Gabriels Fiktionaler Realismus.

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
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iselilja
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Mo 1. Mär 2021, 17:32

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 01:38
Der fiktionale Realismus behauptet, dass Autoren dadurch, dass sie einen Eigennamen (wie „Faust“) in einem literarischen Text
verwenden, um eine fiktive Geschichte zu erzählen, einer fiktionalen Gestalt zu Existenz verhelfen, über die man dann wahre Aussagen machen kann.
In gewisser Weise stimmt das schon, nur nicht in der Weise wie Gabriel dies meint. Als Jules Verne von einem Flug zum Mond in einer Rakete schrieb, ist duch das Schreiben und Rezipieren dieser Dinge natürlich keine Rakete in der Welt erschienen, die irgendie existieren würde. Aber später orientierten sicvh manche Menschen an solchen Vorstellungen, weil sie Gefallen an der phantastischen Geschichte hatten.. und so wurden irgendwann Raketen erst möglich und dann real. Und hier erkennt man sicherlich auch schon, dass Gabriels Auffassung nicht richtig ist, denn es sind am Ende doch ganz andere Raketen entstanden, als die Menschen sie sich damals vorstellten. Würden also diese Raketen so wie man sie in Vernes Büchern illustriert hat existieren, warum existieren sie dann heute nicht?

Allein der Buchtitel läd zum Lachen ein. Warum nicht gleich "Philosophie des Unwahren" oder "experimentelle Mathematik" in der 40%+40%+40% dann irgendwie doch 100% ergeben.. oder noch besser "gelogene Wahrheit" :-)

Es gab da vor ein paar Jahren so eine Auschreibung.. gesucht waren die 30 verrücktesten Ideen zur Philosophie. Entstanden ist der Neue Realismus mit all seinen sujethaften Facetten. In einer Vernisage kann man nun so interessante Ausstellungsstücke wie einen spekulativen Realismus, der mindestens mit dem fiktionalen Realismus mithalten kann, aber auch durchaus sehenwerte Werke .von Graham bewundern. Eines zauberhafter als das andere. :-)




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Alethos
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Mo 1. Mär 2021, 18:41

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 13:34
Wie in dem Text beschrieben, gehen selbst fiktionale Realisten nicht davon aus, dass sie existieren, jedenfalls nicht auf der Ebene der Fiktion, weil dass dann eben absurde Konsequenzen mit sich bringt (siehe Beispiele)
Auf einer Metaebene existieren sie :"Faust ist bekannter als Völler", aber eben nicht so wie Du das hier mMn immer zu erklären versucht hast.
In wie fern Gabriel das auch so vertritt wie in dem Text vorgeworfen, dazu wird vielleicht Jörn noch was beitragen.
Nichts desto trotz bestätigt der Text für mich eigentlich, dass mit dieser Vorstellung von den existierenden fiktionalen Figuren irgendwas schief ist.
Das Ganze muss einen zwangsläufig stutzig machen.
Dass es sich dabei um eine etwas gewöhnungsbedürftige Ansicht handelt, kann ich nachvollziehen.

Nochmal: Wenn in einer fiktionalen Geschichte von "auf Besen fliegenden Hexen" die Rede ist, muss es in dieser fiktionalen Geschichte reale Hexen geben, die auf Besenstilen herumdüsen, weil die Geschichte sonst von gar nichts handelte. In einem Sinn von Hexesein müssen dort also Hexen vorkommen. Diese Hexen-Figuren sind dann nicht fiktionale Figuren im Sinne, dass sie nicht existierten, sondern sie existieren eben so, wie sie dort vorkommen - als fiktive Figuren einer fiktionalen Geschichte.

Aber diese Hexen sind ja nicht einfach Elefanten oder Steine oder sonstige Gegenstände, sondern sie sind Hexen. Sie klassifizieren sich als Hexen, weil sie dies und das an sich haben, was sie zu Hexen macht. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie beschrieben werden mit Beinen und langen Nasen, mit Körpern oder körperlos, zahnlos oder mit Warzen im Gesicht (das spielt natürlich für die Dramatik der Geschichte eine Rolle, nicht für das Hexesein an sich), denn die Eigenschaften, die sie haben, müssen sie nicht in jedem Fall haben, um Hexen zu sein. Sie sind Hexen allein dadurch, dass auf sie als "logische Subjekte" referenziert wird (ich hatte einen Nachtrag zum Thema "logisches Subjekt" versprochen, den ich noch schuldig bleiben muss). Kurz gesagt: Das logische Subjekt ist dasjenige, worauf sich Aussagen beziehen. Insofern Beschreibungen, Erzählungen usw. Aussageform haben, beziehen sie sich auf das Objekt "Hexe", wenn sie von ihnen handeln. Das logische Subjekt "Hexe", ist auch das, was am Karneval vorkommt - in Form verkleideter Menschen. Nichts verleiht diesen Menschen in Hexenkostümen magische Kräfte oder die Fähigkeit auf Besen zu fliegen, da sie ja nur kostümierte Menschen sind, die Hexen darstellen. Aber sie stellen ja nicht Elefanten oder Steine dar, sondern Hexen, weshalb sie mit ihrem Kostüm eine Aussage machen: "Ich bin eine Hexe.", was so viel bedeutet, dass sie auf das logische Subjekt referenzieren.

Der Clou beim logischen Subjekt ist nun, dass es gar keine eindeutige Art und Weise hat vorzukommen. Es kommt eben in Sätzen vor, in raumzeitlichen Verkörperungen, in rechtlicher Hinsicht in Gesetzestexten etc. etc. Das logische Subjekt hat keine Verankerung nur in einem Sinn, sondern es gehört zu ihm, dass er vorkommt in dieser und jener Weise.
Darum meinen wir ja, dass du das dort auf einer Foto von dir bist, wenn wir sagen: "Das bist du", weil sich das Foto auf dein logisches Subjekt bezieht. Streng genommen bist das dort auf dem Foto nicht du, der jetzt gerade vor dem PC diese Sätze liest, sondern der jetzt vor dem PC sitzende ist auch nur eine Präsentationsform des logischen Subjekts, das sich "Ich" nennt. Und wenn ich z.B. an dich denke, NWDM, dann handelt mein Gedanke von dir - deinem logischen Subjekt in Gedankenform meiner Vorstellung von dir.
Natürlich kommst nicht du leiblich in meinem Gedanken vor, aber nicht Papst Benedikt oder Elefanten, sondern du. Das ist gemeint, wenn ich sage, du existierest in meinen Gedanken: Du - in einer bestimmten Weise deines Duseins - als logisches Subjekt im Bereich meiner Gedanken.

Zu sagen, dass diese "Referenz auf Etwas" in Geschichten, Gedanken oder Irrtümern nicht existiere, ist logisch einfach falsch und ontologisch sinnlos.
Zuletzt geändert von Alethos am Mo 1. Mär 2021, 18:46, insgesamt 1-mal geändert.



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Jörn Budesheim
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Mo 1. Mär 2021, 18:43

Ich glaube, folgende Philosophie-Foren-Erfahrung ist ein großes Hindernis beim Verständnis der SFO. Jede/r der/die diese Erfahrungen eine Zeit lang gemacht hat, kennt die ellenlangen Diskussionen über die bewusstseinsunabhängige Realität. Bewusstseins Unabhängigkeit war "ein Garant wahrer Existenz". Diese frühphilosophische Prägung wird man nun nicht mehr los :)




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iselilja
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Mo 1. Mär 2021, 19:11

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 18:43
Ich glaube, folgende Philosophie-Foren-Erfahrung ist ein großes Hindernis beim Verständnis der SFO. Jede/r der/die diese Erfahrungen eine Zeit lang gemacht hat, kennt die ellenlangen Diskussionen über die bewusstseinsunabhängige Realität. Bewusstseins Unabhängigkeit war "ein Garant wahrer Existenz". Diese frühphilosophische Prägung wird man nun nicht mehr los :)
Diese Erfahrung kann ich bestätigen. :-) Ich denke aber nicht, dass dies der Grund ist, warum die SFO auf so breiter Basis Widerspruch findet. Die Gründe dafür liegen in der SFO selbst, weil sie mehr sein will als sie sein kann.

Nehmen wir nur mal den Gabrielschen Weltbegriff: er selbst versteht unter die Welt etwas völlig anderes, als es der übliche Sprachgebrauch und auch die philosophische Tradition hergibt. Das wäre soweit auch okay.. aber das führt bei vielen (wie man auch hier beobachten kann ;-) ) zu der Assoziation DIE Welt in der wir leben würde nicht existieren, dabei hat Gabriel doch eine ganz andere Welt gemeint.

DAS sind solche Gründe für die Ablehnung. Und die sind allemal berechtig. Man könnte das auch so formuleiren: so wie es eine Welt der Elfen und Feen gibt, gibt es auch eine Welt der Sinnfelder. Denn genau das findet real statt, wenn man über Feen oder Sinnfelder nachdenkt, man schenkt ihnen eine Welt, in der sie solange "existieren" wie man diese Welt denkt. Mit Realismus hat das alles leider GARNICHTS zu tun. Nicht mal näherungsweise.
Zuletzt geändert von iselilja am Mo 1. Mär 2021, 19:20, insgesamt 4-mal geändert.




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Jörn Budesheim
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Alethos hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 18:41
Dass es sich dabei um eine etwas gewöhnungsbedürftige Ansicht handelt, kann ich nachvollziehen.
Aber eigentlich packt diese Ansicht doch nur unsere vor-philosophischen Praktiken in der Theorie. Wenn wir auf dem Schulhof - sagen wir - über Comics gesprochen haben, dann war bereits klar, dass wir über Comics gesprochen haben - wir haben dann über Superman, sein Alter Ego Clark Kent, Jimmy Olsen, Louis Lane etc. gesprochen. mit anderen Worten: wenn das Feld angegeben war, wenn also jeder wusste, dass wir über Comics sprechen dann wurde die Figur nicht noch mal zusätzlich als Comicfigur ausgezeichnet. Das wäre nicht nur ganz überflüssig, sondern auch noch falsch, wenn wir statt von Superman von einem Comic-Superman sprechen würden, das würde schließlich heißen, dass es in dem Comic einen Comic gibt, in dem Superman vorkommt. Und in dem Comic, also in der Comicwelt waren eben bestimmte Dinge wahr: Superman konnte fliegen, er hatte Superkräfte, er hat eine Schwäche für Louis Lane und Kryptonit :)




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Alethos
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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 19:12
er hat eine Schwäche für Louis Lane und Kryptonit
Ich glaube kaum, dass Superman eine Schwäche für Kryptonit hatte. Vielmehr wurde er bei Lois und bei Kryptonit schwach. Das ist vielleicht eine Finesse, aber wir sollten über reale Gestalten keine Fakenews verbreiten :)



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Jörn Budesheim
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:)




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iselilja
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Mo 1. Mär 2021, 20:11

Es gibt Bücher, die schlägt man nicht ungestraft auf. Gabriels Bücher gehören dazu. ;-)




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NaWennDuMeinst
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Mo 1. Mär 2021, 22:29

Alethos hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 18:41
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 13:34
Wie in dem Text beschrieben, gehen selbst fiktionale Realisten nicht davon aus, dass sie existieren, jedenfalls nicht auf der Ebene der Fiktion, weil dass dann eben absurde Konsequenzen mit sich bringt (siehe Beispiele)
Auf einer Metaebene existieren sie :"Faust ist bekannter als Völler", aber eben nicht so wie Du das hier mMn immer zu erklären versucht hast.
In wie fern Gabriel das auch so vertritt wie in dem Text vorgeworfen, dazu wird vielleicht Jörn noch was beitragen.
Nichts desto trotz bestätigt der Text für mich eigentlich, dass mit dieser Vorstellung von den existierenden fiktionalen Figuren irgendwas schief ist.
Das Ganze muss einen zwangsläufig stutzig machen.
Dass es sich dabei um eine etwas gewöhnungsbedürftige Ansicht handelt, kann ich nachvollziehen.

Nochmal: Wenn in einer fiktionalen Geschichte von "auf Besen fliegenden Hexen" die Rede ist, muss es in dieser fiktionalen Geschichte reale Hexen geben, die auf Besenstilen herumdüsen
Nein, muss es eben nicht. Genau darum geht es ja.
, weil die Geschichte sonst von gar nichts handelte.
Doch, sie handelt schon von etwas. Nur nicht von realen Hexen.



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Alethos
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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 22:29
sie handelt schon von etwas. Nur nicht von realen Hexen.
Du würdest sagen, dass sie von Beschreibungen von Hexen handelt oder von Figuren, die für etwas stehen, das man Hexen nennt oder so ähnlich.

Dann muss du aber eine positive Theorie bereithalten, die erklärt, worauf sich das bezieht, was in diesen Geschichten vorkommt. Woher nimmt die Geschichte ihren Gegenstand und von welchem Begriff entlehnt das Wort „Hexe“ seine Bedeutung? Selbst, wenn es nur von einer Vorstellung herrührt, was eine Hexe sei, muss doch das Verhältnis zwischen dem Begriff „Hexe“ und dem Gegenstand, für den dieser Begriff steht, ontologisch und semantisch geklärt werden.
Zuletzt geändert von Alethos am Mo 1. Mär 2021, 22:36, insgesamt 1-mal geändert.



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Mo 1. Mär 2021, 22:36

Alethos hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 19:22
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 19:12
er hat eine Schwäche für Louis Lane und Kryptonit
Ich glaube kaum, dass Superman eine Schwäche für Kryptonit hatte. Vielmehr wurde er bei Lois und bei Kryptonit schwach. Das ist vielleicht eine Finesse, aber wir sollten über reale Gestalten keine Fakenews verbreiten :)
Das ist eben die zweite Absurdität. Nehmen wir an ich würde einen Comic zeichnen in dem genau dieser Superman nun plötzlich immun gegen Kryptonit wäre... dann wäre das genauso "real". Denn warum sollet nur die Superman-Fiktion von Jerry Siegel und Joe Shuster die Eigenschaften der fiktionalen Figur Superman bestimmen?
Jetzt haben wir aber einen Superman, der sowohl eine Schwäche für Kryptonit hat, aber auch immun dagegen ist.

"Drittens wird in Fiktionen manchmal von ein und derselben Sache behauptet, dass sie eine Eigenschaft hat, als auch, dass sie sie nicht hat.
Ein Gegenstand kann aber nicht eine Eigenschaft sowohl exemplifizieren als auch nicht exemplifizieren."


Das haut nicht hin, Leute. Damit ist was ganz arg krumm.

"KONTINUITÄT ist in dieser zweiten Lesart nicht nur unbegründet (wie wir gerade gesehen haben), sondern wirft auch schwerwiegende philosophische Probleme auf, die fiktionale Realisten durch die Unterscheidung zwischen Exemplifikation und Charakterisierbarkeit zu vermeiden versuchen."



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Mo 1. Mär 2021, 22:44

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 22:36
Nehmen wir an ich würde einen Comic zeichnen in dem genau dieser Superman nun plötzlich immun gegen Cryptonit wäre... dann wäre das genauso "real". Denn warum sollet nur die Superman-Fiktion von Jerry Siegel und Joe Shuster die Eigenschaften der fiktionalen Figur Superman bestimmen?
Tun sie ja nicht. Wir haben es mit zwei Supermanfiguren zu tun. Kein Problem, da A ≠ B. Die Eigenschaften von A widersprechen nicht den Eigenschaften von B. Es ist nicht absurd zu sagen, dass der Superman von NWDM die Eigenschaft a und der Superman von Siegel die Eigenschaft b hat. Sie kommen auch in anderen Bereichen vor: Im Comic x und im Comic y.

Absurd wäre es vielmehr zu behaupten, es gebe nur einen Superman (the one and only), der alle andere ontologisch deklassiert. Ja, es gibt das Original, aber dein Superman bezieht sich auf diesen, weshalb in deiner Zeichnung Superman vorkommt.. nicht so, wie wir im Original mit diesen Fähigkeiten kennen, sondern mit anderen. Deshalb ist dein Superman als dein Superman ein Original.. kein sonderlich einfallsreiches, aber ein Original.



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Mo 1. Mär 2021, 23:06

Alethos hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 22:44
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 22:36
Nehmen wir an ich würde einen Comic zeichnen in dem genau dieser Superman nun plötzlich immun gegen Cryptonit wäre... dann wäre das genauso "real". Denn warum sollet nur die Superman-Fiktion von Jerry Siegel und Joe Shuster die Eigenschaften der fiktionalen Figur Superman bestimmen?
Tun sie ja nicht. Wir haben es mit zwei Supermanfiguren zu tun.
Nein, haben wir nicht. Es geht um DIESEN Superman. Warum sollte der nicht einfach anders phantasiert werden?
So ist es ja auch. Figuren werden von Jemanden erfunden. Der stirbt. Dann führen andere diese Figur weiter. Und das ist dann eben nicht eine andere Figur, sondern die selbe Figur, die einfach von anderen anders phantasiert wird, teilweise sogar gegensätzlich.
Das alles geht überhaupt nur, weil sie eben NICHT real in dem Sinne sind wie Du es meinst.

(Schau dir die Spiderman-Comics über die Jahrzehnte an, und wie die Figur sich - teilweise stark gegensätzlich - entwickelt hat. Trotzdem sagen wir ja nicht, dass dies alles jeweils neue Spidermans sind. Das ist immer Peter Parker.)



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Alethos
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Di 2. Mär 2021, 05:51

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 23:06
Alethos hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 22:44
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 22:36
Nehmen wir an ich würde einen Comic zeichnen in dem genau dieser Superman nun plötzlich immun gegen Cryptonit wäre... dann wäre das genauso "real". Denn warum sollet nur die Superman-Fiktion von Jerry Siegel und Joe Shuster die Eigenschaften der fiktionalen Figur Superman bestimmen?
Tun sie ja nicht. Wir haben es mit zwei Supermanfiguren zu tun.
Nein, haben wir nicht. Es geht um DIESEN Superman. Warum sollte der nicht einfach anders phantasiert werden?
Es geht um das logische Subjekt hinter Superman, ja, aber es geht nicht um den Superman. Den Superman gibt es nicht, sondern es gibt auch Christopher Reeve als Superman-Darsteller. Alle Superman-Formen beziehen sich auf „Superman“, der nie der Superman im Sinne von nur das und das und so und so ist, sondern der eben logisches Subjekt und wandelbar ist - wandelbar auch in der Form seiner Gegebenheit: als Zeichnung, als Filmdarsteller, als Plastikfigur etc.



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Di 2. Mär 2021, 06:50

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 22:36
Jetzt haben wir aber einen Superman, der sowohl eine Schwäche für Kryptonit hat, aber auch immun dagegen ist.
Was du für deine Argumentation unterschlägst: es handelt sich um verschiedene Comics.

Und selbst wenn sie im gleichen Comic sich widersprechende Eigenschaften hätten, sehe ich darin zunächst kein Problem, du schuldest ein Argument dafür, warum in der Fiktion dieselben Regeln gelten sollten, wie außerhalb. Die Grenzen sind hier nur unsere Fantasie, sprich unsere Vorstellungskraft. Denn damit, zusammen mit der "Vorlage" wird das Sinnfeld aufgespannt. Der ästhetischen Gehalt eines Kunstwerkes kann auch darin bestehen, dass die Möglichkeit erprobt wird, in welchen Grenzen man sich sogar noch widersprüchliche Dinge vorstellen kann.




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Di 2. Mär 2021, 07:55

Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschoss’ner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer grünen Kiste,
die rot angestrichen war.

Neben ihm ’ne alte Schrulle,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
in der Hand ’ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.
Hier wird unsere Fähigkeit, sich die Zeilen kohärent auszumalen auf die Probe gestellt. Und wir müssen scheitern. Daher ist hier meines Erachtens nicht der blondgelockte Jüngling mit schwarzen Haaren Gegenstand des Gedichtes sondern die Widersprüchlichkeit des Gedichtes selbst.




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Di 2. Mär 2021, 07:56

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 06:50
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 22:36
Jetzt haben wir aber einen Superman, der sowohl eine Schwäche für Kryptonit hat, aber auch immun dagegen ist.
Was du für deine Argumentation unterschlägst: es handelt sich um verschiedene Comics.

Und selbst wenn sie im gleichen Comic sich widersprechende Eigenschaften hätten, sehe ich darin zunächst kein Problem, du schuldest ein Argument dafür, warum in der Fiktion dieselben Regeln gelten sollten, wie außerhalb.
Wieso schulde ICH ein Argument wenn IHR behauptet dass diese Figuren genauso EXISTIEREN wie "ausserhab"? Das behauptet IHR, nicht ich.
Ihr schuldet MIR ein Argument dafür warum das so ist und wie das sein kann.
Und genau DAS wird in dem Text eben auch völlig zu recht von Gabriel verlangt.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am Di 2. Mär 2021, 08:07, insgesamt 1-mal geändert.



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Di 2. Mär 2021, 08:00

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 06:50
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Mo 1. Mär 2021, 22:36
Jetzt haben wir aber einen Superman, der sowohl eine Schwäche für Kryptonit hat, aber auch immun dagegen ist.
Was du für deine Argumentation unterschlägst: es handelt sich um verschiedene Comics.
Nein. Es geht darum dass es sich um die selbe Figur handelt.
Wir gehen ja nicht zum Kiosk, kaufen das neue Superman-Heft und sagen dann jedes Mal: Oh guck mal, es gibt eine neue Comicfigur.



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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 07:56
Wieso schulde ICH ein Argument wenn IHR behauptet dass diese Figuren genauso EXISTIEREN wie "ausserhab"? Das behauptet IHR, nicht ich.
Das habe ich nicht geschrieben. Geschrieben habe ich, dass du ein Argument dafür brauchst, dass die Regeln in der Fiktion den Regeln außerhalb der Fiktion entsprechen müssen. Und: In den Grenzen, die ich kurz skizziert habe, scheint mir Widersprüchlichkeit kein Problem zu sein.




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Jörn Budesheim
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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Di 2. Mär 2021, 08:00
Nein. Es geht darum dass es sich um die selbe Figur handelt.
Wir gehen ja nicht zum Kiosk, kaufen das neue Superman-Heft und sagen dann jedes Mal: Oh guck mal, es gibt eine neue Comicfigur.
Allerdings ist ein Beispiel exakt so gebaut: es gibt neue Zeichner, die einen neuen Superman erfinden. das ist in der Kunst ja gang und gäbe, dass unterschiedliche Maler und Zeichner einen Stoff ganz unterschiedlich interpretieren. Und dann braucht es natürlich unterschiedliche Fantasien beim Betrachter und damit unterschiedliche Sinnfelder.




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