Wer Fragen stellt, will Antworten.
Ich will meine gerne geben.
Mit der Fußball WM hatte das Rassismus Thema erkennbar über den Umweg der Özil Diskussion zu tun und das wirst Du wissen, Ottington.
Was Dir aber vermutlich nicht gefällt, ist die danach laufende Nichtdiskussion, die vor allem nichts mit Philosophie zu tun. So ist es leider mit den meisten Diskussionen hier geworden, vor allem auch mit den explizit philosophischen. Sie werden zerteilt, verschoben … verstehe ich alles, ein junges Forum will oder muss auch irgendwie wachsen, Fülle zeigen, die Sichtbarkeit bei Google ist ein Thema, kann man zu stehen, wie man will, dass es dazu gehört, kann ich einsehen.
Ich fand, lieber aus der vermeintlichen Not eine Tugend machen, klein und fein und intensiv. Das Potential wäre da gewesen, die Quatschköpfe hält man primär mit Qualität ab, leider haben wir nur in kurzen Momenten welche geboten. Das liegt in meinen Augen auch daran, dass man den verständlichen Versuch machte, der Entwicklung im philosophie-raum etwas entgegen zu setzen. Der Ton sollte freundlich sein, vor allem sollte auf Häme und brutale Diskussionsverzerrungen verzichtet werden. Alles war dort auf einmal politisiert, was ich generell schon anstrengend finde und was mit meiner Vorstellung von Philosophie bestenfalls am Rande etwas zu tun hat. Wir alle kennen das noch.
Du hast mal irgendwo geschrieben, Ottington, es habe Dich entsetzt, dass da Fragen diskutiert wurden, wie die, ob man Gerechtigkeit überhaupt braucht.
Mich auch. Vor allem. Wie das „diskutiert“ wurde.
Hatten wir hier dann schnell spiegelbildlich und es ist ebenfalls gescheitert. Namentlich in der MeToo Diskussion. Gescheitert m.E. auch an dem Versuch zwei Dinge zu vereinen. Alltagsempfinden und Philososphie. Das geht, das muss sogar gehen, aber nicht so. Die nette Plauderrunde von Menschen, die sich ein Stück weit darin gefallen, irgendwann mal Hegel und Goethe gelesen zu haben, sich ansonsten gerne zurück lehnen und verkünden und ihre Vorurteile schon und nur deshalb richtig finden, weil es eben ihre sind, mit Philosophie zu kreuzen ist ambitioniert. Kann man versuchen, hat aber nicht geklappt.
Ich habe vor Wochen schon innerlich gekündigt, war immer drauf und dran mein Unbehagen öffentlich zu machen oder diskret per pN zu adressieren, andererseits fragte ich mich, ob das für ein junges Forum gut ist. Ich war und bin noch immer hin und her gerissen. Aber hier sind inzwischen zu viele potente Schreiber ausgeschieden, weil sie systematisch frustriert wurden. Dem guten iselilja ist wirklich übel mitgespielt worden, wie der stets freundliche und philosophisch äußerst kompetente Herr K. hier behandelt und abgewürgt wird, ist ein Jammer. Ich habe im Stillen gehofft, dass einer der Mitmoderatoren hinter den Kulissen interveniert. Ob es passiert ist, wisst nur Ihr. Alethos, den ich klasse finde, ist ebenfalls frustriert und schreibt mit angezogener Handbremse. Zu Unrecht, Alethos, Du bist ein aufmerksamer Leser und prima Schreiber, mit sehr viel philosophischem Potential.
Für mich ist die Schreiberei hier seit geraumer Zeit eine Übung in Frustrationstoleranz, weil ich denke, wieso soll ich die Segel streichen, wenn sich hier und da gute Themen ergeben, speziell die „Ich“ und „Weltbild“ Diskussion haben mich dann zu einer weiteren Runde bewogen, auch weil ich den Austausch mit Friederike sehr schätze. Jörn signalisiert mit seiner Erkrankung oder Erkränkung, dass er im Moment nicht mehr aufnehmen kann, darum halte ich meine Kritik kurz: Ich kann jedes Wort von DPZ in dem Kontext unterschreiben und möchte nur ergänzen, dass das ewig gleiche Schema bei philosophischen Kontroversen, des urplötzlichen Nichtverstehenkönnen des anderen, mit einem nachfolgen Überfluten der anderen Position mit Stimmen, die vermeintlich auf Jörns Linie liegen extrem frustrierend und diskursmordend ist.
Wer wollen wir sein? Eine virtuelle Wellnessoase mit einem Conférencier, der Zückerchen verteilt, wenn er regelmäßig Applaus bekommt aber ansonsten eingeschnappt ist? Eventuell können wir das noch entscheiden. Bei höchstens 5 aktiven Schreibern, brauchen wir keine 10 neuen Themen pro Woche, aber das ist nur ein Seitenaspekt. Macht Euch klar, worum es Euch geht. Ich will nicht lesen müssen, dass einer nackt vorm Rechner sitzt, hat wirklich niemand die Ironie meiner Reaktion verstanden? Wenn nicht, umso schlimmer, die nachfolgend aufgesetzte Pikiertheit finde ich eher verstörend.
Ich will mehr Philosophie. Ich habe gerade auch in Foren wunderschöne Momente, erhellende Diskussionen und Aha-Effekte erlebt. Die ausufernden Diskussionen über die Willensfreiheit fand ich großartig, ich konnte meine eigene Position verändern, habe mich überzeugen lassen können, was kann man mehr verlangen? Ich fand, ‚neulich‘ noch, die Großdiskussion über den radikalen Konstruktivismus ausgezeichnet. Die Qualia-Diskussionen haben gezeigt, dass selbst wir Amateure ziemlich weit vorstoßen können. Da ist im Rückblick sehr viel Gutes, eine Menge Freude und Erkenntnis, ich habe tatsächlich in virtuellen Foren sehr viel lernen dürfen, fachlich und menschlich. Aber die Sterne verlöschen, vielleicht ist die Zeit der Foren vorbei. Vielleicht finden wir neue Formen, einen neuen Stil.
Wer von Euch will das? Ich will nicht da sitzen, anderen zuprosten und mich irgendwie besser fühlen und mich mit Philosophie bespaßen lassen. Mir kann auch das Thema Politik gestohlen bleiben, aber ich sehe nicht, wie man derzeit daran vorbei kommt, so mache ich mit eben auch dazu Gedanken. Wenn der Schwerpunkt des Forums darauf liegen soll, dass hier alles sehr gesittet abläuft und man in stereotyper Manier über die Verrohung der Sitten echauffiert und ansonsten über den Köpfen des Pöbels über Badezimmer, Urlaubsfotos, Kunst und Kultur debattiert, dann ist mir das nicht genug.
Lest mal, was Daniel-Pascal Zorn über Philosophie geschrieben hat: Zur phil.cologne – und warum sie nichts mit Philosophie zu tun hat
Findet das irgendeiner hier gut? Ich glaube, dass das in einigen hier was zum Mitschwingen bringt.
Ich will keine Palastrevolte, ich schiele auf kein „Amt“ hier im Forum, ich stehe für ein solches auch nicht zu Verfügung. Ich habe ehrlichen Respekt vor der Arbeit, die Jörn hier investiert, ich bedanke mich auch für den technischen Support und die vielen Stunden des Engagements von Jörn. Friederike, Ottington und Stefanie. Es geht mir auch nicht um den x-ten Aufguss dieses unsäglichen Niveaugesülzes, à la Nauplios‘, das Foren nur schadet und stets nur eine weitere Form der Selbstdarstellung ist.