Realität und mögliche Verstehensweisen eines Neuen Realismus

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
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iselilja
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So 4. Apr 2021, 15:20

Gabriel vertritt die Ansicht, dass etwas existiert, wenn es in einem Sinnfeld erscheint. Wenn also in einem SInnfeld namens Astrologie der Umstand erscheint, dass Menschen mit dem Tierkreiszeichen Steinbock heute dies oder jenes erleben, dann existiert nach Gabriel dieser Umstand tatsächlich. Es passiert also genau das. Dummerweise passiert es aber nicht. Zumindest nicht in der Prägnanz, dass man von relevanter Erkenntnis sprechen könnte.

Die Betonung liegt hier übrigens darauf, dass Gabriel meint, dass es TATSÄCHLICH existiert und nicht nur irgendwo in Gedanken als Irrtum oder Ähnliches herumgeistert.




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iselilja
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So 4. Apr 2021, 15:59

@Jörn.. es gibt den Videobeweis, dass er es genau so sagt. Das Tolle daran ist, dass man es nicht einfach nach Belieben uminterpretieren kann, nach dem Motto: ich lese was (heraus) was Du nicht liest. :-)

Auch das wurde hier bereits mehrfach (!!!) angesprochen.




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Jörn Budesheim
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So 4. Apr 2021, 16:17



Da ja hier auch immer sehr viel leute Leute mitlesen, die sich nicht äußern, hier ist das fragliche Video, da kann sich jeder selbst ein Bild machen.




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iselilja
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So 4. Apr 2021, 16:22

Bei 43:50 etwa sagt er es. "Da sind wirklich drei Quadrate und n Partikel." Er sagt nicht: in ihren Gedanken sind drei Quadrate und n Partikel. Er zeigt dabei auf das Angezeichnete an der Tafel. Ich weiß nicht was man daran falsch verstehen kann.

Und die Begründung dafür lautet meines Wissens immer noch, weil sie in einem Sinnfeld erscheinen.




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NaWennDuMeinst
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So 4. Apr 2021, 16:59

iselilja hat geschrieben :
So 4. Apr 2021, 15:20
Gabriel vertritt die Ansicht, dass etwas existiert, wenn es in einem Sinnfeld erscheint.
Das meinen Andere auch. Der Spunk existiert als Idee (als Phantasie).
So unterscheidet der gemeine Bürger Realität von Ausgedachtem.
An der Stelle sehe ich in der SFO noch gar keinen Unterschied.
Ich kann das Obige auch anders formulieren: Der Spunk existiert im Sinnfeld der Phatasie (und nur da).
Anstatt zu sagen "als was" etwas existiert, sagt man einfach in welchem Sinnfeld es vorkommt.
Das ist für mich einfach nur eine andere Notation.
Bis hierhin ist das für mich deshalb alles unproblematisch.

Problematisch wird es für mich an dem Punkt, wo behauptet wird alles existiere in gleicher Weise und die Welt gibt es nicht.
Der Spunk hat aber (wenn ich das will) keine weitere Bedeutung für mich. Da er ausgedacht ist, kann ich ihn mir einfach anders denken (oder auch ignorieren).
Mit dem Tumor werde ich da aber kein Glück haben. Der reißt mich schlagartig in die Realität zurück und zeigt mir eben was die wirkliche Welt ist.
Und da hilft es auch nicht zu sagen dass es diese Welt nicht gäbe. Doch, es gibt sie und sie bringt mich um.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

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iselilja
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So 4. Apr 2021, 17:47

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Apr 2021, 16:59
iselilja hat geschrieben :
So 4. Apr 2021, 15:20
Gabriel vertritt die Ansicht, dass etwas existiert, wenn es in einem Sinnfeld erscheint.
Das meinen Andere auch. Der Spunk existiert als Idee (als Phantasie).
So unterscheidet der gemeine Bürger Realität von Ausgedachtem.
An der Stelle sehe ich in der SFO noch gar keinen Unterschied.
Ich kann das Obige auch anders formulieren: Der Spunk existiert im Sinnfeld der Phatasie (und nur da).
Anstatt zu sagen "als was" etwas existiert, sagt man einfach in welchem Sinnfeld es vorkommt.
Das ist für mich einfach nur eine andere Notation.
Bis hierhin ist das für mich deshalb alles unproblematisch.

Problematisch wird es für mich an dem Punkt, wo behauptet wird alles existiere in gleicher Weise und die Welt gibt es nicht.
Der Spunk hat aber (wenn ich das will) keine weitere Bedeutung für mich. Da er ausgedacht ist, kann ich ihn mir einfach anders denken (oder auch ignorieren).
Mit dem Tumor werde ich da aber kein Glück haben. Der reißt mich schlagartig in die Realität zurück und zeigt mir eben was die wirkliche Welt ist.
Und da hilft es auch nicht zu sagen dass es diese Welt nicht gäbe. Doch, es gibt sie und sie bringt mich um.

Ja.


Mich stört ebenfalls nicht jede Aussage an der SFO. Aber wesentliche Aussagen schon, da sie einen philosophischen Anspruch erheben. Wir reden hier ja nicht über die Meinung eines Laien, bei dem man sagen kann.. naja, hat halt nicht so die Ahnung davon. Sondern wir reden hier von einem Professor, der sein Wissen auch an Studierende weiter gibt.

Ich habe auch keinen Zweifel daran, dass wenn man Quadrate an eine Tafel malt, diese dann auch tatsächlich an der Tafel sind. Die Begründung allerdings, die Gabriel gibt, ist nicht nur problematisch - sie schlicht falsch. Denn er sagt ja (und schreibt auch) nicht, dass etwas, was in bestimmten Sinnfeldern erscheint, existiert. Sondern er möchte diese Aussage allgemeingültig verstanden wissen.

Und natürlich hast Du recht, dass die Welt in der man lebt, eine Priorität hat gegenüber anderen Welten (die man bei Bedarf jederzeit beiseite legen kann). Das steht für mich außer Frage.




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Jörn Budesheim
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So 4. Apr 2021, 18:41

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 4. Apr 2021, 16:59
Mit dem Tumor werde ich da aber kein Glück haben. Der reißt mich schlagartig in die Realität zurück und zeigt mir eben was die wirkliche Welt ist.
Tumore, Corona, Leben, Tod und vieles andere mehr zeigen uns, dass es viele Dinge gibt, die uns viel bedeuten, die wir als manchmal als Schicksalsschläge empfinden und manchmal nicht ändern können. Aber sie zeigen nicht im entferntesten, dass es so etwas wie die Welt als absolute Totalität im metaphysischen Sinne gibt.




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Alethos
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So 4. Apr 2021, 20:05

Und sie zeigen auch nicht, dass biologische Tumore deshalb realer wären, als nur eingebildete Tumore, weil uns erstere töten können und letztere nicht. Realität ist vielschichtig und eingebildete Tumore gehören voll und ganz zur vielgestaltigen Realität.

Es gibt keine wirklicheren Dinge als andere. Alle Dinge sind gleich wirklich, sobald sie überhaupt wirklich sind, denn dann sind sie Teil der Wirklichkeit.
Es gibt auch keine wirklicheren Sachverhalte als andere, weil es keine wirklicheren Dinge gibt als andere. Sachverhalte sind auch deshalb nicht wirklichere als andere, weil sich ihr Wirklichkeitsgrad nicht ergibt durch den Umstand, dass sie zwingendere wären, unausweichlichere Schlussfolgerungen möglich machten oder kausal verlässlichere Antworten lieferten: Alle Dinge, die existieren, existieren voll und ganz in Wirklichkeit dadurch, dass sie sind und mit ihnen die Sachverhalte, in denen sie vorkommen.

Aus der Tatsache, dass wir beim Hinunterspringen in der Einbildung nicht zwingend hinunterfallen, in der physischen Welt aber durchaus fallen müssen, ergibt sich kein höherer Grad an Wirklichkeit der physischen Welt, denn eben ist nicht das nicht eingebildete Fallen wirklicher dadurch, dass es unumgänglicher ist. Genau das ist nicht die Aufgabe der Einbildungskraft, dass sie die physische Welt nachahmt und dass in ihr dieselben Gesetze gelten, wie andernorts, sondern eine Hauptaufgabe der Einbildungskraft ist es, neue Wirklichkeitsräume zu schaffen, in denen vieles möglich wird, was unmöglich war in anderer Hinsicht. Auch die Einbildung geniesst volles Wirklichkeitsrecht in diesem Sinne als Realitätserweiterung, indem in ihr alles in Frage stehen kann, was in anderen Bereichen der Wirklichkeit gerade verlässlichste Wahrheiten bot.



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Alle lächeln in derselben Sprache.

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iselilja
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So 4. Apr 2021, 20:19

Bitte an die Moderation, diesen Thread zu schließen, da hier offenbar mit Absicht versucht wird, das Thema zu zerstören.




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Jörn Budesheim
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So 4. Apr 2021, 20:39

Auf Wunsch des Threadstarters geschlossen.




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