Wahnsinn hat einen Namen – Mensch!

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TsukiHana
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Di 28. Mai 2019, 12:36

Wer träumte nicht schon davon am höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest, zu stehen?

Hunderte Bergsteiger versuchen alljährlich während der Saison zwischen April und Mai den weltweit höchsten Berg Mount Everest (8848 Meter) oder andere Gipfel des Himalaya zu erklimmen. Knapp 300 von ihnen sollen (laut BBC) schon gestorben sein. Todesursache sind Angaben der nepalesischen Bergsteiger-Vereinigung zufolge meist die Höhenkrankheit oder Stürze. Eine Bergung und Rückführung der Körper aus hohen Lagen sei oft mit zu großem Aufwand verbunden.
Aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels und der globalen Erwärmung schmelzen Schnee und Gletscher schnell, Leichen werden zunehmend freigelegt und von Kletterern entdeckt...

Müll, Exkremente und Leichen: Der Aufstieg zum Gipfel des Mount Everest hat nicht nur schöne Seiten. China greift nun durch und schließt das nördliche Basislager in Tibet für "gewöhnliche Touristen". https://www.spiegel.de/reise/fernweh/mu ... 53486.html
Damit reagieren die chinesischen Behörden auf die deutliche Zunahme von Touristen am 8848 Meter hohen Mount Everest. Laut der chinesischen Bergsteigervereinigung CMA sind in den letzten acht Jahren mehr als 20.000 Menschen aus über 40 Ländern von der tibetischen Seite aus zum Gipfel aufgebrochen. Das Basislager an sich sei auch für Menschen, die nicht weiter aufsteigen möchten, ein beliebtes Ziel. Um die 40.000 Menschen waren dort im Jahr 2015 unterwegs.
Die Zahl der Bergsteiger, die sowohl von chinesischer als auch tibetischer Seite den Everest-Gipfel erklommen, stieg 2018 auf ein Rekordhoch von 807.
Wegen dieser Entwicklung liegen auf dem Mount Everest immer mehr Abfälle - aber auch die sterblichen Überreste von gescheiterten Bergsteigern. 2018 organisierten die chinesischen Behörden daher drei große Reinigungsaktionen auf einer Höhe von mehr als 5200 Metern.
Dabei seien "mehr als acht Tonnen Haushaltsabfälle, Exkremente von Menschen und Hinterlassenschaften von Bergsteigern" weggeräumt worden, schrieb Xinhua. China plant überdies, die Leichen von Bergsteigern auf einer Höhe von über 8000 Metern zu bergen.

Wer den Mount Everest besteigt, klettert vorbei an Dutzenden Leichen. Kurz vor Beginn der Saison gibt der tauende Schnee manche der Körper frei. Tourenveranstalter wollen sie bergen. https://www.spiegel.de/reise/aktuell/mo ... 59147.html

Doch der Wahnsinn auf dem Mount Everest geht weiter!
Inzwischen stieg die Zahl der Toten in diesem Jahr auf einen neuen Rekord von 11.
Eine Meldung erschütterte in den letzten Tagen die Welt: "Stau auf dem Mount Everest"... Menschen sterben, weil sie zu lange in der Todeszone verbringen... https://www.spiegel.de/reise/fernweh/mo ... 69341.html

Kann das noch jemand verstehen???
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Stefanie
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Di 28. Mai 2019, 19:33

Das Photo habe ich schon im Internet gesehen, und mich irritiert die Bezeichnung Symbolbild. Ist das jetzt ein Photo der aktuellen Situation oder nicht?



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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TsukiHana
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Di 28. Mai 2019, 19:38

Stefanie hat geschrieben :
Di 28. Mai 2019, 19:33
...Symbolbild...
Es wurde von der AFP zuerst veröffentlicht. Es folgten noch weitere Aufnahmen, auch von anderen Presse-Agenturen.
Ich entnahm das Foto (in der Form) aus einem anderen Artikel, den ich zuvor gelesen habe...
Die Fotos in den SPIEGEL-Artikel ähneln dem o.g.



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TsukiHana
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Di 28. Mai 2019, 19:47

Diverse Blätter übernahmen das Foto.
Beispiel "Stern": https://www.stern.de/reise/fernreisen/m ... 29820.html



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Jörn Budesheim
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Mi 29. Mai 2019, 06:33

Ja, klingt mehr als seltsam. Ich kann über Bergsteigen leider nicht viel sagen, weil ich "wenig" Erfahrung dazu gemacht habe - Höhenangst! Die meisten meiner Gipfel-Erfahrungen habe ich ohnehin im Sitzen und beim Spazierengehen gemacht :)

Warum will der Mensch hoch hinaus?




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TsukiHana
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Mi 29. Mai 2019, 07:43

Meine Erfahrungen liegen "nur" im Bereich des eher gemütlichen Bergwanderns. Doch selbst da lauern Gefahren, die man beachten muss. Leichtsinn kann tödlich ausgehen...

Offenbar werden mit solchen "Grenzerfahrungen" vorzügliche Geschäfte gemacht, denn eine Lizenz zum Besteigen des Mount Everest (und anderer 8-tausender) kostet ca. 10.000 Euro, dazu kommen noch die Flüge, die Ausrüstung und die Träger... die Folgen für die Umwelt sind dabei kaum zu beziffern.
Was früher eine Disziplin für erfahrene Profis war, mutierte inzwischen zum Outdoor-Massentourismus, nicht selten mit mortalen Folgen!

Doch in Europa treibt der Massentourismus am Berg ähnlich kuriose Blüten. Vom Mythos Matterhorn beispielsweise ist auch nicht mehr viel übrig geblieben...




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Jörn Budesheim
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Sa 13. Jul 2019, 09:11

Es ist eine Dummheit zu behaupten, für Grenzgänger gebe es keine Spielräume mehr. Es ist umgekehrt und vielmehr ein Glück, dass die allerwenigsten "Abenteurer" wirklich in die Wildnis wollen. Immer mehr Abenteuer werden heute doch für die Medien produziert und konsumiert. Den allergrößten Teil der "Natursportler" zieht es dorthin, wo auch all die anderen unterwegs sind, weil die ehemalige Wildnis dort Infrastrukturen - eingebohrte Routen, Fixseilketten, Pisten - gewichen ist. Nur jene Grenzgänger, die sich dem Unmöglichen stellen, sind meinesgleichen. Sie weichen präparierten Wegen aus und müssen immer bereit sein zu scheitern Sie allein wecken im Chronisten in mir Neugierde.
...
(Reinhold Messner, "Über Leben")




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Jörn Budesheim
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Sa 13. Jul 2019, 09:39

Man hat mir erzählt, dass zu den eingebauten Infrastrukturen, die man dort vorfindet, auch Orte gehören, wo man die bestmöglichen Selfies machen kann. Dort soll es möglich sein, quasi die gesamte Infrastruktur auszublenden und sich selbst so darzustellen, als sei man immer noch in der wilden Natur, wenn man so will allein mit dem Berg.

Wenn man bedenkt, dass die Geschichten, die wir uns selbst und anderen über uns erzählen, einen wesentlichen Teil dessen ausmachen, was wir sind, dann heißt das doch dass viele Menschen eine Art Fake-Identität haben?!




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TsukiHana
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So 14. Jul 2019, 09:24

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 13. Jul 2019, 09:39
Man hat mir erzählt, dass zu den eingebauten Infrastrukturen, die man dort vorfindet, auch Orte gehören, wo man die bestmöglichen Selfies machen kann. Dort soll es möglich sein, quasi die gesamte Infrastruktur auszublenden und sich selbst so darzustellen, als sei man immer noch in der wilden Natur, wenn man so will allein mit dem Berg.

Wenn man bedenkt, dass die Geschichten, die wir uns selbst und anderen über uns erzählen, einen wesentlichen Teil dessen ausmachen, was wir sind, dann heißt das doch dass viele Menschen eine Art Fake-Identität haben?!
Vor einigen Jahren erlebte ich Reinhold Messner bei einer Lesung, bei der er seine kritische Haltung noch etwas drastischer zum Ausdruck brachte, als nur mit den Sätzen: "Es ist eine Dummheit zu behaupten, für Grenzgänger gebe es keine Spielräume mehr. Es ist umgekehrt und vielmehr ein Glück, dass die allerwenigsten "Abenteurer" wirklich in die Wildnis wollen."
Vielleicht sollten wir also richtig froh sein, dass es hauptsächlich "nur" die Orte sind, wo man die bestmöglichen Selfies machen kann?

Die Selfie-"Kultur", die in den letzten Jahren geradezu epidemische Züge angenommen hat, sagt in der Tat etwas über die Protagonisten aus. Nur ist es oft genug das genaue Gegenteil von dem, was beabsichtigt wird.
"ich war hier!" - soll wohl die Botschaft lauten, doch was ist daran wirklich mitteilungswert?
Michel Serres spricht von einer "Verschmutzung der Landschaft"... ich neige dazu ihm zuzustimmen.
Vielleicht verhindert ein Selfie ja die eine oder andere "Botschaft", die mit wasserfestem Eddding sonst noch diese exponierten Orte der Welt verschmutzen würde?

Das Thema "Selfies" erinnert mich unweigerlich an das "Yolocaust"-Projekt von Shahak Shapira.
Bei der Aktion zum Holocaust-Mahnmal in Berlin gingen die Meinungen sehr weit auseinander, doch gerade die drastische Gegenüberstellung der Bilder macht die Absurdität der Situation sehr deutlich.

Foto: Shahak Shapira
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Jörn Budesheim
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Der Arte Philosoph und ein Gast über Selfies. Etwas hektisch, aber dennoch unterhaltsam.




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Bild

Habe gerade gehört, das ist mittlerweile Selfie-Warnschilder gibt! Mehr und mehr Menschen sterben beim "Selbst" fotografieren!




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TsukiHana
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Mo 22. Jul 2019, 13:26

...wie Jean Cocteau sagen würde:

Reflektiert der Spiegel schon, bevor er ein Bild zurückwirft...

Eine Art "Selfie" in einer Maske (Ausstellung Kunstmuseum Bonn) ;)

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TsukiHana
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Mo 22. Jul 2019, 13:30

Da ich definitiv noch NIE ein klassisches Selfie (mit dem Handy) gemacht habe... :D

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