Nauplios hat geschrieben : ↑ So 21. Feb 2021, 05:46
NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑ Sa 20. Feb 2021, 23:46
Was die Folgen der Maßnahmen betrifft sind vielleicht neben den Biologen und Medizinern noch Soziologen gefragt. Auch eine ganze Reihe anderer Experten (auch aus der Wirtschaft).
Und die dürfen allesamt auch gerne Vorschläge machen wie man das Virus effizient und gleichzeitig (geldbeutel-)schonend bekämpft. Nur müssen diese Vorschläge am Ende dann auch mit dem Ziel (ich erinnere daran , es geht immer noch darum den Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu vermeiden) und den biologischen Fakten kompatibel sein.
https://www.divi.de/register/tagesreport
Das ist das Intensivregister der "Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. Täglich um 13.00 Uhr wird dort eine pdf-Datei aktualisiert mit den Daten zu den intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten. Die höchste Auslastung der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten war in der letzten Dezember-Woche 2020. - Der "Lockdown-light" begann am 02. November. Sechs Wochen "Lockdown-light": Ergebnis: 5.745 Covid19-Erkrankte auf den Intensivstationen. Ärzte und Pflegepersonal am Limit. Wollen wir das "Erfolg" nennen? -
Es ist das Scheitern einer monatelang zögerlichen Politik. Die Bars waren Ende Dezember schon fast acht Wochen dicht. Nachdem man gesehen hatte, daß ein "Lockdown-light" das Infektionsgeschehen nicht abbremst, mußte man dann auf "Lockdown-ohne-light" umschwenken. Man hatte die Situation falsch eingeschätzt. Hätte man sie nicht falsch eingeschätzt, hätte man beim "Lockdown-light" bleiben können. -
Diesem Lockdown-light ging eine ganze Reihe weiterer Fehleinschätzungen voraus. Viola Priesemann hatte bereits im Oktober einen "harten, aber kurzen Lockdown" vorgeschlagen. Zwei bis drei Wochen - wurde alles in den Wind geschlagen. Haben wir nicht nötig. Kriegen wir auch so in den Griff. Pustekuchen. Mitte Dezember mußte doch der harte Lockdown kommen. Die Kanzlerin hatte es da schon längst geahnt. Man hörte nicht auf sie. "Ich bin keine nachgeordnete Behörde des Kanzleramts." (Bodo Ramelow im Oktober 2020, damals noch ohne "Candy Crush" auf dem Handy).
Bodo Ramelow muß man zugute halten, daß er sich zu seiner fatalen Fehleinschätzung der Lage bekannt hat. "Ich habe mich von Hoffnung leiten lassen, was sich jetzt als bitterer Fehler zeigt." (08. Januar) - Einer von 16 gibt seinen "bitteren Fehler" zu. Die anderen 15 haben nie Fehler gemacht. Da haben wir eine tolle Truppe.
Die Frage ist doch, warum man so zögerlich agiert hat. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch was damit zu tun hatte, dass man gehofft hatte die Lage auch mit schonenderen Maßnahmen unter Kontrolle zu bringen.
Niemand wollte ja damals einen zweiten harten Lockdown, weil nach dem ersten schon klar war, was das bedeutet. Man hat ja erlebt welche Nebenwirkungen damit verbunden sind.
Man hat halt versucht einen Kompromiss zu fahren. Das war ganz sicher ein Fehler. Es war auch ein Fehler zu glauben, man könne auf die Vernunft in der Bevölkerung setzen.
Ich weiß noch wie oft Frau Merkel "Apelle" an die Bevölkerung gerichtet hat, doch bitte selbstverantwortlich auf Kontakte zu verzichten. Genützt hat es nichts.
Auch in der Bevölkerung hat man die Lage nicht ernst genug genommen. Wenn etwas nicht explizit verboten ist, wird es halt einfach ignoriert.
Ich habe mich damals furchtbar darüber geärgert, dass man die Bevölkerung aufforderte Masken zu tragen, die Einhaltung aber nicht kontrolliert und Verstösse nicht sanktioniert wurden.
Die Folge war, dass die Leute das eben so aufgefasst haben, dass es ihre freie Entscheidung sei.
Die Menschen funktionieren leider so nicht. Man muss immer erst mit Strafe drohen, damit sie die Regeln ernst nehmen.
Das gleiche auch im Lockdown-Light. Alles was nicht explizit verboten war wurde halt weiterhin gemacht. Von Einsicht und selbstverantwortlicher Einschränkung keine Spur.
Nicht bei allen, aber bei vielen. Und einige wenige reichen leider schon um den Erfolg zunichte zu machen.
Das ist für mich halt auch eine Lehre aus dieser Pandemie: Bitten und Apelle sind nutzlos.
An der Stelle muss sich die Bevölkerung vielleicht auch an die eigene Nase fassen und fragen in wie fern sie selbst auch die Lage nicht ernst genug genommen hat.