herbert clemens hat geschrieben : ↑ Fr 23. Okt 2020, 10:55
Merkwürdig, wenn die Daten des Wissenschaftlers Streeck und des RKI dich nicht bestätigen, schaltest Du den „gesunden Menschenvertand“ ein.
Quatsch. Der gesunde Menschenverstand spielt immer mit. In dem Fall finde ich die Aussagen des RKI nur nicht besonders kompatibel mit dem gesunden Menschenverstand.
Jeder von uns war schon einmal in einer Bar oder Kneipe. Und Jeder von uns weiß, was das heißt wenn es feuchtfröhlich wird.
Ich finde die Aussage, man könnte das alles unter Kontrolle haben, nicht sehr glaubwürdig (weil es sich mit der eigenen Erfahrung beisst).
Ich kann deinen Plausibilitäten gegen Kneipenbesuche auch durchaus ein Stück folgen. Nach bisherigen Erfahrungen sind sie halt quantitativ irrelevant. Geldscheffelnde Barbesitzer? Oder Existenznot?
Das Argument "Existenznot" lasse ich nicht gelten. Existenznot fühlen jetzt sehr viele Untenehmen und ihre Angestellten. Ich sehe nicht ein, warum Bar- Und Kneipenbesitzern (oder Hoteliers) da irgendein Sonderstatus zustehen würde.
Aber auch positiv was für das eigene Immunsystem tun.
Es ist durchuas naturwissenschaftlich belegt, dass die Stärkung der Immunabwehr ein wichtiger Aspekt ist.
Ja. Und es ist definitiv ganz allgemein ratsam Tipps zur Stärkung des eigenen Immunsystems zu befolgen.
Aber alte Menschen haben - aufgrund ihres Alters - ein schlechteres Immunsystem. Das lässt im Laufe des Lebens nach, wie so ziemlich alles nachlässt. Man nennt das ganz einfach "alt werden".
Diesen Umstand kann man auch nicht auf ewig mit Gesundheitstipps ausgleichen. Hinzu kommt, dass man Menschen, die Grunderkrankungen haben die das Immunsystem noch zusätzlich schwächen, nicht noch der Gefahr einer Coronainfektion aussetzen kann. Das ist zu gefährlich für diese Menschen.
Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen Sport treiben und sich gesund ernähren um ihr Immunsystem zu stärken und besser gewappnet zu sein.
Aber das hat Grenzen. Einem 80-Jährigen Menschen mit schwerwiegenden Grunderkrankungen sollte man tunlichst von Corona fernhalten.
Bitte die aktuellen Zahlen anschauen. Amerika ist eines der am schlimmsten betroffenen Länder.
Welche Personengruppen waren betroffen?
Die selben wie bei uns.
Sind sie mit oder an Corona gestorben?
Sie sind an Covid gestorben, also an der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenerkrankung.
Ist das egoistisch privat wirtschaftlich organisierte Gesundheitssystem vielleicht das Hauptproblem?
Das kann schon sein, dass das Gesundheitssystem dabei eine Rolle spielt.
Das spielt aber auch bei Grippewellen eine Rolle und trotzdem habe ich noch nie gesehen, dass bei einer Grippewelle in Amerika Krankenhäuser LKW-weise Leichen wegschaffen. Du etwa?
Ich denke zu leugnen, dass Corona gefährlicher (weil neu) ist, hat keinen Sinn.
Wer das versucht, macht sich unglaubwürdig.
Schlechte Quelle: Bei Facebook gefunden: Am Anfang der Pandemie wusste man wenig und Vorsicht war angebracht. Nun ist man schlauer. Eine von der renommierten Stanford-Universität durchgeführte und von der Weltgesundheitsorganisation veröffentlichte Studie kommt nach Analyse von 61 Studien zu einer Sterblichkeitsrate von 0,23% bei COVID-19, wobei diese Rate bei unter 70-Jährigen bei 0,05% liegt.
Das ist weit weniger als die vermuteten 3% und auch Herr Drosten meint nun, dass die Sterblichkeitsrate unter 1% liegen dürfte.
Ich sagte ja in meinem vorherigen Beitrag (auf den Du Dich ja beziehst) schon, dass die Sterberate keine absolute Zahl ist, sondern dass sie auch davon abhängt, wie gut die schwer Erkrankten versorgt werden können. Wir haben in Deutschland eine begrenzte Anzahl an Intensivbetten. Ist diese Kapazität ausgeschöpft, dann können Patienten nicht mehr versorgt werden. Und dann sterben sie. Wie die Fliegen.
Genau deshalb müssen wir verhindern, dass zu viele Menschen gleichzeitig schwer erkrankten, damit weiterhin genug Kapazitäten vorhanden sind um jeden einzelnen Covidpatienten so gut wir können zu versorgen. Und das geht eben nur durch Eindämmungsmaßnahmen. Steigen die Zahlen der schwer Erkrankten in einem zu kurzen Zeitraum zu stark an, dann überlastet das das Gesundheitssystem und dann sehen wir hier Bilder wie in New York wo die Menschen beim Warten auf ein Sauerstoffgerät auf dem Flur des Krankenhauses krepieren.
Angesichts dieser harten Zahlen ist die von den Medien so beliebte anekdotische Einzelfallschilderung von gesunden Sportlern oder 30-Jährigen Pilatesmüttern, die an COVID-19 versterben nicht zielführend, wenn es um die Bewertung der Verhältnismäßigkeit von Maßnahmen geht.
Darum geht es überhaupt nicht. Es geht darum zu verhindern, dass unser Gesundheitssystem durch die gleichzeitige Erkrankung von vielen Menschen überlastet wird, und dann in Folge viel mehr Menschen sterben müssen als eigentlich nötig, weil sie nicht adäquat behandelt werden können (wenn alle Betten belegt sind, und nicht genug Personal vorhanden ist, dann kann auch niemand mehr behandelt werden).
Es nützt ja nichts, wenn wir wissen, dass die Sterberate bei guter intensivmedizinischer Behandlung niedrig ist, es aber bei massenhafter Erkrankung der Menschen nicht mehr genug Apparate, Betten und Personal gibt um die Patienten alle zu behandeln.
Das ist doch eigentlich ganz einfach zu verstehen, oder?
Auch wenn die Maßnahmen gerechtfertigt sind, um Menschenleben und Gesundheiten zu schützen, wird nun der Rechtfertigungsdruck höher, weshalb diese Maßnahmen z.B. im Falle von Grippewellen nicht gerechtfertigt seien.
Das oft vorgebrachte Argument, dass gegen Grippe Impfstoffe vorhanden seien und gegen COVID-19 nicht ist tatsächlich kein Argument, denn die Sterblichkeitsrate bei Grippe liegt bei den Werten, bei denen sie liegt ja trotz vorhandener Impfstoffe.
In der Bevölkerung gibt es eine Grundimmunität gegen die Grippeerreger. Warum? Weil die Menschheit schon sehr lange mit der Grippe zu tun hat. Mit Corona aber nicht.
Das habe ich aber auch alles oben schon geschrieben.