Alethos hat geschrieben : Sinnfelder, wie ich sie verstehe, sind begrifflich strukturierte Bereiche. Alle diese Ellipsen in meiner Grafik sind Sinnfelder. "Begrifflich strukturiert" bedeutet, dass sich diese Felder durch wesentliche Merkmale der in ihnen vorkommenden Dinge von anderen unterscheiden.
Sinnfelder sind also mögliche Erscheinungsräume für Gegenstände, die Gegenstände dieser Felder sind, weil sie die Begriffsmerkmale dieser Felder aufweisen.
(Achtung: "Begrifflich" meint hier nicht "sprachliche Begrifflichkeit", sondern die konkreten Eigenschaften der Dinge selbst - siehe im weitesten Sinn Begriffsrealismus).
Sinnfelder können sich überlagern, was ich darzustellen versucht habe. Dabei bilden sie aber nicht Vereinigungsmengen in diesem Sinne, sondern überlagerte Mengen. Der Unterschied ist der, dass überlagerte Mengen selbst wiederum keine "neue Menge" bilden, sondern die Felder autonom bleiben, obwohl sie sich vermischen.
Der Gegenstandsbereich wiederum wäre eben genau jener Bereich, in welchem der Gegenstand erscheint. Dort, wo der Gegenstand auftaucht, da ist sein Bereich. Er kann wiederum nicht mit den Sinnfeldern zusammenfallen, weil er ja nicht alle Gegenstände dieser Felder repräsentieren kann.
Danke für diese aussagekräftige Zusammenfassung! Dadurch wird mir der Unterschied gut klar. Also ist der Gegenstandsraum ein kleiner repräsentativer Auszug des Gegenstandes mittels Darstellung und Überlagerung der Sinnfelder. Jede Eigenschaft wäre dann einem Sinnfeld zuzuordnen.
Was mich hier beschäftigt ist auch die Rolle der Phänomenologie bei der Anschauung der Gegenstände. Wird diese in den Sinnfeldern berücksichtigt oder ist diese ebenso gleichwertig wie die physikalische Wahrnehmung von Gegenständen integriert?
In dieser Hinsicht finde ich die verschiedenen Kategorien für Tatsachen ähnlich passend, wie es eventuell auch verschiedene Kategorien für Sinnfelder geben könnte, um diesen Unterschied hervorzuheben.
Alethos hat geschrieben : Sinnfelder können autonom bleiben, weshalb kein Regress notwendig ist, um sich vorzustellen, dass Dinge existieren in indefinit vielfältiger Art und Weise.
Ja, autonom schon, aber dabei gibt es noch ein Problem, das dem Henne-Ei-Problem ähnelt. Am Anfang bzw. gibt es ein Sinnfeld, welches nicht in einem anderem Sinnfeld erscheint. Daher kann es zumindest eines nicht geben, da es nicht in einem Sinnfeld erscheint.
Jörn Budesheim hat geschrieben : Jeder der Gegenstände in dieser Ordnung ist seinerseits ein Bereich. Bei der Maus - so würde ich mal vereinfacht sagen - sind das die Elemente, aus denen sie besteht, die sie funktionstüchtig machen. All das ist nicht mal lokal auf das beschränkt, was ich hier vor mir sehe, sondern mit vielen anderen Bereichen verwoben: dem Internet, dem Telefonnetz, der Wirtschaft u.v.m. Fast alle diese Dinge gehören zugleich (irgendwie) zur physikalischen Ordnung.
Können Eigenschaften eines Objektes demnach immer aus physikalischer Beschaffenheit heraus gesehen werden? Oder ist dies nur in diesem speziellen Fall so?
Vielleicht lassen sich Tatsachen dadurch abgrenzen, dass es eher wahre Aussagen über die Objekte sind, die sich von der Beschaffenheit abgrenzen.
Jörn Budesheim hat geschrieben : Wichtig ist für Gabriel, dass seine Formel von den Sinnfeldern, in denen etwas erscheint, Platz hat für das, was er oben "schillernd" nennt, aber auch das Vage und das Ungefähre gehören nach meinem Verständnis dazu dazu, daher wählt er auch den Begriff des Erscheinens, der diese Möglichkeiten des Unscharfen zulässt. Mit dem Begriff Sinnfeld will er sich gegen Gegenstandsbereiche im oben erläuterten Sinn abgrenzen.
Dieser Raum für das Ungefähre eröffnet natürlich einen großen unbekannten Bereich, der viel Möglichkeiten zur (auch) metaphysischen Spekulation integriert. Einerseits spannend, aber eventuell auch eine kleine Schwäche in Gabriels Theorie, da Platz für etwas freigehalten wird, was noch fehlen könnte oder noch nicht abgedeckt ist. Aber um mehr dazu sagen zu können, muss ich noch ein bisschen mehr lesen.
Jörn Budesheim hat geschrieben : Wie auch immer: mir ist beim Nachhören, nicht klar geworden was dir (transfinitum) an dieser Stelle wichtig ist.
Nun, einmal, dass Gabriel nicht auf das Argument eingegangen ist, dass seine Philosophie jemanden etwas nutze. Hier wäre eine Antwort spannend gewesen. Denn so wie ich es verstanden habe, wird der pragmatische Nutzen „für die Welt“ in Frage gestellt. Wenn Gabriel auf die Diskussion eingegangen wäre, dann könnte man darüber reden, dass durch die SFO beispielsweise viele philosophische Strömungen gebündelt werden und in eine „gemeinsame“ Ontologie vermengt werden, was im subjektverliebten Abendland nicht so gern angesehen wird. Persönlich finde ich dies spannend, da gerade diese Vermengung den einzelnen Strömungen auf den Schlips tritt, da sie sich in einen Gesamt-Kontext einbetten müssen und quasi sogar eine gleiche Wertigkeit besitzen. Hier würde ich den Pragmatismus der SFO sehen.
NaWennDuMeinst hat geschrieben : Die Frage ist, wo kommen diese Regeln her?
Ich finde diese Unterschiede bei den Tatsachen gibt es. Es gibt eben unterschiedliche Typen von Tatsachen.
Solche die wir ignorieren (bzw ändern) können und solche bei denen das nicht geht.
Würde ich auch so sehen, aber es würde an Gabriels Gesamtontologie nichts ändern, wenn sich die darunter liegenden Parameter in die Tiefe verschieben und detaillierter aufgesplittet werden.