Nauplios hat geschrieben : ↑ Sa 27. Feb 2021, 07:00
Anstöße zu diesen Pendelbewegungen können unsere Beiträge sein, doch können Beiträge nie eine philosophische Theorie oder eine philosophische Erzählung im Format 1 : 1 abbilden. Ich will damit unser Vermögen nicht schmälern, nur von Erwartungen entlasten. Den spielerischen Umgang mit Versatzstücken von Großtheorien halte ich auch für legitim. Das Denken braucht solche
Spielräume, in denen es sich Flügel anlegen darf. Es ist dann durch Lektüre gleichsam geerdet, unternimmt aber Flugversuche. Das Denken wird übermütig. Für solchen Übermut habe ich sehr viel Sympathie. Man will ja schließlich nicht immer im Nest philosophischer Traditionen hocken. Junge Adler zieht es in die Lüfte philosophischer Spekulationen. (Die Männchen drängeln sich naturgemäß vor; also, liebe Andrea, nicht nur lesen, auch schreiben.)
Beide Möglichkeiten des Philosophierens, das Einübende und das Übermütige, haben ihre Zeit. Sie schließen sich auch gar nicht aus. Vielleicht kann man es so sagen: Flugbewegungen des Übermuts gelingen eher, wenn ihnen Einübungen im Flugsimulator vorausgehen. -
Diese Position ist eine Position, die die Welt aus Bücher zu verstehen sucht. Sie ist etwa so wie Du sie beschreibst. Eine mit Gelassenheit sowohl Credit gebende als auch kritische hermeneutische Umkreisung des zu Lesenden. Ich akzeptiere Deine Position.. sie ist mir vertarut, und ich weiß auch dass sie in vielerlei Hinsicht gut und nützlich ist.
Nur ist weder die Philosophie noch die Welt noch der Mensch etwas, was aus Lektüre besteht. Sonst würden wir ja unsere Kinder mit Büchern und nicht mit Babybrei füttern.
Der Mensch ist in der Welt - und in dieser Welt kommen
auch Philosophen vor. Es kommen auch Dichter vor, Musiker, Sportler, Politiker, Arbeiter, Unternehmer, Privatiere, Lehrer, Kinder die von all dem noch nichts wissen, da gibt es Fischer und Seen, da gibt es Massentierhaltung und bemitleidenswerte Kreaturen, da gibt es Kriege, die sich jeder Sinnhaftigkeit entziehen, da gibt es Revolutionen und ganze Epochen menschlichen Versagens, da gibt es Leid und Glück, Religion und Wissenschaft, Wahrheiten und Lügen, Diskussionen und Korrelate, Gefühl und Verstand, Sprache und resignierendes Schweigen, da gibt es das konzentrierte Lesen in einer Bibliothek und das genüssliche Liegen am Strand, da gibt es Hedonismus, Materialismus, Objektivismus, da gibt es Phantasie, Kunst und leckeres Essen, Romane in denen man sich zuhause fühlt und Bücher, die man nach 3 Seiten weglegt, da gibt es Bildung und Ignoranz. Die Welt ist bunter, als dass man sie durch den Gebrauch eines bestimmten Wortes hinreichend erfassen kann. So ein Wort kann weder
Gott noch
Sinnfeld sein. Es gibt kein solches einzelnes Wort das alles in seinem So-und nicht-anders-Sein umfasst.. nur eines vielleicht: die
Welt in der man lebt. Und diese ist u.a. von einer Realität gekennzeichnet, der man sich nicht entziehen kann, solange man lebt.
Das ist die Welt, in der sich @iselilja anschickt, einen text auf die Reise zu schicken, einen Text, der auch den Vergleich nicht scheut. Ein Text der nicht belehren will, sondern zeigen will. Und ja: auch dieser Text will verstanden sein.