Mit genau dieser Antwort habe ich gerechnet.
Die andere Richtung der Kunst ist für mich auch die viel interessantere, also die von Außen nach Innen. Die von Innen nach Außen ist vielleicht auch gar nicht die über die Zeiten ausschlaggebende gewesen, sondern eher ein Produkt des Individuationsprozesses der Neuzeit?
Zwar spielen (zumindest heutzutage) beide Richtungen eine Rolle, ich würde den Drang zum Ausdruck bei Künstlerinnen und Künstlern also nicht unterschlagen wollen. Aber ein Kunstwerk sollte auch ohne diesen individuellen Hintergrund bestehen können, einfach für sich. Es ist für mich dann tatsächlich "aufgeladen", wie du es bezeichnet hast, mit Bedeutung, mit Kraft, und wirkt auf mich, also von "Außen" nach "Innen" (bestimmt auch eine zumindest fragwürdige Beschreibung, aber um der Abkürzung des Gedankens willen lasse ich das jetzt mal so stehen). Insofern ist es dann ein Fetisch, in der neutralen Bedeutung des Wortes (auch wenn es mir schwer fällt, dieses so stark einseitig konnotierte Wort neutral zu benutzen), als eines mit einer Kraft ausgestatteten Objektes. Und zwar hat es diese Kraft nicht nur, weil wir sie ihm verliehen haben, sozusagen als Stellvertreter oider als Verlängerung unseres Ichs, sondern es gewinnt damit ein Eigenleben. Zwar immer im Wechselspiel mit Menschen, aber zunehmend unabhängig von seinem Urheber.
Und nicht nur Kunstwerke können ein solches Eigenleben entwickeln, sondern auch andere Gegenstände. Vielbenutzte Werkzeuge oder andere Alltagsgegenstände beispielsweise, die mit der Zeit Patina und so etwas wie Würde gewinnen. (Der japanische Begriff Wabi-Sabi fällt mir dabei ein.)
Das Wesen der Dinge gewinnt so noch eine ganz andere Bedeutung. Dabei geht es dann nicht mehr um die inhaltlich-begriffliche Bestimmung, sondern um so etwas wie die "Persönlichkeit" eines Dinges.