Friederike hat geschrieben : ↑ Fr 28. Jun 2019, 11:48
Stefanie hat geschrieben : ↑ Mi 26. Jun 2019, 18:47
Mich irritiert gerade in der Diskussion, ob es tatsächlich die Tat eines Einzelnen war, oder ob eine Gruppe dahinter steckt. So wie es aussieht, hat der Mann aus rechten Gesinnung heraus getötet. Das reicht doch schon aus, dass alle Warnlampen angehen müssen. Mir scheint es, als ob es partout Hintermänner einfach geben muss, damit Konsequenzen erfolgen müssen. Die müssen auch erfolgen, wenn er ein Einzeltäter war.
Anfangs war ich wie Du auch immens irritiert. Aber vermutlich stehen im Hintergrund der Diskussion die Ereignisse um die NSU bzw. die Erfahrungen, die man mit dem Verfassungsschutz hierzulande gemacht hat. So erkläre ich mir jedenfalls den Umstand, daß sofort alle Aufmerksamkeit auf die Frage nach Mit-Täterinnen (Gruppen) gerichtet ist.
Mich irritierte die Frage nach möglichen Mittätern nicht, ich fand/finde sie sogar mehr als nur angemessen. Natürlich müssen jetzt auch mögliche Verbindungen zu den NSU-Morden geprüft werden, schließlich fand einer der NSU-Morde in Kassel statt. Die braune Szene ist in dieser Gegend leider sehr, sehr stark, oft getarnt im betont bürgerlichen Gewand.
Bei meinem letzten documenta14-Besuch wohnte ich im Umland von Kassel, im wunderschönen Wolfhagener Land.
Als ich (nach unzähligen Staus auf der gesamten Strecke) endlich in meiner beschaulichen Pension angekommen bin, wollte ich noch schnell was essen. Die Pensions-Wirtin empfahl mir dann eine Gaststätte im Ort - die einzige, die noch geöffnet hatte...
Das Essen war sehr gut, doch nach einer Weile wurde mir doch etwas komisch, als ich Gesprächsfetzen und die Themen der anderen Gäste mitbekommen habe:
rechte Parolen und rassistische Witze waren am Tresen (mit Dorf-Stammtisch) ganz selbstverständlich. Niemand störte sich daran! Offenbar teilten alle Anwesenden die gleiche rechte Gesinnung. Aus taktischen Gründen hielt ich lieber meinen Sabbel und war froh, als ich wieder in meiner Pension war.
Doch richtig heftig wurde es dann für mich am nächsten Tag, als ich auf der B450 über Wolfhagen und ab Ishta (Ort des Lübke-Mordes) auf der B251 Richtung Kassel fuhr:
die ganze Strecke war dicht mit Plakaten der NPD und Afd (immer abwechselnd)
gepflastert, als hätten diese beiden Parteien dort das politische Monopol!
Plakate anderer Parteien sah ich erst im Stadtgebiet von Kassel.
Es war unglaublich, denn sonst kannte ich solche Zustände vor Wahlen nur aus der Sächsischen Provinz. Bei uns würden solche Plakate wohl kaum eine Nacht bleiben!
In den 5 Tagen sah ich dort nicht eine Beschädigung! Allerdings unterließ ich es dann auch erneut die lokale Gastronomie zu besuchen.