um sich erstmal mein Bild machen zu können.
Bevor man die Frage, kann oder muss, soll man den Künstler vom Werk trennen, sich stellt, muss erstmal der Sachverhalt klar.
Bei Harvey Weinstein sind wesentliches Aspekte doch gesichert. Bei Kevin Spacey ist dies im Moment noch nicht so klar. Ein Fall ist schon vom Tisch, weil der Ankläger gelogen hat, ein zweiter Fall kann nicht mehr aufgeklärt werden, weil der Ankläger tot ist.
Bei Placido Domimgo gibt lediglich kurze Berichte über die Vorwürfe der sexuellen Belästigung von Frauen. Aber schon hier, bei einem der besten Opernsänger der Welt, gibt es einen Unterschied in der Berichterstattung, mehr seriöse Presse, weniger Boulevardpresse.
Im Fall Peter Handke war und ist es das medienecho sehr groß. Keine bouvelard Presse, seriöse Presse mit durchaus differenzierten berichten, das Bemühen der Aufklärung ist da.
Emil Nolde ist erforscht, es gibt eine sachliche und nachweisbare Berichterstattung. Zur Documenta gibt es derzeit ebenfalls eine erforschten Sachverhalt, aber noch in Bewegung.
In dem Bereich dieser Kunst gibt es seriöse Berichterstattung, zum Teil wissenschaftlich erforscht. Keine effekthaschende Schlagzeilen.
Das bewirkt auch eine andere Diskussion. Und das hängt auch mit dem Bereich der Kunst zu tun, in dem der Mensch tätig war oder ist.



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So 22. Dez 2019, 08:44

Alethos hat geschrieben :
Sa 21. Dez 2019, 11:58
Ja, genau: Was heisst hier trennen? Kann man meine Handschrift trennen von meiner Hand? Scheint nicht in jedem Kunstwerk eine Handschrift durch, die man sich ohne eine Hand nicht vorstellen kann, die sie zeichnet?

Was heisst denn Künstler? Was ist der Künstler? Die Hand, die Kunstwerke schafft? Das Herz, das Blut in sie hineinpumpt und Nerven, die die Sehnen zum Öffnen und Schliessen der Hand antreiben? Ist es sogar sein Gedanke, der mitschwingt, in die Hand hinein und über sie hinaus in etwas? Ist sogar die Vergangenheit des Künstlers ganz anwesend im Hier und Jetzt des Werks? Was ist mit seinen Gefühlen, seiner Trauer, seiner Freude? Ist das alles nicht irgendwo da in seinem Werk?

Ich meine, wo sollte die Trennung ansetzen, die den Künstler und sein Werk trennen will? Bei der Hand? Dem Kopf? Seiner moralischen Verfehlung? Und diese, seine Schuld: Wo endet sie am deutlichsten, sodass man sie zuverlässig trennen könnte vom unschuldigen Werk?

Nein: Kunstwerk und Künstler, sie sind so verwoben miteinander wie Begriff und Denken. Wie Wahrheit und Wirklichkeit. Nichts trennt den Künstler von seinem Werk, ohne alles aufzulösen, was beide zu diesen macht.
Dieser Künstler Kollege auf Facebook gibt dir recht :)
CL auf Facebook hat geschrieben : ich würde meinen, Kunst und Künstler bilden eine Symbiose - ob guter oder schlechter Leumund




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So 22. Dez 2019, 09:17

Bild

Nehmen wir den (von mir gerade eben erfundenen) Naturwissenschaftler Hans Arsch. Die Physik hat ihm einige große Erkenntnisse zu verdanken. Leider ist Hans jedoch ein Arsch. Was wird passieren? Werden die Physiker aufgrund Hans' Arschsein einen weiten Bogen um dessen Erkenntnisse machen? Wohl kaum. Hier lassen sich Werk und Person problemlos "trennen". Warum ist das so? Vermutlich, weil das Werk darin besteht, dass Hans Arsch ein Stück Wahrheit ans Licht gebracht hat?!

Die Frage ist, ob das in der Kunst wirklich so anders ist, so dass man die Fälle so verschieden behandeln sollte.




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So 22. Dez 2019, 09:52

Stichwort: Wahrhaftigkeit




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Stefanie
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So 22. Dez 2019, 20:20

Also einfacher wird das jetzt nicht....
Wie kann man Wahrhaftigkeit bei einem Künstler oder Kunstwerk feststellen?



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So 22. Dez 2019, 20:29

Warum fragst du?




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Stefanie
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So 22. Dez 2019, 20:41

Weil ich mich das frage.

Sind die Bilder, die Nolde nur deshalb malte, weil er hoffte, damit die Nazis zu überzeugen, wahrhaftig oder nicht?



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Mo 23. Dez 2019, 06:01

Aus der ARD audiothek, hier kommen auch einer Reihe von Philosophen zu Wort, ganz interessant zu hören:

https://www.ardaudiothek.de/artmix-gale ... n/66642610




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“Niemand käme auf die Idee einen Staubsauger moralisch zu bewerten …”
Hintergrund dieses Statements - verkürzt gesagt: Wir bewerten nur Handlungen moralisch, daher kann man nicht die Kunst moralisch in Haft nehmen. Aber stimmt das? Wir bewerten Handlungen doch oft nach ihren Ergebnissen und das sind manchmal auch Dinge. Ein SUV (zum Beispiel) ist ja nicht gerade umweltschonend und das wird durchaus moniert.

Kunstwerke sind schließlich in aller Regel das Ergebnis von Handlungen, also können sie in dieser Hinsicht durchaus auch moralisch bewertet werden.




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Mo 23. Dez 2019, 10:13

Lisa Katharin Schmalzried schlägt in dem Feature vor, dass man zunächst das Werk so betrachtet als wüsste man nichts vom Künstler und sich nur auf die Erfahrung damit einlässt. Es könnte schließlich sein, dass in der Arbeit eine moralische Haltung zum Ausdruck kommt, die nicht mit der Position des Künstlers oder der Künstlerin zusammen fällt. Das ist sicher ein vernünftiger Vorschlag. Und oft sind wir ja gar nicht in der Position etwas über den Künstler oder die Künstlerin wissen zu können. In Ausstellungshallen begegnen uns viele Werke, deren “Autor/innen” wir gar nicht kennen … und die wir uns dennoch anschauen (können).

Dennoch: Viele Arbeiten zeigen manche ihrer Aspekte nur in erweiterten Zusammenhängen. Welches war die Zeit des Künstlers, bzw. der Künstlerin? Wo kommen sie her? Welches ist der Werkzusammenhang? (Die Kunst der Zeitgenossen gehört auch dazu.) Es gibt gelegentlich auch biografische Elemente, die Aspekte der Arbeit erhellen. Das sind keine ungewöhnlichen Fragen, die auf den Werkzusammenhang gehen. Und der Künstler bzw. die Künstlerin ist ein Teil dieses Zusammenhangs.




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Jörn Budesheim
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Mo 23. Dez 2019, 12:17

Ich mag als Künstler besonders Olav Christopher Jenssen. Ich schätze seine Bilder. Ich kenne ihn nicht. Ich hab verschiedene Katalog von ihm durchgeblättert, seine Biografie jedoch habe ich nicht gelesen.

Jetzt stelle ich mir folgende einfache Frage: Wodurch wird sein Werk zusammen gehalten? Mir fällt nur diese Antwort ein: Dadurch, dass es SEIN Werk ist. Das klingt zunächst trivial, scheint mir aber wichtig zu sein. Denn zumindest in dieser Hinsicht lassen sich Person und Werk natürlich nicht trennen. (Übrigens: Würde man diese Trennung ganz im Ernst vollziehen, gäbe es nie Interviews, Biografien und dergleichen mehr. Das wäre dann ganz überflüssig.)

Wenn ich in irgendeinem Katalog eine Arbeit sehe, die ich spannend finde, schaue ich immer nach, von wem sie ist. Da kann sich folgender innerer Monolog vollziehen: "Oh, ein Jenssen! Erstaunlich! Der Kerl ist sehr vielfältig, dass er auch 'Geo-Sachen' macht - wirklich erstaunlich." Wie man es auch dreht und wendet, der Künstler ist das “Zentrum” des Oeuvres. Und der Künstler ist keine Malmaschine (noch nicht) sondern eine Person. Es ist nicht mal ganz sicher, ob ich “nur” seine Bilder schätze oder ihn für seine Bilder. Es ist schwierig, da mit dem Seziermesser eine klare Trennung zu machen. Ich hab zwar keinen Starschnitt von ihm zu hause hängen; aber obwohl ich keinen Schimmer habe, wer er ist, gehört er zu meinen Helden.

Dadurch entstehen ja gewisse Wünsche und Vorstellungen. Ich denke, man neigt dazu (oder mache nur ich das?) eine Person als ein Ganzes zu sehen. Sie mag zwar helle und dunkle Seiten haben, aber irgendwie nimmt man sie gerne als Gesamtpaket. Wenn das ganze irgendwie “stimmt”, nimmt man auch kleinere “Schwachstellen” in Kauf und fügt sie als Schönheitsflecken ins Bild.

Das macht die Problemlage (Künstler und Werk trennen) eher zu einer psychologischen Frage als zu einer logischen. Logisch gesehen ist es schließlich einfach ein Fehler von den Schattenseiten einer Person auf ihre Äußerungen (welcher Art auch immer sie sein mögen) zu schließen. Sagt jemand etwas wahres, bleibt es wahr, auch wenn er ein Schuft ist. Ist es falsch, dann ist es falsch, auch wenn man die Person liebt.

Aber bei der Kunst fällt es mir (meistens) schwer, diesen kühlen Schritt zu tun, auch wenn ich denke, dass ich sollte.

Ich mag auch Neo Rauch gerne. Dass er in der letzten Zeit vielfach keine gute Figur gemacht hat, lässt mich nicht kalt, obwohl ich ihn gar nicht kenne und er mir egal sein sollte. Aber noch liegt dadurch für mich kein Schatten auf den Bildern …




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