Realität und mögliche Verstehensweisen eines Neuen Realismus

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
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iselilja
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So 21. Feb 2021, 09:45

@Alethos..

Eine Frage habe ich doch noch, bevor ich dann versuche, im Thema weiter zu gehen. Bei dem Beispiel weiter oben mit dem Apfel.. ist uns beiden, davon gehe an Hand unserer Diskussion bis hierhin aus, klar, dass der gedachte/vorgestellte Apfel kein Apfel ist, den man essen kann um davon satt zu werden. Dieser Unterschied ist uns beiden also bewußt. Nur wenn Du einen Begriff für das "bloß Vorgestellte" hast, welchen Begriff möchtest Du dann für das andere wählen/gebrauchen? Denn unterscheiden musst Du es ja irgendwie. Möchtest Du es dann statt real lieber unvorgestellt o.s.ä. nennen? :-)

Verstehst Du, worauf ich hinaus will? Denn wenn Du beides als real ansehen möchtest, geht der entscheidende Unterschied verloren - er verliert sich in der Dunkelheit der bloßen Versprachlichung.




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iselilja
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So 21. Feb 2021, 11:13

Ich muss das nochmal präzisieren, weil sonst womöglich die Fragestellung nicht verstanden wird.
iselilja hat geschrieben :
So 21. Feb 2021, 09:45
Nur wenn Du einen Begriff für das "bloß Vorgestellte" hast (bspw. es ist real, weil es ist, es eben in diesem Moment passiert und zwar als Gedanke - so in etwa ließe sich das ja formulieren), welchen Begriff möchtest Du dann für das andere wählen/gebrauchen?




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Alethos
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So 21. Feb 2021, 13:19

iselilja hat geschrieben :
So 21. Feb 2021, 09:45
@Alethos..

Eine Frage habe ich doch noch, bevor ich dann versuche, im Thema weiter zu gehen. Bei dem Beispiel weiter oben mit dem Apfel.. ist uns beiden, davon gehe an Hand unserer Diskussion bis hierhin aus, klar, dass der gedachte/vorgestellte Apfel kein Apfel ist, den man essen kann um davon satt zu werden. Dieser Unterschied ist uns beiden also bewußt. Nur wenn Du einen Begriff für das "bloß Vorgestellte" hast, welchen Begriff möchtest Du dann für das andere wählen/gebrauchen? Denn unterscheiden musst Du es ja irgendwie. Möchtest Du es dann statt real lieber unvorgestellt o.s.ä. nennen? :-)
Nichtsprachliche Tatsache z.B. oder Tatsache der aussergedanklichen Realität :)



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iselilja
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Di 23. Feb 2021, 19:04

Unser Zeitreiseproband Hans muss sich leider doch noch eine Weile allein im Wald herum schlagen. Wir gehen also an der Stelle einfach mal davon aus, dass es ihm soweit gut geht. Denn es ist leider notwendig, einen Gedankengang zuende zu führen, der mit der SFO zu tun hat (mit ihr aufkam), aber nicht zuende geführt wurde.

Wir betrachten dazu nochmal die drei Quadrate an der Tafel, oder besser gesagt: die Situation, in der Gabriel drei quadratähnliche Formen an die Tafel malt. Die entsprechende Frage dazu lautete: wieviele Gegenstände an der Tafel seien.. präziser: in dem Bereich, den er posthum um die drei Quadrate zeichnete. Die Rolle dieses Bereichs werden wir gleich näher erkunden. Mit Gabriel - ich will das jetzt nicht alles im einzelnen wiederholen - erscheinen dort in dem Bereich indefinit viele Gegenstände, jenachdem wie man sich der Sache nähert.. genauer: mit welcher Erwartungshaltung man sich ihr nähert. Das ist soweit korrekt - jedoch ergibt sich daraus eine Sache, die ebenso korrekt ist, wie wir gleich sehen werden.


Gabriel sprach auch von Elementarteilchen, die dort an der Tafel in dem Bereich sind bzw. bei entsprechender Untersuchung sich zeigen würden, würde man doch nur nahe genug heran kommen, also gewissermaßen eine atomare Auflösung des Bereichs haben. Wir könnten somit sagen: dort an der Tafel in diesem Bereich sind so und so viele Moleküle des Elemetes Kalium bspw. Wir müssen an der Stelle unbedingt verstehen, dass uns diese Moleküle nicht sinnlich (bspw. visuell) erscheinen, sondern nur gedanklich erscheinen. Aber ich denke mal, das ist soweit konsensfähig.

Doch was genau passiert eigentlich, wenn wir die Umkehrung dessen veranstalten? Wenn wir uns also nicht aus einer Erwartungshaltung heraus diesem Bereich nähern, sondern uns aus einer Erwartungshaltung heraus von ihm entfernen? Wir würden irgendwann dazu kommen, dass uns nicht drei Quadrate, sondern eher so etwas wie eine weiße Linie auf scheinbar grünem Untergrund (die mesoskopische Tafel) erscheint. Weiter entfernt würden wir einen kleinen Raum erkennen, in dem ein paar menschenähnliche Wesen um einen dunkelgrünen Gegenstand (selbige Tafel) herum sitzen. Aus noch größerer Entfernung würden wir dann vielleicht so etwas wie die Konturen einer Stadt erkennen und noch wieter entfernt etwas blaues Rundes inmitten großer Dunkelheit. Noch weiter entfern würde uns vielleicht eine milchig weiße Spirale erscheinen. usw.

Doch wo ist nun eigentlich unser Bereich geblieben, dem die Frage galt, wieviele Gegenstande darin seien? Der Bereichals solcher ist inzwischen so klein geworden, dass sich das mengentheoretische Verständnis, dass eine Menge Elemente enthalte ins Gegenteil verkehrt hat - die uns erscheinenden Elemente enthalten plötzlich den nur noch vermutungsweise da seienden Bereich.

Ich überlasse es an der Stelle dem geneigten Leser.. diesen Umstand einer Philosophie gebührend weiter zu denken.




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Jörn Budesheim
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iselilja hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 19:04
Doch wo ist nun eigentlich unser Bereich geblieben, dem die Frage galt, wieviele Gegenstande darin seien?
Da, wo er vorher auch war. Es hat sich einfach nichts geändert.




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iselilja
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Di 23. Feb 2021, 19:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 19:29
iselilja hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 19:04
Doch wo ist nun eigentlich unser Bereich geblieben, dem die Frage galt, wieviele Gegenstande darin seien?
Da, wo er vorher auch war. Es hat sich einfach nichts geändert.
Eben.. das ist ja gerade das Problem an der Sache. Denn wenn der (von Gabriel angezeichnete) Bereich dort ist, wo wir ihn aus einer sehr weiten Entfernung vermuten, dann ist dieser Bereich kleiner als das Element, in dem er uns "erscheint". Erscheinen deshalb in Anführungszeichen, weil dieses Erscheinen dem Erscheinen von Molekülen an der Tafel entspricht - wir sehen ihn nicht, aber wir haben eine Vorstellung davon, wo er in etwa sein muss.




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Jörn Budesheim
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Die Moleküle sind einfach da, egal wo wir uns befinden. Dasselbe gilt für die Quadrate. Die Existenz dieser Bereiche hängt nicht daran, ob wir sie registrieren oder nicht.




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Alethos
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Di 23. Feb 2021, 21:11

iselilja hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 19:41
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 19:29
iselilja hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 19:04
Doch wo ist nun eigentlich unser Bereich geblieben, dem die Frage galt, wieviele Gegenstande darin seien?
Da, wo er vorher auch war. Es hat sich einfach nichts geändert.
Eben.. das ist ja gerade das Problem an der Sache. Denn wenn der (von Gabriel angezeichnete) Bereich dort ist, wo wir ihn aus einer sehr weiten Entfernung vermuten, dann ist dieser Bereich kleiner als das Element, in dem er uns "erscheint". Erscheinen deshalb in Anführungszeichen, weil dieses Erscheinen dem Erscheinen von Molekülen an der Tafel entspricht - wir sehen ihn nicht, aber wir haben eine Vorstellung davon, wo er in etwa sein muss.
Die Idee mit dem "Rein- und Rauszoomen" in den Bereich resp. von ihm weg finde ich gelungen. Wir können uns von der Tafel soweit entfernen, dass wir sie kaum sehen oder vielleicht nur noch irgendwo im Nebel der Milchstrasse (auf ein paar Millionen Kilometer genau) vermuten können.

Aber der Ort, an dem sich die Tafel befindet, ist ja dort, ob wir uns sehr weit davon entfernen, uns von ihr wegdrehen, die Augen ganz verschliessen: Es dürfte Konsens sein, dass sich dort eine Tafel befindet, wo sie sich befindet und nicht, weil wir sie verorten. Ihr Dortsein hängt nicht einmal davon ab, ob wir sie verorten oder wissen, dass es sie gibt. Sie hängt dort, wo sie hängt. Das ist eine Tatsache, dass sie sich dort befindet. Das dürfte Konsens sein.

Aber auch vieles andere, gibt es unabhängig von uns "dort": die Kreide, die Quadrate (unser Name für Objekte, die so und so geformt sind), die Partikel, die Moleküle, die Atome, die Quanten, das Licht, das auf sie scheint. Das alles und noch viel mehr gibt es dort, ob wir uns entfernen oder hinschauen oder nicht.

Nun gehen wir an die Realität der Tafel mit einer gewissen Erwartungshaltung, z.B. in dem wir sie befragen, wie viele x oder y es dort gebe. Es wird dann doch nicht von unserer Erwartung abhängen, wie viele x es dort gibt, sondern unsere Erwartung drückt lediglich die Suchparameter aus: Wonach suchen wir? Und auch, wo wir suchen, drücken wir durch die Erwartungshaltung aus, indem wir bestimmen, wo genau (in welchem konkreten Bereich) wir nach x und y suchen wollen. D.h. wir nähern uns der Tafel mit der Frage: Wie viele von x und y gibt es hier oder da, worauf sich eine Antwort ergibt: "So und so viele", aber das Resultat "so und so viele" produzieren ja nicht wir durch die Frage "Wie viele von x dort?", sondern die Anzahl ergibt sich durch den Umstand, dass dort so und so viele sind, ob wir das Dort kennen oder nicht und ob wir nach x oder y fragen oder nicht.

Als Gabriel von Erwartungshaltungen sprach, meinte er gewiss nicht, dass wir sozusagen den Sinn von "etwas" und von "dort" in die Realität projizieren, auf dass sich einstellte, was und wie viele es dort gibt. Das ergibt sich jeweils durch die Tatsache selbst. Ob wir nach Kreidestaub-Molekülen fragen oder nach Kalium-Atomen oder nach dreifach verzahnten Kreidekörnern oder nach perfekt symmetrischen Kreidekristallen: Die Anzahl dieser jeweiligen Dinge ergibt sich durch diese Dinge selbst, nicht durch die Frage (oder die Erwartungshaltung), weil nicht die Frage bestimmt, was diese Dinge jeweils sind, sondern sie selbst geben vor, was sie sind.

Wenn du so willst: Nicht wir produzieren die Mengen, in denen wir nach Elementen dieser Menge suchen, die Mengen gibt es dort, indem sich die Dinge an bestimmten Orten so vermengen, wie sie es eben tun. Die Menge der Atome, der Kreidestaubpartikel, der 2 Mikrometer grossen Kreidekörner etc. ergibt sich nicht durch mengenbildende Massnahmen, die wir ergreifen, sondern durch sich so und so oder auch anders vermengende Dinge. Das sind die Sachverhalte, in denen sie vorkommen.
Zuletzt geändert von Alethos am Di 23. Feb 2021, 21:25, insgesamt 2-mal geändert.



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Di 23. Feb 2021, 21:23

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 20:15
Die Moleküle sind einfach da, egal wo wir uns befinden. Dasselbe gilt für die Quadrate. Die Existenz dieser Bereiche hängt nicht daran, ob wir sie registrieren oder nicht.
Genau hier denke ich, liegt der gedankliche Engpass. Denn worauf ich hinaus wollte (so als Hausaufgabe gewissermaßen :-) ) war ja eben die Betrachtung des Verhältnisses von Element und Bereich. Userem herkömmlichen und zu meist auch im Alltag so fundierten (eben mesoskopischen) Verständnis nach, sind Elemente im Bereich - so wie Milch im Glas ist - und nicht anders herum.

Hier merken wir aber - oder sollten es zumindest - dass der Bereich am Ende eben doch das Maß ist, welches wir selbst anlegen. Denn es ist doch ein Unterschied ob ich von dem Bereich an der Tafel spreche oder von dem Bereich, aus dem heraus ich gerade urteile, bsw. eine Galaxie (die ja wiederum in einem Bereich vieler Galaxien liegt) zu sehen, in der dann der Bereich enthalten ist, in dem die Quadrate auftauchen. Oder noch näher dran eben auch Moleküle.

Alle diese Dinge sind zwar da - das sehe ich letztendlich genauso - aber welchen Bereich wir allein schon für die Betrachtung wählen - darin sind wir frei.

ps: Vielleicht wird es so verständlicher: Wieviele Galaxien sind in dem Bereich an der Tafel? Man könnte jetzt vielleicht eine Zahl wie 0.000000134 oder sowas nennen - aber ergibt das einen Sinn? Die Mengentheorie funktioniert nicht so recht im Reziproken. Und wenn man es doch so sehen will, wäre die konkrete Übersetzung "Im Element x sind y Bereiche enthalten", was dann aber mathematisch keinen Sinn ergibt. Ich wollte auf diese formale Differenz zwischen Mathematik und Philosophie hinaus.




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Alethos
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Di 23. Feb 2021, 21:36

iselilja hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 21:23
Hier merken wir aber - oder sollten es zumindest - dass der Bereich am Ende eben doch das Maß ist, welches wir selbst anlegen.
Natürlich, ja, wir fragen nach einem bestimmten Bereich, aber den gibt es schon vor der Frage, mir der wir den Bereich eingrenzen. Der Suchbereich der Frage ist ein durch uns massgeschneiderter Bereich, ein Ausschnitt eines Bereichs, an den wir das Maß der Frage anlegen. Wir nehmen Maß aber an der Realität, die massgebend ist.



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Di 23. Feb 2021, 21:43

iselilja hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 21:23
Vielleicht wird es so verständlicher: Wieviele Galaxien sind in dem Bereich an der Tafel?
Nun ja: Das ist genau die Frage: Wo fängt ein Gegenstand an Gegenstand zu sein. Insofern die Galaxie ein gesamter Sternenhaufen ist, kommt dort gar keine Galaxie vor - nicht einmal in Billionsten oder Trilliardsten Teilen. Sie kommt gar nicht dort vor.

Es kommt ein Teil von ihr vor, aber das ist ja nicht „die Galaxie“.



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Di 23. Feb 2021, 22:06

Alethos hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 21:11


Wenn du so willst: Nicht wir produzieren die Mengen, in denen wir nach Elementen dieser Menge suchen, die Mengen gibt es dort, indem sich die Dinge an bestimmten Orten so vermengen, wie sie es eben tun. Die Menge der Atome, der Kreidestaubpartikel, der 2 Mikrometer grossen Kreidekörner etc. ergibt sich nicht durch mengenbildende Massnahmen, die wir ergreifen, sondern durch sich so und so oder auch anders vermengende Dinge. Das sind die Sachverhalte, in denen sie vorkommen.
Ja.. das ist die eine Richtung, wie wir uns die Welt erklären - wir gehen ins Detail wie man so schön sagt. Und in dieser sinngebenden Richtung liegt zumeist auch unser Verständnis, wenn es um wissenschaftliche "Kleinarbeit" geht.

Aber schauen wir in die andere Richtung - zoomen wir praktisch heraus - dann merken wir, dass uns ja erstmal die Elemente (bspw. eine Galaxie) als Ding in Erscheinung treten muss, um dieses Element dann zu analysieren.

Analyse (Zerlegung in Einzelteile) und Synthese (Zusammenfügung zum Objekt) sind also gegenläufig.

ps: zur Erinnerung: analytische und synthetische Urteile. :-) Genau das passiert beim zooming in and out.




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Mi 24. Feb 2021, 05:39

Alethos hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 21:43
iselilja hat geschrieben :
Di 23. Feb 2021, 21:23
Vielleicht wird es so verständlicher: Wieviele Galaxien sind in dem Bereich an der Tafel?
Nun ja: Das ist genau die Frage: Wo fängt ein Gegenstand an Gegenstand zu sein. Insofern die Galaxie ein gesamter Sternenhaufen ist, kommt dort gar keine Galaxie vor - nicht einmal in Billionsten oder Trilliardsten Teilen. Sie kommt gar nicht dort vor.

Es kommt ein Teil von ihr vor, aber das ist ja nicht „die Galaxie“.
Genau das ist die Frage. :-) Ja. Was macht einen Gegenstand zum Gegenstand?

Ab wann wird er für uns zu einem individuellen (einem einzelnen) Objekt? Und wie tritt er uns in Erscheinung? Ist der Mond nur eine Ansammlung von Staubkörnern oder ist er auch etwas, was sich um die Erde bewegt (ein Trabant)? Und damit wiederum ein Teil von etwas größerem, was im selben Moment mitgedacht werden muss.

Wenn wir den Bereich an der Tafel aus der Ferne betrachten, dann sehen wir doch, dass der Bereich von der Erde als solcher überlagert wird. Der Bereich ist somit ein Teil dessen, was wir sehen. Und das allein dadurch, dass wir uns von ihm enfernt haben anstatt auf ihn zuzugehen.




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Jörn Budesheim
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Du scheinst nach wie vor davon auszugehen, dass Bereiche generell etwas Subjektives sind. Zudem gehst du davon aus, dass mit Bereich im vorliegenden Tafelbeispiel "der Raum innerhalb des Kreises", den Gabriel auf die Tafel gemalt hat, gemeint ist. Richtig?




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Mi 24. Feb 2021, 12:05

Richtig. Denn wie schon einige male angedeutet: ich mine nicht das selbe wie Gabriel oder andere dies verstehen könnten.
Es gibt im wesentlichen zwei Gruende dafür.. jetzt ist mein Akku alle. Später gehe darauf ein.




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Wenn du dennoch dieselbe Begrifflichkeit verwendest, dann sind Missverständnisse jedoch programmiert :-)




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Mi 24. Feb 2021, 17:22

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 24. Feb 2021, 12:59
Wenn du dennoch dieselbe Begrifflichkeit verwendest, dann sind Missverständnisse jedoch programmiert :-)
Ich weiß.. aber wie soll man sonst darauf aufmerksam machen, was Gabriel gemacht hat? ;-) Er verwendet Begriffe entgegen dem üblichen Sinn (und das sogar bei mehreren gleichzeitig, was die Sache verkomplziert). Es ist ja nicht so, dass die Worte irgend jemandem gehören würden.. mit Ausnahme des Sinnfeldes.. das scheint mir originär von ihm zu stammen.




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Mi 24. Feb 2021, 18:01

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 24. Feb 2021, 09:50
Du scheinst nach wie vor davon auszugehen, dass Bereiche generell etwas Subjektives sind. Zudem gehst du davon aus, dass mit Bereich im vorliegenden Tafelbeispiel "der Raum innerhalb des Kreises", den Gabriel auf die Tafel gemalt hat, gemeint ist. Richtig?
Ich muss dazu jetzt etwas ausholen. Es gibt m.E. zwei triftige Gründe, hier von subjektiven DIngen zu sprechen. Und es gibt einen triftigen Grund von objektiven Dingen zu sprechen. Mit Dingen sind hier an der Stelle mal die Verweisungsdtrukturen (Sinnzusammenhänge) zwischen den Dingen an sich gemeint - also grob gesagt die Struktur eines solchen Sinnfeldes, in dem dies oder jenes erscheinen kann..

1. Gabriel hätte den Bereich auch an anderer Stelle anmalen können. je nachdem, was er fokussieren möchte. In der Bereichswahl bzw. -auswahl liegt also ein willkürliches Moment, woraus eben erkennbar ist, dass die Quadrate nicht unbedingt objektiv etwas mit jenem Bereich zu tun haben. Das war der erste relativ leicht verständliche Grund, warum das was Gabriel SInnfeld nennt, subjektiv erzeugt wird.

2. Hier nun schlage ich vor, sich nochmals @Alethos' Beispiel mit der Blumenwiese gründlicher anzusehen. Wir haben also einen Bereich (ein SInnfeld) welches wir mit dem Wort Blumenwiese (oder einfach Wiese) kennzeichnen. @Alethos hat das alles recht gut angesprochen, wie es zu diesem unter den Dingen verwiesenen Sinnhaftigkeiten kommt - wie wenn man es so nennen will alles an der Wiese es zur Wiese macht.

Doch wo hört die Wiese auf und wo beginnt sie. DIe Frage, du hattest es bereits angesprochen, hat sowohl einen räumlichen Aspekt als auch einen strukturalen Aspekt. Schauen wir uns zuewrst den räumlichen an. Hier lässt sich gut zeigen, dass die Grenzen dieser Wise nicht so einfach zu benennen sind, sondern im Vagen bleiben. Zählt der etwas kleinere und vereinzelt am Waldesrand stehende Baum nun mit zur Wiese oder doch schon zum Wald? Ich denke mal, es ist soweit ersichtlich, dass die Grenzen des Bereichs nicht durch die Natur der Dinge bestimmt wird, sondern durch unser latentes Dafürhalten - sie werden also zugeordnet.

Der andere und wichtigere Punkt aber ist, dass auch die innere Struktur selbiger Wiese (selbigen Sinnfeldes) nicht durch die Dinge selbst gegeben oder definiert wird. Denn es lassen sich doch ganz offensichtlich nicht nur SInnverhältnisse zwischen bspw. Blumen und Bienen "erkennen", sondern es ließen sich ja durchaus auch Sinnzusammenhänge zwischen den wabenartigen Augen einer Biene und der aktuellen Uhrzeit "erkennen", wenn man sich nur der Sache entsprechend nähert. Und damit muss ich schon zum dritten Punkt kommen, damit das gerade eben verständlich wird.

3. Es gibt tatsächlich Sinnstrukturen in diesem Sinnfeld "Wiese", welche so vorhanden sind wie die Dinge selbst, nämlich real. Doch welche sind das? Wir würden zurecht vermuten, dass der Sinnzusammenhang zwischen den Augen einer Biene und der aktuellen Uhreziet eher nicht dazu gehören. Der Sinnzusammenhang zwischen Blumen und Bienen aber schon. Aber warum meinen wir das nahezu instinktiv? Die Antwort ist ganz einfach: das eine ist real, das ander nicht. Und wir erkennen das Reale daran, dass egal wie wir darüber denken, dennoch immer das gleibe beobachten können - die Beziehung zwischen Blume und Biene nat so ein hartnäckiges Dasein wie H. Arendt es nannte.

Wir sehen also, dass Gabriel etwas ganz anders unter Realität versteht alsi ich.. ich allerdings habe die Realität auf meiner Seite, denn ich unterscheide auch weiterhin zwischen einem imaginierten und einem realen Apfel.. und tue recht daran.
Zuletzt geändert von iselilja am Mi 24. Feb 2021, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.




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Jörn Budesheim
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Mi 24. Feb 2021, 18:05

Er verwendet seine Begriffe nicht, ohne sie zu erläutern und hier wurden sie auch bereits x-mal erklärt.




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Mi 24. Feb 2021, 18:06

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 24. Feb 2021, 18:05
Er verwendet seine Begriffe nicht, ohne sie zu erläutern und hier wurden sie auch bereits x-mal erklärt.
Ja und ich tue das auch. Und nun? Ich erkläre doch seit wieviel? Seiten, was ich womit meine.

ps: oder versuche es doch zumindest, soweit es geht. Garantien fürs Verstehen gibt es nicht. ;-)




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