Kaffeestübchen

Philosophie Chat: Hier wird geplaudert über Gott und die Welt.
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Jörn Budesheim
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Fr 2. Dez 2022, 11:21

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 10:50
Den Jungen bleibt im Prinzip nur sich die Stimmen der Alten zu "borgen" indem sie sie überreden in ihrem Sinne zu wählen.Den Jungen bleibt im Prinzip nur sich die Stimmen der Alten zu "borgen" indem sie sie überreden in ihrem Sinne zu wählen.
Ich hab mir schon überlegt, ob ich beim nächsten Mal einfach das wähle, was sich meine älteste Enkelin, die dann 16 ist, wünscht :-)

Als ich aber von der Idee, das Wahlalter zu senken zum ersten Mal gehört habe, war ich eigentlich sofort dagegen. Doch das Argument, dass gerade die, um deren Zukunft es insbesondere beim Klimaschutz geht, nicht wählen dürfen, fand ich recht überzeugend. Ob man mit 16 im Schnitt schon reif genug ist, kann ich schwer nicht beurteilen, das ist eine Frage, die eher an Soziologen und Psychologen geht. Meiner Enkelin würde ich es zutrauen, aber das ist natürlich eine etwas zu kleine Stichprobe :-)




Nauplios
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Die Lebenszeit

Ein Märchen der Brüder Grimm


"Als Gott die Welt geschaffen hatte und allen Kreaturen ihre Lebenszeit bestimmen wollte, kam der Esel und fragte ‘Herr, wie lange soll ich leben?’ ‘Dreißig Jahre,’ antwortete Gott, ‘ist dir das recht?’ ‘Ach Herr,’ erwiderte der Esel, ‘das ist eine lange Zeit. Bedenke mein mühseliges Dasein: von Morgen bis in die Nacht schwere Lasten tragen, Kornsäcke in die Mühle schleppen, damit andere das Brot essen, mit nichts als mit Schlägen und Fußtritten ermuntert und aufgefrischt zu werden! Erlaß mir einen Teil der langen Zeit.’ Da erbarmte sich Gott und schenkte ihm achtzehn Jahre. Der Esel ging getröstet weg, und der Hund erschien. ‘Wie lange willst du leben?’ sprach Gott zu ihm, ‘dem Esel sind dreißig Jahre zu viel, du aber wirst damit zufrieden sein.’ ‘Herr,’ antwortete der Hund, ‘ist das dein Wille? bedenke, was ich laufen muss, das halten meine Füße so lange nicht aus; und habe ich erst die Stimme zum Bellen verloren und die Zähne zum Beißen, was bleibt mir übrig, als aus einer Ecke in die andere zu laufen und zu knurren?’ Gott sah, dass er recht hatte, und erließ ihm zwölf Jahre. Darauf kam der Affe. ‘Du willst wohl gerne dreißig Jahre leben?’ sprach der Herr zu ihm, ‘du brauchst nicht zu arbeiten wie der Esel und der Hund, und bist immer guter Dinge.’ ‘Ach Herr,’ antwortete er, ‘das sieht so aus, ist aber anders. Wenn‘s Hirsenbrei regnet, habe ich keinen Löffel. Ich soll immer lustige Streiche machen, Gesichter schneiden, damit die Leute lachen, und wenn sie mir einen Apfel reichen und ich beiße hinein, so ist er sauer. Wie oft steckt die Traurigkeit hinter dem Spaß! Dreißig Jahre halte ich das nicht aus.’ Gott war gnädig und schenkte ihm zehn Jahre.

Endlich erschien der Mensch, war freudig, gesund und frisch und bat Gott, ihm seine Zeit zu bestimmen. ‘Dreißig Jahre sollst du leben,’ sprach der Herr, ‘ist dir das genug?’ ‘Welch eine kurze Zeit!’ rief der Mensch, ‘wenn ich mein Haus gebaut habe, und das Feuer auf meinem eigenen Herde brennt: wenn ich Bäume gepflanzt habe, die blühen und Früchte tragen, und ich meines Lebens froh zu werden gedenke, so soll ich sterben! O Herr, verlängere meine Zeit.’ ‘Ich will dir die achtzehn Jahre des Esels zulegen,’ sagte Gott. ‘Das ist nicht genug,’ erwiderte der Mensch. ‘Du sollst auch die zwölf Jahre des Hundes haben.’ ‘Immer noch zu wenig.’ ‘Wohlan,’ sagte Gott, ‘ich will dir noch die zehn Jahre des Affen geben, aber mehr erhältst du nicht.’ Der Mensch ging fort, war aber nicht zufriedengestellt.
Also lebt der Mensch siebzig Jahr. Die ersten dreißig sind seine menschlichen Jahre, die gehen schnell dahin; da ist er gesund, heiter, arbeitet mit Lust und freut sich seines Daseins. Hierauf folgen die achtzehn Jahre des Esels, da wird ihm eine Last nach der andern aufgelegt: er muss das Korn tragen, das andere nährt, und Schläge und Tritte sind der Lohn seiner treuen Dienste. Dann kommen die zwölf Jahre des Hundes, da liegt er in den Ecken, knurrt und hat keine Zähne mehr zum Beißen. Und wenn diese Zeit vorüber ist, so machen die zehn Jahre des Affen den Beschluss. Da ist der Mensch schwachköpfig und närrisch, treibt alberne Dinge und wird ein Spott der Kinder."

Ein Schöpfergott, mit dem seine Geschöpfe über das ihnen zugedachte Alter verhandeln können: Hat der Mensch hier klug verhandelt? War es der Prototyp dessen, was wir heute Intelligenz nennen, der für den Menschen siebzig Lebensjahre aushandelte oder seine Unersättlichkeit, mit der er sich diese Lebenszeit einhandelte? -

Es ist auch ein Märchen über den Fußabdruck, den ein solcher Deal heraufbeschwören mußte. Oder eines über die zu geringe Belastbarkeit der Schöpfung: ein Fehler des demiurgischen Statikers.

Man kann es auch lesen als ein Märchen über die Vergreisung und das damit einhergehende Schwinden politischer Urteilskraft - etwa bei Wahlvorgängen; im Gegensatz zur Tatkraft und Frische der Jugend.




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Jörn Budesheim
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Fr 2. Dez 2022, 13:44

Nauplios hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 13:38
Gegensatz
Wenn ich nach der Absenkung des Wahlalters frage, dann ist damit eigentlich kein Gegensatz (zwischen Jung und Alt oder etwas in der Art) gemeint. Auch ist nicht gemeint, den Alten das Wahlrecht abzuerkennen. Das Wahlalter wurde zum letzten Mal vor einem halben Jahrhundert gesenkt. Ich finde, über diese Frage kann man durchaus diskutieren :-)




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NaWennDuMeinst
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Fr 2. Dez 2022, 14:23

Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 10:59
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 10:50
Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 10:43


Ja, das ist wie bei den Wahlen, wo der Sieg solange nicht garantiert ist, solange die Stimmen der zukunftsfähigen Jungen nicht mehr gewichtet werden als die der zukunftslosen Alten. :mrgreen:
Da geht es um was anderes. Die Jungen haben gar keine Chance sich mit ihren Anliegen durchzusetzen, weil sie von den zahlenmäßig überlegenen Alten einfach überstimmt werden.
Deutschland vergreist.
Den Jungen bleibt im Prinzip nur sich die Stimmen der Alten zu "borgen" indem sie sie überreden in ihrem Sinne zu wählen.
Hab ich gerade drüber geschrieben. Diese Haltung ist grundgesetzwidrig, weil sie gegen die Wahlgrundsätze verstößt. Siehe meinen Beitrag beim Fußabdruck.
Wo im Grundgesetz steht, dass man eine Änderung des Wahlrechts nicht fordern darf?
Ob das dann machbar ist, ist ja eine andere Frage. Aber den Mißstand aufzuzeigen und ihn zu kritisieren ist sicher kein Grundgesetzverstoß.

Und andere Menschen zu überzeugen ist auch kein Verstoß gegen das Wahlrecht. Sonst gäbe es ja keine Wahlwerbung.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
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Nauplios
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Fr 2. Dez 2022, 15:27

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 13:44
Nauplios hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 13:38
Gegensatz
Wenn ich nach der Absenkung des Wahlalters frage, dann ist damit eigentlich kein Gegensatz (zwischen Jung und Alt oder etwas in der Art) gemeint. Auch ist nicht gemeint, den Alten das Wahlrecht abzuerkennen. Das Wahlalter wurde zum letzten Mal vor einem halben Jahrhundert gesenkt. Ich finde, über diese Frage kann man durchaus diskutieren :-)
Ich habe nichts gegen die Absenkung des Wahlalters auf 16. Wenn ich es richtig sehe, dann wird im politischen Raum die Forderung nach einer solchen Absenkung vor allem von der SPD und den GRÜNEN erhoben, weil man sich davon Zugewinne verspricht. Das ist legitim.

"Laut einer Wahlanalyse von Infratest dimap für die ARD ist die FDP bei Erstwählern die erfolgreichste Partei. Der Analyse zufolge schneidet die FDP mit 23 Prozent in dieser Gruppe am besten ab." (Quelle)

Der "Gegensatz" ist ja einer, den die Brüder Grimm in ihrem Distributionsmärchen über die Einteilung der Lebenszeit konstruieren. Das Märchen ist in dieser Form knapp 200 Jahre alt.




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Lucian Wing
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Fr 2. Dez 2022, 15:49

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 14:23
Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 10:59
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 10:50


Da geht es um was anderes. Die Jungen haben gar keine Chance sich mit ihren Anliegen durchzusetzen, weil sie von den zahlenmäßig überlegenen Alten einfach überstimmt werden.
Deutschland vergreist.
Den Jungen bleibt im Prinzip nur sich die Stimmen der Alten zu "borgen" indem sie sie überreden in ihrem Sinne zu wählen.
Hab ich gerade drüber geschrieben. Diese Haltung ist grundgesetzwidrig, weil sie gegen die Wahlgrundsätze verstößt. Siehe meinen Beitrag beim Fußabdruck.
Wo im Grundgesetz steht, dass man eine Änderung des Wahlrechts nicht fordern darf?
Ob das dann machbar ist, ist ja eine andere Frage. Aber den Mißstand aufzuzeigen und ihn zu kritisieren ist sicher kein Grundgesetzverstoß.

Und andere Menschen zu überzeugen ist auch kein Verstoß gegen das Wahlrecht. Sonst gäbe es ja keine Wahlwerbung.
Natürlich kann man andere überzeugen. Aber mein Eindruck ist, dass wenn die eigene Weltanschauung sich inhaltlich nicht durchsetzt, dann dreht man eben am Wahlrecht herum, bis es passt. Trumpisten und Bolsonari lassen grüßen.

Was weiß ein 16-Jähriger über die Nöte der Rentner? Über Bürgerversicherung? Pflegeversicherung? Bürgergeld? Innere Sicherheit? Äußere Sicherheit?Steuern und Abgaben? Sozialstaatlichkeitsprinzip? Über all die Fragen, die jeden in der Gegenwart betreffen? Aber den Verfechtern der Senkung geht es nur um ein einziges Thema beim Wahlrecht.

Ich persönlich halte schon diese immer stärkere Aufschlüsselung von Wahlergebnissen nach Alter für einen Verstoß gegen geheime Wahlen.

Aber wegen mir kann man das Wahlalter ruhig senken - unter einer Bedingung. Wer über mein Schicksal mitspricht und Verantwortung übernehmen will, der übernimmt auch die volle Verantwortung für sein eigenes Leben. Mit 16 zum ersten Mal wählen, mit 20 zum zweiten Mal und dann noch einen Menschen totschlagen mit 20 und wie ein Jugendlicher verurteilt werden, das passt nicht. Was dann ein Thema für den Strang um die Rechte und Pflichten wäre.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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NaWennDuMeinst
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Fr 2. Dez 2022, 15:56

Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 15:49
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 14:23
Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 10:59


Hab ich gerade drüber geschrieben. Diese Haltung ist grundgesetzwidrig, weil sie gegen die Wahlgrundsätze verstößt. Siehe meinen Beitrag beim Fußabdruck.
Wo im Grundgesetz steht, dass man eine Änderung des Wahlrechts nicht fordern darf?
Ob das dann machbar ist, ist ja eine andere Frage. Aber den Mißstand aufzuzeigen und ihn zu kritisieren ist sicher kein Grundgesetzverstoß.

Und andere Menschen zu überzeugen ist auch kein Verstoß gegen das Wahlrecht. Sonst gäbe es ja keine Wahlwerbung.
Natürlich kann man andere überzeugen. Aber mein Eindruck ist, dass wenn die eigene Weltanschauung sich inhaltlich nicht durchsetzt,
Ich lese an der Stelle schon gar nicht mehr weiter, weil das einfach niemand gesagt hat.
Es geht darum, dass es in Deutschland einfach viel, viel mehr alte Menschen gibt als junge Menschen.
Und das hat zur Folge, dass sich die Jungen an der Wahlurne auf den Kopf stellen können, sie KÖNNEN EINFACH GAR NICHTS REISSEN, weil sie zahlenmäßig unterlegen sind.
Das heißt die Alten bestimmen hier wo's lang geht. Natürlich kritisieren die Jungen das, weil ihre Interessen einfach untergehen.
Und das ist auch deshalb blöd, weil die Alten damit die Zukunft der Jungen bestimmen.



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AufDerSonne
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Fr 2. Dez 2022, 16:32

Gugus!
Wollte mich nur mal melden.
Ich höre gerade Keith Jarrett. Ist noch gute Musik. Ich liebe Jazz.
Hier darf man ja plaudern, ist ja das Kaffeestübchen. Ach ja. Kaffee trinke ich auch gerade.
Was macht ihr so den ganzen Tag? Ich bin am Programmieren. Ja, jetzt halt mehr so Übungen, nichts, was man produktiv einsetzen könnte. Aber es macht Spaß.

Apropos Spaß. Soll das Leben eigentlich Spaß machen oder ist das eher so eine ernste Sache? Ich denke, es ist gut, wenn das Leben Spaß macht.
Also nicht gerade Friede, Freude, Eierkuchen. Das schon nicht. Gut, manchmal auch das.
Bei mir gibt es so eine Schwelle. Wenn ich darunter bin, kann ich nichts tun, wenn ich darüber bin, dann geht alles. Also ich funktioniere recht Schwarz-weiß. So ein Mittelding gibt es bei mir eigentlich nicht.

Wie habt ihr es mit dem Arbeiten? Macht euch eure Arbeit Spaß? Übliche Antwort. Ja, aber nicht immer. Ja, ist halt normal.
Was arbeitet ihr eigentlich? Ich gebe im Moment Computer-Kurse. Ja, es sind faszinierende Maschinen, diese Computer. Also ich habe Computer noch gerne.



Ohne Gehirn kein Geist!

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Lucian Wing
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Fr 2. Dez 2022, 16:48

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 15:56
Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 15:49
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 14:23

Wo im Grundgesetz steht, dass man eine Änderung des Wahlrechts nicht fordern darf?
Ob das dann machbar ist, ist ja eine andere Frage. Aber den Mißstand aufzuzeigen und ihn zu kritisieren ist sicher kein Grundgesetzverstoß.

Und andere Menschen zu überzeugen ist auch kein Verstoß gegen das Wahlrecht. Sonst gäbe es ja keine Wahlwerbung.
Natürlich kann man andere überzeugen. Aber mein Eindruck ist, dass wenn die eigene Weltanschauung sich inhaltlich nicht durchsetzt,
Ich lese an der Stelle schon gar nicht mehr weiter, weil das einfach niemand gesagt hat.
Es geht darum, dass es in Deutschland einfach viel, viel mehr alte Menschen gibt als junge Menschen.
Und das hat zur Folge, dass sich die Jungen an der Wahlurne auf den Kopf stellen können, sie KÖNNEN EINFACH GAR NICHTS REISSEN, weil sie zahlenmäßig unterlegen sind.
Das heißt die Alten bestimmen hier wo's lang geht. Natürlich kritisieren die Jungen das, weil ihre Interessen einfach untergehen.
Und das ist auch deshalb blöd, weil die Alten damit die Zukunft der Jungen bestimmen.
Und wenn es, wie in Afrika, umgekehrt wäre? Wenn die Jungen die Gegenwart durch ihre bloße Zahl dominieren und den Alten nach dem Motto: die sterben eh in ein paar Jahren, alles verweigern, würdest du dann umgekehrt eingreifen wollen?

Ich glaube wirklich, dass alle, die argumentieren wie du, nicht verstanden haben, was die Wahlgrundsätze besagen. Tut mir leid, aber das Wahlrecht gewichtet Stimmen ABSOLUT gleich. Das heißt: gleich bei den Wahlgrundsätzen.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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Fr 2. Dez 2022, 16:54

Ja ja, die Kunst Recht zu behalten. :D



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Henk
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Fr 2. Dez 2022, 17:06

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 15:56
Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 15:49
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 14:23

Wo im Grundgesetz steht, dass man eine Änderung des Wahlrechts nicht fordern darf?
Ob das dann machbar ist, ist ja eine andere Frage. Aber den Mißstand aufzuzeigen und ihn zu kritisieren ist sicher kein Grundgesetzverstoß.

Und andere Menschen zu überzeugen ist auch kein Verstoß gegen das Wahlrecht. Sonst gäbe es ja keine Wahlwerbung.
Natürlich kann man andere überzeugen. Aber mein Eindruck ist, dass wenn die eigene Weltanschauung sich inhaltlich nicht durchsetzt,
Ich lese an der Stelle schon gar nicht mehr weiter, weil das einfach niemand gesagt hat.
Es geht darum, dass es in Deutschland einfach viel, viel mehr alte Menschen gibt als junge Menschen.
Und das hat zur Folge, dass sich die Jungen an der Wahlurne auf den Kopf stellen können, sie KÖNNEN EINFACH GAR NICHTS REISSEN, weil sie zahlenmäßig unterlegen sind.
Das heißt die Alten bestimmen hier wo's lang geht. Natürlich kritisieren die Jungen das, weil ihre Interessen einfach untergehen.
Und das ist auch deshalb blöd, weil die Alten damit die Zukunft der Jungen bestimmen.
"Die Corona-Pandemie hat die Einstellung normalisiert, ältere Menschen seien nutzlose, weil ohnehin bald tote, so lange aber noch rentenfressende Kreaturen." A.L. Kennedy

Bis wann ist man jung und ab wann ist man alt?
Treten die "Jungen" und die "Alten" als Blöcke auf, die sich bekämpfen? Gibt es dazu Erkenntnisse? Meines Wissens nicht.

Es gibt auch keine politische Dominanz der Älteren, jedenfalls nach Ansicht von Achim Goerres, Politikwissenschaftler und Wahlforscher, Universität Duisburg-Essen https://www.bpb.de/themen/soziale-lage/ ... er-zu-tun/
Das Durchscnittsalter der Bundestagsabgeordneten liegt seit 1990 unter 50 Jahren.
Wichtiger als das Lebensalter ist bei Wahlen die Zugehörigkeit zur sozialen Gruppe. https://taz.de/Wahlverhalten-von-Seniorinnen/!5799910/




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Lucian Wing
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Fr 2. Dez 2022, 17:31

Henk hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 17:06
Wichtiger als das Lebensalter ist bei Wahlen die Zugehörigkeit zur sozialen Gruppe. https://taz.de/Wahlverhalten-von-Seniorinnen/!5799910/
Ja, das sehe ich ähnlich. Das ist aber auch der Punkt mit dem Wahlalter. Mit der Absenkung zielt man ja auf diejenigen aus dem Reckwitz-Segment der Singularitäten, also auf die Jugendlichen aus diesem Bereich, der etwa 30 % der Bevölkerung ausmacht. Von denen erhofft man sich Stimmen, nicht von den anderen.

Ich habe sehr viele Jahre mit Jugendlichen zwischen 16 und 20 gearbeitet - sowohl mit den Bürgersöhnchen und -töchtern als auch mit denen, die nix im Leben auf die Reihe gebracht haben. Ich wäre für ein Erstwahlalter von 30. Das ist so der Zeitpunkt, in dem die Ersteren ins praktische Leben eintreten und für sich selbst zu sorgen beginnen. Oder fürs Wählen nach Abschluss einer Ausbildung und/oder des Studiums. :) Wenn wir hier schon die Wahlgrundsätze missachten wollen.



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Fr 2. Dez 2022, 17:43

Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 16:48
Und wenn es, wie in Afrika, umgekehrt wäre?
Ist es aber nicht.
WENN es so wäre könnte man die Frage umgekehrt stellen.
Ich glaube wirklich, dass alle, die argumentieren wie du, nicht verstanden haben, was die Wahlgrundsätze besagen. Tut mir leid, aber das Wahlrecht gewichtet Stimmen ABSOLUT gleich. Das heißt: gleich bei den Wahlgrundsätzen.
Du hast nicht verstanden, dass es legitim ist Wahlgrundsätze zu hinterfragen, wenn man feststellt dass es da ein Problem gibt.
Es wählt übrigens auch nicht die ganze Welt so wie wir. Schau dir den Schlamassel in den USA an. Dass die das so haben hat Gründe. Daraus folgt nicht, dass die Amis was "nicht verstanden haben".



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Fr 2. Dez 2022, 17:51

Henk hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 17:06
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 15:56
Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 15:49


Natürlich kann man andere überzeugen. Aber mein Eindruck ist, dass wenn die eigene Weltanschauung sich inhaltlich nicht durchsetzt,
Ich lese an der Stelle schon gar nicht mehr weiter, weil das einfach niemand gesagt hat.
Es geht darum, dass es in Deutschland einfach viel, viel mehr alte Menschen gibt als junge Menschen.
Und das hat zur Folge, dass sich die Jungen an der Wahlurne auf den Kopf stellen können, sie KÖNNEN EINFACH GAR NICHTS REISSEN, weil sie zahlenmäßig unterlegen sind.
Das heißt die Alten bestimmen hier wo's lang geht. Natürlich kritisieren die Jungen das, weil ihre Interessen einfach untergehen.
Und das ist auch deshalb blöd, weil die Alten damit die Zukunft der Jungen bestimmen.
"Die Corona-Pandemie hat die Einstellung normalisiert, ältere Menschen seien nutzlose, weil ohnehin bald tote, so lange aber noch rentenfressende Kreaturen." A.L. Kennedy
Das hätte ich jetzt nicht so formuliert. Allerdings habe ich den Eindruck Altersstarrsinn hat seinen Namen nicht von ungefähr.
Bis wann ist man jung und ab wann ist man alt?
Treten die "Jungen" und die "Alten" als Blöcke auf, die sich bekämpfen? Gibt es dazu Erkenntnisse? Meines Wissens nicht.
Es gibt zwischen den Altersgruppen einfach unterschiedliche Interessenlagen die sich einfach aus dem unterschiedlichen Lebensalter ergeben.

Wichtiger als das Lebensalter ist bei Wahlen die Zugehörigkeit zur sozialen Gruppe. https://taz.de/Wahlverhalten-von-Seniorinnen/!5799910/
Ich würde mir mal gerne den Altersdurchschnitt der CDU/CSU-Wähler anschauen wollen (über 65% sind 45 und älter. Über 60 sind mehr als 40%).
Der ist so hoch, dass die CDU so Experimente wie den lächerlichen Kasper Phillip Amthor nötig hat um die CDU für junge Wähler attraktiver zu machen.
Hat nicht geklappt. Die jungen Menschen finden Phillip eher peinlich als hp..



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Fr 2. Dez 2022, 19:09

Ein aktuelles Beispiel für "Gegensatz":

09.00 Uhr - Vortragsraum (1.Etage)
Stressvermeidung und Belastungsabbau

09.45 Uhr - Diagnostik (Erdgeschoss)
Belastungs-EKG

:P




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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 17:51
CDU/CSU
Günther Wessel, Klimakrise hat geschrieben : ... in der Politik ist der Konsens der Forschung noch nicht hundertprozentig akzeptiert. Es sind nicht nur dezidiert wissenschaftsfeindliche Parteien wie die AfD, die die Erderwärmung und den menschengemachten Anteil daran leugnen, es sind auch Teile der CDU und CSU, die in der sogenannten Werteunion oder dem Berliner Kreis organisiert sind. Die Werteunion in Bayern überschrieb 2020 ihr Klimamanifest: »Die Sonne steuert unser Klima, nicht das CO2.« Und im Text heißt es: Alle politischen Klimarettungsmaßnahmen basieren auf der Annahme, dass eine Erhöhung der Kohlendioxidkonzentration (CO2) die Erde um ein paar Grad Celsius aufheizt – und diese Annahme ist völliger Unsinn.




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Lucian Wing
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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 17:43
Du hast nicht verstanden, dass es legitim ist Wahlgrundsätze zu hinterfragen, wenn man feststellt dass es da ein Problem gibt.
Du kannst die Wahlgrundsätze (wie das gesamte GG) hinterfragen. Wenn du sie abschaffen wolltest, wärest du ein Fall für den Verfassungsschutz.

Ich glaube eher, du hast nicht verstanden, was ein Wahlgrundsatz ist.

Alle drehen am Wahlrecht, wenn's den eigenen Interessem dient. Wie man ja sieht an der Unfähigkeit der Parteien, sich auf ein neues Wahlrecht zu einigen, trotz entsprechenden Vorgaben des Verfassungsgerichts. Right or wrong, my party/ideology.

Wie gesagt, ich wäre für Wählen ab 30. Wenn man weiß, was es bedeutet, für sein Leben selbst verantwortlich sein zu müssen. Wenn schon Klassenwahlrecht, dann richtig und vernünftig.



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Fr 2. Dez 2022, 20:09

Was ist mit denen unter 30 Jahren, die arbeiten, Kinder und Häuschen haben?

Hypothetisch gefragt.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 19:52
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 17:43
Du hast nicht verstanden, dass es legitim ist Wahlgrundsätze zu hinterfragen, wenn man feststellt dass es da ein Problem gibt.
Du kannst die Wahlgrundsätze (wie das gesamte GG) hinterfragen. Wenn du sie abschaffen wolltest, wärest du ein Fall für den Verfassungsschutz.
Diese Reformvorschläge gibt es schon längst . Nennt sich Wahlrecht von Geburt an. Die Stimme übernehmen die Eltern.

In dem Gesetzentwurf heißt es u.a., die demographische Entwicklung mit der zunehmenden Überalterung in Deutschland gefährde die Zukunft der Gesellschaft. Eine kinderfreundliche Politik sei notwendig. Familien sollten größeren Einfluss auf die Politik erhalten. Deswegen sollte das Wahlrecht ab der Geburt im Grundgesetz verankert werden. Bis zum 18. Lebensjahr übten die Eltern dies aus. Die folgenden Überlegungen schaffen zusätzlichen Zündstoff: "Eltern sollten bei der Ausübung des Wahlrechts in Stellvertretung ihres Kindes dessen wachsende Fähigkeit und das wachsende Bedürfnis des Kindes zu selbständigem verantwortungsbewusstem Handeln berücksichtigen. Die Wahlentscheidung sollte von den Eltern, soweit es nach dem Entwicklungsstand des Kindes angezeigt ist, mit dem Kind besprochen werden."

Für die Anhänger des Wahlrechts von Geburt an ist es nicht akzeptabel, etwa 20 Prozent der Bevölkerung vom Wahlrecht auszuschließen. Es handle sich um den "vielleicht wichtigsten Beitrag zum Thema Generationengerechtigkeit". Kritiker wenden ein, beim Familienwahlrecht liege ein Verstoß gegen das Prinzip "one man, one vote" vor. Es liefe auf eine Art Pluralwahlrecht hinaus. Das Wahlrecht sei ein höchstpersönliches Recht, das nicht delegiert werden dürfe.


https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/a ... ahlrechts/
Alle drehen am Wahlrecht, wenn's den eigenen Interessem dient.
Und Du willst es nicht angetastet haben, weil es deinen Interessen prima dient.
*gähn*

Auch das Grundgesetz kann unter bestimmten Voraussetzungen geändert werden (ausser die "ewigen Artikel", soweit ich weiß). Und wer es ändern will ist nicht automatisch ein Fall für den Verfassungsschutz. Das ist Quatsch.



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Lucian Wing
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Fr 2. Dez 2022, 20:52

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Fr 2. Dez 2022, 20:22

Und Du willst es nicht angetastet haben, weil es deinen Interessen prima dient.
Ich habe jetzt nicht von Individuen, sondern von Interessensgemeinschaften, Institutionen (wie Parteien, Verbänden, weltanschaulichen Gruppen gesprochen).

Ich persönlich bin Zuschauer. Meine Interessen sind privat, und die vertrete ich nicht einmal in der Wahlkabine. Jetzt bist du dran.



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