Corona

Philosophie Chat: Hier wird geplaudert über Gott und die Welt.
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Jörn Budesheim
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So 15. Nov 2020, 13:32





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NaWennDuMeinst
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So 15. Nov 2020, 15:45

Da sagen wir immer alles sei besser als Nichtstun und dann das.
Manchmal ist Nichtstun doch besser.

Wir reden immer über die Alten und Kranken, aber auch für die Jungen ist das hart.
Ich habe meine wilden Jahre schon hinter mir und komme mit der Isolation gut klar.
Aber ich weiß noch wie das damals war mit 20. Da gab' es nichts Wichtigeres als die Freunde.
Und Zeit mit ihnen zu verbringen war lebensnotwendig. Freundschaften leben davon, dass man sich regelmäßig sieht und Gemeinsames unternimmt.
Seit über einem Jahr hocken wir nun und warten, und ich erinnere mich, dass damals - mit 20 - in einem Jahr so unglaublich viel passierte. In dem Alter erlebt man so viel. Man möchte die Welt entdecken, Reisen, Erfahrungen machen... die große Liebe finden.
Ein Jahr ist nicht viel... aber wenn man 20 ist, dann kann ein Jahr über so viel entscheiden, dann ist ein Jahr das ganze Leben.
Ich weiß, wenn man mir damals gesagt hätte, dass ich nicht rausgehen und meine Freunde treffen kann, ich hätte das als ungerechte Bestrafung empfunden, nicht als Heldentum.

Das ist Alles - sagen wir es ruhig so wie es ist - beschissen.
Für uns alle.
Aber es hilft ja nichts.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

sokrates_is_alive
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Mo 16. Nov 2020, 08:19

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 15. Nov 2020, 13:32
Offensichtlich generieren diese außergewöhnlichen Zeiten eine "Inflation der Helden"; der Duden definiert Held u.a. als "Person, die sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren Aufgabe stellt, eine ungewöhnliche Tat vollbringt, die ihr Bewunderung einträgt" (https://www.duden.de/rechtschreibung/Held_Held_Recke). Nachdem die "ersten Helden" aus dem Gesundheitswesen erst im Tarifstreit für materielle Anerkennung statt kostenlosen Applaus kämpfen mussten, kreiert der Spot der Bundesregierung jetzt erneut "Helden". Und hier einmal die "schnöde Statistik": "Mehr als jede fünfte Person (17,6 Millionen Menschen) lebte 2019 in einem Einpersonenhaushalt. Dies war die häufigste Haushaltsform in Deutschland, noch vor den Zweipersonenhaushalten (13,8 Millionen). Dabei gibt es jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während bei den insgesamt knapp 8,5 Millionen allein wohnenden Männern mehr als jeder Dritte (38 %) zwischen 20 und 39 Jahre war, bildeten bei den Frauen die 60- bis 79-Jährigen mit rund 34 % die größte Gruppe der Alleinwohnenden. " (https://www.destatis.de/DE/Presse/Press ... ternet8741). Die Helden der Bundesregierung waren wenigstens zu zweit, aber die Problematik betrifft in noch schärferer Form dann ja wohl den Single. Warum habe ich mit dem Spot meine Probleme:
1. Sätze wie "Und das ganze Land schaute auf uns junge Leute. Wir fassten uns ein Herz und taten ..." / "und so tapfer zu Hause rumgammeln konnten" / Schluss: "Werde auch du zum Helden und bleib zuhause" und das Ganze noch dauerhaft mit tragischer Musik unterlegt, erinnern mich eher an Durchhaltefilme der Kriegspropaganda. Der zweite Spot aus der Reihe (https://www.youtube.com/watch?v=R9ahLbmWjrM) bleibt in diesem gleichen Schema mit Sätzen wie "Doch das Schicksal hatte andere Pläne", "eine unsichtbare Gefahr bedrohte alles, woran wir glaubten", "und das Schicksal dieses Landes lag plötzlich in unseren Händen", "also fassten wir all unseren Mut zusammen und taten, was von uns erwartet wurde". Sorry, da verschlägt es mir einfach die Sprache, wenn ich zeitgleich in anderen Ländern Menschen sehen, die sich der Infektionsgefahr aussetzen, damit sie ihre Familie irgendwie über den Tag bringen. Generell weckt der Stil "Wir befinden uns im Krieg" bei Corona eher Distanz und Vorsicht.
2. Auf der einen Seite wird ständig an die Vernunft und Rationalität seitens der offiziellen Stellen appelliert und "Kritiker bis Leugner" als nicht rational und faktenvergessen charakterisiert, dann greift man aber tief in die "emotionale Kiste". Nicht nur dieser Methodenwandel erscheint mir problematisch und der Erfolg fraglich, sondern er erinnert mich an geschichtliche Ereignisse, die einer Emotionalisierung und Mobilisierung für staatliche Ziele diente, ohne diese Ziele zu problematisieren. Die Bemerkung unter dem Video "Ein Video-Kampagne der deutschen Bundesregierung sorgt in den sozialen Medien für Aufsehen. Unter dem Hashtag #besonderehelden geteilt kürt es Nichtstuer auf der Couch zu Corona-Helden – und bedient sich der Methodik von Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg." deutet die Problematik an. Das Video hat etwas über 27.000 Aufrufe, 523 Dislikes und 391 Likes - eine erfolgreiche Kampagne stelle ich mir anders vor. Mein Lieblingskommentar von einem Youtuber: "Ich denke nicht, dass sich die Menschen mit einem Lächeln im Gesicht ins Bett werfen. Besonders nicht diese.. die Angst um ihre Zukunft haben."
3. Wenn diejenigen, die zuhause bleiben Helden sind, müssten in der Folge die anderen "Feiglinge" sein - also tappen wir in die "Schwarz-Weiß-Falle".
4. In philosophischen Kategorien ist der Spot leider noch nicht einmal ein Aufruf zum "vita contemplativa".



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NaWennDuMeinst
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Mo 16. Nov 2020, 08:46

sokrates_is_alive hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 08:19
1. Sätze wie "Und das ganze Land schaute auf uns junge Leute. Wir fassten uns ein Herz und taten ..." / "und so tapfer zu Hause rumgammeln konnten" / Schluss: "Werde auch du zum Helden und bleib zuhause" und das Ganze noch dauerhaft mit tragischer Musik unterlegt, erinnern mich eher an Durchhaltefilme der Kriegspropaganda.
Offenbar hast Du nicht mal im Ansatz verstanden, worum es in den Spotts geht.
Es stimmt: Das Ganze ist etwas melodramatisch in Szene gesetzt (das dachte ich auch beim ersten Anschauen).
Daraus dann aber "Kriegspropaganda" zu machen... finde ich extrem überzogen. Fehlt nur noch, dass Du sagst man hätte sich von Goebbels inspirieren lassen.
Will sagen: Ich finde deine Kritik stark übertrieben. Ich denke da gehts gar nicht um den Spot sondern einfach nur um Kritik der Kritik wegen. Für manche kann die Regierung eigentlich machen was sie will, solange sie nicht exakt das macht, was diese Leute wollen, ist sie unten durch. Das geht dann bis dahin, dass man ihr Nähe zum dritten Reich unterstellt. In meinem Augen hat man da völlig das Maß verloren.

Den humoristischen Twist am Ende beider Spots.... den erwähnst Du in Deiner Bewertung natürlich mit keinem Strich, dabei nimmt sich der Spot damit ja auch ein wenig selbst auf den Arm (in dem er den vorher eingeführten melodramatischen Ernst wieder raus nimmt).
Es spielt halt für die Wahrnehmung auch eine Rolle welche Einstellung man vor dem Schauen schon hatte.
3. Wenn diejenigen, die zuhause bleiben Helden sind, müssten in der Folge die anderen "Feiglinge" sein - also tappen wir in die "Schwarz-Weiß-Falle".
Es wäre schön, wenn Du nicht für andere entschieden würdest wo sie "reintappen": Feiglinge sehe ich keine. Dummköpfe und Egoisten schon eher.
Es ist ja nun mal so: Die Situation (für die die Regierung übrigens nichts kann, das mache man sich vielleicht nochmal klar) erfordert ein bestimmtes Handeln. Das Virus erfordert das. Man kann da noch so lange rumdiskutieren: Wenn man das Virus eindämmen will geht das aktuell nur über Kontaktvermeidung. Manche meinen offenbar das sei irgendwie verhandelbar (mit wem? Mit dem Virus?) und eine Frage der persönlichen Meinung bei der es alle nur erdenklichen Möglichkeiten und Wahrheiten gibt. Ist es aber nicht.
Das Virus interessiert sich einen Scheiß für Meinungen. Es ist sozusagen ganz "Schwarz/weiß", nämlich : Finde ich Wirte oder nicht.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Mo 16. Nov 2020, 09:27, insgesamt 5-mal geändert.



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NaWennDuMeinst
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Mo 16. Nov 2020, 09:09

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Funktioniert. Ohne "emotionalen Schnörkel". Ganz nüchtern.



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Jörn Budesheim
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Mo 16. Nov 2020, 09:17

Ouch! Alles Gute!




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Mo 16. Nov 2020, 09:24

War vor 10 Tagen. Ich habe keine Symptome. Das Gesundheitsamt sagt ich muss mir keine Sorgen machen.
Aber trotzdem danke.



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Jörn Budesheim
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Mo 16. Nov 2020, 09:48

Ich finde die Spots gut. Anton Lehmann, "Im Einsatz 2020 in Chemnitz, Sachsen". Anton im Kampf gegen die unsichtbare Gefahr, sehr theatralisch wird das Ganze hochgefahren, bis bei Sekunde 50 alles wieder "radikal" runtergefahren wird, inklusive der theatralischen Musik. Was machen denn die besonderen Helden? Das, was Helden sonst selten tun: nichts. Ein echter innerer Kampf mit sich, dem Sofa, der Fernbedienung und den Chips. Wenn ich es richtig erkenne: am Ende mit Fertigpizza. Ich finde das herrlich, augenzwinkernd und auch wunderbar selbstironisch. Und die Hauptbotschaft ist ja: am Ende überleben wir - sonst könnten die Helden von ihren "Kriegserlebnissen" gegen das Virus ja gar nicht erzählen.




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Mo 16. Nov 2020, 10:46

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 09:48
Ich finde die Spots gut. Anton Lehmann, "Im Einsatz 2020 in Chemnitz, Sachsen". Anton im Kampf gegen die unsichtbare Gefahr, sehr theatralisch wird das Ganze hochgefahren, bis bei Sekunde 50 alles wieder "radikal" runtergefahren wird, inklusive der theatralischen Musik. Was machen denn die besonderen Helden? Das, was Helden sonst selten tun: nichts. Ein echter innerer Kampf mit sich, dem Sofa, der Fernbedienung und den Chips. Wenn ich es richtig erkenne: am Ende mit Fertigpizza. Ich finde das herrlich, augenzwinkernd und auch wunderbar selbstironisch.
Richtig. Das kann man ja bei der Bewertung nicht einfach weglassen und so tun als gäbe es nur die Dramatik.
Und die Hauptbotschaft ist ja: am Ende überleben wir - sonst könnten die Helden von ihren "Kriegserlebnissen" gegen das Virus ja gar nicht erzählen.
Die Gefahr des Aussterbens besteht sowieso nicht. Also selbst dann nicht, wenn wir dem Virus einfach freien Lauf lassen würden. Dazu ist das Virus nicht "potent" genug, die meisten Menschen überleben die Infektion ohne Probleme. Allerdings muss auch nicht erst die Gefahr des gesamten Aussterbens der Menschheit bestehen, um zu dem Schluß zu kommen, dass eine Eindämmung des Erregers wünschenswert ist. Ich finde Millionen vermeidbare Todesopfer lassen sich schwer mit "Feiern ist wichtiger" begründen.



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Jörn Budesheim
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Mo 16. Nov 2020, 11:33

Ich meinte mit "wir" natürlich: Wir Helden ;-)




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NaWennDuMeinst
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Mo 16. Nov 2020, 12:40

Ein breiter Zusammenschluss führender gesellschaftlicher Organisationen und Verbände hat Bürger und Politik in der Corona-Pandemie zu „besonnenem Handeln und mehr Dialogbereitschaft“ aufgerufen. „Uns eint die Überzeugung, dass die eigene Freiheit spätestens dort endet, wo die Gesundheit und das Leben anderer gefährdet wird“, erklärte die sogenannte Allianz für Weltoffenheit.

In dem Bündnis sind große Verbände aus den Bereichen Religion, Wirtschaft, Kultur, Umweltschutz sowie Sport zusammengeschlossen. Dazu gehören die Deutsche Bischofskonferenz, der Rat der Evangelischen Kirche, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Deutsche Kulturrat und viele mehr. Den Zusammenschluss gibt es seit 2016. In ihrem gemeinsamen Appell riefen die Organisationen dazu auf, die Rolle der Parlamente in der Debatte und bei den Beschlüssen über Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu stärken.
Könnte jetzt bitte Jemand dem Wunsch dieser Leute entsprechen, damit das endlich aufhört?
Es ist angezeigt und richtig gemeinsam zu entscheiden.

Ich möchte nur Eines dann nicht erleben, nämlich dass wichtige, dringend notwendige Maßnahmen nicht umgesetzt werden können, weil sie absichtlich und politisch motiviert blockiert werden. Es kann nicht so sein, dass man ewig rumdiskutiert, während Draussen die Zahlen immer weiter steigen und Menschen sterben.
Wenn uns die Überzeugung eint, dass die eigene Freiheit spätestens dort endet, wo die Gesundheit und das Leben anderer gefährdet wird, dann erwarte ich, dass in genau diesem Sinne auch entschieden und gehandelt wird.
Aber meine Vermutung ist, dass das dann, wenn es darum geht dass die Interessengruppen zurückstecken sollen, ganz schnell vergessen ist und man es am Ende dann doch nicht so genau nimmt mit der Gesundheit und dem Leben des Anderen.



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Friederike
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Mo 16. Nov 2020, 13:44

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 09:09
Funktioniert. Ohne "emotionalen Schnörkel". Ganz nüchtern.
Bedeutet die Rückmeldung, daß die 2 Risiobegegnungen positiv getestete Personen gewesen sind (falls ja, dann haben sie sich offenbar nicht in Quarantäne begeben) oder kann es auch "nur" bedeuten, daß die 2 Personen ihrerseits Risikobegegnungen hatten? Wenn Du Dich jetzt also unter Menschen begibst, ohne die erforderlichen Abstände, dann würden die Personen mit einer WarnApp auch wieder eine Risikobegegnung angezeigt bekommen, nämlich die mit Dir?




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Friederike
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Mo 16. Nov 2020, 14:01

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 09:24
War vor 10 Tagen. Ich habe keine Symptome. Das Gesundheitsamt sagt ich muss mir keine Sorgen machen. Aber trotzdem danke.
Ich nehme an, Dein Anruf beim Gesundheitsamt galt der Frage, ob Du Dich jetzt testen läßt oder lassen mußt. Denn die Antwort des Gesundheitsamtes ... naja, dazu brauchts kein Gesundheitsamt. 8-)




sokrates_is_alive
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Mo 16. Nov 2020, 14:02

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 12:40
Ein breiter Zusammenschluss führender gesellschaftlicher Organisationen und Verbände hat Bürger und Politik in der Corona-Pandemie zu „besonnenem Handeln und mehr Dialogbereitschaft“ aufgerufen. „Uns eint die Überzeugung, dass die eigene Freiheit spätestens dort endet, wo die Gesundheit und das Leben anderer gefährdet wird“, erklärte die sogenannte Allianz für Weltoffenheit.

In dem Bündnis sind große Verbände aus den Bereichen Religion, Wirtschaft, Kultur, Umweltschutz sowie Sport zusammengeschlossen. Dazu gehören die Deutsche Bischofskonferenz, der Rat der Evangelischen Kirche, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Deutsche Kulturrat und viele mehr. Den Zusammenschluss gibt es seit 2016. In ihrem gemeinsamen Appell riefen die Organisationen dazu auf, die Rolle der Parlamente in der Debatte und bei den Beschlüssen über Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu stärken.
Im Anschluss an das Zitat im ersten Absatz folgt dann:
"Deshalb appellieren wir als „Allianz für Weltoffenheit“ an die Politik und unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger:
    Parlamente auf Bundes- und Länderebene sind in unserer Demokratie die zentralen Orte politischer Debatten und Entscheidungen. Dies muss auch in Ausnahmesituationen gelten.
      Die Politik muss Maßnahmen, mit denen Grund- und Freiheitsrechte vorübergehend eingeschränkt werden, gut begründen und erklären. Dazu zählt auch, dass sie auf die Nachvollziehbarkeit der Maßnahmen achtet und mit allen Teilen der Gesellschaft aktiv das Gespräch sucht.
        Politik und Gesellschaft sind gemeinsam gefordert, neue Räume für die Debatte, für Kritik und konstruktive Vorschläge zu eröffnen. Wir alle stehen in der Verantwortung, Menschenleben zu schützen und jenen beizustehen, die unter der Pandemie besonders leiden."(https://www.dgb.de/presse/++co++a958f26 ... 1a4a160123)
        Im vorderen Teil des Aufrufs findet sich ebenfalls folgendes: "Gleichzeitig sinkt jedoch die Akzeptanz für pauschale Antworten. Zunehmend besteht die Herausforderung darin, differenzierte Lösungen zu finden, die auch auf längere Sicht verstanden und akzeptiert werden. Dies setzt eine lebendige demokratische Auseinandersetzung und einen offenen gesellschaftlichen Diskurs voraus."(ebd.) Damit verbietet sich wohl ein einfaches Durchregieren und Kritik kann nicht einfach als "Kritik um der Kritik willen" zu den Akten gelegt werden. Ich würde Fragenden/ Kritikern nicht einfach pauschal unterstellen, dass es ihnen nicht um die Sache geht, deshalb fordert der Aufruf wohl auch dazu auf "mit allen Teilen der Gesellschaft aktiv das Gespräch" zu suchen. Da das Thema Corona (auch nach Impfstoff) nach bisherigen Einschätzungen der überwiegenden Mehrheit der Virologen noch bis mindestens Mitte nächsten Jahres relevant sein wird, kommt eben Lösungen, die längerfristig verstanden und akzeptiert werden, Schlüsselbedeutung zu. Details zur Allianz: "In der Allianz für Weltoffenheit sind große Verbände aus den Bereichen Religion, Wirtschaft, Kultur, Umweltschutz sowie Sport zusammengeschlossen. Dazu gehören die Deutsche Bischofskonferenz, der Rat der Evangelischen Kirche, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der Zentralrat der Juden, der Deutsche Kulturrat, der Koordinationsrat der Muslime, der Deutsche Naturschutzring sowie der Deutsche Olympische Sportbund. Den Zusammenschluss gibt es seit 2016." (http://www.salve.tv/tv/topmeldungen/426 ... chaft-auf/) Die genannten Organisationen sind die Allianzpartner, zu den Unterstützern zählen 196 Organisationen (wenn ich mich nicht verzählt habe) von A wie ABA (Verband für handlungsorientierte Pädagogik bis Z wie Zentrum für kurdische Studien e.V./NAVEND. (https://www.allianz-fuer-weltoffenheit.de/) Warum diese Ausführungen: Mir war es wichtig, dass der Aufruf gem. PM des DGB einen "Dreiklang" beinhaltet, nämlich Wahrung demokratischer Grundwerte und gesellschaftlichen Zusammenhalts, Suchen des Diskurses und Solidarität - also deutlich über der Forderung, endlich zügig Maßnahmen umzusetzen und die Kritiker als Blockierer/ Nörgler/ Ignoranten/ politische Zündler pauschal zur Seite zu schieben.



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        Friederike
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        Mo 16. Nov 2020, 14:05

        NaWennDuMeinst hat geschrieben :
        Mo 16. Nov 2020, 08:46
        [...] Daraus dann aber "Kriegspropaganda" zu machen... finde ich extrem überzogen. Fehlt nur noch, dass Du sagst man hätte sich von Goebbels inspirieren lassen. Will sagen: Ich finde deine Kritik stark übertrieben. Ich denke da gehts gar nicht um den Spot sondern einfach nur um Kritik der Kritik wegen. Für manche kann die Regierung eigentlich machen was sie will, solange sie nicht exakt das macht, was diese Leute wollen, ist sie unten durch. Das geht dann bis dahin, dass man ihr Nähe zum dritten Reich unterstellt. In meinem Augen hat man da völlig das Maß verloren.
        :lol: Das Maßvolle liegt Dir auch nicht so sehr.




        sokrates_is_alive
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        Mo 16. Nov 2020, 14:24

        Jörn Budesheim hat geschrieben :
        Mo 16. Nov 2020, 09:48
        Ich finde die Spots gut. Anton Lehmann, "Im Einsatz 2020 in Chemnitz, Sachsen". Anton im Kampf gegen die unsichtbare Gefahr, sehr theatralisch wird das Ganze hochgefahren, bis bei Sekunde 50 alles wieder "radikal" runtergefahren wird, inklusive der theatralischen Musik. Was machen denn die besonderen Helden? Das, was Helden sonst selten tun: nichts. Ein echter innerer Kampf mit sich, dem Sofa, der Fernbedienung und den Chips. Wenn ich es richtig erkenne: am Ende mit Fertigpizza. Ich finde das herrlich, augenzwinkernd und auch wunderbar selbstironisch. Und die Hauptbotschaft ist ja: am Ende überleben wir - sonst könnten die Helden von ihren "Kriegserlebnissen" gegen das Virus ja gar nicht erzählen.
        Sowohl in https://www.youtube.com/watch?v=R9ahLbmWjrM (Anton Lehmann) als auch in https://www.youtube.com/watch?v=qcGG prHkzw (Luise Lehmann) bleibt auch über Sekunde 50 die Streichorchestermusik in der selben Tonart. Gibt es etwa verschiedene Versionen? Wie groß ist dann eigentlich die Gefahr, dass die Zuschauer nach dem Zwinkern zur Tagesordnung übergehen? Vielleicht entgeht mir die Selbstironie und das Augenzwinkern auch nur, weil meine Frau von der Krankenstation erzählt, von der Betroffenheit, den Ängsten von einer unter Corona-Verdacht stehenden Schwangeren und ähnlichem. Vielleicht würde ich - wenn überhaupt - die Botschaft so formulieren: Wir sind nochmal davon gekommen. Aber dieses Recht überlasse ich lieber denen, die Corona überleben.



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        Mo 16. Nov 2020, 14:52

        NaWennDuMeinst hat geschrieben :
        Mo 16. Nov 2020, 08:46
        sokrates_is_alive hat geschrieben :
        Mo 16. Nov 2020, 08:19
        1. Sätze wie "Und das ganze Land schaute auf uns junge Leute. Wir fassten uns ein Herz und taten ..." / "und so tapfer zu Hause rumgammeln konnten" / Schluss: "Werde auch du zum Helden und bleib zuhause" und das Ganze noch dauerhaft mit tragischer Musik unterlegt, erinnern mich eher an Durchhaltefilme der Kriegspropaganda.
        Offenbar hast Du nicht mal im Ansatz verstanden, worum es in den Spotts geht.
        Es stimmt: Das Ganze ist etwas melodramatisch in Szene gesetzt (das dachte ich auch beim ersten Anschauen).
        Daraus dann aber "Kriegspropaganda" zu machen... finde ich extrem überzogen. Fehlt nur noch, dass Du sagst man hätte sich von Goebbels inspirieren lassen.
        Will sagen: Ich finde deine Kritik stark übertrieben. Ich denke da gehts gar nicht um den Spot sondern einfach nur um Kritik der Kritik wegen. Für manche kann die Regierung eigentlich machen was sie will, solange sie nicht exakt das macht, was diese Leute wollen, ist sie unten durch. Das geht dann bis dahin, dass man ihr Nähe zum dritten Reich unterstellt. In meinem Augen hat man da völlig das Maß verloren.
        Marcel Vondermaßen vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften hat bereits im April 2020 folgendes festgestellt (https://uni-tuebingen.de/einrichtungen/ ... s-fuehren/):
        "Politiker*innen, Journalist*innen, und auch Wissenschaftler*innen greifen dieser Tage gerne auf die Kriegsmetapher zurück, wenn es darum geht die Anstrengungen zu beschreiben, die jetzt gegen das neuartige Corona-Virus nötig sein werden: „Sars-CoV-2 ist unser gemeinsamer Feind. Wir müssen diesem Virus den Krieg erklären. Das bedeutet, dass die Länder die Verantwortung haben, mehr zu tun, sich zu rüsten und sich zu verstärken.“ (António Guterres in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung, 15.03.2020) (...) „Kriegserklärungen“ haben jedoch noch einen weiteren Effekt (und zwar) auf die sich im Krieg befindliche Gruppe an Menschen. Militärische Sprache bringt Erwartungen mit sich: Gehorsam, Homogenität, Hierarchie, unhinterfragtes Vertrauen in die Autoritäten. (...) Wir sollten eine Sprache der Sorge etablieren, in der sich die Sicherheitskräfte eher als verlängerter Arm von Pfleger*innen und der Ärzt*innen sehen. Streng, aber auch fürsorglich, unnachgiebig in der Durchsetzung notwendiger Maßnahmen, aber empathisch für die Ängste der Mitmenschen. Die Krise sollte nicht militarisiert, sondern „zivilisiert“ werden." (Kurzlink https://uni-tuebingen.de/de/174903) Darf es etwas aktueller sein (19. Oktober 2020): "Gerade steht die Menschheit im Krieg gegen Covid-19 und gewinnt bei weitem nicht jede Einzelschlacht. Einen Krieg gewinnt man aber nur durch eiserne Disziplin. Es bedarf kluger Strategen, welche den Entscheidungsträgern gute Ratschläge geben. " (https://www.abg-net.de/aktuelles/nachri ... na-zeiten/) SWR Aktuell beginnt seine Berichterstattung zu den Spots mit "Neue Videoclips der Bundesregierung sollen mit Augenzwinkern dazu animieren, zuhause zu bleiben. Gemacht sind sie im Stil von "Opa erinnert sich an den Krieg" (https://www.swr.de/swraktuell/besondere ... g-100.html) und fasst anschließend positive und kritische Stimmen zusammen.
        Offensichtlich bin ich mit meinem "Kriegseindruck" nicht ganz so alleine oder mehrere Leuten haben es auch "nicht mal im Ansatz verstanden".



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        Mo 16. Nov 2020, 14:57

        Friederike hat geschrieben :
        Mo 16. Nov 2020, 14:01
        NaWennDuMeinst hat geschrieben :
        Mo 16. Nov 2020, 09:24
        War vor 10 Tagen. Ich habe keine Symptome. Das Gesundheitsamt sagt ich muss mir keine Sorgen machen. Aber trotzdem danke.
        Ich nehme an, Dein Anruf beim Gesundheitsamt galt der Frage, ob Du Dich jetzt testen läßt oder lassen mußt. Denn die Antwort des Gesundheitsamtes ... naja, dazu brauchts kein Gesundheitsamt. 8-)
        Ich habe da angerufen um zu fragen ob ich mich in Quarantäne begeben muss (so wie die App es vorschlägt).
        Das wurde verneint, weil der Kontakt 10 Tage zurück liegt und ich keine Symptome entwickelt habe.



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        Mo 16. Nov 2020, 15:09

        Friederike hat geschrieben :
        Mo 16. Nov 2020, 13:44
        NaWennDuMeinst hat geschrieben :
        Mo 16. Nov 2020, 09:09
        Funktioniert. Ohne "emotionalen Schnörkel". Ganz nüchtern.
        Bedeutet die Rückmeldung, daß die 2 Risiobegegnungen positiv getestete Personen gewesen sind
        Ja. Ich denke schon.
        (falls ja, dann haben sie sich offenbar nicht in Quarantäne begeben)
        Nein, das muss nicht sein. Denn Du kannst Dich ja infizieren und ansteckend sein, ohne dass Du das weißt.
        Wenn Du dann Symptome hast und positiv getestet wirst (und dann in Quarantäne gehst), teilst Du das der App auf deinem Handy mit. Anschliessend werden dann alle Menschen (per App auf ihrem Handy) informiert, dass sie Kontakt mit dir in der Zeit hatten als du ansteckend warst.
        oder kann es auch "nur" bedeuten, daß die 2 Personen ihrerseits Risikobegegnungen hatten? Wenn Du Dich jetzt also unter Menschen begibst, ohne die erforderlichen Abstände, dann würden die Personen mit einer WarnApp auch wieder eine Risikobegegnung angezeigt bekommen, nämlich die mit Dir?
        Ich habe leider keine Ahnung wie Du das meinst, aber ich denke es ist so wie oben beschrieben.
        Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Mo 16. Nov 2020, 15:42, insgesamt 3-mal geändert.



        But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
        Tread softly because you tread on my dreams.
        (William Butler Yeats)

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        NaWennDuMeinst
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        Mo 16. Nov 2020, 15:21

        sokrates_is_alive hat geschrieben :
        Mo 16. Nov 2020, 14:02
        Im Anschluss an das Zitat im ersten Absatz folgt dann:
        "Deshalb appellieren wir als „Allianz für Weltoffenheit“ an die Politik und unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger:
          Parlamente auf Bundes- und Länderebene sind in unserer Demokratie die zentralen Orte politischer Debatten und Entscheidungen. Dies muss auch in Ausnahmesituationen gelten.
          Muss? Wo steht das?
          Wenn es ein "MUSS" wäre, dann wäre ja das, was jetzt geschieht (Regieren per Verordnung) illegal. Ist es illegal?
            Die Politik muss Maßnahmen, mit denen Grund- und Freiheitsrechte vorübergehend eingeschränkt werden, gut begründen und erklären.
            Macht sie ja. Ich bin mit den Erklärungen voll zufrieden. Du nicht. Das ist dann wohl Ansichtssache.
            Dazu zählt auch, dass sie auf die Nachvollziehbarkeit der Maßnahmen achtet und mit allen Teilen der Gesellschaft aktiv das Gespräch sucht.
            Zumindest mit ihren Vertretern.
            Damit verbietet sich wohl ein einfaches Durchregieren und Kritik kann nicht einfach als "Kritik um der Kritik willen" zu den Akten gelegt werden.
            Was sich auch verbietet ist die Regierung in die Nähe des dritten Reichs zu rücken. Für solche Behauptungen gibt es überhaupt keine Grund.
            Ich würde Fragenden/ Kritikern nicht einfach pauschal unterstellen, dass es ihnen nicht um die Sache geht,
            1. Ich unterstelle das ja nicht ALLEN Kritikern.
            2. Man darf doch Vermutung anstellen, oder? Ich denke jedenfalls nicht, dass es allen die sich jetzt zum Thema äußern nur um Demokratie geht. Du machst da eigentlich den selben Fehler: Du unterstellst pauschal. Nur in die andere Richtung.
            Suchen des Diskurses und Solidarität - also deutlich über der Forderung, endlich zügig Maßnahmen umzusetzen und die Kritiker als Blockierer/ Nörgler/ Ignoranten/ politische Zündler pauschal zur Seite zu schieben.
            Lies es vielleicht noch mal richtig: Ich schrieb nicht, dass das Nörgler, Blockierer sind, sondern dass ich solche nicht sehen will, weil es hier um Menschenleben geht und nicht um die Eitelkeiten und Egoismen von Einzelnen.
            Begreifst Du den Unterschied?



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