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Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Mo 10. Feb 2020, 18:31
von Alethos
Drei Freunde legen für ein Geschenk zusammen, sagen wir, einen Blumentopf :) Nun spielt es doch immer eine Rolle, ob das Geld des einen von einem Raub herrührt. Dabei ist gleichgültig, ob es ein entscheidender Beitrag ans Geschenk war oder nur ein kleiner Teil. Es bleibt moralisch fragwürdig und man sollte dieses Geld in jedem Fall ablehnen, und wenn es auch bedeutet, keinen Blumentopf kaufen zu können.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Mo 10. Feb 2020, 19:16
von Stefanie
Ein Klassiker...dazu fiel mir spontan dieser Satz von Arendt ein
"Eine gute Tat für einen bösen Zwecke fügt der Welt Güte zu; eine böse Tat für einen guten Zweck fügt der Welt Bosheit zu."

Oder, wie ist es denn, wenn man eine hohe Spende erhält, die aus einem Bankraub stammt, und mit dieser Spende ganz viel gutes tun kann.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 06:29
von Jörn Budesheim
Alethos hat geschrieben :
Mo 10. Feb 2020, 18:31
Drei Freunde legen für ein Geschenk zusammen, sagen wir, einen Blumentopf :) Nun spielt es doch immer eine Rolle, ob das Geld des einen von einem Raub herrührt. Dabei ist gleichgültig, ob es ein entscheidender Beitrag ans Geschenk war oder nur ein kleiner Teil. Es bleibt moralisch fragwürdig und man sollte dieses Geld in jedem Fall ablehnen, und wenn es auch bedeutet, keinen Blumentopf kaufen zu können.
Zwei Freunde legen genau so viel Geld für ein Geschenk zusammen, wie es kostet. Dann ist es gleichgültig, ob ein Dritter in den Laden eilt und sein Geld auf den Tresen knallt :)

Entscheidend ist meines Erachtens, ob die Wahl von den Stimmen der AfD abhängt. Was auch immer die AfD bei der Wahl tut, es muss unbedeutend für das grundsätzliche Ergebnis sein.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 12:31
von Alethos
Nun ja, es spielt eine Rolle, ob die Stimmen der AfD 'Steigbügel zum Sieg' sind und deshalb entscheidend waren oder nicht. Aber wenn man diese Stimmen grundsätzlich ablehnt, dann müsste man sie in jedem Fall, eben grundsätzlich, ablehnen.

Aber egal, wie man darüber befindet, es bleibt die Frage, wie man mit dem Wählerwillen der AfD-Wähler demokratiepolitisch umgehen soll. Sie sind ja keine Diebe :)

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 13:27
von Jörn Budesheim
Man kann sie in jedem Fall ablehnen, finde ich. Und zwar indem man die Devise ausgibt, dass das Ergebnis nie am Stimmverhalten der AfD hängen darf und man immer auf eigene Mehrheiten setzt, sodass das Ergebnis nur daran hängt, egal, was die AfD wählt.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 16:12
von Friederike
Alethos hat geschrieben :
Di 11. Feb 2020, 12:31
Aber egal, wie man darüber befindet, es bleibt die Frage, wie man mit dem Wählerwillen der AfD-Wähler demokratiepolitisch umgehen soll. Sie sind ja keine Diebe :)
Die Ablehnung der AFD durch die anderen Parteien dürfte der AFD einen weiteren Zuwachs an Stimmen bringen. "Schneidet" man die AFD nicht, ist es möglicherweise, voraussichtlich ebenso. Also ist es egal, wie man im Landtag (Wahl des MP, Gesetzesvorlagen, Sitzordnung) mit ihr verfährt. Das Ergebnis: die Lage ist im Augenblick verzwickt bzw. sehe ich keine gute Lösung für die nächste Zeit.

Ich habe schon verstanden @Alethos, daß es Dir bei Deiner Frage nicht um Strategien geht.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 16:39
von Friederike
Könnt Ihr Euch erinnern? Die ersten beiden Abgeordneten der Linkspartei, damals vielleicht noch PDS, (das weiß ich nicht) kriegten im Bundestag jede einen Stuhl, aber keinen Tisch. Der Antrag auf 2 Tische wurde mehrheitlich abgelehnt (sogar die Grünen stimmten für die Ablehnung des Antrages). Dies noch ein Nachtrag zur "Sitzordnung".

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Di 11. Feb 2020, 19:01
von Stefanie
Die eine war Petra Pau. Den Namen der anderen Frau weiß ich nicht mehr. Sie hatten keinen Fraktionsstatus, und damit nicht viel Rechte. Ich meine aber, sie hätten die Tische doch noch bekommen.
Petra Pau ist übrigens seit langem Vizepräsidentin des Deutschen Bundestag, und ich glaube, sie ist anerkannt.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Mi 12. Feb 2020, 10:35
von Friederike
Stefanie hat geschrieben :
Di 11. Feb 2020, 19:01
Die eine war Petra Pau. Den Namen der anderen Frau weiß ich nicht mehr. Sie hatten keinen Fraktionsstatus, und damit nicht viel Rechte. Ich meine aber, sie hätten die Tische doch noch bekommen. Petra Pau ist übrigens seit langem Vizepräsidentin des Deutschen Bundestag, und ich glaube, sie ist anerkannt.
Stimmt, es muß noch zu der Zeit gewesen sein, als die PDS aufgrund einer Sonderregelung im Bundestag 2 Sitze bekam, ohne daß sie 5 Prozent der Stimmen bei der Wahl bekommen hatte.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Sa 15. Feb 2020, 23:05
von Stefanie
Die Frauenkirche in Dresden.
Aufgrund des 75.Jahrestages der verheerenden Bombardierung von Dresden gab es im Fernsehen einige Berichte dazu, auch zur Frauenkirche.
Seit dem die Diskussion darüber begann, ob sie wieder aufgebaut werden soll bis heute bin ich mir nicht sicher, und uneinig mit mir, ob ich für und gegen den Wiederaufbau bin.
Ich war 2016 in Dresden, mein Hotel war in der Nähe der Frauenkirche. 3,5 Tage sah ich sie jeden Tag, bin etliche Male um sie herrum gegangen, angefasst die Originalsteine, war zweimal drin, dort steht das Originalkreuz von der Spitze sehr beschädigt, habe sie angesehen, wenn ich auf dem Platz in einem der Restaurants war...Die Kirche ist beeindruckend, mit eingebauten Originalsteinen, und überhaupt...und trotzdem wäre es nicht doch die bessere Wahl gewesen, den Schutthaufen zu einem Denkmal, Mahnmal umzuwandeln?

In einem der Museen gibt es ein wieder aufgebautes Treppenhaus, sehr schön, in dem hingen Photos von der Zerstörung im Krieg, und Photos während der DDR Zeit, wo es vor sich hin verrottete. Es wurden nur Teile dieses Gebäudes nach dem Krieg wieder aufgebaut. Ein Taxifahrer, ein Dresdener, sagte zu mir, Dresden sei zweimal aufgebaut worden, nach dem Krieg und nach der Wiedervereinigung. Dieser Wiederaufbau des kompletten Museums ist anders, als den der Frauenkirche. Von der Semper Oper stand immerhin noch die aussenfassaden und Mauern. Auch das ist irgendwie anders gefühlsmässig als bei der Frauenkirche.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: So 16. Feb 2020, 09:45
von Jörn Budesheim
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Re: Kaffeestübchen

Verfasst: So 16. Feb 2020, 10:21
von Alethos
Danke für den Tipp!

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: So 16. Feb 2020, 10:49
von Jörn Budesheim
Martin Heidegger soll einmal gesagt haben, dass die Naturwissenschaften nicht denken. Nun weiß ich nicht wirklich, was er damit gemeint hat. Aber das, was ich genau in diesem Moment lese, scheint das zu bestätigen. Ein Naturwissenschafter schreibt einen Aufsatz über Wahrnehmung, Ästhetik und das Gehirn. Über Wahrnehmung schreib er folgendes: "Wahrnehmung bedarf vermutlich keiner Definition, die umgangssprachliche Bedeutung ist ausreichend klar."

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: So 16. Feb 2020, 12:06
von Alethos
Wahrnehmung ist ein völlig unproblematischer Begriff wie Bewusstsein, Wirklichkeit, Existenz. Da machen sich die Philosophen das Leben schwer, dabei ist es doch so einfach: Alles ist Physik. Die Welt ein maximal inklusiver Haufen subatomarer Teile. Voilà! Ab an den Strand, Philosophen. Die Umgangssprache hat's gerichtet.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Di 18. Feb 2020, 15:49
von Jörn Budesheim

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Do 20. Feb 2020, 20:26
von Stefanie
An Weiberfastnacht morgens zu IKEA fahren war überraschend entspannend. Weniger entspannend ist das zusammenbauen einer kleinen Kommode mit zwei Schubladen. Sowas ist sowieso nicht mein Ding, und bei Schubladen und so einem kleinen runden Ding aus Metall, dass sich wie auch immer mit einer Schraube verbinden soll, bin ich raus. Aufgabe.

Das ist der Übeltäter....keine Ahnung wie das Ding heißt.
20200220_202248.jpg
20200220_202248.jpg (3.66 MiB) 14728 mal betrachtet

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Fr 21. Feb 2020, 20:51
von Jörn Budesheim
A: wir machen ein kollaboratives Kunst-Projekt, jeder bringt ein Gegenstand von zu Hause mit und wir machen was draus.

B: leider kann ich nicht mitmachen, weil es die Gegenstände, die ich gerne mitbringen würde, gar nicht gibt. Schade, dass hier nur das Mögliche möglich ist.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Fr 21. Feb 2020, 21:44
von Stefanie
Na ja, wenn B sich an die Vorgabe, nämlich einfach einen Gegenstand mitzubringen, gehalten, hätte er vielleicht mit anderen das Unmögliche möglich machen können.

Wahrscheinlich habe ich als Nichtkünstlerin den Witz kaputt gemacht.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Sa 22. Feb 2020, 06:25
von Jörn Budesheim
Das Problem dabei ist, dass tatsächliche Gegenstände, also solche die man von zu Hause mitbringen kann, nolens volens an die Gesetze der Physik gebunden sind. Und die Gegenstände, die man daraus macht ebenso. Außerdem ist eine solche Zusammenarbeit an die Gesetze der Ethik gebunden. Für die Produkte der Fantasie, z.b. in Gedichten oder Zeichnungen gelten diese Limitierungen nicht.

"Im Widerspiel des Unmöglichen mit dem Möglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten" (Ingeborg Bachmann)

Eine Erweiterung der eigenen Möglichkeiten, so wie sie sich Ingeborg Bachmann vorstellt, ist damit ausgeschlossen.

Re: Kaffeestübchen

Verfasst: Sa 22. Feb 2020, 11:11
von Alethos
Wie soll denn ein solches Widerspiel überhaupt aussehen? Das Unmögliche ist ja schliesslich unwirklich.. es existiert nur im Gedanken, d.h. es ist nur in solchen wirklich. Dass ich z.B. unmöglich physisch hier und dort zugleich sein kann, das ist wahr, aber nur der Gedanke ist wahr. Dass ich nicht dort und hier zugleich sein könne, das ist keine wie auch immer geartete Tatsache ausser eine gedachte, denn um eine andere Tatsache als eine gedachte zu sein, muss es sein können auch ohne, dass ich es dächte, und Können bedarf der Möglichkeit zu sein: Aber das Unmögliche kann ja nicht sein, weil es kein Können hat zu sein, ausser ich dächte sein Nichtseinkönnen. Die Unmöglichkeit kann also nur gedanklich zugegen sein als eben im Gedanken. Das Widerspiel von Unmöglichem und Möglichen ist daher ein Spiel, das man nie mit von zu Hause mitgebrachten Gegenständen spielen kann, sondern denken können muss.