Kaffeestübchen

Philosophie Chat: Hier wird geplaudert über Gott und die Welt.
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Stefanie
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Mo 10. Apr 2023, 16:57

Es ist einfach. Mann muss nur wollen.
Das verkrustete IOC, dem Geld über alles geht, ist bei dem Thema Transgender weiter als Du.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Burkart
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Mo 10. Apr 2023, 17:57

Stefanie hat geschrieben :
Mo 10. Apr 2023, 16:57
Es ist einfach. Mann muss nur wollen.
Das nennst du "einfach"?
Hm, und was ist, wenn sich jemand weder richtig als Mann oder Frau fühlt, ist das auch schon definiert?
Das verkrustete IOC, dem Geld über alles geht, ist bei dem Thema Transgender weiter als Du.
Was heißt "als ich"? ich muss mir über sowas ja keine Gedanken machen; wenn es Andere schon haben, jut für sie.



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Stefanie
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Mo 10. Apr 2023, 18:38

Doch auch Du solltest Dir mal ab und an Gedanken darüber machen. Es geht nicht nur um den Leistungssport. Es geht um gesellschaftliche Akzeptanz in allen Bereichen. Schule, Ausbildung, Beruf, öffentliche Toiletten, Breitensport, usw.

Das ist wie der einfach so hingeschrieben Satz, der gender pay gab beruhe darauf, dass Frauen in schlecht bezahlten Berufen arbeiten. Punkt. Mehr kommt nicht. Die Fragen und Antworten müssen aber weitergehen. Die Frage lautet nicht, warum arbeiten Frauen in diesen Bereichen, sondern warum wird dort schlecht bezahlt?
Ebenso warum arbeiten Frauen mehr in Teilzeit? Na.....warum wohl....und das in Zeiten des Fachkraftmangels.



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Burkart
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Mo 10. Apr 2023, 18:45

Da du, Jörn, den "'echte Demokratrie"-Thread geschlossen hast, erlaube ich mir hier noch etwas dazu zu sagen, genauer zu:
"Man muss sich nur dieses unterirdische Zitat anschauen, dann weiß man es."
Es ist erschreckend, wie sehr du etwas aus dem Zusammenhang reisst und den Kontext nicht weiter siehst oder sehen willst... mehr scheint sich nicht zu lohnen, darüber zu schreiben.



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Mo 10. Apr 2023, 19:02

Stefanie hat geschrieben :
Mo 10. Apr 2023, 18:38
Doch auch Du solltest Dir mal ab und an Gedanken darüber machen. Es geht nicht nur um den Leistungssport. Es geht um gesellschaftliche Akzeptanz in allen Bereichen. Schule, Ausbildung, Beruf, öffentliche Toiletten, Breitensport, usw.
Ok, einverstanden. Ich habe keine Probleme mit den Menschen, z.B. nicht im Beruf oder bei meinem Schachsport.
Das ist wie der einfach so hingeschrieben Satz, der gender pay gab beruhe darauf, dass Frauen in schlecht bezahlten Berufen arbeiten. Punkt. Mehr kommt nicht.
Du hast mich stark verkürzt und deshalb fehlerhaft "zitiert". Warum machst du das?
Die Fragen und Antworten müssen aber weitergehen. Die Frage lautet nicht, warum arbeiten Frauen in diesen Bereichen, sondern warum wird dort schlecht bezahlt?
Das ist ein erklärbares Problem unseres Kapitalismus, hat nur bedingt bzw. indirekt mit Frauen zu tun, dann müssen wir uns mit diesem beschäftigen.
Ebenso warum arbeiten Frauen mehr in Teilzeit? Na.....warum wohl....und das in Zeiten des Fachkraftmangels.
Ich kenne drei: Die eine möchte nebenbei ihre Kunst machen, der zweiten reicht ihr Geld einfach und die dritte wollte unbedingt ein Kind ohne Vater. Und nun?
Ich kenne auch männliche Kollegen in Teilzeit. Da man in unserem Beruf genug zu verdienen scheint, kann man sich ggf. dort Teilzeit leisten.

Mal ehrlich, der Fachkräftemangel ist langfirsttig ziemlich unabhängig von der Teilzeitquote.
Mal ein Blick zurück, als viele Frauen noch nicht beruftätig waren: Wieso klagte man da nicht extrem über Fachkräftemangel?



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Stefanie
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Mo 10. Apr 2023, 19:51

Geburtenstarken Jahrgänge. Es gehen mehr Menschen in Altersrente, als junge Fachkräfte nachrücken. Bis 2035 gehen 30% der jetzigen Erwerbstätigen in Rente. Plus diejenigen, die vor Rentenbeginn sterben. Plus diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können. So viele, wie dem Arbeitsmarkt dadurch fehlen, rücken aus Deutschland nicht nach.
Es gibt mehr Studenten und Studentinnen und weniger in Ausbildungsberufen. Und eine hohe Quote von teilzeitbeschäftigen Frauen, über 60 % der erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit. Diese Lücke muss aufgefüllt werden, damit die anfallende Arbeit erledigt wird. In einigen Bereichen sind allerdings Teilzeitkräfte besser, mehr Teilzeit, mehr Köpfe mit denen ein Dienstplan geschrieben werden kann. Das wiederum bedingt aber im Alter niedrige Renten.
Andererseits beobachten wie ein zunehmendes Phänomen. Die jungen Fachkräften, meist mit Studium, Mann wie Frau, wollen oft nicht voll arbeiten.

Auch Bereiche, von denen man nicht denkt, es gäbe ein Personalproblem haben das Problem. Bis 2035 gehen soviel Richterinnen und Richter in Rente, das jetzt schon klar ist, dass diese Stellen nicht alle besetzt werden können. Jetzt schon nicht. Zum einem studieren immer weniger Jura und zum anderen wird in der freien Wirtschaft und bei Anwälten mehr verdient. Diejenigen, die an die Gerichte wollen, werden noch weniger.



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Mo 10. Apr 2023, 20:53

Stefanie hat geschrieben :
Mo 10. Apr 2023, 19:51
Geburtenstarken Jahrgänge. Es gehen mehr Menschen in Altersrente, als junge Fachkräfte nachrücken.
Ja, ein großes Problem. So versuchen z.B. Firmen kreativer Mitarbeiter zu gewinnen oder zu halten. Z.B. hatten wir vor gut einem Jahr im Team noch zwei Kollegen, die eigentlich schon in Rente waren bzw. hätten sein können.
Bis 2035 gehen 30% der jetzigen Erwerbstätigen in Rente. Plus diejenigen, die vor Rentenbeginn sterben. Plus diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können. So viele, wie dem Arbeitsmarkt dadurch fehlen, rücken aus Deutschland nicht nach.
Tja... Ich frage mich manchmal, ob man bei weniger Leuten nicht irgendwie die Arbeit reduzieren könnte oder besser priorisieren. Oder ob man doch ansatzweise KI einsetzen kann? Mehr zu digitaliseren und/oder automatisieren wird schon weiter passieren, aber wie gut und wie viel (und in welchem Zeitraum)...

Es gibt mehr Studenten und Studentinnen und weniger in Ausbildungsberufen.
Ja, z.B. Handwerker werden rarer...
Und eine hohe Quote von teilzeitbeschäftigen Frauen, über 60 % der erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit.
So viele sogar...
Diese Lücke muss aufgefüllt werden, damit die anfallende Arbeit erledigt wird.
Lücke füllen, so weit es geht... oder halt vielleicht doch versuchen, Arbeit zu reduzieren? Es ist natürlich die Frage, wo und wie es ginge... und ob man die Arbeitskräfte sinnvoll anders einsetzen kann...
In einigen Bereichen sind allerdings Teilzeitkräfte besser, mehr Teilzeit, mehr Köpfe mit denen ein Dienstplan geschrieben werden kann. Das wiederum bedingt aber im Alter niedrige Renten.
Andererseits beobachten wie ein zunehmendes Phänomen. Die jungen Fachkräften, meist mit Studium, Mann wie Frau, wollen oft nicht voll arbeiten.
Hm, nicht voll zu arbeiten kam mir früher nie in den Sinn, da hat sich die Gesellschaft geändert, u.a. vermutlich, weil auch junge Männer sich Teilzeit mehr vorstellen können.
Auch Bereiche, von denen man nicht denkt, es gäbe ein Personalproblem haben das Problem. Bis 2035 gehen soviel Richterinnen und Richter in Rente, das jetzt schon klar ist, dass diese Stellen nicht alle besetzt werden können. Jetzt schon nicht. Zum einem studieren immer weniger Jura und zum anderen wird in der freien Wirtschaft und bei Anwälten mehr verdient. Diejenigen, die an die Gerichte wollen, werden noch weniger.
Und dann gibt es dort immer mehr zu tun, die Aktenberge häufen sich... vielleicht, weil es mehr zu richten gibt als früher?



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NaWennDuMeinst
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Di 11. Apr 2023, 00:52

Stefanie hat geschrieben :
Mo 10. Apr 2023, 19:51
Geburtenstarken Jahrgänge.
Was ist eigentlich der Grund dafür, dass die Geburtenzahlen immer mehr zurückgehen?
Was ist denn da los? Wieso haben die Deutschen keinen Bock auf Kinder?
Ob das was damit zu tun haben könnte wie junge Menschen ihre Rolle in der Gesellschaft neu interpretieren?

"Kinder rauspressen und hinterm Herd stehen? Nlö, kein Bock. "



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
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NaWennDuMeinst
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Di 11. Apr 2023, 18:34

Screenshot 2023-04-11 181702.jpg
Screenshot 2023-04-11 181702.jpg (44.06 KiB) 4305 mal betrachtet



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Stefanie
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Di 11. Apr 2023, 18:37

Deutschland liegt mit seiner Geburtenrate im europäischen Mittelfeld. Corona hatte ab 2020 auch Auswirkungen auf die Anzahl der Geburtenraten in Europa. 2020 war noch normal. 2021 sank z.B. in Deutschland die Anzahl der Geburten, ein erheblicher Grund war die zu späte Impfempfehlung der Stiko für Schwangere. In Frankreich stieg sie aber deutlich, rauschte aber 2022 wieder nach unten.
Spitzenreiter bei der Geburtenrate ist seit Jahren Frankreich. Auch in Frankreich geht die Geburtenrate zurück, aber trotzdem bleibt Frankreich in der Spitzenposition. Warum das so ist, hören viele in Deutschland nicht gerne.
Frankreich hat ein wesentlich besseres, umfangreiches Betreuungsangebot. Bei Kindern ab 2 Jahren liegt die Betreuungsquote außerhalb des Elternhaus bei 100%. Frauen gehen nach der Geburt des oder Kinder wieder viel früher arbeiten in Deutschland. Zwar arbeiten in Deutschland etwa 70 % der Mütter, davon über 60 % in teilzeit. In Frankreich ist die quote der erwerbstätigen Mütter etwas geringer, aber es arbeiten deutlich mehr Mütter in Vollzeit. Frankreich sieht es pragmatisch, Deutschland dogmatisch.
In Frankreich ist es selbstverständlich, Kinder in die Betreuung wie Kitas, Vorschule, in die Nachmittagsbetreuung etc. zu geben. Es gibt ja ausreichend Plätze. In Deutschland hat eine Mutter die Kinder nicht abzugeben... und um Kita Plätze wird schon vor der Geburt gekämpft. In Deutschland gibt es zu wenige Plätze zur Nachmittagsbetreuung nach der Schule. Kinder sind in Deutschland ein Armutsrisiko, vor allem für Frauen bei der Rente.

Wenn wir mehr Kinder haben wollen, müssen die Betreuungsangebte deutlich ausgebaut werden und bezahlbar sein. Die Gesellschaft muss aufhören, immer noch Müttern und Eltern ein schlechtes Gewissen zu machen, wenn sie ihre Kinder betreuen lassen. Der tägliche Spagat zwischen Kindererziehung, Hausarbeit und Job muss aufhören. Arbeitgeber müssen flexibler werden. Frauen sind gut ausgebildet, dieses Potential verpufft. Das Hausfrauenmodell hat ausgedient.
Es gibt übrigens keinerlei Anzeichen, dass französische Kinder aufgrund der Fremdbetreuung zu psychisch kranken Menschen werden.



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Stefanie
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Di 11. Apr 2023, 18:38

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 11. Apr 2023, 18:34
Screenshot 2023-04-11 181702.jpg
Wie, echt jetzt?

Huch, das Bild wird nicht mitzitiert.



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Burkart
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Di 11. Apr 2023, 23:04

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 11. Apr 2023, 00:52
Stefanie hat geschrieben :
Mo 10. Apr 2023, 19:51
Geburtenstarken Jahrgänge.
Was ist eigentlich der Grund dafür, dass die Geburtenzahlen immer mehr zurückgehen?
Was ist denn da los? Wieso haben die Deutschen keinen Bock auf Kinder?
Ob das was damit zu tun haben könnte wie junge Menschen ihre Rolle in der Gesellschaft neu interpretieren?

"Kinder rauspressen und hinterm Herd stehen? Nlö, kein Bock. "
Stefanies Ausführungen sind sicherlich lesenswert, aber man kann auch andere Aspekte sehen.

Früher war das Heiraten mehr angesagt als heute und dazu zählten früher auch mehr Kinder als heutzutage, also schon rein aus gesellschaftlichen Aspekten, z.B. Ansehen.
Werte haben sich z.B. durch den Femismus vor allem bei Frauen geändert, insofern Frauen mehr als (nur) Kindern wollten und damit Kindern unwichtiger wurden, somit auch ihre Anzahl.
Meine Partnerin z.B. wollte immer nur Karriere machen; ein, zwei Generationen früher wäre das noch anderes gewesen (z.B. entsprechend ihrer Mutter), sodass bei uns Kinder leider nicht in (ihrer) Planung waren.

Andere Aspekte haben sich z.T. drumherum entwickelt, z.B. der gewachsene Individualismus (oder gar Egoismus), u.a. in Formen viel mehr Möglichkeiten/Hobbys/usw. als früher, die gewissermaßen alle in Konkurrenz zum eigenen Nachwuchs stehen.



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Timberlake
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Fr 14. Apr 2023, 22:12

Stefanie hat geschrieben :
Di 11. Apr 2023, 18:37

Wenn wir mehr Kinder haben wollen, ..
.. sollten wir tatsächlich mehr Kinder haben wollen ?




Burkart
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Sa 15. Apr 2023, 10:09

Timberlake hat geschrieben :
Fr 14. Apr 2023, 22:12
Stefanie hat geschrieben :
Di 11. Apr 2023, 18:37

Wenn wir mehr Kinder haben wollen, ..
.. sollten wir tatsächlich mehr Kinder haben wollen ?
Tja, zeigt die Frage nicht schon unser Problem auf?



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Stefanie
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Mo 24. Apr 2023, 19:19

Die Mietwohnung, in der ich wohne, hat einen Durchlauferhitzer für Bad und Küche. Der war schon drin, als ich einzog und war 25 Jahre alt und nie was dran gewesen. Bis gestern, er hat seinen Dienst eingestellt und damit gab es kein warmes Wasser. Schon mal mit kalten Wasser sich morgens die Haare gewaschen? Furchtbar.
Heute mittag kam der neue Durchlauferhitzer, das nach nach nach Folgemodell. Selbst ich sah den Unterschied. Beim alten Gerät war beim Heizelement alles aus Kupfer, und noch andere Teile aus Metall. Das neue Gerät hat wesentlich mehr Plastik. Die Technik ist besser, und soll etwas auch weniger Strom verbrauchen. Aber...
Der Hersteller gibt an, maximal 10 Jahre hält das Gerät und durchschnittlich ist nach 5 Jahren Schluss. Nach der Garantie lohnt sich eine Reparatur nicht. Weil, der Betrieb, der das neue Gerät lieferte, darf nur reparieren, wenn regelmäßig teure Schulungen beim Hersteller gemacht werden, das macht kein Handwerksbetrieb. Wenn man reparieren will, was durchaus geht, bezahlt man hohe Anfahrtskosten plus hohen Stundenlohn für einen Techniker des Herstellers. Ein neues Gerät ist billiger.
Hmm, etwas weniger Stromverbrauch, aber alle 5 Jahre ein neues Gerät, weil die Reparatur teurer ist, als ein neues Gerät?
Als Laie reparieren ist keine gute Idee, Starkstrom.
Irgendwie ist das schräg.



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Burkart
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Mo 24. Apr 2023, 22:32

Hallo Stefanie,

ja, leider geht es zu oft nicht um das Wohl des Verbrauchers (des normalen Alltagsmenschen) wie dich, sondern ums Geld verdienen z.B. vom Hersteller oder zumindest um ihre Bequemlichkeit, z.B. das Reparieren nicht einfach(er) zu machen.
Hinsichtlich des Reparierens soll es wenigstens gesetzlich besser werden, aber ob das wirklich viel bringt...

Tja ja, der Kapitalismus... ich frage mich wirklich, ob es dagegen mal mehr Bestrebungen geben wird (hm, vielleicht sollte ich mir daraus ein ernsthafteres Hobby machen?) ... oder ob andere Probleme diese nicht wichtig genug erscheinen lassen (ob nun die Langzeit-Umweltprobleme oder temporärere wie Putins Krieg u.ä.)



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Timberlake
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Di 25. Apr 2023, 04:35

Stefanie hat geschrieben :
Mo 24. Apr 2023, 19:19

Hmm, etwas weniger Stromverbrauch, aber alle 5 Jahre ein neues Gerät, weil die Reparatur teurer ist, als ein neues Gerät?
Als Laie reparieren ist keine gute Idee, Starkstrom.
Irgendwie ist das schräg.
.. nun ja .. kommt ganz auf die "Perspektive" an ..
  • Definition: Was ist eine geplante Obsoleszenz?
    Geplante Obsoleszenz ist eine Strategie des Konstruierens von Produkten mit begrenzter Lebensdauer, damit der Kunde diese durch Neukauf ersetzen muss. Das Grundprinzip dieser Strategie besteht darin, langfristige das Absatzvolumen zu erhöhen, indem die Zeit zwischen wiederholten Käufen verkürzt wird.
Nur mal zum "Vergleich" ...
  • Geplante Obsoleszenz wäre in der Planwirtschaft undenkbar

    ... Unternehmen, die langlebigere Glühbirnen produzierten, wurden von den großen Unternehmen aus dem Markt gedrängt. „Interessant ist aber auch, dass es ökonomische Systeme gibt, die grundsätzlich gegen eine solche Ausrichtung aufgestellt sind. Zum Beispiel die Planwirtschaft im Sozialismus. Die Glühlampen-Produktion der DDR hat im unmittelbaren Vergleich zu Osram in der Bundesrepublik Deutschland ganz anders funktioniert. Der Hersteller Narva, der in einem ehemaligen Osram-Werk in Ostberlin produzierte, hat mit Stolz Glühlampen hergestellt, die langlebiger waren.“ Doch nach der Wende war auch dieser Produzent Geschichte. Die letzten Navra-Glühbirnen finden sich heute in alten DDR-Kühlschränken und leuchten noch immer.
DDR-Haushaltsgeräte: Per Gesetz unkaputtbar
  • " Dann hat man allerdings festgestellt, dass der Kühlschrank mit 12 bis 15 Jahren zu langlebig und im Grunde genommen deshalb uninteressant ist, wenn man viele verkaufen möchte. Und der lief dann nicht mehr über Quelle."
    Dieter Rochhausen, ehemaliger Ingenieur für Kältetechnik
Quelle kündigte den Vertrag bereits nach kurzer Laufzeit. Die Kunden sollten lieber neu kaufen. Immer bessere Geräte, die weniger Strom verbrauchen, auch wenn so mehr Ressourcen und so letztendlich mehr Energie für die Herstellung notwendig sind - ein ökologischer Teufelskreis. Ökonomisch aber äußerst lohnend.




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NaWennDuMeinst
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Do 27. Apr 2023, 01:13

Timberlake hat geschrieben :
Di 25. Apr 2023, 04:35
Stefanie hat geschrieben :
Mo 24. Apr 2023, 19:19

Hmm, etwas weniger Stromverbrauch, aber alle 5 Jahre ein neues Gerät, weil die Reparatur teurer ist, als ein neues Gerät?
Als Laie reparieren ist keine gute Idee, Starkstrom.
Irgendwie ist das schräg.
.. nun ja .. kommt ganz auf die "Perspektive" an ..
  • Definition: Was ist eine geplante Obsoleszenz?
    Geplante Obsoleszenz ist eine Strategie des Konstruierens von Produkten mit begrenzter Lebensdauer, damit der Kunde diese durch Neukauf ersetzen muss. Das Grundprinzip dieser Strategie besteht darin, langfristige das Absatzvolumen zu erhöhen, indem die Zeit zwischen wiederholten Käufen verkürzt wird.
Jaja.
Guck mal hier:
Amiga1200.jpg
Amiga1200.jpg (1004.21 KiB) 3907 mal betrachtet
Amiga 1200, Baujahr 1992. Herrsteller war Commodore International, USA.
Wie Du sehen kannst läuft der noch. Vom selben Hersteller habe ich hier noch einen Commodore 128 und einen Commodore 64. Die sind aus den 80'er Jahren. Laufen auch noch.

Der Grund warum so viele Geräte weggeschmissen werden ist nicht, weil sie geplant kapputt gehen, sondern weil sie technisch überholt sind.
Keine Sau will ein 15 Jahre altes Handy haben. Und auch keinen 31 Jahre alten Computer.
Ausser Retro-Nerds wie ich.

Der Punkt ist einfach, dass Technik sich heute so schnell überholt, dass es gar keinen Sinn hat sie langlebig zu bauen. Der Kunde will nach 5 Jahren sowieso wieder ein neues, besseres Gerät.

Bei Waren, die nicht der Schnellebigkeit der Technikbranche unterliegen sieht das ganz anders aus.
Ein Beispiel ist die Firma Zippo, ide Feuerzeuge herstellt und auf diese eine lebenslange Garantie gibt.
Feuerzeuge kann man auch langlebig bauen. Denn sie funktionieren auch in 50 Jahren noch so wie es der Zweck eines Feuerzeuges ist. Sie sollen Feuer machen. Und das Prinzip eines Feuerzeuges bleibt auch in 50 Jahren noch das selbe.
Bei technischen Geräten ist das aber ganz anders. Mit einem 30 Jahre alten Computer oder Kühlschrank kann heute keiner mehr was anfangen (ausser eben Liebhaber und Sammler), weil die Technik sich inzwischen weiterentwickelt hat. Was soll ich mit einem Computer, mit dem man nicht ins Internet kann?
Und was soll ich mit einem Kühlschrank, der keine Temperaturzonen hat oder so viel Strom verbraucht, dass ich mir wegen der Stromrechnung nichts mehr zum Fressen kaufen kann, was ich mit dem Kühlschrank kühlen könnte?
Also warum sollten Hersteller technische Geräte bauen die 30 Jahre halten? Das ergibt ja keinen Sinn. Und deshalb ist Lenglebigkeit bei technischen Geräten meist kein Kriterium. Viele Geräte halten aber trotzdem sehr lange (siehe mein Beispiel oben), was die Theorie, die Hersteller würden absichtlich Schwachstellen einbauen, unglaubwürdig macht.
Ich denke nicht dass die meisten Hersteller so agieren. Allerdings ist das Kriterium "Langlebigkeit" bei der Entwicklung von technischen Geräte sicher nicht die oberste Priorität. Aus genannten Gründen. Weil es einfach keinen Sinn macht ein technische Gerät , das nach 5 Jahren schon technisch überholt ist und dann von dem Großteil der Kunden nicht mehr verwendet werden kann, langlebig zu bauen.
Ja, undenkbar. So wie die Planwirtschaft selbst. Deshalb gibt es sie ja auch nicht mehr. Genauso wie die DDR.



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Stefanie
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Do 27. Apr 2023, 20:54

Waschmaschinen sind absolut technisch wesentlich effizienter und sparsamer als ein 20 Jahre altes Gerät. Die von einer Mutter hatte aber so einige Spielereien eingebaut. Geräusche beim Bedienen der Buttons, blinkende Lämpchen ohne Ende und als Krönung wurde, wenn die Maschine fertig ist, ein Liedchen gespielt als Signal, dass man die Tür aufmachen kann. Blöd nur, wenn die Funktion Liedchen spielen kaputt ist, sich die Tür dann nicht mehr öffnen lässt. Meine Mutter hat erneut eine neue Waschmaschine.
Kühlschränke sind auch Geräte, bei denen ein Austausch Sinn macht. Moderne Geräte brauchen schlicht weniger Strom.

Aber...Handrührgerät. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier ein grosser technischer Fortschritt zu verzeichnen ist. Sie sind leichter...mehr Plastik. Haltbarkeit um die Hälfte reduziert. Erfahrungswert in den Haushalten meiner Sippschaft.

Ich denke, es ist eine Mischung von durchaus oft gewollt kurzer Lebensdauer eines Geräts und unserem Verhalten. Wie ich im Internet herausgefunden habe nennt sich letzteres psychologische Obsoleszenz.

Hinsichtlich des Durchlauferhitzer kann ich feststellenPower, dass alte Gerät mehr Power hatte, was den Wasserdruck angeht.



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NaWennDuMeinst
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Do 27. Apr 2023, 21:22

Stefanie hat geschrieben :
Do 27. Apr 2023, 20:54
Aber...Handrührgerät. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier ein grosser technischer Fortschritt zu verzeichnen ist. Sie sind leichter...mehr Plastik. Haltbarkeit um die Hälfte reduziert. Erfahrungswert in den Haushalten meiner Sippschaft.
Bei den Kleingeräten ist das auch sehr oft eine Preisfrage. Meist will man für sowas nicht viel Geld ausgeben. Das macht sich dann auch in der Qualität der Geräte bemerkbar.
Hinsichtlich des Durchlauferhitzer kann ich feststellenPower, dass alte Gerät mehr Power hatte, was den Wasserdruck angeht.
Wahrscheinlich hat das neue Gerät weniger KW. Das spart Strom, hat aber zur Folge, dass das Wasser langsamer durch das Gerät fliessen muss, damit es genügend erwärmt wird.
Ich vermute das Gerät hat zu diesem Zweck eine eingebaute Drossel.



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