anahi hat geschrieben : ↑ Mi 18. Jul 2018, 22:12
Die Unendlichkeit des Universums brauche ich nicht, um das zu fühlen, was ein gläubiger Mensch vielleicht Ehrfurcht nennen würde. Mit den großen Zahlen habe ich genug.
Ging mir ähnlich, ich brauche es aber immer etwas konkreter und so war es bei mir eine Mischform, die mich staunen ließ.
Ich war als Kind sehr an Astronomie interessiert und mit dem jungentypischen Hang zum Gigantismus, stüzte ich mich auf die spektakulären Phänomene: heller, größer, weiter, dichter. Was mich immer wieder erstaunte, waren die immensen Größenunterschiede astronomischer Objekte. Wenn man zum Bild unserer dauernden, wohgegründeten Erde den Größenausschnitt des Jupiter oder gar der Sonne einblendet, sieht man erst mal wie winzig unser Planet ist.
Sieht man dann, wie winzig wiederum unsere Sonne ist, angesichts der größten bekannten Sterne und was so etwas wie 400 mal größer eigentlich wirklich bedeutet, staunt man gleich weiter.
Dazu kamen andere Größendimensionen, die mir die ungeheueren Ausmaße des Universums vor Augen führten: Die Lichtgeschwindigkeit. Knapp 300.000 Kilometer pro Sekunde, in 1,3 Sekunden ist das Licht beim Mond, 8 Minuten braucht es von der Sonne zu uns, zum Pluto glaube ich 5 Stunden und der ist wirklich sehr weit weg. Was ist dann erst ein Lichtjahr? Ein Jahr ist dieser pfeilschnelle Strahl unterwegs und die allernächsten Sterne sind überhaupt erst nach 4,2 Jahren mit Lichtgeschwindigkeit zu erreichen. Sirius erscheint uns nur so hell, weil er nah ist, lumpige 8,7 Lichtjahre.
Was sind dann erst 100, 1000 oder gar eine Milllion Lichtjahre?
So wie es zig Sterne von zigfacher Sonnenmasse in einer durchschnittlichen Galaxie gibt. Und davon wiederum Haufen und Superhaufen ...
Das andere Faszinosum waren natürlich die schwarzen Löcher, Gebilde, die so dicht sind, dass ein Würfel von einem Kubikzentimeter, also ein etwas kleinerer Spielwürfel mit Augen/Punkten, mehrere 1000 Tonnen(!) wiegt. Gebilde, in denen die bei weitem schwächste aller 4 Grundkräfte, die Gravitation so immens groß wurde, dass sie den pfeilschnellen Lichtstrahl einfach nicht von ihrer Oberfläche weg ließ, was wiederum sehr erstaunlich ist.
Dieses Muster entdeckte ich als junger Squashspieler wieder. Kurz vor der Pubertät begann ist Squash zu spielen, wurde mit den Jahren sehr gut, hatte aber einen irischen Trainer, gegen den ich, wenn er wirklich ernst machte, keinen einzigen Punkt bekam. Wie gesagt, ich gewann zu der Zeit schon Preise bei Turnieren, war Jugendstadtmeister und fuhr am Wochenende mit den Mannschaften zum Spielen durch unser Bundesland. Dieser Trainer von mir spielte mal gegen einen der weltbesten Profis, die es zu der Zeit gab (so etwa Rang 10 in der Welt), einen Australier, der im Court Übungen machte, bei denen man große Augen bekam und mein Trainer bekam gegen ihn, wenn er richtig ernst machte, keinen einzigen Punkt. Mich und den Australier trennten sozusagen zwei Welten.
Die Hierarchie setzte sich auch nach unten fort, denn ich habe damals jeden Hobbyspieler weggeschossen, kaum einer von denen hätte gegen mich einen Punkt gekriegt. Der eben erwähnte Australier, ein "Tier" im Court spielte damals gegen die Nummer 1 der Welt, einen Pakistani und der wierderum ließ dem armen Australier so gut wie keinen Punkt. Eine weitere Welt entfernt.
Alle haben den selben Sport gemacht, man prügelt halt mit einem kleinen Schläger (heute sind die etwas größer) einen kleinen Gummiball, gegen eine Betonwand in einem Court und inmitten dieser maximal fairen, weil für alle gleichen Startbedigungen gibt es Welten, wirklich Welten an Unterschieden, deren Dimensionen man überhaupt erst erfassen kann, wenn man sehr gut spielt. Da gibt es bestimmt 10 vollkommen unterschiedliche Güteklassen.
Und noch einmal entdeckte ich dieses Muster auf der Ebene der Bewusstseinsstufen, wo es analog zum Squash innere Räume und Möglichkeiten gibt, in eigene Welten vorzudringen, so dass eigentlich vom Squash spielen über Mathematik über Wein trinken bis zum Philosophieren und Meditieren im Grunde keine Rede davon sein kann, dass man innerlich bei einer gleichen Tätigkeit dasselbe tut und erlebt.