Corona

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Jörn Budesheim
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Mo 16. Nov 2020, 15:33

sokrates_is_alive hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 14:24
Gibt es etwa verschiedene Versionen?
Bei dem Video, das du verlinkt hast, ist es genauso :-)




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NaWennDuMeinst
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Mo 16. Nov 2020, 15:37

sokrates_is_alive hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 14:52
Offensichtlich bin ich mit meinem "Kriegseindruck" nicht ganz so alleine oder mehrere Leuten haben es auch "nicht mal im Ansatz verstanden".
Deine Kritik an der Kriegsmetapher ist zwar schön und gut, hat mit den Spots der Bundesregierung für mich aber nicht viel zu tun.
Es gibt dort keine Rede von Krieg. Solche reisserischen Sprüche

„Sars-CoV-2 ist unser gemeinsamer Feind. Wir müssen diesem Virus den Krieg erklären."

kommen da einfach gar nicht vor. Nichts dergleichen. Es kommt dramatische, oder pompöse Musik vor.
Ich finde da nichts, das den Schwall an Kritik den Du hier ausschüttest, rechtfertigt.
Offenbar passt Dir einfach die Botschaft der Clips nicht. Ok.
Aber Deine Begründungen dazu finde ich ziemlich haltlos.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Mo 16. Nov 2020, 16:35, insgesamt 2-mal geändert.



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NaWennDuMeinst
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Mo 16. Nov 2020, 16:23

OK, ich dem einen Clip ist die Rede von der "Front die die Couch war." und man "kämpfte zuhause".
Wenn man unbedingt will, kann man das halt als "militaristisch" kritisieren.
Man muss aber nicht.
Vor allem auch deshalb ja nicht, weil ziemlich deutlich wird, dass das humoristisch zu verstehen ist. Dafür sorgt ja schon die schlaffe Figur, die in der Szene auf die Couch fällt. Wie ein schneidiger, zackiger Soldat sieht der mir nicht gerade aus. Eher im Gegenteil (und das ist kein Versehen, sondern Absicht).
Aber so ist das mit dem Humor. Wer nicht lachen oder schmunzeln, sondern sich aufregen will, der sieht halt "Kriegstreiber" und "Kriegsmetaphern".

Irgendwie habe ich das Gefühl man will sich einfach aufregen. Der Spot hätte auch mit Marienkäfern und Gänseblümchen gemacht sein können, aber das ist nicht der Grund warum er von einigen nicht gemocht wird. Das Problem ist seine Botschaft: Ein Held ist wer zuhause bleibt. Da wird halt für manchen einfach das "falsche Verhalten" gefeiert. Man gibt sich so viel Mühe die Bevölkerung zur Revolte, zum zivilen Ungehorsamen anzustacheln, und dann das. Dreht die Regierung einfach einen Clip und macht "Propaganda" für das Gegenteil.
Unerhört ist das! Was bilden die sich ein? Jeder soll hier seine Position vertreten. Nur die Regierung (die ja auch von Jemanden gewählt wurde, hallo!?) nicht.
Naja. Lachhaft.



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Jörn Budesheim
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Mo 16. Nov 2020, 16:43

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 16:23
Irgendwie habe ich das Gefühl man will sich einfach aufregen. .
swr.de hat geschrieben : Der Blogger Sascha Lobo kann nicht verstehen, dass die "brillanten Spots auf Krampf scheiße gefunden werden."
Jede Interpretation ist auf ein Minimum an Wohlwollen angewiesen, da kann man nichts machen, denke ich.




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Stefanie
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Mo 16. Nov 2020, 16:46

Friederike hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 13:44
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 09:09
Funktioniert. Ohne "emotionalen Schnörkel". Ganz nüchtern.
Bedeutet die Rückmeldung, daß die 2 Risiobegegnungen positiv getestete Personen gewesen sind (falls ja, dann haben sie sich offenbar nicht in Quarantäne begeben)
Friederike, das mit der offenbar nicht in Quarantäne begeben ist so nicht richtig.
Man kann positiv sein, und hat erstmal keine Symptome, und weiß aber nicht, dass man positiv ist. Jemand fährt Montag im Bus, wird am Dienstag kontaktiert, er muss sich als Kontaktperson 1 testen lassen und ist ab jetzt in Quarantäne, der Test ist am Mittwoch, Dienstagsabend bekommt er Symptome, das Testergebnis bekommt er am Donnerstag Abend und lädt dies Freitag in die App.
Ich möchte mal wissen woher bei vielen diese falsche Ansicht kommt, dann kann ja jemand nicht in Quarantäne gewesen sein, wenn die App eine Risikobegegnung angezeigt. Dieser Zeitversatz von 10 Tagen kommt bei Überlastung der Gesundheitsämter vor.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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NaWennDuMeinst
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Mo 16. Nov 2020, 17:46

Friederike hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 14:05
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 08:46
[...] Daraus dann aber "Kriegspropaganda" zu machen... finde ich extrem überzogen. Fehlt nur noch, dass Du sagst man hätte sich von Goebbels inspirieren lassen. Will sagen: Ich finde deine Kritik stark übertrieben. Ich denke da gehts gar nicht um den Spot sondern einfach nur um Kritik der Kritik wegen. Für manche kann die Regierung eigentlich machen was sie will, solange sie nicht exakt das macht, was diese Leute wollen, ist sie unten durch. Das geht dann bis dahin, dass man ihr Nähe zum dritten Reich unterstellt. In meinem Augen hat man da völlig das Maß verloren.
:lol: Das Maßvolle liegt Dir auch nicht so sehr.
Ruhe da, auf den billigen Plätzen!
:-D



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sokrates_is_alive
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Mo 16. Nov 2020, 18:22

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 15:21
sokrates_is_alive hat geschrieben :
Mo 16. Nov 2020, 14:02
Im Anschluss an das Zitat im ersten Absatz folgt dann:
"Deshalb appellieren wir als „Allianz für Weltoffenheit“ an die Politik und unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger:
    Parlamente auf Bundes- und Länderebene sind in unserer Demokratie die zentralen Orte politischer Debatten und Entscheidungen. Dies muss auch in Ausnahmesituationen gelten.
    Muss? Wo steht das?
    Wenn es ein "MUSS" wäre, dann wäre ja das, was jetzt geschieht (Regieren per Verordnung) illegal. Ist es illegal?
      Die Politik muss Maßnahmen, mit denen Grund- und Freiheitsrechte vorübergehend eingeschränkt werden, gut begründen und erklären.
      Macht sie ja. Ich bin mit den Erklärungen voll zufrieden. Du nicht. Das ist dann wohl Ansichtssache.
      Dazu zählt auch, dass sie auf die Nachvollziehbarkeit der Maßnahmen achtet und mit allen Teilen der Gesellschaft aktiv das Gespräch sucht.
      Zumindest mit ihren Vertretern.
      Vielleicht war es nicht deutlich genug, aber meine Zitate sind alle original aus dem Aufruf der "Allianz für Weltoffenheit" auf den Du Dich ursprünglich bezogen hast und ich zitiere Passagen, die sich über Dein Zitat hinaus in dem gleichen Aufruf befinden. Also trifft Deine Kritik/ Fragen nicht mich, sondern die Verfasser des Aufrufs.
      Zum Punkt Regieren per Verordnung: ich habe in einem früheren Beitrag bereits darauf hingewiesen, dass Verordnungen immer die Ermächtigung durch ein Gesetz benötigen (dieses wird z.B. in Berlin wie folgt zum Ausdruck gebracht: "Aufgrund des § 32 Satz 1 und 2 des Infektionsschutzgesetzes vom 20. Juli 2000 (BGBl. I S. 1045), das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 19. Juni 2020 (BGBl. I S. 1385) geändert worden ist, verordnet der Senat"). Längere Zeit wurde das Infektionsschutzgesetz des Bundes in der gültigen Fassung als ausreichende Begründung für die verordneten Einzelmaßnahmen der Länder bewertet; im Laufe der Diskussionen - auch in den Bundestagsfraktionen - änderte sich diese Auffassung und führte zur derzeitigen Neufassung des Infektionsschutzgesetzes mit seinem §28a, der bestimmte Einzelmaßnahmen aufführt. Das Regieren per Verordnungen ist nicht zu beanstanden, solange das Gesetz, auf das sich die Verordnung bezieht, tatsächlich die Ermächtigung zu den Maßnahmen einer Verordnung erteilt. Werden die Maßnahmen der Verordnung jedoch nicht durch die Ermächtigung durch ein Gesetz abgedeckt, ist die Verordnung ohne Rechtsgrundlage und damit nicht zulässig/ rechtswidrig.
      Zum Schluss eine Anmerkung in eigener Sache, mit der ich es auch für die Zukunft belassen will: Ich rücke die Bundesrepublik weder in die Nähe irgendeines totalitären Systems noch trage ich einen Aluhut, leugne Corona oder will das System stürzen, aber ich möchte, dass die demokratischen Regeln auch beachtet und umgesetzt werden - auch und gerade von Verantwortlichen. Und zum Thema Musiknutzung bei Clips und Filmen halte ich es mit Hanns Eisler und seiner Einschätzung "Hure Musik, die sich zu allem ausgeliehen hat, was schlecht und gut war in der Gesellschaft", denn der Einsatz von Musik war niemals zweckfrei. Oder ist Bloch hier gelittener: "Musik ist eine Hure, die mit jedem Text geht."



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      NaWennDuMeinst
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      Mo 16. Nov 2020, 19:34

      sokrates_is_alive hat geschrieben :
      Mo 16. Nov 2020, 18:22
      Vielleicht war es nicht deutlich genug, aber meine Zitate sind alle original aus dem Aufruf der "Allianz für Weltoffenheit" auf den Du Dich ursprünglich bezogen hast und ich zitiere Passagen, die sich über Dein Zitat hinaus in dem gleichen Aufruf befinden. Also trifft Deine Kritik/ Fragen nicht mich, sondern die Verfasser des Aufrufs.
      Ja, ist mir später auch aufgefallen. Hat was damit zu tun, dass ich in Zeitdruck war. Aber auch damit, dass Du offenbar das Wort "Formatierung" noch nie gehört hast.
      Es gibt rechts auf der Tastatur eine Taste. Die hat so einen abgeknickten Pfeil. Die kann man öfter mal drücken. Dann werden Texte für andere leserlicher. Links mitten in den Text einzufügen macht es übrigens auch nicht besser.
      Ich mache das immer so

      Text:

      Link

      Weiterer Text.

      Ganz so ausführlich musst Du es nicht machen, aber ein bißchen Textgestaltung wäre nicht schlecht.
      Also wenn Du willst. Nur ein Vorschlag.
      Zum Punkt Regieren per Verordnung: ich habe in einem früheren Beitrag bereits darauf hingewiesen, dass Verordnungen immer die Ermächtigung durch ein Gesetz benötigen (dieses wird z.B. in Berlin wie folgt zum Ausdruck gebracht: "Aufgrund des § 32 Satz 1 und 2 des Infektionsschutzgesetzes vom 20. Juli 2000 (BGBl. I S. 1045), das zuletzt durch Artikel 5 des Gesetzes vom 19. Juni 2020 (BGBl. I S. 1385) geändert worden ist, verordnet der Senat"). Längere Zeit wurde das Infektionsschutzgesetz des Bundes in der gültigen Fassung als ausreichende Begründung für die verordneten Einzelmaßnahmen der Länder bewertet; im Laufe der Diskussionen - auch in den Bundestagsfraktionen - änderte sich diese Auffassung und führte zur derzeitigen Neufassung des Infektionsschutzgesetzes mit seinem §28a, der bestimmte Einzelmaßnahmen aufführt. Das Regieren per Verordnungen ist nicht zu beanstanden, solange das Gesetz, auf das sich die Verordnung bezieht, tatsächlich die Ermächtigung zu den Maßnahmen einer Verordnung erteilt. Werden die Maßnahmen der Verordnung jedoch nicht durch die Ermächtigung durch ein Gesetz abgedeckt, ist die Verordnung ohne Rechtsgrundlage und damit nicht zulässig/ rechtswidrig.
      Das sind recht viele "Wenn" und viele "Aber".
      Was ich sehe ist, dass das Infektionsschutzgesetz gerade neu ausgearbeitet wird. Das müsste doch dann in Deinem Sinne sein. Ist aber auch nicht ok. Jetzt gefällt der Entwurf nicht.
      Manche Menschen sind aber auch schwer zufrieden zu stellen. Und daher kommt dann auch mein Verdacht, dass sich Maßnahmen bis zum Sanktnimmerleinstag hinauszögern könnten. Ich denke nicht, dass das weit hergeholt ist. Man sieht es ja hier sehr schön (und wir haben mit dem ganzen Prozess noch nicht mal was zu tun). Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte einfach ganz frech: Einige wollen nur deshalb "mitwirken", weil sie sich davon versprechen Maßnahmen hinauszögern zu können. Der demokratische Gedanke ist da nur willkommene Ausrede.
      Unter normalen Umständen verbuche ich das einfach unter "Widrigkeiten des Daseins". Aber das sind keine normalen Umstände. Es geht um Menschenleben!
      Zum Schluss eine Anmerkung in eigener Sache, mit der ich es auch für die Zukunft belassen will: Ich rücke die Bundesrepublik weder in die Nähe irgendeines totalitären Systems noch trage ich einen Aluhut, leugne Corona oder will das System stürzen, aber ich möchte, dass die demokratischen Regeln auch beachtet und umgesetzt werden - auch und gerade von Verantwortlichen.
      So wie ich das sehe werden sie eingehalten. Es ist bisher einfach überhaupt nichts Ungesetzliches geschehen. Man richtet sich nach Gesetzen, die auf demokratischem Wege entstanden sind. Und wenn man jetzt etwas ändern will, weil man gemerkt hat, dass da was nicht ganz optimal ist, dann macht man das eben jetzt. Deshalb muss man der Regierung aber nicht gleich vorwerfen sie würde die Demokratie mit Füßen treten. Was soll sowas?
      Und zum Thema Musiknutzung bei Clips und Filmen halte ich es mit Hanns Eisler und seiner Einschätzung "Hure Musik, die sich zu allem ausgeliehen hat, was schlecht und gut war in der Gesellschaft", denn der Einsatz von Musik war niemals zweckfrei. Oder ist Bloch hier gelittener: "Musik ist eine Hure, die mit jedem Text geht."
      Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder.
      Das Verbindende in und an der Musik ist nicht per se etwas Schlechtes. Diesen übertriebenen Argwohn gegen alles was das Gemeinschaftsgefühl fördert (ausser: Wir sind Weltmeister, ole ole!) finde ich teilweise recht verstörend.
      Aber ich verstehe schon, dass diese deutsche Ur-angst nicht von ungefähr kommt.
      Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Mo 16. Nov 2020, 19:51, insgesamt 1-mal geändert.



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      Jörn Budesheim
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      Mo 16. Nov 2020, 19:47

      NaWennDuMeinst hat geschrieben :
      Mo 16. Nov 2020, 19:34
      Dann werden Texte für andere leserlicher.
      Mir geht es ähnlich, ich finde es ziemlich schwierig, die Texte zu lesen. Wenn du uns hin und wieder mal einen Absatz spendieren könntest, das fände ich sehr nett! Danke im Voraus!




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      NaWennDuMeinst
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      Mo 16. Nov 2020, 20:01

      Scheiß Tag. Erst wache ich heute früh auf und beginne den Tag mit einem Telefonat mit dem Gesundheitsamt, weil meine Corona-App dunkelrot leuchtet.
      Und nun komme ich nach Hause und erfahre von meiner Lebensgefährtin, dass ihre Schwester an Covid erkrankt ist (bisher nicht weiter wild, sie hat nur den typischen Ausfall von Geruchs- und Geschmackssinn).
      Ich schwöre Euch, wenn der Frau (oder ihren Kindern) was passiert, bin ich bei der nächsten Corona-Demo persönlich anwesend und mache Rabatz bis die Fetzen fliegen.. oder die Wasserwerfer kommen.

      Ich habe die Schnauze voll von meinen s.g. "Mitmenschen".



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      sokrates_is_alive
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      Di 17. Nov 2020, 07:25

      Der aktuelle Entwurf des Infektionsschutzgesetzes wurde jetzt doch aufgrund zahlreicher Kritiken nachgebessert.
      Die aus meiner Sicht wesentlichen Punkte:
      1. "§ 28a IfSG präzisiert künftig in 17 Ziffern alle möglichen in Betracht kommenden Grundrechtseinschränkungen.
      Die Maßnahmen sollen auf diese Weise nicht mehr wie bisher auf Grundlage einer unbestimmten Generalklausel getroffen
      und damit gerichtsfester werden."
      2. "In Abs. 5 der Vorschrift heißt es künftig: "Rechtsverordnungen, die nach § 32 in Verbindung mit § 28 Absatz 1 und § 28a Absatz 1 erlassen werden,
      sind mit einer allgemeinen Begründung zu versehen und zeitlich zu befristen."
      Auf eine feste Dauer einigte sich die GroKo nicht. Luczak zufolge sollten aber die Maßnahmen "grundsätzlich" vier Wochen nicht überschreiten.
      Wenn es in Ausnahmefällen doch länger erforderlich ist, hätten die Länder eine Rechtfertigungslast und müssten entsprechend begründen,
      wieso eine längere Geltung zur Eindämmung des Infektionsgeschehens notwendig ist, so Luczcak" (Anm.: rechtspolitischer Sprecher der CDU).
      3. "Dass die Befugnisse der Landesregierungen nunmehr auf diese Weise eingeschränkt werden, gehe auf zentrale Forderungen der SPD zurück, sagte Fechner.
      Allerdings: "Weitergehende Vorschläge der Sachverständigen wie etwa einen Parlamentsvorbehalt konnten wir nicht gegen die Union durchsetzen.""
      (Anm.: Fechner ist rechtspolitischer Sprecher der SPD)

      Seitens Movassat/ Die Linke wurde das hohe Tempo beanstandet. Die Vorlage zahlreicher Änderungsvorschläge am Montag für die morgige Abstimmung
      verband er mit dem Vorwurf, die Rolle des Parlaments und der Opposition werde nicht ernst genommen und urteilte: "Das ist ein Stil,
      der die Legitimität von parlamentarischen Verfahren gefährdet und geeignet ist, noch mehr Vertrauen in der Bevölkerung zu verspielen."
      Alle vorangegangenen Zitate aus
      https://www.lto.de/recht/hintergruende/ ... vorbehalt/

      Aus meiner Sicht kann man dieser Kritik sehr gelassen entgegen gehen, weil
      1. 48 Stunden Vorlauf bei bereits hinlänglich bekannten Fragestellungen Juristen eigentlich nicht aus der Ruhe bringen sollten
      bzw. die Verknüpfung von zeitlichen Abläufen mit der Frage nach Legitimität mir im vorliegenden Fall sehr konstruiert erscheint (ich wäre
      mit der Kritik mitgegangen, wenn der Entwurf als Tischvorlage wenige Stunden vor Sitzungsbeginn verteilt worden wäre - aber so ist es
      ja überhaupt nicht/ außerdem: in Sitzungswochen sitzen die meisten Abgeordneten/ Ausschussmitglieder sowieso bis tief in der
      Nacht in den Büros und hirnen über die verschiedenen Punkte),
      2. die Präzisierungen Rechtssicherheit und Klarheit bringen und
      3. die Vorgabe einer zeitlichen Befristung in allgemeiner Form sicherstellt, dass der Grundrechtseingriff eben die Ausnahme ist und das
      Grundrecht damit nicht in seinem Wesensgehalt eingeschränkt wird (ist essentiell für den Bestand vor BVerfG).
      Außerdem erhalte ich damit auch auf Landesebene genug Spielraum für angepasste Entscheidungen.

      Die Nichtberücksichtigung/ Verankerung eines Parlamentsvorbehalts für die Maßnahmen halte ich unter dem Aspekt der gebotenen Eile und
      Sicherstellung der raschen Handlungsfähigkeit der Exekutive für mindestens vertretbar, wenn nicht sogar geboten. Den zu erwartenden
      Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht sehe ich bei meinem gegenwärtigen Kenntnisstand gelassen entgegen und Eilanträgen räume ich
      geringe bis gar keine Chance ein.



      "Der Teufel ist ein Optimist. Er glaubt, er könnte die Menschen schlechter machen." (nach Karl Kraus) :roll:

      herbert clemens
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      Registriert: Di 22. Aug 2017, 14:06

      Di 17. Nov 2020, 08:27

      Jörn „Wie steht es eigentlich um das gesellschaftliche Klima? Ist das auch von Belang für die Abwehrkräfte etc.? Könnte es nicht von enormem Vorteil sein, wenn alle das Gefühl haben, solidarisch zu sein und an einem Strang zu ziehen? (Ich frage für einen Freund.)“

      Ich beantworte diese Frage uneingeschränkt positiv. Solidarität und Selbstverantwortlichkeit schützen andere und erhalten mich gesund.

      Im Frühjahr war dies viel zu spüren.

      Auch die Anregung, nicht in Gruppen zusammen zu kommen, sondern sich in Zweiergesprächen möglichst draußen zu treffen, entspricht meinen Naturell (bei vorwärts schreitenden Alter und sinkenden Hörvermögen um so mehr).

      Die Maßnahmen unterstützen die Signalwirkung der richtigen Apelle, sich um ein bewusstes Kontaktverhalten zu kümmern.

      Die Signalwirkung bedeutet allerdings zweierlei, wie Friederike richtig bemerkt: “Was die Signalwirkung auf alte Menschen angeht, so habe ich inzwischen von manchen "Fällen" erfahren, die sich tatsächlich (jetzt schon) nicht mehr trauen ihre Wohnung zu verlassen. Da würd' ich auch gerne, unduldsam wie ich bin, auf die Lebensfreude in der Gegenwart verweisen.”

      So bedauere ich sehr, dass ich “meine” Alten nicht mehr angemessen betreuen darf. Briefe und telefonische Kontakte können den persönlich gehaltenen Begegnungskreis nicht ersetzen.

      So bedaure ich, dass ich am vergangenen Wochenende beim Besuch unserer Enkel nicht das dortige Hotel und Restaurant unterstützen durften.

      So bedaure ich sehr, dass ich nicht die hiesigen Kulturschaffenden z.B. durch die Besuche von Ausstellungen, Theatervorstellungen, Konzerten, ... (nicht nur) finanziell unterstützen darf.



      Solidarität ist für mich etwas anderes als sich an undurchsichtige von oben vorgegebene Regeln halten. Ich halte mich für solidarisch.

      Ich habe gestern morgen mir diese beiden Statements für die heutige Antwort herauskopiert.

      Entschuldige Nawenndumeinst, ich habe deine Antworten auf meine Bedenken gegenüber manchen Maßnahmen nicht gefunden (ich bilde mir ein, dass ich mit Kritik gut leben kann)

      Bist du inzwischen auf die alternativen strategischen Vorstellungen von Streeck eingegangen. Ich gehöre ja der Generation Druckerzeugnisse an. In der Wochenendtaz habe ich ein (leider kurzes) Interview mit Streeck gefunden.

      Bist du auf den Beitrag unseres Entwicklungsministers Müller eingegangen. Solidarität der kleinen Münze. Ich verkaufe und kaufe gleich wieder in “meinem” Fairhandelsgeschäft.

      Die Diskussion um die Rechte der Parlamente fand ich bisher müßig, da öffentlich geäußerte Meinung, Bevölkerungsmeinung, Parlamentsmehrheiten, Regierungshandeln sich gegenseitig unterstützen.

      Interessant fand ich trotzdem den Debattenbeitrag in der Wochenend-taz:

      Simone Worschech Ein durchregiertes Land. Vielleicht für Nauplios und sokrates_is_alive eine Anregung?

      (An links traue ic mich nicht mehr ran.)

      Zu Brandenburg bin ich leider nicht gekommen...

      Ich muss jetzt weg, ohne die Beiträge seit gestern gelesen zu haben.




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      Jörn Budesheim
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      Di 17. Nov 2020, 09:06

      herbert clemens hat geschrieben :
      Di 17. Nov 2020, 08:27
      Ich beantworte diese Frage uneingeschränkt positiv. Solidarität und Selbstverantwortlichkeit schützen andere und erhalten mich gesund.
      Das ist allerdings bereits das komplette Gegenteil einer uneingeschränkten positiven Antwort.




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      NaWennDuMeinst
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      Di 17. Nov 2020, 15:15

      sokrates_is_alive hat geschrieben :
      Di 17. Nov 2020, 07:25
      Der aktuelle Entwurf des Infektionsschutzgesetzes wurde jetzt doch aufgrund zahlreicher Kritiken nachgebessert.
      Wie schön. Dann können sich ja alle wieder beruhigen und ihre Aufmerksamkeit auf das lenken was wichtig ist: Die Menschen.



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      Friederike
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      Di 17. Nov 2020, 17:38

      NaWennDuMeinst hat geschrieben :
      Di 17. Nov 2020, 15:15
      Wie schön. Dann können sich ja alle wieder beruhigen und ihre Aufmerksamkeit auf das lenken was wichtig ist: Die Menschen.
      Von den billigen Rängen oder Plätzen kommt wieder nix Sachdienliches :oops: ... Deine Stimmung ist nicht viel besser als gestern?




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      Jörn Budesheim
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      Di 17. Nov 2020, 18:17

      Die meisten Menschen in Deutschland halten sich an die Maßnahmen. Dennoch ist die Situation brenzlig, weil wenige Abweichler "viel erreichen" können.

      Ähnlich ist es bei den Diskussionen. Wenn man sie bei Facebook & Co und auch hier verfolgt, muss man auch das Gefühl haben, dass sehr viele Menschen mit den Maßnahmen unzufrieden sind und sie für unverhältnismäßig falsch und ungerecht halten. Aber ist es wirklich so, dass viele Menschen die Maßnahmen für unverhältnismäßig, falsch und ungerecht halten? Die "Daten zu Risikowahrnehmung und Akzeptanz von Corona-Regeln, die seit März erhoben werden, ergeben ein anderes Bild." Der "sogenannte Corona-Monitor ergibt durchweg eine hohe Zustimmung zu den Maßnahmen, die den Ausbruch eindämmen sollen." (zeit.de)

      Auch in diesem Fall ist es offenbar so, dass Wenige das Gesamtbild trüben können. Soviel zum Thema Solidarität.




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      NaWennDuMeinst
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      Di 17. Nov 2020, 18:40

      Friederike hat geschrieben :
      Di 17. Nov 2020, 17:38
      NaWennDuMeinst hat geschrieben :
      Di 17. Nov 2020, 15:15
      Wie schön. Dann können sich ja alle wieder beruhigen und ihre Aufmerksamkeit auf das lenken was wichtig ist: Die Menschen.
      Von den billigen Rängen oder Plätzen kommt wieder nix Sachdienliches
      Ich denke ich habe hier genug Sachdienliches beigetragen. Blätter mal zurück. Wie wäre es denn mal mit dir?
      Aber bitte etwas mehr als die üblichen Ein- oder Zweizeiler.



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      Di 17. Nov 2020, 18:54

      Jörn Budesheim hat geschrieben :
      Di 17. Nov 2020, 18:17
      Die meisten Menschen in Deutschland halten sich an die Maßnahmen. Dennoch ist die Situation brenzlig, weil wenige Abweichler "viel erreichen" können.

      Ähnlich ist es bei den Diskussionen. Wenn man sie bei Facebook & Co und auch hier verfolgt, muss man auch das Gefühl haben, dass sehr viele Menschen mit den Maßnahmen unzufrieden sind und sie für unverhältnismäßig falsch und ungerecht halten. Aber ist es wirklich so, dass viele Menschen die Maßnahmen für unverhältnismäßig, falsch und ungerecht halten? Die "Daten zu Risikowahrnehmung und Akzeptanz von Corona-Regeln, die seit März erhoben werden, ergeben ein anderes Bild." Der "sogenannte Corona-Monitor ergibt durchweg eine hohe Zustimmung zu den Maßnahmen, die den Ausbruch eindämmen sollen." (zeit.de)

      Auch in diesem Fall ist es offenbar so, dass Wenige das Gesamtbild trüben können. Soviel zum Thema Solidarität.
      Naja, das liegt wohl auch daran, dass Diejenigen die zufrieden sind keinen Grund haben irgendwo laut krackelend in Erscheinung zu treten.
      Das sind ja meist die denen irgendwas entweder "zu weit" oder "nicht weit genug" geht.
      Ich für meinen Teil fände es einfach schon schön, wenn sinnvolle Maßnahmen nicht dauernd kaputt geredet würden und wenn solidarisches Verhalten einfach belohnt würde. Aber an jeder Ecke ist es so, dass man sich fast schon dafür entschuldigen muss.
      Meine Befürchtung ist, dass die Menschen, die sich immer für andere einsetzen irgendwann unter den ständigen Anfeindungen nachgeben oder zusammenbrechen.

      Feuerwehrleute werden totgeprügelt. Polizisten massiv angegriffen. Rettungskräfte beim Einsatz behindert. Das sind Menschen die anderen Menschen helfen.
      Was ist denn nur los mit den Leuten? So schlecht geht es uns doch nun wirklich nicht, dass es Grund gäbe gegen die Staatsmacht zu revoltieren wie in irgendeinem maroden, korrupten Schurkenstaat.
      Ich komme da nicht mehr mit. Ich verstehe weder was diese Leute wollen, noch warum sie sich so verhalten. Was denken diese Menschen mit ihrem Verhalten zu erreichen?



      But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
      Tread softly because you tread on my dreams.
      (William Butler Yeats)

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      Friederike
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      Mi 18. Nov 2020, 08:32

      NaWennDuMeinst hat geschrieben :
      Di 17. Nov 2020, 18:40
      Ich denke ich habe hier genug Sachdienliches beigetragen. Blätter mal zurück. Wie wäre es denn mal mit dir? Aber bitte etwas mehr als die üblichen Ein- oder Zweizeiler.
      Na eben, ich hab' von mir, nicht von Dir, gesprochen.




      herbert clemens
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      Mi 18. Nov 2020, 09:10

      Jörn Budesheim hat geschrieben :
      Di 17. Nov 2020, 09:06
      herbert clemens hat geschrieben :
      Di 17. Nov 2020, 08:27
      Ich beantworte diese Frage uneingeschränkt positiv. Solidarität und Selbstverantwortlichkeit schützen andere und erhalten mich gesund.
      Das ist allerdings bereits das komplette Gegenteil einer uneingeschränkten positiven Antwort.
      Ich verstehe deine Antwort nicht.
      Solidarität ist für mich ein wichtiger Wert.
      Sie ist wichtig für uns alle, die wir uns solidarisch verhalten, wie für die die Solidarität erfahren.
      Auch ein gesellschaftliches Klima der Solidarität halte ich für gesundend und die Abwehrkräfte stärkend.
      Stören Dich meine darauffolgenden Ausführungen?
      Was sage ich falsches?




      Gesperrt