Gabriels Fiktionaler Realismus.

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
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Alethos
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Di 2. Mär 2021, 10:30

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 07:56
Wieso schulde ICH ein Argument wenn IHR behauptet dass diese Figuren genauso EXISTIEREN wie "ausserhab"? Das behauptet IHR, nicht ich.
Ich für meinen Teil behaupte nicht, dass sie genauso existieren, sondern ebenso. Figuren in Comics und Personen aus Fleisch und Blut existieren gleichrangig, nicht genauso im Sinne des Wortes „in derselben Weise“. Sie existieren im Sinne von „sie existieren nicht nicht“.

Die von dir unterstellte Behauptung würde die Seinsweise, den Sinn, unterschlagen, der bestimmt, was „Erscheinen in einem Bereich“ überhaupt bedeuten soll.



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NaWennDuMeinst
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Di 2. Mär 2021, 11:35

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 08:14
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 08:00
Nein. Es geht darum dass es sich um die selbe Figur handelt.
Wir gehen ja nicht zum Kiosk, kaufen das neue Superman-Heft und sagen dann jedes Mal: Oh guck mal, es gibt eine neue Comicfigur.
Allerdings ist ein Beispiel exakt so gebaut: es gibt neue Zeichner, die einen neuen Superman erfinden.
Aha. Wenn der zeichner wechselt, dann nehmen die Leser an, dass das eine ganz andere Figur ist, die nur noch den Namen mit der alten Figur gemeinsam hat.
Verstehe.

Komm, lass.



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Jörn Budesheim
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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 11:35
Komm, lass.
Nur ging dein eigenes Beispiel ganz anders: Zeichner wechselt und zeichnet Superman mit anderen Eigenschaften. Somit gibt es zwei verschiedene Figuren mit unterschiedlichen Eigenschaften, aber demselben Namen. Also kein Widerspruch.




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NaWennDuMeinst
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Di 2. Mär 2021, 15:53

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 12:49
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 11:35
Komm, lass.
Nur ging dein eigenes Beispiel ganz anders: Zeichner wechselt und zeichnet Superman mit anderen Eigenschaften. Somit gibt es zwei verschiedene Figuren mit unterschiedlichen Eigenschaften, aber demselben Namen. Also kein Widerspruch.
Nein, so ging mein Beispiel nicht. Spiderman wurde - seit es ihn gibt - von dutzenden Zeichnern gezeichnet, die alle ihren eigenen Stil haben und Spiderman unterschiedlich darstellen.
Es gibt Spiderman z.B. in muskulös und kräftig, es gibt ihn aber auch in spindeldürr (je nach Zeichner).
Kein einziges Mal haben die Fans jedoch gesagt: Das ist eine neue Comicfigur (z.B. Spiderman 2), sondern erkennen, dass das trotzdem der selbe Spiderman ist und es auch um den selben Spiderman geht (weil der nämlich die gleiche Geschichte, die selben Freunde und Feinde, usw. hat).

Wir erzählen also von der selben Figur die aber unterschiedliche, oder sogar gegensätzliche Eigenschaften hat, die in der Realität so nicht gleichzeitig vorkommen können.
Und genau deshalb bedarf es hier auch unterschiedlicher Existenzbegriffe. Es kommt Absurdes dabei raus, wenn man für Fiktionales und Reales die gleichen Existenzbegriffe zugrunde legt, was ihr aber macht. Und was auch Gabriel macht.
Und genau darauf weist der Text u.a. hin.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Di 2. Mär 2021, 16:03, insgesamt 1-mal geändert.



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Di 2. Mär 2021, 15:56

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 22:36
Nehmen wir an ich würde einen Comic zeichnen in dem genau dieser Superman nun plötzlich immun gegen Kryptonit wäre... dann wäre das genauso "real". Denn warum sollet nur die Superman-Fiktion von Jerry Siegel und Joe Shuster die Eigenschaften der fiktionalen Figur Superman bestimmen?
Jetzt haben wir aber einen Superman, der sowohl eine Schwäche für Kryptonit hat, aber auch immun dagegen ist.




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Alethos
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Das widerspricht sich nicht. Zwei Spidermans. Tausend Spidermans. Alle real. Alle original.



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Wie gesagt: die Eigenschaften von fiktionalen Figuren hängen an zwei Dingen: Dem materialen Teil des Werks und der Phantasie des Rezipienten. Wenn in einer neuen Geschichte der Held vom Autor (Zeichner etc) neue Eigenschaften erhält, dann ist das eben so. Darin gibt es kein Problem.




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Di 2. Mär 2021, 16:07

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 16:02
Wie gesagt: die Eigenschaften von fiktionalen Figuren hängen an zwei Dingen: Dem materialen Teil des Werks und der Phantasie des Rezipienten. Wenn in einer neuen Geschichte der Held vom Autor (Zeichner etc) neue Eigenschaften erhält, dann ist das eben so. Darin gibt es kein Problem.
Du siehst da kein Problem?
Ich kann meine Comicsammlung aufmachen und schlage gleichzeitig Band1 auf wo Spiderman 1,75m groß ist, und dann schlage ich zur selben Zeit Band 17 auf, wo er 1,85m groß ist.
Niemand würde nun sagen, dass das zwei unterschiedliche Figuren sind (denn es ist ja ganz klar beides Mal DER Spiderman). Trotzdem ist es aber genauso klar, dass Spiderman in beiden Fällen Eigenschaften hat die sich gegenseitig ausschliessen. Das kommt ian Gegenständen in Fiktionen vor. Aber nicht an Gegenständen in der Realität.
Und das zeigt eben ganz klar: Fiktionale Gegenstände existieren auf andere Weise als reale Gegenstände.
Die Behauptung, alles existiere auf gleiche Weise, alles falle unter einen Existenzbegriff, egal ob Reales, Fiktion oder whatever, ist falsch. Ganz klar. Ganz offensichtlich.



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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 16:07
Niemand würde nun sagen, dass das zwei unterschiedliche Figuren sind
Ich schon. Die Figur hat sich seit ihrem Entstehen ja entwickelt und verändert, sie ist eine andere geworden. Das ist bei Comics normal. Das ist bei Theateraufführungen sicher nicht anders. Und zudem gehört die Phantasie des Rezipienten schließlich auch dazu.




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Alethos hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 10:30
Ich für meinen Teil behaupte nicht, dass sie genauso existieren, sondern ebenso. Figuren in Comics und Personen aus Fleisch und Blut existieren gleichrangig, nicht genauso im Sinne des Wortes „in derselben Weise“. Sie existieren im Sinne von „sie existieren nicht nicht“.
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 16:07
Die Behauptung, alles existiere auf gleiche Weise, alles falle unter einen Existenzbegriff, egal ob Reales, Fiktion oder whatever, ist falsch.




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Di 2. Mär 2021, 16:38

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 16:25
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 16:07
Niemand würde nun sagen, dass das zwei unterschiedliche Figuren sind
Ich schon. Die Figur hat sich seit ihrem entstehen ja entwickelt und verändert, sie ist eine andere geworden. Das ist bei Comics normal. Das ist bei Theateraufführungen sicher nicht anders. Und zudem gehört die Phantasie des Rezipienten schließlich auch dazu.
Aha. Du sagst also zu Spiderman aus Band 1 "Band1-Spiderman" und zu Spiderman aus Band17 "Band17-Spiderman"?
Ich weiß nicht ob das die Idee hinter dieser Fiktion ist.... Ich schätze bei Marvel Comics glaubt man auch nicht 10.000 Spidermans zu kreieren und man muss jetzt auch nicht für jede Variante extra Lizenzgebühren bezahlen, weil das ja alles andere Figuren sind.
Nein, es ist so, dass sich die Figur fortsetzt. Und sie weist dabei eben auch gegensätzliche, sich ausschliessende Eigenschaften auf, was für Ausgedachtes auch ok ist, aber eben nicht für Reales.



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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 16:38
Nein, es ist so, dass sich die Figur fortsetzt.
Na, wenn du meinst. Ich kenne Spiderman-Comics seit mindestens einem halben Jahrhundert und weiß daher, dass die Figur sich geändert hat. Das ist im Film sogar noch extremer, finde ich. Außerdem vergisst du immer den Rezipienten und dessen Phantasie.




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Di 2. Mär 2021, 16:51

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 16:28
Alethos hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 10:30
Ich für meinen Teil behaupte nicht, dass sie genauso existieren, sondern ebenso. Figuren in Comics und Personen aus Fleisch und Blut existieren gleichrangig, nicht genauso im Sinne des Wortes „in derselben Weise“. Sie existieren im Sinne von „sie existieren nicht nicht“.
Ja, aber was bedeutet das denn "nicht nicht zu existieren? Das kann man ja ohne einen Existenzbegriff gar nicht erklären.
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 16:07
Die Behauptung, alles existiere auf gleiche Weise, alles falle unter einen Existenzbegriff, egal ob Reales, Fiktion oder whatever, ist falsch.
Es geht einfach darum, dass man für Fiktionales und Reales nicht den selben Existenzbegriff zugrunde legen kann. Aus genannten Gründen.



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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 16:45
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 16:38
Nein, es ist so, dass sich die Figur fortsetzt.
Na, wenn du meinst. Ich kenne Spiderman-Comics seit mindestens einem halben Jahrhundert und weiß daher, dass die Figur sich geändert hat.
DIE Figur? Ich denke es sind immer andere?
Das ist ja das was ich mit fortsetzen meine.... Das sind eben nicht alles andere Figuren, sondern das ist alles Spiderman, jeweils anders phantasiert.



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Jörn Budesheim
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Di 2. Mär 2021, 18:13

DIE ist bei mir nicht hervorgehoben, das ist eine freie Erfindung von dir. Es gibt bei Spider-Man (bei der materialen Seite: also beim Text, den Bildern, der Grundcharakterzüge etc.) eine Reihe von Dingen die gleich bleiben und eine Reihe von die sich ändern. Und dass sich immer wieder etwas ändert (die Fantasie der Rezipienten noch nicht mal eingerechnet), reicht um dein Argument von oben auszuhebeln.

Es gibt auch eine Reihe von Dingen in der Comicfantasiewelt, die sich erstaunlicherweise fast nie ändern, z.b. das Alter der Figuren. Als ich Spiderman zum ersten Mal gelesen habe, war deutlich älter als ich und nun ist er viel jünger als ich :)




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Di 2. Mär 2021, 19:07

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 18:13
DIE ist bei mir nicht hervorgehoben, das ist eine freie Erfindung von dir.
Nein, das ist keine freie Erfindung von mir, sondern soll Dir zeigen, dass Du, auch wenn du das leugnest, natürlich Identität des Gegenstands annimmst.
Auch bei Marvel glaubt Niemand über die Jahre 1000 Spiderman Gegenstände bearbeitet zu haben sondern es geht da immer um die selbe Figur, die unterschiedlich charakterisiert wird.
Und auch rechtlich zahlen wir nicht für jede Spiderman-Variante einzeln Lizenzen, sondern einmal für die Nutzung und Verwendung DER Figur Spiderman.
Zu behaupten wir würden jeden Spiderman als etwas ganz Neues, Eigenes annehmen, dass es sich dabei jedes Mal um eine neue, andere Figur handelt stimmt einfach nicht.
Es gibt bei Spider-Man (bei der materialen Seite: also beim Text, den Bildern, der Grundcharakterzüge etc.) eine Reihe von Dingen die gleich bleiben und eine Reihe von die sich ändern. Und dass sich immer wieder etwas ändert (die Fantasie der Rezipienten noch nicht mal eingerechnet), reicht um dein Argument von oben auszuhebeln.
Ich glaube Du verstehst das Argument gar nicht. Denn es geht ja gerade darum, dass DIE Figur sich ändert, dass sie unterschiedliche und vor allem auch gegensätztlich widersprüchliche Eigenschaften gleichzeitig aufweist

KONTINUITÄT ist in dieser zweiten Lesart nicht nur unbegründet (wie wir gerade gesehen haben), sondern wirft auch schwerwiegende philosophische Probleme auf, die fiktionale Realisten durch die Unterscheidung zwischen Exemplifikation und Charakterisierbarkeit zu vermeiden versuchen. Eine absurde Konsequenz der zweiten Lesart ist z.B., dass es für ein und dieselbe Art von Dingen - z.B. Menschen - zwei grundsätzlich verschiedene Weisen gäbe, zur Existenz zu kommen, einmal durch Geburt, einmal durch Ausgedachtwerden. Zweitens sind Figuren in literarischen Werken nicht vollständig charakterisiert, es scheint aber ebenso absurd anzunehmen, dass jemand, der die Eigenschaft des Menschseins exemplifiziert, dies schafft, ohne z.B. eine bestimmte Körpergröße zu haben, wie anzunehmen, dass Faust eine ganz bestimmte Körpergröße hat, obwohl uns Goethe nichts davon erzählt. Drittens wird in Fiktionen manchmal von ein und derselben Sache behauptet, dass sie eine Eigenschaft hat, als auch, dass sie sie nicht hat.
Ein Gegenstand kann aber nicht eine Eigenschaft sowohl exemplifizieren als auch nicht exemplifizieren.

Es gibt auch eine Reihe von Dingen in der Comicfantasiewelt, die sich erstaunlicherweise fast nie ändern, z.b. das Alter der Figuren. Als ich Spiderman zum ersten Mal gelesen habe, war deutlich älter als ich und nun ist er viel jünger als ich :)
Es geht darum, dass fiktionale Gegenstände gegensätzliche, nicht miteinander vereinbare Eigenschaften in sich vereinen können. Genau das kommt bei realen Gegenständen aber nicht vor, ergo: Man kann für beides - Fiktionales und Reales - nicht den selben Existenzbegriff zugrunde legen, was sowohl Du als auch Alethos, aber vor allem auch Gabriel machen wenn ihr sagt: Fiktionales existiert genauso wie Reales. Für Beides sind jeweils andere Existenzbegriffe nötig und wenn man meint das sei überflüssig muss man das sinnvoll begründen. Das Fehlen solcher Begründungen wird angemahnt.
So lautet das Argument und nicht anders.



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Di 2. Mär 2021, 19:23

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 19:07
Für Beides sind jeweils andere Existenzbegriffe nötig und wenn man meint das sei überflüssig muss man das sinnvoll begründen.
Richtig. Eigentlich versteht das auch jeder, denn die Welt in der sich Spiderman bewegt ist doch offensichtlich schon eine ganz ander mit andern Naturgesetzen etc. In dieser Welt sind nicht nur Dinge möglich, die in der Realität nicht aufzufinden sind, sondern dort sind vor allem die Zusammenhänge zwischen den Dingen derart konstruiert , dass sie immer an irgendeinem Punkt, wenn die Geschichte nur ausführlich betrachtet wird, zu Widersprüchen führt.

Und in diesem Punkt kann man glaube ich auch H. Arendt am deutlichsten verstehen, wennn sie sagt, dass nichts Vergleichbares an die Stelle der Wahrheit (hier: des Realen) gesetzt werden kann. Genau das ist das Kriterium woran man solche Geschiten nämlich auseinander halten kann.. und sich Lügner im interogativen Selbsterklären irgendwann auch selbst verstricken. Der fiktionale Charakter kommt dadurch zum Vorschein. Sonst würde Kriminolgenarbeit auch völlig umsonst sein.




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Di 2. Mär 2021, 19:31

Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie sich jemand - vor Gericht einer Straftat angeklagt - auf Gabriel beruft und erklärt dass seine (offensichtlich frei erfundene) Geschichte genauso real ist. ;-)

Ich würde wetten, dass man ihn, wenn er nur lange genug darauf beharrt, in die Forensische wegsperrt.

Empfehlenswert wäre es dann vielleicht auch noch, dem Richter nach Urteilsverkündung zu erklären, warum es die Welt, in der er gerade das Urteil gefällt hat, in Wahrheit garnicht gibt. Sowas kommt als dramtischer Abgang immer gut an beim Publikum.
Zuletzt geändert von iselilja am Di 2. Mär 2021, 19:42, insgesamt 1-mal geändert.




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Di 2. Mär 2021, 19:36

iselilja hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 19:31
Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie sich jemand - vor Gericht einer Straftat angeklagt - auf Gabriel beruft und erklärt dass seine (offensichtlich frei erfundene) Geschichte genauso real ist. ;-)
An der Stelle war ich auch schon. Der Richter gibt dann einfach das Sinnfeld vor, das, obwohl ja keine Sinnfelder anderen "überlegen" sind weil es "DIE Welt nicht gibt", dann doch vom Richter bevorzugt wird(!) und damit hat sich dann der Fall für die "neuen Realisten":
Naja. Sorry, aber das ist nicht wirklich überzeugend.

Wie sagtest Du es so schön: Man merkt der SFO ihren fiktionalen Charakter an. Die Widersprüche lauern an jeder Ecke.



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Di 2. Mär 2021, 19:48

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
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Dann können wir uns leider nicht unterhalten.




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