Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Di 2. Mär 2021, 18:13
DIE ist bei mir nicht hervorgehoben, das ist eine freie Erfindung von dir.
Nein, das ist keine freie Erfindung von mir, sondern soll Dir zeigen, dass Du, auch wenn du das leugnest, natürlich Identität des Gegenstands annimmst.
Auch bei Marvel glaubt Niemand über die Jahre 1000 Spiderman Gegenstände bearbeitet zu haben sondern es geht da immer um die selbe Figur, die unterschiedlich charakterisiert wird.
Und auch rechtlich zahlen wir nicht für jede Spiderman-Variante einzeln Lizenzen, sondern einmal für die Nutzung und Verwendung DER Figur Spiderman.
Zu behaupten wir würden jeden Spiderman als etwas ganz Neues, Eigenes annehmen, dass es sich dabei jedes Mal um eine neue, andere Figur handelt stimmt einfach nicht.
Es gibt bei Spider-Man (bei der materialen Seite: also beim Text, den Bildern, der Grundcharakterzüge etc.) eine Reihe von Dingen die gleich bleiben und eine Reihe von die sich ändern. Und dass sich immer wieder etwas ändert (die Fantasie der Rezipienten noch nicht mal eingerechnet), reicht um dein Argument von oben auszuhebeln.
Ich glaube Du verstehst das Argument gar nicht.
Denn es geht ja gerade darum, dass DIE Figur sich ändert, dass sie unterschiedliche und vor allem auch gegensätztlich widersprüchliche Eigenschaften gleichzeitig aufweist
KONTINUITÄT ist in dieser zweiten Lesart nicht nur unbegründet (wie wir gerade gesehen haben), sondern wirft auch schwerwiegende philosophische Probleme auf, die fiktionale Realisten durch die Unterscheidung zwischen Exemplifikation und Charakterisierbarkeit zu vermeiden versuchen. Eine absurde Konsequenz der zweiten Lesart ist z.B., dass es für ein und dieselbe Art von Dingen - z.B. Menschen - zwei grundsätzlich verschiedene Weisen gäbe, zur Existenz zu kommen, einmal durch Geburt, einmal durch Ausgedachtwerden. Zweitens sind Figuren in literarischen Werken nicht vollständig charakterisiert, es scheint aber ebenso absurd anzunehmen, dass jemand, der die Eigenschaft des Menschseins exemplifiziert, dies schafft, ohne z.B. eine bestimmte Körpergröße zu haben, wie anzunehmen, dass Faust eine ganz bestimmte Körpergröße hat, obwohl uns Goethe nichts davon erzählt. Drittens wird in Fiktionen manchmal von ein und derselben Sache behauptet, dass sie eine Eigenschaft hat, als auch, dass sie sie nicht hat.
Ein Gegenstand kann aber nicht eine Eigenschaft sowohl exemplifizieren als auch nicht exemplifizieren.
Es gibt auch eine Reihe von Dingen in der Comicfantasiewelt, die sich erstaunlicherweise fast nie ändern, z.b. das Alter der Figuren. Als ich Spiderman zum ersten Mal gelesen habe, war deutlich älter als ich und nun ist er viel jünger als ich
Es geht darum, dass fiktionale Gegenstände gegensätzliche, nicht miteinander vereinbare Eigenschaften in sich vereinen können. Genau das kommt bei realen Gegenständen aber nicht vor, ergo: Man kann für beides - Fiktionales und Reales - nicht den selben Existenzbegriff zugrunde legen, was sowohl Du als auch Alethos, aber vor allem auch Gabriel machen wenn ihr sagt: Fiktionales existiert genauso wie Reales. Für Beides sind jeweils andere Existenzbegriffe nötig und wenn man meint das sei überflüssig muss man das sinnvoll begründen. Das Fehlen solcher Begründungen wird angemahnt.
So lautet das Argument und nicht anders.