Darf Werbung das....

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Stefanie
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Fr 18. Aug 2017, 07:56

Erst mal ohne Kommentar:

Die neue Werbung von True-Fruits in Österreich:

http://www.ksta.de/panorama/bonner-saftfirma-true-fruits-provoziert-mit-rechtslastigen-slogans-in-oesterreich-28183546


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Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Jörn Budesheim
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Fr 18. Aug 2017, 08:31

Die Kampagne finde ich witzig. Die Publikumsbeschimpfung ("dumm") grenzwertig.




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Jörn Budesheim
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Fr 18. Aug 2017, 08:38

Dass sie teilweise missverstanden werden, spiegelt wieder, dass ein gewisser Grundkonsens in manchen Fragen aufgehoben ist und dabei ist, aufgehoben zu werden. Manche solcher "Späße" funktionieren ja nur, wenn man eine gewisse Einigkeit voraussetzen darf - und das ist wohl nicht mehr der Fall, siehe den Streit um den Ausdruck "entartete Kunst" oder die "Butterfahrt" - ich hätte bis vor kurzem nicht damit gerechnet, dass so etwas in "unserem" Forum denkbar ist.




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Stefanie
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Fr 18. Aug 2017, 20:38

Mir gefällt die Werbung auch. Was mich irritierte war die Einleitung des Zeitungsartikels "True Fruits provoziert mit rechtslastigen Slogans in Österreich – Quelle: http://www.ksta.de/28183546 ©2017"

Diese Überschrift liest sich missverständlich, finde ich.
Tja...
Jörn:
Dass sie teilweise missverstanden werden, spiegelt wieder, dass ein gewisser Grundkonsens in manchen Fragen aufgehoben ist und dabei ist, aufgehoben zu werden.
Über die Stellungnahme des Unternehmens habe ich stellenweise geschmunzelt, fand diese sehr salopp formuliert, auf den Punkt getroffen, aber auch etwas grenzwertig.



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novon
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Fr 18. Aug 2017, 23:35

Wie ist der Slogan "rechtslastig"? Kann ich nicht nachvollziehen. Eher ganz im Gegenteil. (Macht mir aber irgendwie Bauchschmerzen, dass das kommerziell ausgeschlachtet werden soll... Da wird politische Spaltung quasi zum erwünschten/Profit fördernden Zustand.)




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iselilja
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Sa 19. Aug 2017, 03:03

novon hat geschrieben :
Fr 18. Aug 2017, 23:35
Wie ist der Slogan "rechtslastig"? Kann ich nicht nachvollziehen.
Ich auch nicht, es ist klar formuliert und jeder versteht was damit offensichtlich gemeint ist. Allerdings halte ich politische Statements in konsum-wirtschaftlichen Zusammenhängen für unangebracht. Vielleicht dachte man sich, wenn das überall thematisiert wird, warum nicht auch hier.




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Stefanie
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Sa 19. Aug 2017, 18:59

iselilja:
Allerdings halte ich politische Statements in konsum-wirtschaftlichen Zusammenhängen für unangebracht.
Warum? Konsum-wirtschaftliche Zusammenhänge sind auch Politik.



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iselilja
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Sa 19. Aug 2017, 19:20

Stefanie hat geschrieben :
Sa 19. Aug 2017, 18:59
iselilja:
Allerdings halte ich politische Statements in konsum-wirtschaftlichen Zusammenhängen für unangebracht.
Warum? Konsum-wirtschaftliche Zusammenhänge sind auch Politik.
Vermutlich aus dem selben Grund, warum wir alle Aspekte heraushalten wollen, die zu einer Diskriminierung führen könnten. Wie würde denn eine Werbung bei Dir ankommen, wenn ihr Slogan lautet, bei uns kannst Du nicht schwul sein? ^.- Oder so was in der Art.




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Stefanie
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Sa 19. Aug 2017, 22:42

Natürlich würde mir eine solche Werbung nicht gefallen. Ich habe etwas überlegt und mir ist keine Werbung eines großen Unternehmens oder erfolgreichen Unternehmens eingefallen, dass eine auf den ersten Blick diskriminierende Werbung zeigt. Mal abgesehen von dem noch immer ziemlich schiefen Rollenverständnis in der deutschen Werbung und diversen Fehlgriffen.

Werbung ist - das mag der eine gut oder der andere schlecht finden- ein Teil unserer Gesellschaft und steht im gewissen Sinne unter "Beobachtung".
Letztens hat sich H&M ziemlichen Protest eingehandelt, weil diese für eine Jeans, die für die weiblichen Kurven sein soll, Magermodells ohne Kurven nahm. Kam nicht gut an bei der Kundschaft.
Umgekehrt erfuhr KiK eine unerwartete Solidarität, weil so einige aus dem AfD Lager meinten, es gehöre sich nicht hier in Deutschland Werbung mit farbigen Modells zu machen.
Nahezu die komplette Werbung für Smartphones und co. ist so was von Multikulti.

Werbung spielt mit und bricht auch mal Tabus. Ich kann mich noch aus den 80 ziger an einen Werbespot für ein Parfüm erinnern, in dem Mann und Frau ziemlich klar und deutlich mehr als nur kuschelten. Das gab einen Aufschrei. Oder als eine Bundesligamannschaft (Fußball, leider vergessen welche Mannschaft das war) auf einmal auf den Trikots Werbung für ein Kondom machte. Die damalige Altherrenriege des DFB hatte dass dann verboten.
Heute ist Kondomwerbung im Fernsehen normal.

Die Frage ist, ob Werbung, die sicherlich auch aus verkaufs- und gewinntechnischen Gründen auch politische Statements einbaut, dies so plakativ wie true-fruits machen soll, oder doch eher dezenter.



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iselilja
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So 20. Aug 2017, 00:21

Stefanie hat geschrieben :
Sa 19. Aug 2017, 22:42
Werbung spielt mit und bricht auch mal Tabus.
Tabubrüche haben immer sowas negativistisches an sich.. das pure Spiel damit allerdings übt einen gewissen Reiz aus. Ob das allerdings reicht, um den Kaufrausch auszulösen.. keine Ahnung.

Ich überlege gerade, ob Werbung überhaupt mal so wirklich positivistisch - Glückshormone verstreuend - war. Also dass man den Film vorspult um Werbung sehen zu können. :-) Hm.. mir fällt nix dazu ein.




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Jörn Budesheim
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Fr 25. Aug 2017, 06:27

Stefanie hat geschrieben :
Sa 19. Aug 2017, 22:42
Ich habe etwas überlegt und mir ist keine Werbung eines großen Unternehmens oder erfolgreichen Unternehmens eingefallen, dass eine auf den ersten Blick diskriminierende Werbung zeigt. Mal abgesehen von dem noch immer ziemlich schiefen Rollenverständnis in der deutschen Werbung und diversen Fehlgriffen.
spiegel-online (2013) hat geschrieben : Das Unternehmen [Barilla], das auch Kekse und Brot herstellt, legt in seinen Werbespots viel Wert auf die Vater-Mutter-Kind-Harmonie. "Unsere Familie ist eine klassische, in der die Frau eine fundamentale Rolle spielt."

Auf den Hinweis, dass auch Homosexuelle Barilla-Pasta essen, sagte der Firmenchef nur: "Wenn ihnen unsere Pasta gefällt und unsere Botschaft, ok. Wenn nicht, sollen sie eben andere Nudeln essen." Dass er damit Kunden verschrecken könnte, schien Barilla egal. "Man kann nicht immer allen gefallen."
Die Diskriminierung ist dann gewissermaßen nur auf den zweiten Blick und nur indirekt... Ich vermute diskriminierende Werbung gibt es andauernd, weshalb es auch einen Werberat (o.ä) gibt, der solche Dinge überprüft und schließlich moniert. Ich kaufe übrigens seither keine Barilla-Produkte mehr. Geschadet hat dieser Boykott dem Unternehmen aber bestimmt nicht :)




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Stefanie
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Fr 25. Aug 2017, 22:42

Diese Aussage von Barilla kannte ich noch nicht, sonst hätte ich letztens nicht Barilla gekauft.

Als ich meine Satz schrieb, erschienen vor meinem geistigen Auge die diversen Werbespots zu Waschmittel. Ohne, dass ich das empirisch überprüft habe, in 9 von 10 Fällen wäscht wer? Die Frau. Wäscht ein Mann, wird er drolliger Weise von Frau belehrt.
Im Zuge der Wiedervereinigung fühlten sich viele Frauen aus den neuen Ländern von der westdeutschen Werbung nicht angesprochen, z.B. Frau führt den Haushalt, umsorgt die Familie, es wäscht ausschließlich die Frau usw. Zum einen fühlten sie sich belehrt und nicht für ernst genommen, wenn in Werbespots in fingierten Interviewsituation der Ostfrau erklärt wird, wieso sie einen Wasserenthärter braucht, und zum anderen, weil die dargestellten Familienszenen mit dem berufstätigen Mann und der nicht berufstätigen Frau nicht ihren Lebenswelten entsprachen.
Hat sich seitdem in den gesamtdeutschen Spots was geändert, nicht viel finde ich. Zur Ramafamilie - für ein Produkt aus dieser Serie auch in Zeichentrick zu bestaunen- schreibe ich mal lieber nichts.

In nahezu jedem Spot für Autos sitzt wer am Steuer? Der Mann! Wenn eine Frau ein Auto fährt, dann mit Kindern, die irgendwo hingebracht werden. Lachen muss ich mittlerweile über die Spots, die "Frauenautos" an die Frau bringen wollen, himmel als ob alle Frauen einen großen Kofferraum brauchen, der durch winken aufgeht, um ihre Shoppingtüten zu verstauen.

Interessant finde ich manchmal die Lidl Prospekte. Da kam es in der letzten Zeit häufiger vor, dass bei Artikeln zu Haushalt/Waschen/Putzen ein Mann abgebildet wurde, und bei Heimwerkerartikeln eine Frau.

Wo ich mich jedesmal aufrege ist ein Spot für Babynahrung. Dort wird gezeigt, was diese Babynahrung bewirken könne: Babyjunge spielt mit dem Abakaus und wird Astronaut bzw. Wissenschaftler. Das Babymädchen macht die ersten wackligen Schritte und streckt ein Beinchen in die Luft, sie wird dann eine Ballerina. Den Werbemachern ist wohl noch nicht aufgegangen, dass Mädchen auch rechnen können und Jungen Ballett tanzen können. Wieso nicht mal anders rum?

Werbung sollte man vielleicht nicht so hoch ansetzen, aber sie spiegelt was wieder. Es ist auch Politik, Gesellschaftspolitik.
Es wird sich nicht über diese Spots aufgeregt, aber über die Werbung von Tru-Fruits schon.
Das nicht auf den ersten Blick erkennbare, subtile Beharren auf bestimmte - wie nenne ich es- Lebensweisen finde ich fast schlimmer, als die Holzhammermethode von True-Fruits.



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iselilja
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Fr 25. Aug 2017, 22:59

Stefanie hat geschrieben :
Fr 25. Aug 2017, 22:42
Werbung sollte man vielleicht nicht so hoch ansetzen, aber sie spiegelt was wieder. Es ist auch Politik, Gesellschaftspolitik.
Es wird sich nicht über diese Spots aufgeregt, aber über die Werbung von Tru-Fruits schon.
Das nicht auf den ersten Blick erkennbare, subtile Beharren auf bestimmte - wie nenne ich es- Lebensweisen finde ich fast schlimmer, als die Holzhammermethode von True-Fruits.
Ich glaube fast, Du stellst zu hohe Ansprüche an Werbung. :-) Ich meine, wer nimmt denn Werbung überhaupt ernst (im Sinne von kritisch hinterfragen, ob das auch stimmt was dort vor-illustriert wird)? Tatsächlich gibt es aber genug Menschen, die tagtäglich Werbeprospekte durchblättern, um Geld zu sparen oder sonst irgendwie ihrer Kaufsucht zu fröhnen. Und genau auf diese Leute sind nun mal 90% der Werbung zugeschnitten. Das ist albern, klischeehaft und oftmals nicht zum Aushalten.. aber Werbung ist eben Anpreisen von Dingen, die Menschen ohne entsprechendes Bedürfnis die Sachlage zu hinterfragen dann haben wollen. Man könnte auch fragen, warum man Mäuse mit Speck ködert, wo doch Pralinees viel anspruchsvoller wären. :-)




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Stefanie
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Sa 26. Aug 2017, 04:27

Tatsächlich gibt es aber genug Menschen, die tagtäglich Werbeprospekte durchblättern, um Geld zu sparen oder sonst irgendwie ihrer Kaufsucht zu fröhnen. Und genau auf diese Leute sind nun mal 90% der Werbung zugeschnitten.
Bedeutet dies, dass sich diese Leute von veralteten Rollenbildern dazu bewegen lassen, bestimmte Produkte zu kaufen, weil sie diese Rollenbilder (auch zu Beispiel die Rama-Familie) immer noch verinnerlicht haben?
Wer sich einen Mercedes der höheren Preisklasse kauft/kaufen kann, hat immer noch das Bild im Kopf, dass Mann fährt und Frau auf dem Beifahrersitz sitzt?
Die rasanten Sportmodelle wollen nur Männer? (mal davon abgesehen, dass die meisten Spots für Autos langweilig und humorlos sind, von Ausnahmen mal abgesehen.)

Das gibt Dir nicht zu denken?

(noch mal davon abgesehen, dass Leute wie ich (alleinstehend, etwas über dem Durchschnittsbrutto verdienend) nicht angesprochen werden, und damit Käufer/innenschicht und Geld links liegen gelassen wird?)



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Jörn Budesheim
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Sa 26. Aug 2017, 05:17

iselilja hat geschrieben :
Fr 25. Aug 2017, 22:59
Ich meine, wer nimmt denn Werbung überhaupt ernst
Wenn man vor dem Verkaufsregal steht und die Wahl zwischen verschiedenen Produkten hat, die alle die gleiche Qualität aufweisen sowie den gleichen Preis, dann greift man nachweislich zu dem Produkt, dass man kennt oder zu kennen meint. Durch Werbung werden viele Produkte für uns gewissermaßen zu guten Bekannten... Das ist ein Effekt, den man nicht durch "nicht ernst nehmen" ausschalten kann, schätze ich. :)




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iselilja
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Sa 26. Aug 2017, 11:42

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 26. Aug 2017, 05:17
iselilja hat geschrieben :
Fr 25. Aug 2017, 22:59
Ich meine, wer nimmt denn Werbung überhaupt ernst
Wenn man vor dem Verkaufsregal steht und die Wahl zwischen verschiedenen Produkten hat, die alle die gleiche Qualität aufweisen sowie den gleichen Preis, dann greift man nachweislich zu dem Produkt, dass man kennt oder zu kennen meint. Durch Werbung werden viele Produkte für uns gewissermaßen zu guten Bekannten... Das ist ein Effekt, den man nicht durch "nicht ernst nehmen" ausschalten kann, schätze ich. :)
Nein, zu guten Bekannten werden uns Waren, nachdem wir sie probiert haben. Und die beste Werbung kann dieses Urteil auch nicht mehr kippen.

Aber Du hast wohl insofern recht, dass es sowas wie Markentreue gibt.. und die kann gut durch Werbung beeinflußt werden.




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Sa 26. Aug 2017, 11:49

Stefanie hat geschrieben :
Sa 26. Aug 2017, 04:27

Bedeutet dies, dass sich diese Leute von veralteten Rollenbildern dazu bewegen lassen, bestimmte Produkte zu kaufen, weil sie diese Rollenbilder (auch zu Beispiel die Rama-Familie) immer noch verinnerlicht haben?
Ich würde das eher so verstehen wollen, dass sie sich nicht bewußt davon bewegen lassen, sondern vielmehr geht es darum, ein gutes Gefühl zu vermitteln in der Werbung. Man fühlt sich also wohl in der Ikea-Wohnung mit dem Marken Espresso-Automaten und dem gepflegten Benz in der Garage neben der Eigentumswohnung usw. Das sind alles mehr oder weniger idealisierte Lebensbilder, denen Menschen auch ohne Werbung folgen, aber Werbung versteht es eben mittels klischeehafter Bilder dieses sich Wohlfühlen/Bestätigtfühlen zu unterstützen.

Nimm doch mal als Kontrastierung die damalige iPod-Werbung von Apple. Das sind auch mehr oder weniger klischeehafte Bilder von tanzenden und springenden Kindern, die so unendlich glücklich sind mit ihrem neuen iPod. Das hat alles psychologischen Wert... bei Älteren einen anderen als bei Jüngeren.




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Stefanie
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So 27. Aug 2017, 19:54

Das sind alles mehr oder weniger idealisierte Lebensbilder, denen Menschen auch ohne Werbung folgen, aber Werbung versteht es eben mittels klischeehafter Bilder dieses sich Wohlfühlen/Bestätigtfühlen zu unterstützen.
Werbung unterstützt nicht das Wohlfühlen durch klischeehafte Bilder, sondern verstärkt und zementiert diese klischeehaften Bilder.
Da kann einem Angst und Bange werden, denn es muss ja davon ausgegangen werden, dass die Mehrheit (die 90 %, von denen Du geschrieben hast) es also immer noch als Idealbild ansehen, dass Frauen waschen, Männer dafür arbeiten gehen, hauptsächlich der Mann ein Auto fährt, und Schwule nicht zur Vorstellung von einer Familie gehören, Mädchen kein Mathe können und Männer nicht zum Ballett gehen.



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novon
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Sa 2. Sep 2017, 21:27

Habt ihr Ahnung, wie Werbung entsteht...?
Soweit ich weiß, liefert Marketing quasi kreativen Input, der dann empirisch geprüft wird, indem er verschiedenen, im wesentlichen als representativ angesehenen Gruppen von Probanden presentiert wird, die dann individuell bewerten, wie die Werbung auf sie wirkt, was dann als Korrektiv hergenommen wird um den Input zu variieren. Das wird einige Male gemacht, bis etwaige Kritik quasi ein Minimum erreicht, bevor das Zeugs öffentlich wird. (Ähnlich verhält es sich z. B. beim Produktdesign von Lebensmitteln; Die kommen erst in den Handel, wenn es in der (quasi) representativen Gruppe allen schmeckt, bzw. nicht nicht schmeckt. (Interessant dabei: Was gar nicht mehr irgendwie schmeckt, schmeckt auch nienandem nicht... *g))
Quasi gelebtes (Zielgruppen)Mittelmaß.
Werbung ist eher selten irgendwie aus der Hüfte geschossen.




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Alethos
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So 3. Sep 2017, 11:12

novon hat geschrieben :
Sa 2. Sep 2017, 21:27
Habt ihr Ahnung, wie Werbung entsteht...?
Soweit ich weiß, liefert Marketing quasi kreativen Input, der dann empirisch geprüft wird, indem er verschiedenen, im wesentlichen als representativ angesehenen Gruppen von Probanden presentiert wird, die dann individuell bewerten, wie die Werbung auf sie wirkt, was dann als Korrektiv hergenommen wird um den Input zu variieren. Das wird einige Male gemacht, bis etwaige Kritik quasi ein Minimum erreicht, bevor das Zeugs öffentlich wird.
Ja, so rum geht es auch, aber auch andersrum, z.B. dass eine psychosoziale Clusteranalyse stattfindet, die dann direkt fürs Marketing auswertbar gemacht wird. Heute wird dieser 'Bottom-up'-Ansatz dank einer 'Big Data'-basierten Zielgruppenanalyse ganz intensiv betrieben. Die Werbung sucht sich nicht die passende Zielgruppe, sondern die aggreggierte Meinung einer Zielgruppe artikuliert sich in massgeschneiderten Botschaften. Wir Konsumenten sind sozusagen die Autoren unserer eigenen Werbebotschaften und deshalb, wenn man es so überspitzt sagen will, sind wir Opfer unserer eigenen Verführungskünste. So gesehen ist der Slogan 'Noch mehr Flaschen aus dem Ausland' Ausdruck eines Sentiments in der Gesellschaft, für den wir als Bürger ganz gewiss mitverantwortlich zeichnen.

Werbung, wie auch immer ihre Botschaften zustande kommen, hat immer etwas Manipulatives. Werbebotschaften gebärden sich als zum Konsum anstiftende Sirenen und wir sollen ihre Odysseus sein. Ganz so radikal gesagt ist es wohl nicht richtig, denn wir werden ja durch Werbung nicht zu willenlosen und unkritischen Konsumenten gemacht, das vermag Werbung nicht zu leisten, wenn es auch dem einen oder anderen Hersteller am liebsten wäre, dass der Konsument völlig hypnotisiert von der Werbebotschaft nur sein und kein anderes Produkt kaufen würde. Aber vom Grundsatz her hat Werbung diesen manipulativen Anspruch.

Die Werbung hat auch die Aufgabe, Bekanntheit und einen emotionalen Erlebnisraum für ein Produkt zu schaffen, in welchem und durch welchen der Käufer zu einem bestimmten Handeln, nämlich dem Kauf, angeregt werden soll. Dass in diesem Wettbewerb der Aufmerksamkeit, in welchem Werbebotschaften mit anderen Informationen stehen, das Drastische als Stilmittel gewählt wird, hat mit der Vorstellung zu tun, dies führe die Werbebotschaft an einen exklusiven Platz im öffentlichen Raum, wo sie besser oder überhaupt wahrgenommen wird. Donald Trump hat als einer der bekanntesten Vertreter dieses Werbestils gezeigt, dass man sich über alle anderen Themen erheben kann, wenn man nur ganz besonders Absurdes und Verstörendes von sich gibt. Aber heiligt der Zweck alle Mittel? Ich glaube nicht. Ob aber nur der Rechtsrahmen der Werbung Leitplanken gibt, kann man diskutieren.



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Alle lächeln in derselben Sprache.

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