Alethos hat geschrieben : ↑ Mo 30. Sep 2019, 12:26
Leider konnte ich mich mangels Wissen nicht in der Art beteiligen, wie ich es für richtig und wichtig gehalten hätte. Darum fühlte ich mich als 'Hörer' resp. Leser wohler. Ich sehe meine Verantwortung für den nicht-intendierten Verlauf.
Habe am Wochenende Blumenberg-Literatur bestellt und werde mich nach deren Studium wieder zu Wort melden, falls ich dann Gescheitere zu sagen habe oder schweigen. Denn auch über etwas schweigen soll der Mensch, wenn er nichts (Interessantes) zu sagen hat.
Meine Denkrichtung ist entgegengesetzt, Alethos: Wir alle, die wir derzeit aktiv sind, sind seit Jahren vertraut im Umgang mit philosophischen Fragestellungen. Es mag das eine oder andere ungeläufiges Gelände sein, aber wir sind nicht vollkommen desorientiert in einer terra incognita. Es braucht also keine Einstiegshürden derart, daß wir etwas "(Interessantes) zu sagen" haben. Es braucht auch vorab kein "Wissen", damit eine Beteiligung legitim wird. - Aus dem, was man bereits weiß, ergibt sich aber etwas: das Er-, Ver- und Abmessen eines philosophischen Denkens erfordert ein Gerüst. Dieses Gerüst kann selbst nicht wieder von unerschütterlicher Stabilität sein. Es muß nur die Leichtgewichte von uns als Leser tragen, damit diese sich am Denkgebäude empor- und entlangarbeiten können. Will man das Gerüst laufend auf seine Statik überprüfen, mißtraut man jedweder seiner Konstruktionen, lauten das Ergebnis: "So kommen wir nicht weiter." - Im Falle Blumenbergs heißt das: wenn wir erst mal klären wollen, was eine Metapher ist, ob und wie wir sie erkennen können, ob sie überhaupt etwas bedeutet, ob es überhaupt Metaphern gibt, ob alles eine Metapher ist, was es mit der Sprache auf sich hat und was es überhaupt mit dem Denken auf sich hat ... dann beschäftigen wir uns zwar laufend mit dem Gerüst, kommen aber nicht mehr dazu, es zu benutzen, um damit zu tun, was wir ursprünglich tun wollten. Wir teilen mit Hans Blumenberg nicht die profunde Kenntnis der abendländischen Philosophietradition, die ihn auszeichnet, aber wir teilen mit ihm das Jahrhundert, in dem er gelebt hat. Wir können anfangen, ihn zu lesen. Doch kann dieser Anfang nicht auf der Nullinie allen Denkens liegen. -
Was hast Du denn für Blumenberg-Literatur bestellt?